„Looking a lot like August in the middle of April“, sagt das Wall Street Journal. Die Unruhe vom Frühling ist vorbei und im Haus und in der Nachbarschaft ist es wieder ruhiger geworden. Während der April letztes Jahr ins Wasser gefallen war und das Sprichwort „April showers, bring May flowers“ ja ziemlich gut passte, trifft es diesmal eher das deutsche „April, April, der macht, was er will“– aber weniger in Bezug auf Regen, als vielmehr auf die Temperaturen. Wir dürfen Mitte April noch einmal einen „Spontansommer“ erleben. Innerhalb von 48 Stunden klettert das Thermometer von 5 auf über 30 Grad Celsius. Das ist schon immer wie ein kleines Wunder, und da der Umschwung so schnell kommt, erlebt man die Wärme viel intensiver, als wenn man längere Umstellungsphasen hat. Man legt von einem auf den anderen Tag den Wintermantel weg und läuft in Top und Sandalen herum. Das Leben sieht ein ganzes Stück freundlicher aus und die allermeisten Leute – die Kinder allen voran – genießen diesen vom Himmel fallenden Sommer. Besonders abends macht sich eine „mellow“ Stimmung breit, wenn eine wirklich warme Brise durch unseren Garten weht, die majestätischen Bäume uns wieder wohlgesonnen, die Kids geduscht und die Hausaufgaben fertig sind, dann gleiten wir alle ganz friedlich in den Abend. Ich genieße das Barfußlaufen auf den Holzböden im ganzen Haus jetzt besonders, weil man gerade noch in dicken Socken gesteckt hat – das werde ich in Deutschland sehr vermissen. Ziemlich genau Mitte April bricht dann hier die grüne Hölle los. Gleiches gilt für die Spielplätze – sonntagnachmittags kann man an den angrenzenden Sportplätzen mit etwas Glück ein Lacrossespiel, Baseball- und Hockeytraining gleichzeitig sehen. Die Freude währt nicht lange. Genau eine Woche, nachdem wir hier Sommer hatten, zieht ein Schneesturm über die Nordostküste. Im Nachbarstaat Pennsylvania fallen an einigen Stellen über 30 Zentimeter Schnee und die Bäume, die um diese Zeit schon ihre Blätter entfaltet haben, verlieren wieder etliche Äste. Bei uns gibt es Regen, Kälte und Wind, aber keine Stromausfälle – GOTT SEI DANK! Ein Meteorologe von CNN fasst es sehr treffend zusammen: „This has been a crazy, …
Eine Frage des Sommers
An den Schulen ist eine Menge los – so findet im April der alljährliche „Take your kids to work-Day“ statt, an dem man die Kinder für einen Tag mit zur Arbeit nehmen darf. Außerdem muss Theo (9) wie alle anderen Schulkinder an dem staatsweiten Test „NJ ASK“ (New Jersey Assessment of Skills and Knowledge) teilnehmen. Alle Lehrer/innen sind super nervös, denn schlechte Ergebnisse fallen zu 100 Prozent auf sie zurück. Außerdem gab es in Theos Schule diesen Monat den Höhepunkt und Abschluss der „Coins for a Cause“-Aktion, für die die Kinder schon seit vielen Monaten Kleingeld (also „coins“) gesammelt und zur Schule gebracht haben. Es standen insgesamt drei gemeinnützige Organisationen als Empfänger zur Wahl: The Seeing Eye (Blindenhunde), The Neighborhood House (Hilfe für Familien mit geringem Einkommen) und The Interfaith Food Pantry (Essenshilfe für bedürftige Menschen in der Nachbarschaft). Am Tag der Wahl haben sich diese drei Organisationen in der Aula der Schule vorgestellt und anschließend hat jedes Kind in geheimer Wahl eine dieser Gruppen gewählt. Am Nachmittag wurde der Gewinner im Rahmen eines sogenannten „ice cream social“ verkündet, d. h. es gab kostenlose Eiscreme für alle Anwesenden und Spiele auf dem Schulhof. Super Aktion „gelebter Demokratie“ für Grundschulkinder, wie ich finde: Alle Kinder engagieren sich, sammeln kleines Geld für einen guten Zweck, machen sich schlau, was die Organisationen eigentlich tun und entscheiden dann erst, welche Organisation