Die „dicke Schule“ nimmt viel Raum ein

Die Schule hier kommt mir immer so vor wie eine dicke Person, die sich mit ihrem mächtigen Hintern auf einen eh schon engen Sitz quetscht – ich will damit sagen, dass die Schule im Alltag fast den ganzen Tag okkupiert und den Kids für andere Aktivitäten, wie Sport oder Verabredungen, kaum mehr Zeit bleibt. Morgens um 8.25 Uhr kommt der Bus bei uns an. Das System mit dem Schulbus, der jedes amerikanische Kind quasi vor der Haustüre abholt, ist zwar praktisch, aber so fängt der Schultag schon mit 25 Minuten Sitzen für unsere Kinder an. Und für die allermeisten hört er dann um kurz nach 16 Uhr (je nach Schulbeginn auch früher) genauso wieder auf – nämlich sitzend. Die Zeit dazwischen besteht ebenfalls aus Sitzen. Theo (8) und Tim (7) haben in der Schulzeit von 9.00 bis 15.20 gerade mal 40 Minuten keinen Unterricht: 20 Minuten „lunchtime“ (wo sie wieder sitzen!) und eine 20-minütige Pause. Zugegeben, in der Pause dürfen sie sich bewegen – mit Einschränkungen (s.u.). Für meine Schulkinder in der Deutschen Schule (Samstagsschule), die regulär in eine middle school gehen, war die Frage bei der mündlichen Prüfung: „Was machst du in der Schulpause?“ dann auch einfach komplett verwirrend – fragende Gesichter bzw. die Antwort: „Wir haben keine Pause.“ Also beim nächsten Mal besser nicht danach fragen – das ist eine interkulturelle Falle. Zusätzlich gibt es in den letzten Jahren die Tendenz, Schulsportstunden zu streichen. Zum einen, damit die Schulen mit einem kleineren Budget zurechtkommen und zum anderen, damit die Kinder mehr Zeit zum Lernen haben (in standardisierten Tests schnitten die Kinder immer schlechter ab in letzter Zeit – dagegen will man etwas tun). Ich kann nicht glauben, dass das Wissen um den Nutzen von physischer Aktivität fürs Lernen hier noch nicht angekommen ist. Wer sich bewegt, hat ein besser durchblutetes Gehirn, was sich positiv auf Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit und Kreativität auswirkt – alles Dinge, die beim Büffeln durchaus helfen. Außerdem gibt’s „Wohlfühlhormone“ und „Anti-Stresshormone“ quasi frei Haus. Ich konnte kaum glauben, dass erst jetzt (Januar 2012) in der Times stand, dass es „wachsende Hinweise darauf gäbe, dass körperliche Aktivität …

Das Geheimnis der sauberen Schuhe

Am Anfang habe ich mich immer gewundert, wieso amerikanische Kinder so saubere Schuhe an den Füßen haben – kaum Gebrauchsspuren und schon gar kein Dreck oder Matsch. Das ist umso verwunderlicher, da sie noch nicht einmal Buddel- oder Matschklamotten in der preschool haben. Die Antwort? Ganz einfach, sie gehen nur sehr selten raus und wenn, dann nur bei perfektem Wetter – Fall gelöst. Generell ist das Erziehungssystem hier viel weniger auf die Bewegungsfreude und den Bewegungsbedarf der Kids ausgerichtet als in Deutschland. So wie ich das bisher erkenne, liegt der Schwerpunkt ganz klar woanders: Mit fünf Jahren muss man lesen können und bitte auch schon anfangen zu schreiben! Diskutieren kann man sich sparen – die Leute hier sind bei dem Thema „Lesen und Schreiben lernen“ (Literacy) komplett anders sozialisiert und kollektiv programmiert.   Unsere Montessori-preschool vernachlässigt fast komplett das Bedürfnis der Kids, sich zu bewegen und die Welt mit allen Sinnen (und eben nicht nur den Montessori-Klassenraum) zu erfahren. Zwischen „work“, „my ABCs“, „lining up“, „Spanish“ und „music“ gibt es nur eine Bewegungspause von 20 Minuten. Über dreieinhalb Stunden (!) sitzen die Kids in dem einen Klassenraum oder sie gehen vorsichtig zwischen den auf dem Teppich liegenden Kindern hindurch. Jeder „Bewegungsausbruch“ wird direkt mit freundlicher, mahnender Stimme gezügelt „walking feet, please!“ Die Pause wird in über 50 Prozent der Fälle nur drinnen in einem urhäßlichen „playroom“ „abgehalten“, weil das Wetter mal wieder nicht perfekt ist – es geht nur raus, wenn die Sonne scheint, es aber dabei nicht zu heiß ist, kein Wind weht und keine Wolke am Himmel ist! Der Raum ist unterteilt: Die Kids, die sich endlich mal bewegen müssen, laufen dann sieben Meter hin und sieben Meter her, von der Wand bis zur Abtrennlinie – immer, immer wieder. Das erinnert mich schon fast an die Eisbären bei uns im Zoo, aber die Kids lachen dabei wenigstens und nach 20 Minuten sind einige sogar nassgeschwitzt.   Wenn die Kids Glück haben, geht es in den „Zwinger“ – wie Marc und ich den sterilen, wenig einladenden, hochumzäunten Minispielplatz nennen. Der hat keinen Sandkasten, keine Schaukel, keinen Baum und nur …

