Urlaub im Paradies
Vom Ferienparadies auf den Keys, den aktuellsten Highlights der Kids und meiner Begegnung mit einem Barrakuda. Von strengem Rauchverbot und unbequemen Inlandsflügen. Und was Teenager in den USA in welchem Alter dürfen.

April showers bring May flowers

Das Highlight in diesem Monat war natürlich der Urlaub in Florida 🙂 , der wirklich dringend fällig war – unser erster seit zwei Jahren! – und einfach nur guttat. Mit Spannung erwarteten wir danach unser neues Au-pair-Mädchen Vitoria. Ansonsten brachten die restlichen Wochen keine großen Überraschungen – und ich war froh darüber.

 

Nicht so schön war in NJ das Wetter. Das Äquivalent zum deutschen Spruch “April, April, der macht was er will” heißt hier “April showers, bring May flowers”. Ja, und von den “April showers” hatten wir tatsächlich genug, und so sind wir regelmäßig bei recht kühlen Temperaturen baden gegangen. Die Natur kam nicht in die Gänge und erst Ende April wurde es langsam grün – kein Vergleich zum letzten Jahr, wo zu dieser Zeit überall bereits die wunderschönen Magnolienbäume blühten und wir schon in Sommersachen herumliefen.

Ausführlicher Reisebericht Florida, April 2011

Reisebericht Florida, April 2011

Vom Ferienparadies auf den Keys, den aktuellsten Highlights der Kids und meiner Begegnung mit einem Barrakuda. Von strengem Rauchverbot und unbequemen Inlandsflügen.

Special: Rauchverbot in den USA

NO SMOKING

Welche Stadt gerade zur „City that never smokes“ wird und wer seine Produktion von Feuerzeugen auf andere Dinge umstellt.

Special: Domestic flight – Fliegen innerhalb der USA

Fliegen ist wie Busfahren

Wie man es schafft, auf inneramerikanischen Flügen als erste einzusteigen, einen Platz für das eigene Handgepäck zu bekommen und dann ein kleines Spektakel im Sitzen zu genießen.

Zurück in den Regen

In der Schule ist direkt nach unserer Rückkehr aus Florida richtig was los. Bei Theo (8) steht jede Woche ein anderes “assignment” an. Das ist eine Art umfangreichere Hausaufgabe, die wir oft am Wochenende angehen, weil unter der Woche zu wenig Zeit ist. Da gibt es z. B. das “challenge math project”, bei dem er geometrische Formen in Morristown suchen, fotografieren und beschriften muss. Dann kommt das “science project”, für das er über die nächsten zehn Wochen Schritt für Schritt ein von ihm gewähltes Projekt bearbeiten muss (mit Ideensammlung, Themenfindung, Hypothesenbildung, Experimenten …). Jede Woche werden die Fortschritte in der Schule begutachtet. Theo entscheidet sich, die Umwandlung von Flüssigkeiten in Gase näher zu untersuchen – das war wirklich sein eigener Wunsch! Bei der Umsetzung hat Marc ihm geholfen und direkt eine komplette Laborausrüstung bestellt (mit Laserthermometer, Bunsenbrenner …). Aber die beiden haben Spaß, insofern geht das auch in Ordnung.

 

Bei Tim (7) steht ebenso das “science project” bald an. Er baut “Diet-Coke-Mentos-Raketen“ – Riesensauerei mit Spaßfaktor. Das Ganze funktioniert so: Die Mentos reduzieren die Oberflächenspannung der Cola, so dass das vorher gelöste CO2 explosionsartig durch den weggesprengten Deckel entweicht und die Flasche in die andere Richtung beschleunigt. Alles ist voll mit Cola – schon gut, dass die Diet-Coke nicht ganz so klebrig ist wie die zuckrige Cola. Der in der Diät-Cola enthaltene Süßstoff Aspartam ist ein zusätzlicher „Beschleuniger“ der Reaktion.

