Neben Thanksgiving gab es noch ein anderes Thema, was uns diesen Monat ziemlich bewegt hat: das Lesenlernen von Tim (6). Er hat sich damit wirklich schwergetan in den letzten Monaten. Dann kam der Elternsprechtag Anfang November und uns ist ein Licht aufgegangen: Das Lesenlernen im Englischen funktioniert einfach komplett anders als das Lesenlernen im Deutschen (Stichwort: sightwords) – aber das hatte uns bisher keiner gesagt und so haben wir es wohl immer falsch angepackt. Mehr im Special „Lesen lernen“.
Party Nutrition Guidelines
Diese E-Mail erreichte mich von der Class-Mom (vergleichbar mit einer Elternpflegschafts-vorsitzenden) von Tims Klasse: Hi Everyone, We will be having a party on Wed. Nov. 24 at 11:10 in the class room. We are allowed to bring food! I have attached the food guidelines for you. …. Linda Diese Richtlinien sind schon eine Nummer für sich – hier gilt es, sich zuerst schlau zu machen, bevor man das Falsche kauft: keine zuckerhaltigen Getränke, keinen Kuchen oder Kekse, nichts mit Erdnüssen, geschnittenes Gemüse nur fertig aus dem Geschäft, nur fettarmer Mozzarella, generell keine Lebensmittel über acht Gramm Fett pro Portion. Bei Geburtstagsfeiern ist dann Essen direkt komplett verboten („foodless“)! Was man den Kindern (nicht!) mitgeben darf: The following Party Nutrition Guidelines for the Morris School District need to be followed at all parties and celebrations held at school. This includes holidays and any school-wide or classroom celebrations, except for birthday celebrations which are foodless. The Party Nutrition Guidelines are consistent with the Morris School District nutrition policy, as well as Board of Health Guidelines. Please do not send: Foods and drinks with high sugar content or sugar listed as the first ingredient, including: cookies, cakes, cupcakes, candy of any kind, and soda (regular or diet). Peanuts or foods containing peanuts. Foods with more than 8 grams of fat per serving. Here are some ideas for healthier party foods: Fresh fruit: You may bring whole fruit from home. Cut fruit must come from a store. It can be served with yogurt dip. Dried fruit Fruit leathers: No Fruit Rollups or other brands with added sugar. Look for brands that are all natural, with no added sugar. Fruit popsicles: Made with real fruit and/or 100% fruit juice only. Veggies and dip: Cut up vegetables must be purchased from a store, not prepared at home. Whole grain muffins: Fruit may be added. Baked goods can be prepared at home. Mini rice cakes Baked tortilla, pita, potato or bagel chips with salsa or other dip, such as hummus (under 8 grams of fat/serving) Low fat popcorn Pumpkin seeds or Sunflower seeds Pretzels – plain or …
Pledge of Allegiance und die Stars und Stripes als „gesellschaftlicher Klebstoff“
Über die Allgegenwärtigkeit der amerikanischen Flagge habe ich schon oft genug geschrieben, ebenso über den überwältigenden Stolz, den die Amerikaner/innen für ihr Land empfinden und der einem als Nicht-Amerikaner/in manchmal ganz schön auf die Nerven geht. Und dann ist da auch noch der Fahneneid: Jeden Morgen sprechen etwa 70 Millionen Kinder und Jugendliche – die sich in vielerlei Hinsicht mehr voneinander unterscheiden als viele in Deutschland lebende Kinder – gemeinsam mit Blick auf die amerikanische Flagge den Spruch: „I pledge allegiance to the flag of the United States of America, and to the republic for which it stands, one nation under God, with liberty and justice for all.