Mit dem Frühling kommt nun auch wieder die Zeit der Kindergeburtstagspartys (im Winter feiert hier fast niemand und die Partys werden fröhlich hin und her verschoben). Paul hat seinen „High-five-Birthday“. Er ist super stolz, dass er jetzt endlich einen Wackelzahn hat und fragt mich sofort: „Mama, kannst du den rausmachen?“ Dr. Seuss hatte auch wieder Geburtstag und daher steht der „Dr. Seuss Day“ am 2. März unter dem Motto „Read across America“. Unsere ganze Familie, selbst Marc, ist im Dr. Seuss-Fieber: Paul kommt mit Dr. Seuss-Hut und „I love to read“-Armband aus der Schule. Tim (8) liest „Green eggs with ham“, löst in der Schule „Dr. Seuss- Crossword Puzzles“ und „Cat in the hat word search“. Ole sucht nur noch nach Reimen (Dr. Seuss‘ Spezialität), und Marc hat sich ein „Cat in the hat“-Kostüm bestellt und erzählt zu jeder Gelegenheit: „The cat in the hat knows a lot about that.“ Theos Klasse macht bei der Read across America-celebration mit: „We will spend a glorious hour reading as a group in the library.“ Mit Decke, „clean“ Snack, Kuscheltier und jede Menge Büchern.
Springtime-News!
Die Zeichen stehen auf Frühling: Draußen spielen die ersten Kids jetzt wieder im T-Shirt Basketball, die Sportangebote für die „Spring Season“ wie Soccer, Tee-Ball, Basketball, Baseball und Softball starten und mir läuft sogar schon das erste Streifenhörnchen über den Weg. Ein Fest jagt jetzt das nächste. Am 2. Februar ist wieder einmal Groundhog Day –glaubt man der Legende nach dem Murmeltier, gibt es weitere sechs Wochen Winter, wenn es an diesem Tag besonders kalt ist. Ansonsten kommt der Frühling. Und dann, am 5. Februar findet wieder DAS Sportereignis der USA statt: der Super Bowl XLVI! An diesem Tag werden angeblich 100 Millionen Hähnchenflügel auf den „Super Bowl Partys“ in den USA verspeist! Würde man sie alle aneinanderreihen, reichten sie mehr als zweimal um den Äquator – enjoy!
Valentine’s Day
Am 14. Februar ist natürlich Valentine’s Day. Bei Theo (9) gibt’s an diesem Tag süße „smencils“ (Duftstifte mit Kaugummi-, Zimt-, tropischer Brise-, Trauben-, Zuckerwatten-, Wassermelonen-, Orangen-, Very Berry- oder Root Beer-Geschmack) und „scented bookmarks“ (duftende Buchzeichen in sieben Duftrichtungen) und bei Tim (8) rote Früchte und „frozen yogurts“ (gefrorener Joghurt – der Hit hier überhaupt). Als einige Kinder in Tims Klasse doch schon die Lutscher auspacken, die eigentlich für zuhause waren, mahnt die Lehrerin sie, diese ganz schnell aufzuessen, bevor die nurse der Schule das entdecken würde – also schnell zerbeißen, kauen und schlucken … 🙂 . In den Geschäften verschwinden die Herz-Dekos nach dem Valentinstag sofort, um Platz für Osterhasen und die grünen Kleeblätter für den St. Patrick’s Day zu machen – außerdem taucht wieder überall das „k“ für koscheres Essen auf.
