Besuch in Washington D.C.

Wir nutzen das lange Wochenende, um uns das Ganze selbst aus nächster Nähe anzuschauen, und so wird ein Stück amerikanischer Zeitgeschichte für uns ein wenig lebendiger: Marc fährt mit Ole und Tim nach Washington D.C. Tim arbeitet gerade für die Schule an einer Präsentation über Martin Luther King (Thema: „My famous African-American person“ – wir haben gerade den „Black History Month“). Sie besuchen dort das Lincoln Memorial, wo Martin Luther King 1963 seine legendäre Rede „I have a dream“ gehalten hat – da kann man Geschichte endlich mal anfassen.   Schon gewusst? Warum ist der Februar der „Black History Month“?

Ein Zoo ohne Tiere

Paul ist zurzeit ein großer Fan von Hasen und wünscht sich nichts sehnlicher als einen zum Geburtstag. Da wir ihm diesen Wunsch nicht erfüllen können, sind wir also zum Zoo gefahren. Der Eintritt war etwas reduziert (nette Überraschung), aber dann kam der Schock: Fast alle Gehege im Zoo waren leer – selbst die Pinguine waren nicht zu sehen! Und die sollten bei dem Eiswetter doch in ihrem Element sein! Großer Frust bei den Kids. Nach einer Runde auf dem Karussell (angeschnallt wohlgemerkt – wir haben dazugelernt!) und nach einem Besuch im Geschenkshop machen wir uns enttäuscht auf den Heimweg. Ein kleiner Hinweis am Eingang, dass die meisten Tieren in Winterquartieren waren, wäre ja doch nett gewesen.

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Fliegen als Gegengewicht zu meinem Beruf

Über Weihnachten wurde mir klar, dass ich ein mentales Gegengewicht zu meinem Beruf brauche und ich hatte im Septemberbrief ja erzählt, dass ich angefangen habe, einen Pilotenschein zu machen. Nach den Anschlägen vom 11. September (die nennt man hier nur 9/11) müssen Ausländer, die einen Pilotenschein in den USA machen wollen, einen Background-Check über sich ergehen lassen und Fingerabdrücke abgeben. Leider zögerte sich meine TSA-Freigabe (Transportation Security Administration) bis Februar hinaus, da ich nicht dazu gekommen bin, diese Fingerabdrücke abzugeben. Doch im Februar habe ich endlich die TSA-Freigabe bekommen und einen engen Zeitplan mit der Flugschule abgestimmt, um die Ausbildung nun zügig durchzuziehen. Im März werde ich jede Woche mindestens vier Stunden pro Woche fliegen! Leider ist die „VFR-Ground-School“ (Visual Flight Rules), also die Theorieausbildung, gerade vorbei und so muss ich viel im Selbststudium erarbeiten. Damit das einfacher geht, habe ich mich für die „IFR-Ground-School“ (Instrument Flight Rules) eingeschrieben. Das ist eigentlich für fertige VFR-Piloten gedacht, die eine weiterführende Ausbildung für den Instrumentenflug absolvieren. Aber ich komme mit den Inhalten gut klar und ich habe bereits eine Menge über VORs (Very High Frequency Omnidirectional Range) und ATCs (Air Traffic Controls) gelernt. Die Ausbildung hier in unmittelbarer Nähe zu NYC gehört sicher zu den anspruchsvollsten der Welt: Der unheimlich dichte und regulierte Luftraum, gepaart mit vielen Sonderregeln und den drei großen Verkehrsflughäfen in unmittelbarer Nähe macht vor allem den Funkverkehr und die Navigation sehr spannend. Aber wenn ich fertig bin, kann ich euch mit zu einem der schönsten Rundflüge der Welt nehmen: die Skyline-Route durch die Hudson River Exclusion Zone (von Norden kommend an der George-Washington-Bridge vorbei, den ganzen Hudson River runter, an der Statue-of-Liberty vorbei und dann über die Verrazano-Bridge raus aufs Meer).  