sie wählen. Dieses Jahr hatten die meisten Kinder die Blindenhunde-Organisation gewählt. Uns flattern wieder die „guidelines for appropriate school clothing“ (u. a. kein Schmuck, keine Muskelshirts, keine Mützen o. ä. …) ins Haus, ebenso die ersten summercamp- und pool-Angebote (die sogenannte „Early Bird Discount Registration“ – je früher desto billiger). Alles landet bei uns sofort im Altpapier, geht mich nichts mehr an – aber ich bin auch nicht wirklich traurig drum, denn es gab ja doch eine Menge Krisengespräche zwischen Marc und mir über die Gestaltung der ewig langen Sommerferien in den letzten zwei Jahren. Sechs Wochen Sommerferien statt zwölf Wochen „summer“ ist eins der Dinge, auf das ich mich in Deutschland uneingeschränkt freue 😉 . Am 22. April wird hier der …
Sport mit Stimmung und jeder Menge Show
Marc und ich besuchen ein Profi-Basketballspiel im Madison Square Garden. Die lokale Mannschaft (New York Knicks) spielt gegen die Los Angeles Clippers. Der Abend in einem Satz erzählt: Super-Basketball mit jeder Menge Show drumherum – von Anfang bis Ende total amerikanisch. Vor dem Spiel herrscht in der vollen Halle Volksfeststimmung: Viele trinken Bier, Cheerleader tanzen auf dem Spielfeld, laute Musik, die Namen der Spieler werden wie auf der Kirmes beim Achterbahnfahren angesagt: tief anfangen, dann die Stimme hoch ziehen und dieser verrückte „Heimorgelsound“ „ta, ta, ta, ta“ (abfallend) – lautes Gegröle … Auf dem Spielfeld: neun Schwarze, ein Weißer (ha, endlich mal umgekehrt!), zwei Schiedsrichter. Jeremy Lin, der Wunderknabe („rising star“) der NBA 2012, ist leider nicht dabei, krank. Hammer, wie groß die Spieler sind! Die Zuschauer/innen sitzen bis ganz nah am Spielfeld – und sehen dabei etwas eingepfercht aus. Wenn die Knicks nach vorne gehen, lauter Applaus, beim Gegenzug gibt es Buhrufe. Sobald der Ball aus dem Spiel ist, wird Musik eingespielt, die auch erst langsam ausläuft, wenn der Ball schon wieder im Spiel ist. Das könnte ich mir in Deutschland gar nicht vorstellen – Basketballspielen mit „We will rock you“ oder „Beethoven“. Ich klatsche einmal aus Versehen, als Los Angeles einen wirklich guten Punkt holt – der Mann neben mir guckt im ersten Moment irritiert, aber grinst dann vor sich hin. Peinlich. In der Pause ist dann „showtime“: Es gibt Gewinnspiele wie „Wer von der Mittellinie einen Korb wirft, gewinnt 1.000 Dollar!“ Schafft allerdings niemand … Dann: ein Heiratsantrag auf der Großleinwand („Krista Gaff, will you marry me?“). Und: viele Happy Birthday-Wünsche. Einige bekannte Leute, die im Publikum sitzen, werden mit Großbild eingeblendet, dann wird noch „eine Runde Orden“ verliehen – einer an ein krebskrankes Mädchen, einer an einen schwarzen Jugendlichen, der schon an der Uni ist, der letzte an einen Staff Sergeant, der ein Haus bekommt, ohne dass er eine Hypothek dafür aufnehmen muss. Dazu tanzen Mädels in ziemlich knackigen Anzügen, die immerzu in die Kameras grinsen und Kunststücke vorführen. Langeweile kommt da nicht auf. Die NY Knicks gewinnen am Ende mit 99 zu 93 Punkten …
Family Bits and Pieces April 2012
Vitoria muss vor Gericht, weil sie ihre NJ drivers license (die sie nie erworben hat) abgeben soll. Kurios. Ein offizieller Brief wegen der vielen vermasselten Prüfungen ist nie bei uns angekommen, daher ist irgendeine Frist verstrichen. Nun geht es um eine hohe Geldstrafe. Marc geht mit zur Verhandlung. Verrückterweise ist es hier hilfreich und effektiv, sich bei Verkehrsdelikten dagegen zu wehren und vor Gericht zu verhandeln (auch ohne Anwältin oder Anwalt). Die beiden sind erfolgreich: Vitoria muss am Ende 140 Dollar zahlen (billiger als gedacht) und eine zweite Verhandlung abwarten. Na