Eine Deutsche Schule mitten in „Upstate New York“
Meine Schulkinder an der Deutschen Schule in Morristown haben Prüfungen – diesmal hochoffiziell: Sie machen das sogenannte „Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz“, das aus einer mündlichen Prüfung und einem schriftlichen Teil besteht. Die Prüfungen werden zentral von Deutschland aus organisiert, aber von den Deutschen Schulen auf der ganzen Welt durchgeführt. Für die gesamte Nordhalbkugel gibt es da tatsächlich nur genau einen Termin für das Schriftliche – das Gleiche gilt für die Südhalbkugel. Als Fachlehrerin nehme ich die mündlichen Prüfungen ab – meine Schüler/innen machen allerdings erst das sogenannte „kleine“ Sprachdiplom. Ort der Prüfung ist die Deutsche Schule in White Plains, an der man tatsächlich sein deutsches Abitur ablegen kann. Sie liegt 30 Minuten nördlich von NYC und unterrichtet Kinder vom kindergarten bis zur Oberstufe. Als höchsten Abschluss gibt es direkt zwei Abschlüsse: das NY State High School Diploma und das internationale deutsche Abitur. White Plains liegt eine Stunde nordöstlich von Morristown in „Upstate New York“ (also eben nicht der Stadt NY, sondern dem Bundesstaat NY). Kostenpunkt: über 20.000 Dollar pro Schuljahr. Ich will wieder in die Schule! Es ist schon ziemlich verrückt, so mitten in Amerika eine deutsche Enklave zu entdecken. Die Schilder an der Schule sind auf Deutsch, hier stehen klassische Fächer wie „Mathematik“, „Deutsch“, „Spanisch“ usw. auf dem Plan (keine Spur von „language art“ oder „everyday math“) und die Poster in den Gängen sind zweisprachig. Leider sind keine regulären Schulkinder da, weil Samstag ist – das hätte ich gerne mal live miterlebt. Ich bin jedenfalls hin und weg, als ich die Schule von außen sehe. Und als ich dann das Lehrerzimmer mit seinen typischen Aushängen und den ganzen deutschen Schulbüchern betrete, will ich gar nicht mehr weg! Ich fühle mich sofort heimisch. Würde mir hier jemand einen Job anbieten, wäre ich sofort dabei! Die Prüfungen laufen gut – erst je ein Vortrag der Kids zu einem Thema ihrer Wahl, dann Gespräch (ähnlich wie im Abitur). Ich lerne wieder eine Menge von den Kindern: Zum Beispiel viel über Wien, über den Unterschied zwischen Reiterhöfen in Deutschland und Amerika und über das Leben eines sportlichen middleschoolers, der schon in einer …
It’s Super Sunday again!!!
Vor zwei Jahren haben wir ihn glatt verpasst: den Super Bowl! Das ist ungefähr so, als ob man das Fußball-WM-Endspiel in Deutschland verpasst – wir waren also sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Vor einem Jahr habe ich von unserem Gast beim Endspiel einen Crashkurs in den Grundregeln vom American Football bekommen. Dieses Jahr wollen wir ihn alle zusammen feiern. Da uns niemand eingeladen hat (ist wohl eher eine Sache, die man mit alten Collegefreunden feiert), müssen wir uns allein was überlegen. Beim diesjährigen Finale des Super Bowl in der amerikanischen Footballsaison spielen die „New York Giants“ gegen die „New England Patriots“ (Boston). Schon gewusst? Picknick auf dem Parkplatz? Was ist denn „Tailgating“ zu Sport-Events? Zur Einstimmung schon mal selbst eine Runde laufen … Bevor aber das Spiel nachmittags losgeht, hat Marc seinen großen Auftritt – nach fünf Wochen Training mit Pamela läuft er mit mir gemeinsam den „Super Sunday 4 Miler“ mit. Ein kalter, glasklarer Tag, wie immer Volksfeststimmung, viele Hunde, einige Kinder, einmal rund um Morristown und den Golfplatz herum, sehr beschaulich. Einige Anwohner/innen stehen mit Tischen vor ihren Haustüren und reichen uns Wasser, viele feuern uns Läufer/innen an mit „Keep it up!