“ Alle Kids, egal welche Hautfarbe, welche Religion, welche Muttersprache – alle schwören auf die Flagge. In vielen Staaten ist das sogar Pflicht, so auch bei uns in New Jersey! Das ist für unser Empfinden und im Hinblick auf unsere deutsche Geschichte etwas sehr Befremdliches: diese Uniformität, die Pflicht, das Annehmen einer bestimmten Pose (Hand aufs Herz, Blick zur Flagge) von Kindern, das Nachsprechen bzw. Herunterbeten eines nationalen Gelübdes – nein, so etwas kann uns Deutschen nicht so recht schmecken und muss verdächtig wirken. So funktioniert Gemeinschaft Aber (und das ist ein dickes ABER) vielleicht darf man das nicht mit deutschen Augen sehen, sondern muss es durch die Brille der heterogenen amerikanischen Gesellschaft sehen?! Im Hinblick auf die vielen verschiedenen Komponenten, aus denen sich die amerikanische Gesellschaft zusammensetzt, sind die Amerikaner/innen vielleicht darauf angewiesen, mit verschiedenen Ritualen ein Gemeinschaftsgefühl zu vermitteln, das stärker ist als die Diversität ihrer Bürger/innen und Bürger, die ja sicherlich auch Fliehkräfte verursacht. Jeder Mensch hat ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit, und es ist wichtig, dass die Menschen hier, die ihre eigene Kultur weiter ausleben, sich auch einem größeren Ganzen zugehörig fühlen und eben nicht nur ihrer ursprünglichen Identität. Ansonsten bestünde sehr schnell die Gefahr, dass das Ganze zerfasert und in viele kleine Einzelteile zerfällt, die dann nicht mehr als Gemeinschaft funktionieren könnten. Da macht es also vielleicht wirklich Sinn, im Interesse der Stabilität der gesamten Nation solche Maßnahmen wie den Fahneneid fest zu „installieren“ und auch zu forcieren, …
Klo-Stress
Theo regt sich in den ersten Tagen ziemlich auf, dass er immer, wenn er in der Schule zur Toilette muss, die Uhrzeit in ein Buch eintragen muss, einen „Passierschein“ für den Flur (floor pass) bekommt und sich dann wieder eintragen muss, wenn er zurück ist. Es nervt ihn, dass sie auf den Schulfluren weder reden noch laufen dürfen und trotz des langen Schultages kaum Zeit haben, sich mal mit den Klassenkameraden auszutauschen. Aber ansonsten ist er zufrieden. Er ist im Mileage Club und rennt in jeder Pause Runden auf dem Rasen des Schulhofes – das ist doch mal ein Fortschritt zur Hillcrest School, wo Laufen ja generell verboten ist. Sein Name steht daher im Schulflur auf dem Plakat des Mileage Clubs. Er ist immer noch im ESL/ELL (English as a Second Language/English language leaner)-Programm und hat daher jeden Tag zwei Einheiten (writing-and-reading-workshop), wo er aus seiner normalen Klasse herausgezogen wird und in einer kleinen Gruppe von acht Schülerinnen und Schülern zusätzliche Unterstützung bekommt.
Die magische Elf
Bei uns hat eine neue Ära angefangen: Alle fragen einen jetzt: „What are you guys doing over the summer?“ Das heißt dann soviel wie: „Was tut ihr in den nächsten drei Monaten?“ Der amerikanische Sommer fängt am Memorial Day (Ende Mai) an und geht bis Labor Day (Anfang September). Es gibt ab Mai sogar extra „Sommer-Kalender“, die von Juni 2010 bis August 2011 gehen. In dieser Zeit gelten andere Gesetze, denn die Schule ist vorbei und die Kids haben 11 – in Worten „ELF!“ – Wochen frei. Schulbusse haben ebenso lange Ferien. Ole (4) und Paul (3) haben sogar noch zwei Wochen länger preschool-frei. Das alles stellt nicht nur unser Leben auf den Kopf, sondern ist auch eine Herausforderung für viele andere amerikanische Familien hier. Die Zauberworte in diesem Zusammenhang sind „Pool“ oder „summercamp“. Fast alle Familien werden also Mitglied in einem der örtlichen Freibäder (für mehrere hundert Dollar). Heißt: Die Kinder springen morgens in ihre Badesachen und verbringen den Tag am Pool, sprich Freibad. Das macht hier (fast) jeder – ich könnte mir das allerdings mit unseren Vieren nicht so gut vorstellen. Je nachdem, wie weit man vom Pool wegwohnt, zahlt man zwischen 350 und 500 Dollar für die Familienmitgliedschaft.
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