Mein Kalifornien-Fazit

Kalifornien hat sich dennoch gelohnt und wir haben wieder einen kleinen Stein unseres USA-Puzzles mitgenommen. Aber es war auch ein verdammt anstrengender Trip – das tägliche Ein- und Ausladen plus Schleppen des Gepäcks, viel Zeit im Auto, das mit sechs Leuten, Koffern, Proviant, Spielen und Müll immer proppevoll war.

 

Oles Standardfrage, fünf Minuten nach Abfahrt, danach in 20-Minuten-Intervallen: „Wie lange noch?“ Was für ein Glück, dass es Schneekugeln (snow globes) gibt, die wir an jeder Station als Souvenir kaufen: Sie lenken ihn wunderbar ab, er schüttelt sie unentwegt und betrachtet sie stundenlang. Ansonsten beruhigt er sich mit meinem Timer am Handy, der die noch vor uns liegende Fahrzeit runterzählt (na, da tut sich wenigstens was).
Wenig Übereinstimmung gibt es bei uns, was die musikalische Unterhaltung angeht. Marc liebt die Dire Straits, Tim hasst sie: „Mach die schreckliche Musik aus.“ Paul will „The Ants go marching“. Aber gut, wenn es die nicht gibt, beschäftigt er sich eben mit seinen Zahlen: “I´m counting to 1.000!“. Er will einfach seine Ruhe haben und fängt bei einer Ablenkung wieder von vorne an.

Selbst „Route One“ – die landschaftlich reizvolle, steile Küstenstraße – stößt auf wenig Gegenliebe bei den Kids. Für sie ist sie viel zu langweilig und zu lahm. Aber dann zieht ein Unwetter auf und wir fahren durch tiefliegende graue Wolken, bevor der Starkregen einsetzt. Und schon steigt die Stimmung im Auto senkrecht – jedenfalls auf den hinteren Plätzen. Und als wir bei Sonnenuntergang auf dem superbreiten Highway nach L. A. reinfahren, helfen nach einem Tumult zwischen Theo und Ole nur noch Nenas Schlaflieder zur Herstellung des allgemeinen Friedens. Marc krallt sich am Lenkrad fest, nimmt einen großen Schluck aus an seinem Quad-Venti-Latte und tritt aufs Gas; Theo und Tim beißen sich auf die Lippen, aber Ole und Paul lauschen andächtig und gucken selig aus dem Fenster …

Und wenn dann später abends alle Kinder im Auto eingeschlafen und ihre Köpfe zur Seite gekippt sind, dann schweigen Marc und ich und genießen einfach nur die Ruhe – wir wissen, dass die vier ihre Batterien gerade wieder aufladen und bald wieder „fully charged“ quietschfidel herumspringen. Also: jede Minute Ruhe auskosten!

 

Am Ende der Reise gibt es dann noch eine „Beinahe-Katastrophe“: Ole hat eine seiner geliebten Schneekugeln mit in sein Handgepäck genommen – durfte er aber nicht, weil zu viel Flüssigkeit drin ist. Ole war völlig aufgelöst, es gab viele Tränen, weil er sie nicht hergeben wollte. Wir hatten Glück im „Unglück“: Marc durfte mit seinem Fliegerstatus kostenfrei Extragepäck einchecken – also haben wir Oles kleinen roten Koffer als Gepäck aufgegeben – mit snow globe drin.

Zum Schluss noch ein überraschendes sprachliches Highlight – eins von diesen „Superwörtern“, die sich unfassbar deutsch anhören. Das Werbeplakat eines „whale watching-Bootes“ lockt mit dem Versprechen: „The whales are frolicking“ (die Wale „frohlocken“). Toll, und dann auch noch mit „ck“. Passt gut zu „snorkeling“ – schnorcheln und „abseiling“ – sich abseilen. Das hört sich so an, als hätte wieder eins unserer Kinder „Denglish“ gesprochen, aber es sind tatsächlich alles Worte, die die Leute hier benutzen!

Der nächste Urlaub wird definitiv kein Roadtrip – gelohnt hat es sich aber trotzdem.