“ Ein Auto fährt bis unters Dach beladen mit Giants-Luftballons an uns vorbei. Auch wer keine Ahnung von Football hat, kommt nicht um den Superstar das Tages herum: Eli MANNING, gesprochen „Ilai Männing“, der begnadete Quarterback der Giants. Wenn ihr euch einen Namen merken wollt, dann diesen! Alternativ ist es „Brady“ – der Quarterback der anderen Mannschaft. Die Namen der beiden Spieler zieren unzählige T-Shirts der Läufer. Marc kämpft sich durch, es geht zwischendurch ganz schön bergauf, und auf den letzten Kilometern liefern wir uns ein spannendes Rennen mit einem Dreikäsehoch-„Manning-Fan“, seiner rothaarigen Mutter, einer etwas untersetzten grünen Ninja-Turtle und drei ziemlich fitten Typen mit ominösen Rucksäcken (nein, keine Bomben, sondern „bricks“ – Wackersteine zum Kraft- und Muskelaufbau, wie sie uns später verraten). Wir schlagen zumindest die Ninja-Turtle und sind im Ziel. Herzlichen Glückwunsch, Marc!!! … dann vor den Fernseher hocken Während wir noch beim Lauf sind, fangen vielerorts schon die „Super Bowl Partys“ …
Tailgating – Picknick auf dem Parkplatz
Tailgating – eine amerikanische Erfindung – sind Partys, die vor oder nach Sportveranstaltungen auf dem Parkplatz stattfinden. Tailgate heißt wörtlich übersetzt “Kofferraum” – beim tailgating ist dieser mit allem gefüllt, was man für eine Feier braucht: Essen, Trinken und natürlich CAMPINGSTÜHLE. Und wie darf man sich das Ganze vorstellen? Also, die Leute fahren auf den Parkplatz und stimmen sich dann mit aufgeklappten Kofferräumen auf das Spiel ein: Es werden ein paar Bälle geworfen, es gibt Musik und natürlich ein richtig amerikanisches Barbecue (Hot Dogs, Hamburger). Es ist also ein soziales Ereignis, bei dem man unter Gleichgesinnten schnell Kontakte knüpfen kann und so richtig in Stimmung fürs Spiel kommt. Tatsächlich ist es sogar erlaubt, Alkohol zu trinken, was ja sonst in der Öffentlichkeit in den USA verboten ist. Diese tailgating parties gibt es übrigens auch im Rahmen von High School- und Collegesport. Aber Vorsicht „Teekesselchen“: Tailgating im Straßenverkehr bedeutet das Drängeln von Autofahrer/innen auf der Straße.
Meine neuen Einsichten
In Morristown fühle ich inzwischen kaum noch einen Unterschied zwischen den Leuten dort und uns – aber jetzt, wo wir als Reisende unterwegs sind, sind mir die reisenden Amerikaner/innen (zumindest die, die wir sehen) definitiv fremder. Irgendwie bedienen viele das Klischee der typischen amerikanischen Tourist/innen: Turnschuhe, Kaugummi, kurze Hosen, viel nackte Haut, super viele Tattoos (ohne Tattoo ist die Ausnahme), viele fettleibig (aber das liegt sicherlich daran, dass wir eben auch die Sehenswürdigkeiten abklappern). Zum Abgewöhnen finde ich die sogenannten „boardwalks“. Das sind hölzerne Wege ins Meer, auf denen neben Restaurants teilweise auch gigantische Achterbahnen installiert sind (da stehen die meisten Amis total drauf). Der boardwalk in Santa Barbara ist tatsächlich mit dem Auto befahrbar, damit der Weg zum Restaurant mit „ocean view“ nicht zu weit ist (die spinnen doch!). Am Strand darunter ist ein symbolischer Friedhof mit tausenden weißen Kreuzen aufgebaut, um an die Opfer der Irak- und Afghanistankriege zu erinnern. Und auf dem Spielplatz daneben – endlich mal einer mit Sand! – ist Schuhe-Ausziehen verboten (???). Dazu superlaute Musik – Dauerberieselung – alle amerikanischen Reisenden fühlen sich sichtlich wohl. Jetzt verstehe ich auch, wieso sich einer unserer amerikanischen Gäste auf der Party beklagte, dass die Musik zu leise sei („You need loud music otherwise it is not a party“).
