Weihnachtszug auf Amerikanisch

Nun ein kurzer Vergleich von Nikolauszügen in Deutschland und Amerika: USA: Wir gehen mit den Kindern zum „Santa Coach“ – dem Weihnachtszug „Santa Special“. Santa kommt mit einem uralten offenen Feuerwehrauto an, alle machen Fotos, der Song „Last Christmas I gave you my heart“ dröhnt durch die Lautsprecher im Zug (Marc kann es kaum ertragen), Santa mit roter Zipfelmütze grinst in alle Kameras, Plastiktüte mit Überraschungen, E-Lok … die Kinder hatten ihren Spaß. Deutschland: Dampflok, Nikolaus kommt mit Kutsche übers Feld gefahren, Mitra und Bischofsstab, nur Händeschütteln, kein obligatorisches Foto, aus einem Korb gibt es einen Weckmann (hier total unbekannt).

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Weihnachtsheimatfieber

Die Koffer sind gepackt, die Stimmung ist unglaublich ausgelassen und gleich geht es los nach Hause! Die Tatsache, dass wir in ein paar Minuten schon ins Flugzeug nach Deutschland steigen dürfen, verdanken wir übrigens einer total entspannten Schulpolitik in Bezug auf Beurlaubungen: Bis zu zehn Tage darf man während der Schulzeit im Ausland sein. Theo und Tim werden ganze neun Schultage verpassen (und das unmittelbar vor und nach den amerikanischen Winterferien). Da zucken einige Eltern vielleicht kurz zusammen, aber was sollen wir machen – für eine Woche Deutschland lohnen sich das Packen und der Jetlag nun wirklich nicht (Winterferien sind hier nur vom 23. Dezember bis 1. Januar). Also, alles was erforderlich war, war eine E-Mail an die nurse von Tims Schule (über die muss ich unbedingt mal mehr schreiben 🙂 ) und an die Direktorin von Theo, in der wir darüber informieren, dass wir mit den Kindern vom 21.12. bis 7.1. in Weihnachtsurlaub nach Deutschland fahren. Kein Nachfragen – fertig, genehmigt. Ab dem zehnten Tag Abwesenheit in Folge wird man dann allerdings automatisch von der Schule abgemeldet und muss sich nach der Rückkehr wieder anmelden (und hoffen, dass der Platz noch frei ist). Es ist hier aber durchaus Usus, mitten im Schuljahr für zwei Wochen in die Ferien zu fahren – das machen die Nachbarsfamilien auch. Wenn ich da an diese Regelung in Deutschland denke, wo schon wegen eines einzigen Tages vor den Ferien ein Riesenaufstand gemacht wird (klar, dafür gibt es bestimmt auch gute Gründe, aber irgendwie ist das unglaublich stur: Beurlaubensverbot vor/nach den Ferien, Verfahren wegen Ordnungswidrigkeit, Paragraph 16 Schulpflichtgesetz mit Geldstrafe bis zu 1.000 Euro!).   Da haben wir es hier im Moment richtig gut und nehmen ein paar Extra-Tage frei. Zum Abschied haben sowohl Theo als auch Tim von ihren Lehrerinnen auch noch ein kleines Geschenk bekommen, und Theos Lehrerin schreibt uns auf die Thank-you Note: „Dear Theo and Family, Thank you for your kindness! Have a great vacation, Merry Christmas and a Happy New Year.“ Gemaltes Herzchen und Unterschrift von Mrs. Ciorcalo. Da bin ich mal wieder sprachlos (also ich habe noch keinem meiner …