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Deutscher Kindergarten vs. amerikanische preschool

Warum bei amerikanischen Kindern Lernen statt Toben im kindergarten auf dem Stundenplan steht und wieso wir bei der ersten preschool die Reißleine gezogen haben. Und vom Schreiben lernen auf Butterbrotpapier.   Also, während in Deutschland eure Kinder lautstark in Hausschuhen in Kindergärten, Kitas und Krippen herumtollen, Vater-Mutter-Kind spielen, in der Bauecke konstruieren, einmal pro Woche zum Englischunterricht gehen, sich in möglichst naturbelassenen Außenbereichen durch große Sandkästen wühlen, ihre Zeit schon teilweise selbst organisieren und viele Dinge ohne Erwachsene unter sich ausmachen … … sitzen Kinder gleichen Alters in Amerika und so auch Ole (4) und Paul (3) in der preschool sehr gesittet in Trainers (Sportschuhen) in Sitzkreisen („criss-cross-applesauce“) oder an Tischen, hören den Lehrerinnen aufmerksam und interessiert zu, malen und zeichnen Buchstaben, entziffern und lesen Wörter, stellen sich diszipliniert in Schlangen auf, lernen Spanisch, halten anderen Leuten die Tür auf, behalten ihre Hände bei sich („Remember to keep your hands to yourself“) und gehen dann für 20 Minuten auf einen kleinen sterilen Spielplatz (blauer Himmel und angenehme Temperaturen vorausgesetzt). Pre-K Es gibt viele öffentliche und private Vorschulprogramme – einige halbtags, andere ganztags (daycare centers, nursery schools, preschools, kindergarten). Für Kinder unter fünf Jahren bezeichnet man diese Jahre als „Pre-K“ (gesprochen [priː – kei], wobei das „K“ für kindergarten“ steht). Sie unterscheiden sich von den deutschen Vorschuleinrichtungen vor allem darin, dass sie sich allesamt weniger als Betreuungs- sondern vielmehr als Bildungseinrichtung verstehen (zumindest bei uns hier in New Jersey). Es gibt also immer wieder Abschnitte, wo eine „Lernphase“ eingeschoben wird.   Die heilige Kuh Die bedeutendste Zeit ist das Kindergartenjahr (kindergarten), ein Bildungsprogramm, das bei uns sowohl von Grundschulen (kostenlos) als auch von vielen preschools (für teuer Geld) angeboten wird. Es ist quasi wie ein „Vorschuljahr“ für 5-Jährige, wobei die Kinder hier schon viele Dinge lernen, die in Deutschland erst nach der Einschulung auf dem Plan stehen, u. a. das Alphabet, Zahlen (bis 100), Rechnen, Lesen, Schreiben. Der kindergarten ist jedoch keine Pflicht und daher gibt es durchaus Kinder, die erst mit dem ersten Schuljahr einsteigen. An Oles preschool ist das kindergarten-Jahr die Kür, so dass alle Pre-K Klassen voller Ehrfurcht …

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Amerikanische Bildung für die Kleinsten