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Einlass zur Krone

An unserem 21. Jahrestag besuchen Marc und ich mit Theo und Tim die Freiheitsstatue auf „Liberty Island“ im New York Harbor. Wir haben bereits vor Monaten sogenannte „ crown tickets“ gebucht, die uns den Einlass bis zur Krone ermöglichen – die sind limitiert auf ca. 200 Leute pro Tag. Bisher hatte ich die „Liberty Enlightening the World“ (so ihr „voller“ Name) nur aus dem Auto auf unseren Fahrten nach NYC gesehen – ihre leuchtend goldene Fackel ist schon von Weitem zu entdecken, aber sie wirkte etwas verloren vor der übermächtigen Manhattan-Skyline. Aber heute dürfen wir ihre wahre äußere und innere Größe aus nächster Nähe bewundern.   Nach zwei Sicherheitskontrollen und einer Fährfahrt sind wir drin im Innern der Freiheitsstatue. Wir steigen mit einer Gruppe von 15 Leuten und einem Ranger die 354 Stufen über ziemlich enge, steile Wendeltreppen hinauf, bis wir ganz oben in der Krone angekommen sind (nichts für Leute mit Höhenangst oder Klaustrophobie!). Dort hört man den Wind pfeifen und alles schwankt, wackelt und quietscht ein bisschen. Der Ranger ist einfach umwerfend nett, erzählt uns verschiedene Anekdoten zur Entstehung der Statue, und man merkt ihm richtig an, dass sein Herz für seinen Job bzw. für dieses Wahrzeichen schlägt. Während die Jungs nicht genug vom Blick nach draußen bekommen können und Marc von der inneren Stahlkonstruktion total begeistert ist, zieht mich ihre Unmittelbarkeit in den Bann – wir sehen ihre Gesichtszüge von innen, können ihre Haare und ihr Gewand anfassen, wir gucken ihr quasi über die Schulter auf die Tafel in der linken Hand (auf der das Datum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung in lateinischen Zahlen geschrieben steht: July IV, MDCCLXXVI.) Und ich kann mir nicht verkneifen, einmal an ihr zu riechen. Es packt einen schon die Ehrfurcht, wenn man auf einmal mitten im Innersten des Symbols der USA steht, das man schon unzählige Male abgedruckt und im Fernsehen gesehen und verinnerlicht hat. Auch die historische Seite dieses Freiheitszeichens, das die unzähligen Immigrant/innen nach einer oft beschwerlichen Seereise bei ihrer Ankunft auf Ellis Island im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ begrüßte, wird einem in einem solchen Moment gegenwärtig. Seit 125 Jahren steht …

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Die Statue of Liberty

Die „Statue of Liberty“ war ein „Joint Venture“ zwischen dem französischen und dem amerikanischen Volk. Der französische Bildhauer Bartholdi hat die Außenhülle aus Kupfer in Frankreich gefertigt und seine Skulptur nach der römischen Göttin Libertas modelliert. Er hat ihr ganz bewusst keinen Helm aufgesetzt und kein Schwert in die Hand gegeben, sondern sich für eine Krone mit sieben Strahlen (für die sieben Weltmeere, sieben Kontinente) und eine Fackel (als Symbol für den Fortschritt und die Erleuchtung der Welt) entschieden – so sieht sie sehr friedvoll und anmutig aus. Das Gesicht der Liberty ist übrigens Bartholdis Mutter nachempfunden. Der Franzose Gustave Eiffel, der auch den Eiffel-Turm konstruiert hat, hat das Stahlgerüst gebaut, das die Statue stützt und ihr Halt gibt. Er war außerdem darauf bedacht, ihr durch einfache und klare Linien eine große Wirkung auch von Weitem zu geben.   Nachdem die Statue in Frankreich aufgebaut war, haben sie alles wieder zerlegt und auf Schiffen nach NY gebracht (was für ein Puzzle!). Die Amerikaner/innen haben währenddessen den Sockel gebaut. Im Jahr 1886, 21 Jahre, nachdem Bartholdi die erste Idee für dieses Kunstwerk hatte, ist die Statue auf Liberty Island eingeweiht worden. Der damalige amerikanische Präsident Cleveland hat bei der Einweihung folgende Worte benutzt: „… the statue’s stream of light shall pierce the darkness of ignorance and man’s oppression until Liberty enlightens the world.“ („… die Lichtflut der Statue soll die Dunkelheit menschlicher Ignoranz und Unterdrückung durchbrechen bis Liberty die Welt erleuchtet)“. Für Millionen von Immigrantinnen und Immigranten, die in den Jahren 1892 bis 1954 auf Ellis Island ankamen (der Insel unmittelbar neben Liberty Island), war die Statue das Symbol für Freiheit, das sie vom Schiff aus als erstes vom „gelobten Land“ sahen. Über 100 Mio. Amerikaner/innen (ein Drittel der heutigen Bevölkerung) haben Vorfahren, die so in die USA eingereist sind. ber es gab auch kritische Stimmen schon kurz nach der Einweihung. Ein „African American Newspaper“ schrieb damals, dass die USA zunächst mal in ihrem eigenen Land für Freiheit und Gleichberechtigung aller Bürger/innen sorgen sollten: „Liberty enlightening the world, indeed. The expression makes us sick. This government is a howling farce ,…the …

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5. Die Nähe zu New York City: „The City that never sleeps.”

Ja, und dann ist da natürlich New York City – nur 50 Kilometer weit weg! Das finden alle klasse, die nicht jeden Tag zum Arbeiten hinmüssen (die schimpfen nämlich über die Fahrt). Die Leute hier nennen NY einfach „the city“. Wie kommt man nach NY? Möglichkeit: Ihr fahrt mit dem Auto rein – wenn euch der Verkehr und die hohen Parkgebühren nicht stören. Das dauert etwa 45 Minuten. Möglichkeit: Ihr nehmt die Bahn NJTransit – die fährt direkt von Morristown Station zur Penn Station mitten in Manhattan. Das ist ein Bummelzug, recht teuer (etwa 25 Dollar für das return ticket), aber man ist direkt im Zentrum von New York (www.njtransit.com). Möglichkeit: Ihr fahrt mit dem Auto bis nach Newark und nehmt von da den PATH (www.pathtrain.net), alternativ von Hoboken die Fähre rüber nach Manhattan (www.nywaterway.com). Wie ihr seht, führen viele Wege zum Big Apple.