ja, vielleicht wäre es doch einfacher gewesen, einfach mal richtig für die Theorieprüfung zu lernen – hätte ihr und uns den ganzen Schlamassel erspart. Die wirklich gute Nachricht: Vitoria verlängert ihren Au-pair-Vertrag mit uns für die knapp drei Monate, die wir noch hier sind. Das ist super für uns – könnte nicht besser laufen. Theo (9) ist immer noch total im „Harry Potter Fieber“. Man hört und sieht von ihm tagsüber nicht viel. Aber wenn man es in der Küche klappern hört, dann ruft Tim sofort: „Theo, are you trying out a new potion (Zaubertrank)?“ Dann finde ich dort Überreste von Brühwürfeln und anderen Gewürzen. Er hat immer einige Zauberstäbe („wands“) dabei, die er selber aus Papier gedreht hat. Damit versucht er nun neuerdings „ganz unauffällig“ halb hinter dem Sofa versteckt, den DVD-Player für Ole und Paul anzumachen. Tim ist schon voll genervt davon. Theo liest wie ein Wahnsinniger, seine Bücher sind schon ganz zerlesen und haben viele „Pferdeöhrchen“, wie er mir zuletzt sagte. Und er hat ein neues Problem: „I need a book. How to understand girls.“ Er beschwert sich, dass sie sich so komisch verhalten 🙂 . Das Ergebnis des Parent/Teacher Conference (Elternsprechtags) zu Theo: “High maturity level, serious, has to slow down, add details in the stories, doesn´t explain them thoroughly, more time to plan the story, good sense of humour, witty, funny, more flexible to trust teachers, his language has blossomed, on 3rd grade level, improved reading, spelling”. Also bis auf die fehlende Sorgfalt alles wunderbar im grünen Bereich. Er beschwert sich nur, dass er …
Der Frühling kommt!
Die squirrels sind los und huschen einem wieder über den Weg. Ich frohlocke innerlich, dass es dieses Jahr tatsächlich noch keine Schneetage für die Kinder gab – aber zu früh gefreut. Mich erwischen sie am Ende doch noch auf dem falschen Fuß … allerdings nicht in Form von Schnee. Was das Wetter angeht, muss ich sagen, dass sich Murmeltier Phil in Punxsutawney am Groundhog Day (mal wieder) vertan hat dieses Jahr, denn es gab keine sechs Wochen Kälte mehr – Gott sei Dank! Mitte März wird die Uhr auf „light saving time“ gestellt, und es ist auf einen Schlag bis 18.30 Uhr hell – wie schön! In den nächsten Tagen kommen mir unsere Nachbarinnen und Nachbarn wieder in ihren Cabriolets entgegen und man sieht in unserem Wohngebiet die großen Trucks der „landscaping“-Firmen vor den Häusern stehen. Es wird wieder laut draußen, und die stinkigen Laubpuster befreien die Gärten der Nachbarsfamilien erneut vom Winterpelz. Während wir letztes Jahr im März/April in einem Regenloch versumpft sind, lässt sich der Frühling bisher also gut an. Wir räumen unsere Luftbefeuchter weg und misten die Kleiderschränke aus. Die Kinder entdecken bunte Frühlingsblüher im Garten 🙂 und die Rehe, die jetzt oft am frühen Morgen hinter unserem Garten vorbeiziehen, fressen direkt die ersten grün sprießenden Triebe ab 🙁 . Als Autofahrerin teile ich die Straße auf einmal wieder mit super vielen „Geher/innen“ (aber bitte ohne Stöcke, sonst gibt’s „blöde“ Kommentare: „Did you forget your ski?“ – haha) und Joggerinnen und Joggern (mit ziemlich wenig an). Und ich sehe so viele Radfahrer/innen wie noch nie in unserer Zeit hier (von denen viele gegen die Fahrtrichtung fahren! Bringt man denen das hier so bei wie beim Laufen?). Der pestcontrol-Wagen steht wieder unangemeldet vor der Tür, entfernt direkt ein Wespennest und spritzt unsere Hauswände ein. Von einem Nachbarn weht der süßliche Pestizid- und Herbizidgeruch herüber, einige Raubvögel drehen laut kreischend Pirouetten über unserem Haus, Theo (9) imitiert ihr Geschrei ziemlich gut und geht uns damit wahnsinnig auf die Nerven! Auf den Sportplätzen der Schulen kann man wieder die „Schmetterlingsnetz“-Ballspiele sehen (heißt offiziell „Lacrosse“ – vielleicht hätte ich …