Tschüss Flip-Flops

Pünktlich zu Beginn des Monats kippt bei uns endgültig das Wetter von Spätsommer auf Herbst/Winter. Die Temperaturen sinken unter die T-Shirt-Marke und wir haben nun alle Sommersachen weggepackt. Rückblickend kann ich sagen, dass unsere Kinder noch nie so viel und so lange ihre T-Shirts, kurzen Hosen und kurzen Pyjamas angezogen haben – also, der bisher längste Sommer unseres Lebens – von Anfang April bis Ende Oktober! Anfang November verlieren viele Bäume jetzt ihr Laub innerhalb weniger Tage, und die herunterfallenden Blätter erinnern manchmal an Schneeflocken, da sie in großen Mengen vom Wind wild durch die Luft gewirbelt werden. Die Flip-Flops sind alle verschwunden, und von einem Tag auf den anderen tragen hier ganz viele eine „North Face“-Jacke (die gibt es hier in den Outlet Malls ziemlich preiswert). Nur der UPS-Mann fährt noch mit sommerlicher Kleidung bei offener Tür herum – einer von diesen Amerikanern, die auch im Winter in T-Shirt und kurzen Hosen anzutreffen sind. Aber die Zeichen, die auf Winter stehen, sind unübersehbar: Viele Pick-ups haben bereits ein Paar Extra-Scheinwerfer vorne höher montiert, um bei Bedarf sofort die Schneepflüge zu montieren, mit denen sie dann die Straßen von Schnee freiräumen. Ebenso stecken schon einige Leute ihre Einfahrt mit Schneemarkierungen (Eisenstangen mit rot-weißen Ringeln) ab. Diese langen Pinne dienen nicht etwa nur dazu, die Höhe des Schnees zu erkennen (wie ich am Anfang dachte), sondern auch, unter einer geschlossenen weißen Schneedecke relevante Dinge wiederzufinden (wie z. B. seine Einfahrt oder den Hydranten (diese haben ebenfalls rote Stangen – dagegen zu donnern, wäre nicht so ratsam).   Im ganzen Herbstgestöber bzw. bei den Wintervorbereitungen gibt es aber dennoch die Gewissheit vom sicher kommenden Frühjahr: Die zahlreichen Magnolienbäume haben schon ganz dicke Blütenknospen angesetzt – darauf freue ich mich jetzt schon! Drei Wochen nach Deutschland halten auch wir die Zeit eine Stunde an und nun ist es, Ende November, tatsächlich um 17 Uhr richtig dunkel. Wer hier vergisst, in welche Richtung die Uhr gestellt wird, findet Hilfe im kleinen Reim: „Spring forward, fall back“ spring (Frühjahr/springen) = nach vorne fall (Herbst/fallen) = nach hinten/zurück

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Der turkey kommt

Die Hochzeit (mit langem „o“) der pumpkins ist nun vorbei und sie verschwinden peu à peu aus den Vorgärten. An ihre Stelle tritt das Symbol für den November, das natürlich direkt mit der großen amerikanischen Familientradition „Thanksgiving“ verbunden ist: der Truthahn, auf englisch „turkey“. Diese Tiere gibt es hier nun in allen Ausführungen, ähnlich wie die Kürbisse: Ausmalbilder, Basteleien, Gedichte, als Schokolade, als aufblasbare Riesenversion, in Geschichten … und natürlich auch als Festbraten in den Kühlregalen. Für uns fängt im November eine zwei Monate dauernde Festzeit an. Denn auch wenn wir keine Patchworkfamilie sind, so haben wir jetzt doch eine Patchwork-Kultur: das Multi-Kulti von hier und dazu noch unsere deutschen Traditionen, wie St. Martin und Nikolaus. Für unsere Kinder bedeutet das vor allem jede Menge Feste mit kleinen Überraschungen 🙂 . Und endlich mal ein überzeugendes Argument für die Kids, warum man es im Ausland auch mal „besser“ hat als die Freunde zu Hause.

Unser erstes Thanksgiving

Als Anhaltspunkt für Thanksgiving kannten wir bisher nur Spielfilme, die vom Leben bzw. vom Chaos an diesem Tag erzählen: die Anreise (an keinem Tag im Jahr, auch nicht an Weihnachten, sind so viele Amerikaner/innen nach Hause unterwegs!), das Zusammentreffen großer Familien (mit allem was dazu gehört, auch den Familienkrisen) und natürlich das opulente Thanksgiving-Mahl („Thanksgiving Feast“), wo der Truthahn im Ofen brutzelt, die Kinder die alten Tanten ärgern, die Männer „Football“ gucken und sich alle so rund essen, dass sie sich abends kaum mehr rühren können.   Nun zu unseren Erfahrungen: Schon in den Wochen davor ist es nicht zu übersehen, dass das Fest tatsächlich eine große Bedeutung hat: Viele Geschäfte machen an diesem Tag früher zu, alle Mütter reden beim Abholen der Kids von der Schule über die Vorbereitungen (viele kochen direkt mehrere Truthähne für über 30! Leute – viele Küchen haben daher tatsächlich zwei Backöfen eingebaut), in den Kühlregalen verdrängen medizinballgroße Truthähne alles andere (wo ist denn jetzt die Salami?) und an Tims Schule wird von der sonst ultra strikt durchgeführten Richtlinie „no food“ bei Partys abgewichen.