Warum hier viele Kinder früher lesen als radfahren können. Und wieso die Kleinen sich mit dem Schreiben auskennen, ehe der erste Milchzahn ausfällt.   Unsere Erfahrungen im Bereich „Frühförderung“ (2 bis 5 Jahre) „Frühförderung“ ist im Moment ja auch unter deutschen Eltern ein großes Thema (Englischunterricht, musikalische, sportliche Förderung) und nicht unumstritten. Aber – um euch direkt zu beruhigen – von amerikanischen Verhältnissen sind wir noch meilenweit entfernt! Darum also ein kleiner Beitrag zu dem Thema, an dem wir uns in den letzten Monaten immer wieder die Zähne ausgebissen haben: Es geht um die sogenannte „literacy“ – ein Begriff, der über die Alphabetisierung (sprich Lesen und Schreiben können) hinausgeht und u. a. auch die Fähigkeit im Umgang mit Zahlen, Bildern, Computern sowie generell Fertigkeiten des Wissenserwerbs mit einschließt. Vor allem der Bereich des Lesen- und Schreiben-Lernens betrifft uns bei Ole und Paul in der preschool unmittelbar und bei Tim in der 1. Klasse (hier aber eher die Frage nach der Methode, wie man lesen lernt). Kleine Vorwarnung: Das ist ein „brainwash-Thema“, und ihr werdet vieles nicht glauben können. Ging mir am Anfang auch so – mit in Deutschland erworbenen Denkschemata kommt man hier nicht weit!   Die ultra-komprimierte Version vorweg: Amerikanische Kinder werden anders groß als deutsche Kinder: Viele können hier lesen, bevor sie radfahren können. Sie verständigen sich mit Zeichensprache, bevor sie ihr erstes Wort sprechen und schreiben ihre ersten Sätze, bevor der erste Milchzahn ausfällt.   Früh übt sich – sonst sieht es später düster aus Das Thema Frühförderung wird in den preschools natürlich ganz groß geschrieben, so dass die Kinder sich hier viel früher mit Themen auseinandersetzen (müssen/ dürfen), die bei uns in Deutschland bis zum 1. Schuljahr fest unter Verschluss bleiben. Aber auch außerhalb der preschool begegnet uns das Thema überall im Alltag, z. B. beim Einkaufen und bei der Kinderärztin. „There is a time when a door opens and the future comes in and it’s the first five years. The first five years are forever – Early Education.“ – Slogan der PNC-Bank , der auf breitem Banner im Supermarkt und vor der Bank in Morristown …

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Lesen mit 4 Jahren

Warum hier die meisten 3-Jährigen schon alle Buchstaben kennen und wieso es DVD-Serien für Kinder ab 1 Monat (!) gibt. Und von der unglaublichen Tatsache, dass amerikanische Eltern darüber staunen, dass auch Kinder, die erst mit 6 Jahren lesen lernen, ein erfolgreiches und zufriedenes Leben führen können.   Zur Einstimmung auf das Thema „Lesen“ kommt hier ein Ausschnitt aus der Sesamstraßenfolge „Learning about letters“: Experte ist der gelb gefiederte Riesenvogel Bibo („Bird“), der allen hilft – ganz gleich, ob Baby Bear (who has still trouble remembering his letters) oder auch Snuffy (einem mammutähnlichen Tier mit langem Rüssel, riesigen Augen und langen Wimpern): Bird (zu den Zuschauern): „Oh hi, I’m glad you’re here.“ Snuffy (ins Publikum): „And I’m glad you’re here, too, ’cause today we’re gonna get to go through the whole alphabet. Right, Bird?“ Bird: „Right, Snuffy. And we’re gonna read some words.“ Snuffy: „Words, Bird? Aren’t I too little to be reading words?“ Bird: „Too little?“ (er lacht laut) You are four and a half years old! …“ Es folgt der „ABC-Song“, der „C is for cookie“-Song mit Krümelmonster und natürlich der „la la la song“ von Ernie und Bert, in dem alle Buchstaben des Alphabets mit Gegenständen, die mit dem jeweiligen Buchstaben anfangen, nacheinander vorgestellt und mit Schriftbild eingeblendet werden – für 30 Minuten. Das Motto: „Get ready to sing, dance and laugh all the way from A to Z!“ – Ja, jetzt geht die Party richtig los! „Do you know your ABCs?“ Unsere Erfahrungen mit dem Thema „Literacy“ Am allerersten Schultag fragte uns eine Lehrerin von Tims Schule mit Blick auf Ole (damals 4 Jahre): „And, does he know his ABCs?“ Ich wusste damals nicht, was ich sagen sollte… Was wollte sie wissen? Ob er seinen Namen schon buchstabieren kann? Er war doch erst 4 Jahre – genau wie Snuffy aus der Sesamstraße ;-). Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass wir als Eltern eines 3-Jährigen und eines 5-Jährigen schon mal öfter gefragt werden: „Kennt er denn schon alle Buchstaben? – Does he know his ABCs?“ Das ist so eine Art „Gesprächsaufhänger“ mit Kindern, wie man eben …