Sommeranfang zum Frühlingsbeginn
Aber so überraschend die Kälte kommt, so schnell verzieht sie sich auch wieder. Und dann wird es richtig warm und man sieht erneut nackte Arme und Beine, wohin man schaut: Viele ziehen bereits jetzt ihre Sommer-Shorts an, nicht nur die Kids, sondern auch Männer und Frauen. Ich muss sagen, dass wir Deutschen im Allgemeinen schon ein Volk der „Langbeinkleider“ sind, denn selbst im Hochsommer sieht man in Deutschland längst nicht so viele nackte Beine wie hier schon bei 15 Grad. In Morristown ist abends die Hölle los – die Leute spazieren in Sommerklamotten und mit bester Laune die Hauptstraße entlang, gehen essen mit Kind und Kegel, die Restaurants sind rappelvoll, es herrscht entspannte Stimmung, als wären hier alle im Urlaub – und ich bin platt, denn es ist erst Mittwochabend! Also von wegen „Thursday is the new Friday“ – spätestens ab Mitte der Woche startet abends die Urlaubsstimmung in Morristown. Als ich mir das Treiben auf den Straßen so angucke, habe ich schon das Gefühl, dass viele Amerikaner/innen einfach ein gutes Händchen dafür haben, ihr Leben zu genießen und eben auch mal einen Wochentag zu zelebrieren – jedenfalls mehr, als ich das aus Deutschland kenne. Auf der anderen Seite sind sie aber auch totale Arbeitstiere. Und ich frage mich: Warum sperren sie dann ihre Kinder den ganzen Tag über in die Schule und lassen sie auch noch bis in den Abend hinein Hausaufgaben machen anstatt draußen spielen?
Ein sicheres Zeichen für Sommer: Baseball
Und dann entdecke ich beim Joggen einen Vater mit seinem Sohn beim Baseballspielen und mein Herz macht einen kleinen Sprung – also, wenn die Leute hier ihre Baseballsachen rausholen, dann kann (darf!) es einfach nicht mehr Winter werden und schneien, denn „Baseball is summer“, wie einer unserer amerikanischen Freunde immer sagt. Und wenn der nicht Recht hat, dann weiß ich auch nicht … Übrigens ist das „snowplowing“-Schild Mitte März auf einmal verschwunden – an gleicher Stelle findet sich eine Woche später Reklame für ein Sommercamp! So ist das hier: Die Wintersaison ist gerade erst vorbei, da geht es schon mit Sommer weiter. Und der Frühling ist nur super knapp …
Akrobatische squirrels und Schlangen als Untermieter
Im Baum vor unserem Haus ist wieder richtig viel los, als die Bäume fast alle gleichzeitig anfangen zu blühen („force blossoming“). Was für Allergiker/innen ein Alptraum ist (bei uns erwischt es Tim (8) und Ole (6) ganz heftig), ist für die unverwüstlichen Nager ein Eldorado: Sie sind direkt mit mehreren am Werk, wagen sich für die Blüten bis auf die kleinsten Äste hinaus (wie kann man nur so gut balancieren?), recken und strecken sich, um an die besten Knospen heranzukommen, fressen dann nur die köstlichsten Teile ab und lassen den Rest flott nach unten fallen, bevor sie nach dem nächsten Leckerbissen greifen. Wir können ihre waghalsigen Aktionen wunderbar vom Arbeitszimmer aus beobachten, wo die Kids und ich immer Hausaufgaben machen. Seitdem der Frühling da ist, sind die Jungen außer Rand und Band, es gibt jedes Mal ein Riesengeschrei, wenn es „Hausaufgaben“ heißt. Sie wollen nur nach draußen – die Hausaufgaben dann noch in den Tag hineinzuquetschen, ist eine echte Qual, die nicht selten mit Frust auf beiden Seiten endet. Wie freue ich mich, demnächst wieder Hausaufgaben in der Mittagszeit zu betreuen und danach den Kids und mir freien Lauf zu lassen! Paul (5) motzt neuerdings immer direkt mit – und zwar nicht, weil er keine Hausaufgaben machen will, sondern weil er unbedingt auch welche machen