Passover und Happy Easter

Schon seit einigen Wochen finde ich auf vielen Lebensmitteln eine Kennzeichnung, die während des restlichen Jahres nicht immer dort abgedruckt ist: Es ist der Buchstabe “K”, der für “kosher” steht. Selbst auf unseren Seltersflaschen (Sprudel) ist der auf einmal drauf. Als koscher werden die Lebensmittel bezeichnet, die Jüdinnen und Juden aufgrund religiöser Vorschriften essen dürfen. Die jüdischen Speisegesetze sind eine ziemlich komplexe Sache mit verschiedenen Komponenten: erlaubte und nicht erlaubte Tiere, Trennung von “fleischig” und “milchig”, Verbot von Blutgenuss, neutrale Lebensmittel u. v. a. m. Als alternative Kennzeichnung findet man übrigens auch ein eingekreistes “U”, was für “Orthodox Union” steht und ebenso auf koscheres Essen hinweist. Oft steht aber auch einfach “kosher” drauf, so z. B. “kosher salt”. Viele Lebensmittel sind ganzjährig gekennzeichnet.

Und warum tauchen jetzt diese zusätzlichen Kennzeichnungen auf? Das hat wohl damit zu tun, dass eines der wichtigsten Feste des Judentums ansteht, das Passah-Fest oder hier bei uns “Passover” genannt.
 

Schon gewusst?
Was genau ist das Passah-Fest – Passover?

 
Eine befreundete Familie – der Vater ist Amerikaner jüdischen Glaubens, die Mutter Europäerin mit christlichem Glauben – geht am ersten Abend vom Passover immer zu einem Festessen im Familienkreis, bei dem es eben auch u. a. dieses traditionelle “unleavened bread” gibt.

In den Buchläden sind jetzt überall die sogenannten „Haggadah-Bücher“ zu finden. Das sind die Nacherzählungen, die mit vielen bildlichen Darstellungen das Geschehen auch für Kinder anschaulich machen. Ich kaufe uns auch so eine auf Englisch verfasste Haggadah. Das Verrückte ist, dass das Cover eher unattraktiv mit „Abspann“ gefüllt ist, während der Titel und die ansprechenden Bilder auf der Rückseite zu finden sind. Der Trick ist, dass man das Buch umdrehen und von hinten nach vorne lesen muss. Aber wie man es dreht und wendet, es ist einfach sehr ungewohnt.

Ostern

Während die jüdischen Amerikaner/innen noch ihren Passover feiern, kommt bei uns das Osterfest – dieses Jahr deutlich weniger spektakulär als im vergangenen Jahr, eher schon “business as usual”. Die Kids waren nicht mehr in Sorge, dass der Osterhase sie nicht finden würde. Und ich war ein nicht sehr erfolgreicher Osterhasenhelfer: Nachdem ich die frischen Eier im Dutzend eingekauft hatte (Zehner-Packungen wie in Deutschland habe ich noch nie gesehen), versuchte ich es mit hiesigen Eierfarben. Es war enttäuschend, denn trotz heftiger Chemie kamen nur Eier heraus, die man bestenfalls als “pastellfarben” bezeichnen konnte. Nächstes Jahr nehme ich also wieder deutsche Farben!

Die Kids suchen wie jedes Jahr die Eier bei uns im Garten, und Paul (4) freut sich immer wie ein Schneekönig, wenn er eins gefunden hat: “I got one!”, ruft er und lässt es in sein Körbchen plumpsen. Diese “easter egg hunts” werden hier auch an vielen öffentlichen Stellen für die Kids angeboten.

Willkommen Vitoria

Gerade als ich mich so richtig warmgelaufen hatte, den ganzen Betrieb alleine zu organisieren – und es auch rund lief – kam unser neues Au-pair aus Sao Paulo, Brasilien an: Vitoria, 19 Jahre. Sie ist unser vierter Versuch in Sachen “Kindermädchen” und wurde daher mit Spannung erwartet. Meine Erfahrung mit unseren bisherigen Au-pairs – auch in Deutschland – sagt mir klar, dass man meist schon nach zwei Minuten sagen kann, wie die Chancen stehen, dass es gut geht – oder eben nicht.