Weihnachtszug auf Amerikanisch

Nun ein kurzer Vergleich von Nikolauszügen in Deutschland und Amerika: USA: Wir gehen mit den Kindern zum „Santa Coach“ – dem Weihnachtszug „Santa Special“. Santa kommt mit einem uralten offenen Feuerwehrauto an, alle machen Fotos, der Song „Last Christmas I gave you my heart“ dröhnt durch die Lautsprecher im Zug (Marc kann es kaum ertragen), Santa mit roter Zipfelmütze grinst in alle Kameras, Plastiktüte mit Überraschungen, E-Lok … die Kinder hatten ihren Spaß. Deutschland: Dampflok, Nikolaus kommt mit Kutsche übers Feld gefahren, Mitra und Bischofsstab, nur Händeschütteln, kein obligatorisches Foto, aus einem Korb gibt es einen Weckmann (hier total unbekannt).

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Weihnachtliches New York

Wir machen mit den Kindern eine Tagestour nach NYC und gucken uns am Rockefeller Center den berühmten großen Weihnachtsbaum an. Hier einige Eindrücke von diesem Nachmittag. Nur so viel vorab – Marc sagte hinterher, dass er das nie wieder machen würde. Es war einfach brechend voll, und sich mit vier kleinen Kindern durch die Menschenmenge zu zwängen und aufzupassen, dass man keines verliert, macht nicht so richtig Spaß. Ich fand’s aber nicht ganz so schlimm wie er, und die Kinder haben auch spannende Dinge entdeckt (aber wie immer nicht solche, die wir geplant hatten).  

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Abtauchen in die Südpol-Welt

Besuch im Museum of Natural History in New York: Theo und ich tauchen ein in die eiskalte und lebensfeindliche Welt vom Südpol, in der sich Scott und Amundsen vor fast genau 100 Jahren ein spektakuläres Rennen lieferten („The Race to the End of the Earth“). Der Norweger Amundsen hat übrigens gewonnen, während der Engländer Scott einen Monat später ankam und auf dem Rückweg elf Meilen vor seinem Basislager erfroren ist – ziemlich gruselig und ergreifend, die vielen Originalstücke zu bewundern und den dramatischen Rückweg von Scott an einem Zeitstrahl zu verfolgen. Theo war tief beeindruckt.  

Little Germany mitten in Manhattan

Mit den Kolleginnen von der deutschen Schule gehe ich zu einer Konferenz ins Deutsche Konsulat in New York. Nach der Sicherheitskontrolle weist uns ein Mann ein, wo und wie es weitergeht. Ich bin wie vom Donner gerührt – und das nicht wegen der deutschen Sprache! Sondern wegen des Manns, der so „deutsch“ ist, dass ich geschockt bin und mich gleichzeitig ertappt fühle: Es sind diese muffige Miene, der bierernste und unenthusiastische Tonfall und diese kraftlose Körperhaltung, die so vertraut sind und mich innerhalb von Sekunden nach Deutschland versetzen, aber mich doch auf dem völlig falschen Fuß erwischen (ich bin doch in NYC!).   In Deutschland wäre der Mann gar nicht aufgefallen – aber es ist eben der krasse Unterschied (gerade noch in den USA – jetzt in Deutschland), der einen einfach umhaut. Die drei Ansprachen zu Beginn der Konferenz – z. B. über die Bedeutung von Schüleraustauschen für die Stärkung der deutschen Sprache in der Welt – sind nicht nur langweilig, sondern erinnern auch eher an Klagereden. Puh, man hat das Gefühl, dass dieses ganze Unterfangen einfach nur schrecklich, hoffnungslos und grau ist und geht daher eher gedrückt aus der Einführung. Die Workshops danach sind bis auf eine Ausnahme ebenfalls einfach nur schlecht und die Referent/innen wenig vorbereitet. Ich lerne nur bei einem Vortrag wirklich etwas Neues. Das Geld für diese Konferenz, zu der tatsächlich Deutschkollegen/innen aus den gesamten USA nach NY eingeflogen worden sind, hätte sich wirklich besser einsetzen lassen. Das, was Mrs. Low, die amerikanische Schulleiterin von Theo und Tim, manchmal zu viel hat (wenn sie ihre Schule und die Kollegen über den grünen Klee lobt: „We have the most wonderful teachers for your kids“), das haben wir Deutschen definitiv zu wenig. Was ist bloß los mit uns? Und da schließe ich mich hier mit ein, denn man fällt so schnell wieder in „alte Verhaltensmuster“ zurück. Warum fällt es uns so schwer, einfach mal ein bisschen Optimismus zu verbreiten?