möchte, aber als einziger keine hat! Wie man’s macht, … 🙂 . Es liegt was in der Luft Jedenfalls sind die Jungs so wild, dass wir sie nicht mehr zu viert auf das Trampolin lassen können – es gab schon öfter blutige und noch öfter „Beinahe“-Unfälle“. Irgendwie liegt was in der Luft: Alle sind etwas aufgekratzt, und es erwischt auch wieder mehr squirrels auf der Straße – fahren auch die Autofahrer/innen wilder als sonst oder sind die squirrels abgelenkter? Oder beides? Im Garten haben wir übrigens neue Untermieter: Eine ganze Schlangenfamilie ist in die Mauer an der Veranda eingezogen. Die Tiere sind sehr dünn, aber lang (40 Zentimeter!), sonnen sich oft und schlängeln sich weg, wenn man näherkommt. Die Nachbarsfamilien haben uns auf Nachfrage etwas von „garter snakes“ erzählt. Die seien ungiftig, wenn auch …
Irish Soda Bread und Stepdancing
Zum dritten Mal feiern wir den St. Patricks’ Day. Die Büste von Madison hat eine grellgrüne Wuschelperücke auf, einige Kinder und Lehrer/innen in der Schule laufen komplett in Grün rum. Auch in der preschool wird dieses Jahr gefeiert – Ole backt mit einer „irischen“ Mutter „Irish Soda Bread“ (ein rundes, ziemlich trockenes Weißbrot mit Rosinen, wird mit Butter bestrichen – super lecker) und Paul bekommt von derselben Mutter eine Stunde Unterricht in „Irish Stepdancing“. Da hätte ich ja gerne zugeguckt. Die Fotos, die in der preschool hängen, sind jedenfalls sehr lustig – Hände in die Seiten gestemmt und dann hoch die Beine …
Spaß als Irish Race Buddy
Ich gehe nicht tanzen, sondern dafür laufen: Bei einem „Irish Race“ in Washington Heights im Norden von Manhattan bin ich diesmal der „Race Buddy“ für einige Kinder, die ihren ersten 5-Kilometer-Lauf machen. Ich hatte mich nach dem Marathon als ehrenamtliche Helferin bei den NYRR (Lauforganisation in NYC) angemeldet, weil ich doch mal einige der Kinder kennenlernen wollte, die von euren Spenden profitieren. Und was soll ich sagen? Es fühlt sich gut an, auch mal das rote T-Shirt mit dem breiten Schriftzug „volunteer“ anzuhaben. 🙂 „Giving back?!“, freut sich einer meiner alten Trainer, als er mich frühmorgens am NYRR-Stand entdeckt. Mein Job ist es, mit zwei anderen Freiwilligen auf sechs Jungs zwischen acht und neun Jahren, also in Theos und Tims Alter, aufzupassen. Seit einem halben Jahr trainieren sie und heute ist ihr erster Lauf. Die Gefühle: Vorfreude und Aufregung! Vor dem Rennen steht das Übliche an: Naseputzen (es ist saukalt), Doppelknoten in die Schuhe, Laufnummer anstecken, Pipi machen gehen und gucken, dass die Kinder nicht im ganzen Gewusel der Läufer/innen verloren gehen. Gar nicht so einfach, denn im Vergleich zu den über 7.000 Teilnehmer/innen sind sie einfach drei Köpfe kleiner. Wir laufen ganz am Ende des Feldes los. Es ist ein Riesenspaß, die Jungs zu begleiten: Am Anfang sprinten sie mit ihren kurzen Beinen entschlossen los, singen gemeinsam: „Downhill rocks – uphill sucks“ (ist nämlich ganz schön hügelig), geraten beim seitlichen Überholen fast in die männliche „Elite“, die mit gewaltiger Geschwindigkeit auf der anderen Straßenseite schon auf dem Rückweg ist (HILFE!), werden dann ruhiger, bekommen rote Wangen und fangen an zu keuchen. James und die anderen halten das Tempo durch, ich falle mit Ryan zurück, der über seinen Fuß klagt. Ich gebe mein Bestes beim Anfeuern: „Good job.“ – „Looking good.“ – „Keep it up.“ Ich bin mir nicht so sicher, wie überzeugend ich bin, da muss ich noch üben. Während Ryan sich etwas quält, aber durchhält, kann ich die Bands am Rand endlich mal in Ruhe genießen (Big-Bands mit Strohhüten, Dudelsäcke, Rockbands, Alleinunterhalter) und höre sogar ein paar neue Sprüche: „Nice legs. – Be cute.“ Aha. Am Ende …