 

Also, Vitoria kam rein, in Turnschuhen, streckte mir die Hand entgegen, und sagte mit lauter und klarer Stimme: “Hello, I’m Vitoria” (mit spitz ausgesprochenem „vi”, explosivem „to“ (wie im deutschen Wort „Beton“) und brasilianischem Zungen-”r”) – also mit viel mehr „Kawums“, als wir die deutsche Version aussprechen würden.

Als sie sich so vorstellte, vermutete man sofort, dass sie nichts so schnell aus der Bahn wirft. Sie nahm schnell Kontakt zu den Kids auf, ist fröhlich, humorvoll und lacht viel, v. a. abends, wenn sie bei uns im family room vor dem Fernseher sitzt. Sie macht die Arbeiten im Haushalt mit großer Selbstverständlichkeit und Selbständigkeit. Sie will unbedingt Deutsch lernen, weil, wie sie sagt, wir ja schließlich eine deutsche Familie sind. Mit ihrem Skype-Telefon telefoniert sie lautstark auf Portugiesisch im ganzen Haus und mit meinen (geringen) Spanisch-Kenntnissen verstehe sogar ich einige Minibrocken.

Also – der Anfang ist vielversprechend und das zum Teil ungestüme Verhalten der Jungs bringt sie nicht aus dem Konzept, denn sie hat selbst einen jüngeren Bruder. Wenn man weiß, wie fest sie die Fuß-Handbremse bei unserem Honda durchtritt (noch fester als Marc!), dann weiß man, dass sie es meint, wenn sie sagt: “Stop it … NOW!” Und dann weiß man auch, dass sie sich bei den Jungs hier Gehör verschaffen kann. Also, ein guter Anfang! Seit ihrer Ankunft gibt es jetzt regelmäßig drei Sprachen bei uns: Deutsch (wir untereinander), Englisch (wir mit Vitoria bzw. wir untereinander, wenn Vitoria dabei ist, Theo und Tim untereinander) und Portugiesisch (Vitoria am Telefon).

Trip nach New York

Direkt am Tag nach ihrer Ankunft fahren Vitoria und ich nach NYC. Ich habe da ja auch Nachholbedarf, weil mir noch so einiges an Sehenswürdigkeiten auf meiner Liste fehlt:

MoMa
Besuch im Museum of Modern Art (kurz MoMa): Ich habe leider (noch) keine große Ahnung von Kunst, aber wir beide arbeiten uns von oben bis unten mit dem “Audio Guide” durch. Dieser kleine Apparat gibt zu bestimmten Bildern Informationen, und es ist wirklich interessant. Was mich am meisten überrascht, ist, dass man da einfach so an Originalen von Picasso und Co. vorbeilaufen kann, ohne dass sie irgendwie hinter Glas wären: Wenn man die Hand ausstreckt, kann man sie einfach so berühren und ggf. auch Unheil anrichten. Bei dem Sicherheitstick, den die hier ansonsten haben, wundert mich das schon.

 

Dinner im Grimaldi’s
Das „Grimaldi’s“ ist eine bekannte “coal brick-oven Pizzeria”, zu der wir von Manhattan nach Brooklyn rüberfahren und über eine Stunde in der Schlange am Einlass stehen. Abgesehen davon, dass hier schon viele Berühmtheiten eingekehrt sind, soll es die beste Pizza in ganz NYC geben – na, mal sehen. Ziemlich verfroren und hungrig sind wir dann irgendwann tatsächlich drin: Es ist gemütlich eng, ziemlich italienisch vom Design (rot-weiß-karierte Tischdecken) und die Stimmung ist ausgelassen (alle sind wahrscheinlich froh, dass sie endlich drin sind 🙂 ).