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Mein persönliches Fazit: Lesen und Schreiben lernen in den USA und in Deutschland

Warum ich es gut finde, dass die deutschen Schulen den Kindern mehr Zeit geben und den Jüngsten weniger Stress machen. Warum ich aber auch gut finde, dass die amerikanischen Schulen die Lernbegierigen besser fördern und die Auswahl für Leseanfänger/innen riesig ist.   Und – wo funktioniert es jetzt besser? Also, ich halte es auch nach zweieinhalb Jahren USA immer noch für großen Humbug, dass für alle kindergartener mit 5 Jahren (oder sogar für noch Jüngere) Buchstaben schreiben und Lesen lernen obligatorisch auf dem Programm stehen. Warum Kinder mit etwas quälen, was sie zwei Jahre später viel leichter, schneller und erfolgreicher lernen würden? Völlig unnötiger Stress. Und Stress für wirklich noch junge Kids, finde ich. Da machen die deutschen Schulen es richtig, den Kindern mehr Zeit zu geben. Ich sehe aber auf der anderen Seite, dass es in Deutschland sehr wenig „Futter“ für die „Frühstarter/innen“ im Kindergarten gibt, die schon an Buchstaben und Zahlen interessiert sind und gerne loslegen würden. Da sehe ich durchaus Entwicklungspotential. Als ich für Theo, der mit fünf Jahren keine Lust mehr auf „Spielen“ und „Sandburgen“ hatte und sich langweilte, im deutschen Kindergarten explizit nach Vorschulmaterial gefragt habe, gab es eine Absage. „Nein, dürfen wir hier nicht, das wird nicht gewünscht.“ Warum, habe ich nicht wirklich verstanden. Also musste Theo die Zeit im Kindergarten „absitzen“ – das war auch nicht so toll. Ebenso sehe ich noch großen Aufholbedarf bei der Förderung des Lesens in den Grundschulen. Da sind sie hier meilenweit besser als in Deutschland. Ok, bei Theo gab es im 1. Schuljahr in Deutschland zwar die „Lesemütter“, die zweimal pro Woche mit den Kindern in Einzelarbeit lesen geübt haben. Dazu gab es auch das „Antolin“-Leseprogramm, das die Kinder motivieren sollte, mehr zu lesen. Aber das war nicht verpflichtend, und insofern sprach das eher die Kinder an, die sowieso gerne lesen. Großes Manko in Deutschland: Für Leseanfänger/innen gibt es nur eine super kleine Auswahl an mäßig motivierenden Büchern, die nicht wirklich von den Themen handeln, die Kinder interessieren (wie z. B. bestimmte aktuelle Filme, Helden, Märchen oder Sachbücher über wissenschaftliche Themen, wie z.B. das All, Naturkatastrophen …). …

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Schreiben lernen

Welcher Buchstabe sich hinter „big line, little curve, little curve“ verbirgt und welcher unserer Finger der „pinky“ ist. Von den vielen „Teekesselchen“ im Englischen und bei welchen erstaunlichen Vokabeln Theo schon gelandet ist.   Keine Schreibschrift, kein Füller Das Schreibenlernen wird ja in den deutschen Schulen gewissermaßen zelebriert – mit richtiger Stifthaltung, vielen Schwungübungen und dem „Füllerführerschein“. Hier geht es dagegen weniger um die „Kunst“ des Schreibens, sondern vielmehr darum, die Buchstaben erkennbar aufs Papier zu bekommen. Bereit mit 3 bis 4 Jahren haben die Kinder ihre ersten Erfahrungen gemacht, wie z. B. Paul (3) mit „Buchstabennachziehen“ durch Butterbrotpapier. Totale Überforderung, da die Feinmotorik überhaupt noch nicht gereift war. Ole (5) lernt im Moment im kindergarten mit einem Buch, das ernsthaft „Handwriting without tears“ heißt!!! Da lernen sie die Buchstaben mit kleinen Sprüchen – das „B“ ist „big line, little curve, little curve“. Tataaaa – fertig ist das „B“. Stifthaltung spielt hier keine größere Rolle (Hauptsache, der Stift hält – bei der Bedienung im Restaurant kann man die diversen verkrampften Varianten in Ruhe bewundern), und Schreibschrift (cursive) ist hier zwar bekannt, aber absolutes Stiefkind. Theo (8) und Tim (6) bekommen für jeden Buchstaben genau ein Arbeitsblatt, auf dem dieser isoliert in Schreibschrift geübt wird, aber das war’s. Der Alltag besteht aus Druchbuchstaben (print) und Bleistiftgekritzel. Füller gibt es noch nicht mal bei Staples zu kaufen. Also, von wegen penmanship (Schreibkunst) … ist hier nicht.   „Pinky“: ein Finger und ein Versprechen Ein Highlight zwischen all dem Frust für Tim beim Schreiben ist im Moment der „pinky space“ („pinky“ ist der kleine Finger): Er legt seinen kleinen Finger (pinky) hinter jedes von ihm geschriebene Wort und weiß somit, wo er mit dem neuen Wort anfangen darf, damit es keine endlosen Wortspaghetti werden. Und wo wir schon beim „pinky“ sind: Der kleine Finger hilft nicht nur beim Einhalten von Wortgrenzen – Tim nimmt mir im Moment jede Menge „pinky promises“ ab: Man hakelt sich mit seinem kleinen Finger bei der Partnerin bzw. dem Partner am kleinen Finger ein, macht sein Versprechen und zieht dann kräftig seinen kleinen Finger zurück: „Pinky promise!“ Theo …