Rote Herzen
Der Januar begann mit einem kick-start – seit dem 2. ist hier wieder „business as usual“, das heißt Schule und Arbeit. Und wir merken schon, dass uns die Extraferienwoche, wie wir sie aus Deutschland kennen, geklaut wurde. Das Neue Jahr ist noch nicht mal eine Woche alt, da gesellen sich rote Herzen zu den Weihnachtsdekorationen – ja, ja, der Valentinstag ist nicht mehr weit! Also: besser schon mal die Reservierung für das Abendessen mit der Liebsten machen. In der ersten Januarwoche flattern hier von allen Seiten „Thank you“-Notes für die Weihnachtsgeschenke (Taschen, Schokolade etc.) von den Lehrerinnen der Kids ins Haus. Alle sind persönlich adressiert, und viele sind mit der Hand geschrieben: „Thank you so much for your generous gift – it was so thoughtful/kind of you.“ Gehören diese Begriffe überhaupt noch zum aktiven Wortschatz von uns Deutschen? Aber das hatten wir ja schon mal, ihr erinnert euch? Dabei hatten wir uns nur an den Gemeinschaftsgeschenken der Klassen beteiligt, also keine Extrawurst gemacht.
Kekse für den guten Zweck
Und da wir gerade von Schokolade sprachen: Die Girl Scouts, die „spring-fundraiser“, schwärmen wieder aus und versuchen, ihre Kekse unters Volk zu bringen. Die Mädchen unserer Straße läuten also an den Haustüren der Nachbarn und wir sind dabei. Klar, wir bestellen auch, für vier Dollar pro Keksbox. Bis Ende Januar habe ich für ca. 50 (!) Dollar Girl Scouts-Kekse bestellt, denn wir haben mehrere Nachbarstöchter bei den Girl Scouts (was mir aber beim ersten Mädchen nicht klar war), und ich wollte keins zurückweisen. Mein Favorit unter den Keksen, die es nur über diese Quelle gibt, sind „Samoa“, mit viel Karamell und Kokosnuss. Aber Geduld ist angesagt – die Lieferung wird erst für März erwartet.
Happy Snow day
Das Wetter ist weiterhin sehr mild und wir können nicht klagen. Es geht zwar mal auf minus zehn Grad runter, aber immer nur kurz. Und was das Beste ist: kein Schneechaos wie letztes Jahr! Alle Pick-ups fahren ohne Räumer vorne dran, Schneeschaufeln sind Ladenhüter, und nur ein einziger Nachbar hat Schneemarkierungen an seinem driveway aufgestellt (ausgerechnet der am bus stop – Spielverderber!). Innerlich frohlocke ich: An jedem Tag, der ohne Schneefall vergeht, mache ich gedanklich einen dicken roten Haken. Eigentlich wäre ja jetzt genau der richtige Zeitpunkt, sich mit Schneeschaufeln, Batterien und wieder verfügbaren Generatoren einzudecken, aber wir bekommen das azyklische Einkaufen einfach nicht hin. Und ich hoffe, dass wir das alles hier nicht mehr brauchen werden 🙂 . Das Einzige, worauf ich bestehe ist, dass Marc uns hier mit Brennholz eindeckt, bevor er sich nach Europa aufmacht – im Falle eines Stromausfalls kann ich nämlich weder ein Messauto an unsere Heizung anschließen noch habe ich Lust, hier im Haus mit vier Kindern festzufrieren. Und mit unserem Kamin bekommen wir wenigstens einen Raum warm. Einen einzigen snow day hatten wir im Januar und der fiel auch noch auf einen Samstag – ha! Diesmal hatte ich Glück, denn ich arbeite ja an einer Samstagsschule 🙂 . Und jetzt kann ich auch das freudige Gefühl der Kids letztes Jahr über jeden snow day verstehen. Alle wollten sofort in den Schnee – und Vitorias Gekreische übertönte das aller anderen, als sie auf dem Hügel vor unserem Haus das erste Mal in ihrem Leben Schlitten fuhr. Beim letzten Schneefall im Oktober fielen ja die Bäume vom Himmel, da gab es für alle Ausgehverbot, auch für Vitoria. Also, das war richtig schön, aber mehr an Schnee brauche ich jetzt auch nicht!