Auch wir schielen ab und zu nach draußen auf die Wartenden (die Armen!). Die Tische sind so klein und die Pizzen so groß, dass es irgendwie nicht so ganz zusammenpasst. Und: Ja, die Pizza war lecker, aber nicht umwerfend, und eine war sogar viel zu salzig. Fazit: Es war ein Erlebnis, aber weniger der kulinarischen Art. Wenn ich das noch mal mache, dann nur in einer lauen Sommernacht, wo man die sympathische “Brooklyn-Stimmung” und den Blick auf Manhattan so richtig genießen kann, egal wie lange man sich die Beine in den Bauch steht.

Noch keine 21?

Bisher haben mich die Regeln für Leute unter 21 Jahren nicht besonders interessiert, aber das hat sich geändert, seitdem jetzt zwei Leute bei uns wohnen, die noch keine 21 Jahre alt sind: Vitoria (19) und Philipp (20).

In Deutschland ist das ja alles ziemlich einfach. Alle Welt wartet auf den 18. Geburtstag (vielleicht die Eltern manchmal sogar noch mehr als die Kids), und danach hat man auf einmal so ziemlich alle Rechte und Pflichten eines Erwachsenen: Autofahren, Wählen und Gewählt-werden dürfen, offiziell rauchen dürfen, geschäftsfähig und strafmündig sein, so lange ausgehen dürfen, wie man will und wohin man will. Und heiraten darf man auch.

In einer Beziehung sind viele 18-Jährige in Deutschland allerdings schon alte Hasen: Unter 14 Jahren ist Alkohol zwar grundsätzlich tabu, aber ab 16 Jahren bekommt man Bier, Wein und Sekt legal an der Supermarktkasse. Wer mit Eltern im Restaurant sitzt, darf sogar schon mit 14 Jahren ein Bier bekommen, und ab 18 Jahren ist sowieso alles erlaubt.
 

Schon gewusst?
Was bedeuten die “magischen Geburtstage” für Teenager in den USA (New Jersey)?

 
Ich bin jedenfalls froh, dass wir hier weg sind, bevor diese Themen (Alkohol, Sex …) für unsere Kinder relevant werden – in Deutschland liegt das Schutzalter übrigens bei 14 Jahren und der Altersunterschied zwischen den Partner/innen spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.

Vieles verboten

Philipp (20) ist also unser erster Besucher, der sich hier so einiges abgewöhnen muss, weil er in Deutschland einfach viel mehr darf. Er hat kein Auto, weil er sich keins leihen darf (wäre in Deutschland allerdings auch nicht anders), und muss daher viele Strecken zu Fuß zurücklegen. Da kommt dann im Laufe der Wochen einiges zusammen, aber es hält auch fit 🙂 . Und dem Alkohol muss er auch entsagen, zumindest an öffentlichen Plätzen. Wir sind uns auch nicht so ganz sicher, ob wir ihm im Haus Alkohol geben dürfen, denn was, wenn er mit einem Glas Wein intus die Treppe runterfällt, zum Arzt muss und dann “rauskommt”, dass er Wein getrunken hat – dann sind wir wohl dran. Wir riskieren es 🙂 . Einige Türen von Clubs und Shows in NYC bleiben für ihn geschlossen – das ist bestimmt schon komisch, nach zweieinhalb Jahren Volljährigkeit in Deutschland. Also, mit 20 Jahren in die USA zu reisen, ist manchmal schon ein Rückschlag und ich glaube, Philipp freut sich auf sein Auto in Deutschland und darauf, nächsten Monat wieder „richtig“ volljährig zu sein.

Für Vitoria (19) sieht es in dieser Beziehung noch düsterer aus: Sie muss zwölf Monate durchhalten, bevor sie, wenn sie wieder zurück in ihre Heimat fliegt, ihre alten Rechte aus Brasilien wiederbekommt.

“It’s a Party!”

Nun zu denen, die noch kein Interesse an Bier haben, aber auch schon Spaß haben wollen:

Ole (5) und Paul (4) sind wieder auf diversen Kindergeburtstagen eingeladen, verrückterweise erneut alle in einem Monat wie letztes Jahr. Ob die Kids wirklich alle jetzt Geburtstag haben oder ob es im Moment einfach gut passt?
Paul erhält eine Einladung von Mary, einem kleinen Mädchen aus seiner Gruppe. Die Karte erinnert mich an eine amerikanische Version der in Deutschland so beliebten Prinzessin Lillifee. Der Rest der Einladung ist Standard (was, wann, wo).