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Lesen lernen – angucken, merken, lesen

Von flashcards und sight words, warum das Wort „on“ ein Schweinchen ist und A nicht gleich A. Und vom erfreulich hohen Stellenwert der Bücher in der Schule.     Unser Aha-Erlebnis Seit einem halben Jahr versuchen wir, dem Lesen von Tim (6), 1. Schuljahr, auf die Sprünge zu helfen. Bisher mit wenig Erfolg. Also, wie lernen amerikanische Kinder lesen? Von Theo kannten wir bisher nur das sehr systematische Vorgehen an der Grundschule in Deutschland: Die Buchstaben werden in einer bestimmten Reihenfolge eingeführt, schreiben geübt, dann zu kleinen Wörtern zusammengesetzt und lesen geübt. In Deutschland kommen Kinder also meist erst in der Schule strukturiert mit Buchstaben in Berührung, zumindest was das Schreiben und Lesen angeht. Lesen lernen geht hier anders In Amerika läuft das mit dem Lesen komplett anders. Unter anderem lernen die Kids hier bereits in der preschool (3 bis 5 Jahre) und im „kindergarten“ (Vorschulklasse) kleine Wörter erkennen und „lesen“, indem sie sich den gesamten Schriftzug einprägen – und das, ohne die Buchstaben überhaupt zu kennen. Diese Wörter, die durch das reine Ansehen erkannt werden, heißen hier „sight words“, also „Sichtwörter“. Dazu gehören solche Wörter, die besonders häufig vorkommen und von denen sich viele nicht an die normalen Ausspracheregeln halten. Die müssen die Kinder hier auswendig lernen. Dazu haben viele auch sogenannte „flashcards“, also vorgefertigte „Vokabelkarten“ in Kartenspiel-Größe. Hier eine kleine Auswahl an sight words, die bei uns im ersten Schuljahr sicher gekonnt werden müssen: the, of, and, to, you, that, for, was, on, as, with, his, they, I, at, be, this, from, have, one, by, went, look, got, come, too, ball, day, did, yes … Ich habe bisher mit Tim versucht, diese Wörter durch Zusammensetzen der Laute (Buchstaben) zu lesen, eben so wie man es im Deutschen macht: M-A-M-A = Mama. Das hat aber hinten und vorne nicht hingehauen und eine Menge Frust auf beiden Seiten hervorgebracht. Jetzt sind wir auf dem Elternsprechtag mit Wort-Listen und Ideen versorgt worden, wie man diese Wörter spielerisch üben kann (z. B. mit Bingo). Das funktioniert besser. Meet the sight words Wir waren mit unserem Latein bei Tim ziemlich am Ende, was …

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Preschool und kindergarten in den USA