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Wir wappnen uns

Schon seit Mitte November rufen einem die Kassierer/innen „Happy Holiday!“ zum Abschied zu (anstelle von „Have a nice day“). Damit wir nicht ganz unvorbereitet auf das Fest treffen, nehmen wir einige Aktivitäten mit, die hier angeboten werden: Turkey trekking Das ist die Spurensuche nach Truthähnen bzw. Puten: Wir besuchen mit Theo (8) und Tim (6) den lokalen Naturschutzpark und erfahren, dass es hier tatsächlich wilde Truthähne gibt, die bis zu 55 Meilen/Stunde fliegen können (wenn auch nur für einige Meter). Sie wiegen zwischen fünf und elf Kilo, haben super gute Augen, sind daher sehr schwer zu jagen und fliegen genau zwei Mal am Tag: Morgens vom Baum runter, abends wieder rauf zum Schlafen. Wie man auf dem Foto sieht, sind Truthähne ja nun wirklich nicht besonders hübsch, aber dafür schmecken sie gut. Die „Vögel“ in den Lebensmittelgeschäften sind inzwischen mehrheitlich mit einem „pop-up timer“ ausgestattet (Paul (3): „Was ist das für ein blauer Knopf, da?“) – wenn das Fleisch gar ist, dann springt der blaue Kolben raus – fertig.

Ein bisschen einkaufen

So richtig in Stimmung kommen wir beim Einkaufen: Ich schiebe zwei voll beladene Einkaufswagen zur Kasse und bin wieder mal platt, als sich eine Angestellte vom Laden freundlich anbietet, mir beim Schieben zu helfen. Als wir gemeinsam rausgehen, steht dann draußen ein Mann, der laut mit seiner metallenen Glocke herumbimmelt, um Geld für eine Wohltätigkeitsorganisation zu sammeln (wie in den Fernsehfilmen halten die Leute diese Glocken tatsächlich mit der offenen Seite nach oben – in Deutschland hält man die doch eher nach unten, oder?). Am Auto angekommen flötet mir die Verkäuferin noch ein fröhliches „Happy Holiday!“ entgegen – und ich fahre gut gelaunt nach Hause mit weihnachtlicher Festtagsstimmung im Bauch.

Turkey Trot

Das heißt übersetzt „Truthahn Traberei“ und bedeutet ein bisschen Bewegung vor dem Festmahl! Um im Bauch Platz für den Truthahn zu bekommen, laufe ich morgens an Thanksgiving noch einen 5-km-Lauf mit. Beeindruckend ist mal wieder die Anstelldisziplin der Leute vor den Dixie-Klos (zwei 50 Meter lange Schlangen – hier schlägt sich wirklich niemand in die Büsche).   Vom 5-Kilometer-St.Patties-Lauf im März bin ich „vorgewarnt“: Unterwegs wird die zurückgelegte Distanz in Meilen und nicht etwa in Kilometern angegeben. Heißt: Beim 3-Meilen-Schild kann man in den Endspurt starten, denn dann hat man es fast geschafft (5 km = 3,1 Meilen).

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Gemeinsam feiern

Ich hatte mir ja eigentlich fest vorgenommen, endlich mal unseren XXL-Backofen voll auszureizen, in den man zwei runde Pizzen nebeneinander bequem reinschieben kann, aber dann haben wir überraschend eine Einladung von einer deutsch-amerikanischen Familie bekommen – und das ist natürlich noch viel besser als alleine zu feiern, was für eine Ehre! Und so erleben wir einen Thanksgiving-Tag, der geprägt ist von großer Gastfreundschaft, sehr leckerem traditionellem Essen, dem üblichen Kinderchaos und auch etwas Extra-Zeit für interessante, entspannte Gespräche. Zum Entzücken der Kinder fallen sogar die ersten Schneeflocken in diesem Winter. Auch Marc kann das Fest rundum genießen, denn bei ihm im Büro läuft an diesem verlängerten Wochenende einfach nichts, weil alle zu Hause feiern – ein Gefühl wie Weihnachten, nur ohne Geschenke.