Und dann gibt es die hier gängige Formel “RSVP by April 12” – ja, da greifen die Amerikaner/innen auf die französische Floskel “répondez s’il vous plait” zurück und nehmen einfach das Akronym, das man auch als Verb benutzen kann (“I haven`t RSVPed yet”). Klingt vielleicht komisch, ist aber Standard hier.

Der letzte Satz auf der Einladungskarte macht mich allerdings etwas stutzig, denn da heißt es “Dress for mess”, was soviel heißt wie: Man soll sich Kleidung für eine „Sauerei“ anziehen. Marc hat wieder mal die Ehre und fährt mit Paul hin.
Zwei Stunden später kommt er geschockt wieder …

Der IRRE Kindergeburtstag

 
Marc erzählt:
Britta macht es sich manchmal einfach, denn dann steht ohne weitere Diskussion fest, dass bestimmte Aufgaben mir zufallen. Dazu zählen hier in den USA die Kindergeburtstage. Dazu hatten wir ja schon einmal einen Beitrag 🙂 .

Vor einigen Wochen also hatte Paul eine Einladung von einem kleinen Mädchen, und ich hatte die Hoffnung auf den normalen Wahnsinn, so dass ich mich zu Starbucks hätte absetzen und etwas arbeiten können. Aber als wir an der Location ankamen, habe ich von diesem Gedanken sofort Abschied nehmen müssen, denn die Geburtstagsparty für drei- bis vierjährige Kinder fand in einem nachgebauten Filmstudio statt. Hier wurden die Kinder von einem Entertainer durch die Party bzw. Show geleitet! Dabei gab es dann Spiele wie „Rate die Titelmusik der Serie“ (ich habe komplett versagt) bis „Wähle deinen Freund, der kommt dann in die Schleimkammer und wird von oben mit grüner Gülle begossen“. Hinzu kamen Dinge wie „Torte ins Gesicht, wenn du verlierst“ und Ähnliches. Hier wollte ich Paul auf keinen Fall alleine lassen! In der zweiten Stunde wurde es dann normaler – Pizza, gefolgt von Sahnetorte. Das Geburtstagkind war echt nett, aber die Party war absolut skurril.

 

 

In der goodi bag fanden sich dann u. a. eine Nase aus Kunststoff, bei der beim Zusammendrücken der Schleim herausquoll – wirklich eklig.

Ole hatte noch einen “Indoorspielplatz-Geburtstag” – da gab es keine Überraschung, denn das hatten wir alles schon im letzten Jahr.

 

Ich begleite Paul auf einen weiteren Geburtstag ins YMCA. Danach steht für mich fest, dass die Amis ein komplett anderes Konzept von Kindergarten-Kindergeburtstagen haben: Möglichst viele Kids einladen (hier ca. 35), Spiele MITEINANDER gibt es nicht, das Essen ist 08/15 (immer Pizza und Cupcakes) – alles einfach lieblos und austauschbar. Und dann muss man als Eltern auch noch zwei Stunden daneben stehen – mir ist jedenfalls endgültig die Lust daran vergangen.

Stürmische Luftwirbel

Welche Tornado Safety-Regeln hier alle kennen sollten
Und dann gab es Ende April doch noch ein bisschen Aufregung: eine Tornado-Warnung, die hier einiges in Bewegung brachte. Eigentlich wohnen wir nicht in einer typischen Tornadoregion, weil es hier einfach zu bergig ist und sie daher nicht richtig entstehen können. Aber das Wetter kam von den Südstaaten zu uns heraufgezogen, wo die Unwetter verheerende Folgen hatten (340 Leute sind umgekommen, massive Sachbeschädigungen).