Die amerikanische preschool Zahlreiche öffentliche, private und kirchliche Einrichtungen bieten in den USA Halbtags- und Ganztagsbetreuung an (half days oder full days). Die amerikanische preschool betreut Vorschulkinder im Alter von drei bis vier Jahren, die in Deutschland in dieser Zeit typischerweise in den Kindergarten gehen. Sowohl die Qualität als auch die monatlichen Beiträge der preschools unterscheiden sich gewaltig. Wir zahlen im Moment ca. 1000 Euro pro Monat pro Kind und liegen damit im Durchschnitt, der zwischen einigen hundert Dollar bis 1100 Dollar liegt. Da in Amerika die akademische Bildung in frühen Jahren als besonders wichtig und auch kritisch für die spätere Entwicklung und das Leben der Kinder gesehen wird, vermitteln die Erzieher/innen auch hier schon die Buchstaben, Zahlen bis 20, Farben und Formen. Zum Abschluss noch ein Unterschied zum deutschen Kindergarten: Für Kinder geht es in den USA schon mit fünf Jahren weiter zum Vorschuljahr, dem so genannten kindergarten. Der amerikanische „kindergarten“ Mit fünf Jahren geht es für viele Kinder auf die Schule. Dann beginnt das Vorschuljahr, das hier als „Kindergarten“ (abgekürzt „K“) bezeichnet wird. Der Kindergarten gehört in den USA zum Schulsystem und ist an vielen öffentlichen und privaten Schulen das Einstiegsjahr (K-12 educational system). Auch einige private preschools bieten das Kindergartenjahr als „Abschlussklasse“ an – dann allerdings für teures Geld. In einigen Staaten ist die Teilnahme am Kindergartenjahr verpflichtend, in anderen Staaten beginnt die Schulpflicht erst mit acht Jahren. Auf dem Lehrplan für das Kindergartenjahr stehen typischerweise folgende Themen: Zahlen bis 1000, Addieren und Subtrahieren, die Buchstaben und erste Wörter schreiben, lesen (vor allem sogenannte Sight words), Kalender, Wetter und Jahreszeiten, mit Dollars rechnen, Uhren lesen, US-Staaten, Kontinente.

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St. Martin in der preschool

In unserer preschool gibt es immer wieder Eltern, die in einer Sonderaktion einen Teil ihrer Kultur vermitteln, z. B. Irish folk dance (zum St. Patrick’s Day), Lichterfest (Schweden), Hannukah (mit Lattkes und Dreideln), chinesisches Neujahr. Ole und Paul sind also schon öfter mit kleinen Basteleien nach Hause gekommen.   Heute sind wir dran und es gibt das ganze „Paket“: Martinsgeschichte erzählen, Bilder zeigen, Laternen basteln und Martinslieder hören. St. Martin kennt hier wirklich niemand. Ole und Paul waren mächtig stolz. Beim Vorlesen der Martinsgeschichte fügt Ole an der richtigen Stelle ein: „Now comes the most important part“ – klar, die Mantelteilung. Das Holzschwert war dann natürlich ein Highlight für viele Kids, insbesondere die Jungs. Ein Mädchen war ganz perplex, als ich den mit Bindfäden zusammengenähten „Ikea-Decken-Mantel“ mit einem Schwerthieb durchtrennte: „How did she do it?“ Jaja, den Trick kennen die amerikanischen Kids noch nicht ;-); offene Münder und konzentrierte Gesichter.   Warum das Ganze so erwähnenswert ist? Weil ich überrascht war, wie sicher man doch auf eigenem kulturellem Boden steht, wie viel Spaß es macht, von deutschen Traditionen zu erzählen, und wie viel man selbst ein Stück dieser Traditionen in sich trägt. Einfach mal die Rollen tauschen, tat vor allem Paul und Ole gut. Aber auch die Lehrerinnen fanden es klasse und sagten hinterher, es sei so toll gewesen, Ole und Paul mal in dieser Experten-Rolle zu sehen – besonders, wenn man im Ausland ist und sich fast immer in der Rolle des „Ahnungslosen“ lebt. Und so hörte sich die Aktion in der Monatsausgabe der preschool-Zeitung an: Thank you to Mrs. W. for sharing „The Feast of Saint Martin“. This German Martinstag celebration is like Halloween and Thanksgiving rolled into one. It is celebrated on November 11th. Each child had an opportunity to make a traditional lantern and to parade around the classroom listening to German music.“ (Vielen Dank an Frau W., die uns das “St. Martinsfest“ näher gebracht hat. Das deutsche St. Martinsfest ist eine Kombination aus Halloween und Thanksgiving. Es wird am 11. November gefeiert. Jedes Kind hatte die Möglichkeit, eine traditionelle Laterne zu basteln und zu deutscher …