Die E-Mail von der preschool, die uns Freitagvormittag geschickt wurde, lautete:

“We currently have a tornado warning in effect. In addition to this warning, parents have called in to report some funnel clouds in the local area. This warning is in effect until 12.15 p.m. We have moved the children to the safest location in the building (the lower stairwells) away from the windows …“

“Funnel clouds” (Wolkenschläuche) sind Luftwirbel, die von der Wolke in Richtung Boden hinunterreichen und eine senkrechte Drehachse haben. Wenn sie den Boden erreichen (also bei “touchdown”, wie sie hier sagen) saugen sie alles wie ein Staubsauger nach oben. Am Boden ist meist eine große Wolke von Staub und herumfliegenden Trümmern zu sehen. Die Bilder von den typischen Windhosen hat wohl jeder im Kopf…

Die Fujita-Skala gibt die Stärke der Tornados von F0 (leicht) bis F5 (totale Zerstörung) an.
Es gibt tatsächlich auch Tornados in Deutschland, allerdings sind die nicht so extrem wie in den USA. Daher nun ein paar Tipps, was ihr so machen solltet, wenn euch ein Tornado überrascht:

Tornado Safety
  1. Stay away from windows.
  2. Go to the lowest floor.
  3. Hide in small, windowless room.
  4. Lie in ditch, and cover your head.
  5. Go to storm shelter.

Alle unsere Kids waren während der Zeit des Tornados in der Schule/preschool. Die Kinder werden hier fast wöchentlich für die verschiedenen Extremsituationen „gedrillt” (Feuer, bad-guy-in-the-building und eben auch “inclement weather”) und so hatten sie genug Übung. Sie wurden in Räume gebracht, die keine Fenster hatten (die Schulen haben keine Keller). Ole (5) und Paul (4) mussten 35 Minuten im fensterlosen Treppenhaus verbringen (und haben ihr gesamtes Liederrepertoire dreimal hintereinander durchgesungen, wie die Lehrerin mir hinterher erzählte), Theo (8) musste in die Turnhalle und Tim (7) tatsächlich für die ganze Zeit im Schneidersitz, Kopf im Schoß mit über dem Kopf gekreuzten Armen ausharren. Er war schon ein bisschen geschockt hinterher, was man sich ja auch vorstellen kann, wenn draußen ein heftiges Gewitter tobt und alle was von Tornado erzählen.

Aber es gab keinen “touchdown” der „funnel clouds“ (wenn es denn überhaupt wirklich welche gewesen sein sollten), jedenfalls war der Spuk dann genauso schnell wieder vorbei wie er gekommen war.

Die Maglites stehen parat
Und ich habe das alles gar nicht mitbekommen – typisch. Ich war zuhause, habe den bedrohlich dunklen, merkwürdig gefärbten Himmel gesehen, den extremen Wind und das Gewitter mit dem Hammerregen mitbekommen, aber mir nichts dabei gedacht. Man gewöhnt sich eben auch daran, dass das Wetter hier extremer ist und stumpft etwas ab.
Mein Blick fällt in solchen Situationen allerdings immer auf die super hohen, krumm und schief gewachsenen Bäume in unserem Garten, die ich ansonsten wirklich liebe. Aber bei Unwetter, wenn der Boden mal wieder total aufgeweicht ist und dazu dann auch noch der Wind bläst, habe ich immer die Sorge, dass uns einer mal aufs Haus fällt – einer hat uns schon mal nur knapp verfehlt! Und ich habe auch schon genug entwurzelte Bäume am Straßenrand liegen sehen.

Damit mir so etwas nicht noch mal passiert und ich erst hinterher von solchen Dingen erfahre, habe ich mich jetzt bei einem Wetterbenachrichtigungssystem angemeldet. Das schickt mir bei extremem Wetter E-Mails und SMS.

Zuhause sind wir für den Fall, dass wir wirklich in den Keller müssen, auch schon gut eingerichtet: Drei dicke Maglites stehen griffbereit immer an der gleichen Stelle, damit im Fall der Fälle (wenn dann bestimmt auch der Strom ausfällt) alles griffbereit ist. Wir haben von den letzten Stromausfällen gelernt und sind jetzt allzeit bereit.

Hoffen wir, dass nächsten Monat endlich der Frühling hier einkehrt und nicht sofort ohne Umstellungszeit der heiße Sommer über uns losbricht. Marc und ich freuen uns jedenfalls auf ein kinderfreies Wochenende im Mai in Washington!

KEEP TALKING (7) – 15 Monate USA

Wie riesig die Lernfortschritte der Kinder nach 15 Monaten sind und wie das Englische immer mehr aufs Deutsche abfärbt.

 
Im zweiten Jahr reden Theo (8) und Tim (7) dann nur noch Englisch untereinander, während sie mit Ole (5), Paul (4) und mir meist Deutsch sprechen. Nur wenn Theo sich richtig aufregt und emotional ist, redet er ausschließlich Englisch. Ole und Paul reden meist Deutsch untereinander.

 

Zu Beginn des zweiten Jahres gelingt es auch Paul immer besser, die Sprachen zu trennen, wobei er sie direkt mit Personen verbindet: „Nein, nicht so wie Morena spricht. Rede anders.“ (Unser Au-pair Morena spricht natürlich Englisch.) Paul kann auf einmal auch schnell hin und her wechseln. So ruft er Morena, nachdem das Puzzle fertig ist: „I’m done. I’m done.“ Als er sie nicht findet und Marc sieht, ruft er: „Ich bin fertig.“
Ihm gehen einige Lichter auf: „›You are welcome‹ heißt ›bitte‹, richtig?“ (Febr. 2011) Ab dem Zeitpunkt, wo Paul im März in der preschool tatsächlich Englisch spricht, entwickeln sich seine Sprachkenntnisse zusehends (noch mit einigen deutschen Wörtern, um Vokabellöcher zu stopfen). Sätze wie „Morena, can you this out cut?“ (Jan. 2011) höre ich immer weniger.
Im Urlaub in Florida staunen Marc und ich, wie viel Englisch die Kids schon können. Auch Ole hat Riesenfortschritte gemacht und spricht viele rein englische Sätze. Paul ist nicht zu stoppen:

You have so viele wundervolle Palmen here!

Mit ihrem Deutsch passiert zu Beginn des zweiten Jahres etwas Auffälliges: Theo und Tim benutzen immer öfter wörtliche Rückübersetzungen vom Englischen ins Deutsche. Sie bilden also Sätze, die nur aus deutschen Wörtern bestehen, die Grammatik stimmt ebenfalls, aber trotzdem redet so kein „rein deutsches“ Kind, irgendwie „unidiomatisch“. Hört sich oft witzig an, und ich muss öfter grinsen, aber ab jetzt muss ich unseren Gästen schon mal erklären, was sie damit meinen. Die Formulierungen kenne ich auch von meinen amerikanischen Schulkindern und langjährigen Expatkindern in der Deutschen Schule:

Vielleicht ist das ein Wendepunkt, wo das Englische langsam die Führung übernimmt und immer mehr aufs Deutsche abfärbt – mal sehen.

Theo: Papa hat mich reingesendet, um mir andere Schuhe anzuziehen. (März 2011)

Tim: Was meint das? (April 2011, nachdem ich ihm gesagt habe, dass es viertel vor sechs ist)

Ole: Ich will ein Foto davon nehmen. (März 2011, als er will, dass ich ein Foto von einer Blume mache)

Bei Ole und Paul ist es noch anders – Rückübersetzungen sind noch selten, aber es tauchen immer mal wieder hier und da englische Wörter in ihren deutschen Sätzen auf.

Ole: Komm, ich teache euch mal, wie das geht. (März 2011)

Paul: Ist mein Popo jetzt clean? (März 2011)

Paul: Guck Mama, ich habe schon already das book. (März 2011, als er will, dass ich die CD für das Read-along-Buch anstelle)

Ole: Der Keller interessiert uns so much, da brauchen wir dich nicht. (März 2011, als er mich im Keller nicht dabei haben will.)

 

Liebe Grüße
 PS: Hier geht’s weiter zum nächsten Monatsbrief. Viel Spaß beim Lesen!