Ein Geburtstag und zwei absolute Highlights für mich Ole wird fünf. Wir feiern den amerikanischen Unabhängigkeitstag. Wir fliegen anschließend nach Deutschland in den Sommerurlaub!!!
Gute Laune hilft
Die Amis haben es echt raus: Freundlich grüßen, anlächeln, Tür aufhalten (oder auch mal zurück zum Lift springen, um die sich schließende Türe aufzuhalten), sich nett verabschieden und auch mal interessiert nachfragen (an der Fleischtheke): „Oh, where does your lovely accent come from?“ – flüchtige Begegnungen im Alltag fühlen sich hier anders an, das hatte ich ja schon erzählt. Viele, viele Menschen sind hier aber auch einfach hilfsbereiter als das in Deutschland der Fall ist (zwar nicht alle, aber eben doch signifikant mehr!) und packen richtig mit an – und ich rede hier nicht von Freunden und Bekannten, sondern von Leuten, die man noch nie vorher gesehen hat und wahrscheinlich so schnell auch nicht wieder sieht, von „Fremden“ auf der Straße. Ein Beispiel: Vor zwei Wochen war ich auf dem Weg zum Strand, als sich mitten auf der Autobahn plötzlich ein Mann mit seinem Auto auf die Spur neben mich setzte, wild auf meinen Wagen zeigte und mir etwas zuschrie – bei Tempo 70 Meilen/Stunde (über 100 km/h)! Ich hatte keinen Schimmer, was los war und fuhr einfach weiter, aber er ließ nicht locker, gestikulierte heftig, und als ich die Scheibe runterließ, schrie er mir zu: „You gonna have a flat tire in no time.“ Als ich dann zur nächsten Tankstelle fuhr, hatte ich direkt zwei gut gelaunte Männer, die sich den fast platten Reifen genauer anschauten und mit nach einer Lösung suchten: der Tankwart, der nebenbei auch noch die anderen Autos betankte und ein Postbote, der zufällig gerade selbst Sprit für sein Auto brauchte. Nach einer halben Stunde war alles wieder okay – der Nagel war rausgezogen und der Reifen prall. Gut gelaunt ging’s dann endlich weiter in Richtung New Jersey Shore. Manchmal geht einfach einiges leichter, wenn man in gut gelaunte Gesichter schaut und die Leute nicht weggucken, sondern mit anpacken! Probiert es doch einfach mal in Deutschland aus: Fahrt zum Parkplatz des IKEA-Lagers, wo die Leute versuchen, die gekauften Möbel in ihre (zu kleinen) Autos zu hieven, und packt mit an. Ich garantiere euch, dass ihr sehr viele Menschen ziemlich glücklich macht und dann auch selbst gut …
Von schönen Händen und Füßen
Es gibt im Moment zwei Highlights hier: Das ist zum einen die gute Laune der Menschen, die freundlich grüßen, einen anlächeln, die Türe aufhalten und auch mal interessiert beim Smalltalk nachfragen, wo man denn herkommt. Zum anderen ist das die für mich neue Welt der „Nail Shoppes“ – Pediküre und Maniküre stehen hier für viele Frauen genauso auf dem Wochenplan wie Arbeiten gehen, Einkaufen, Kinder abholen … Ich kenne bisher nur wenige amerikanische Frauen persönlich, aber ich kann sie ziemlich treffsicher von Frauen anderer „Herkunft“ unterscheiden: Ihre Haare sind immer in Form, sie tragen eine große Sonnenbrille, haben weiße, absolut gerade Zähne und makellose Finger- und Fußnägel – zumindest die der weißen Mittelschicht, mit denen wir in New Jersey im Alltag am meisten zu tun haben. Wenn diese Komponenten stimmen, gibt es bei dem Rest, das heißt der Kleidung, relativ große Freiheiten: Viele Frauen laufen entweder in sweatpants und Fleecejacken oder aber in femininen Kleider herum. Jeans-Trägerinnen sehe ich dagegen kaum. Stimmt eins dieser Merkmale nicht, ist man (meist) eindeutig als Nicht-Inländerin identifiziert. Das bestätigte mir auch eine Finnin, die seit neun Jahren hier lebt und arbeitet. Ihrer 12-jährigen Tochter war langweilig auf unserem BBQ und sie wollte mit ihrer Freundin zur Maniküre und Pediküre gehen. Da sind meine Mutter und ich dann einfach spontan mitgegangen – ohne Termin rein in eins der unzähligen Studios, in denen sich sehr viele weiblichen Wesen (vom Teenager bis zur alten Frau) regelmäßig die Füße und Hände „machen“ lassen – auch ein sozialer Treffpunkt also. Nach einer Stunde mit Fußbädern, diversen Massagen und dem Lackieren waren wir fertig – eine durchaus entspannende Aktion zu erschwinglichem Preis (30 Dollar). Nagellack an den Fingern ist zwar nichts für mich, aber was die Füße angeht, könnte ich mich dran gewöhnen …
Deutschland, wir kommen!
Zurzeit freuen wir uns alle darauf, ein paar Wochen in Deutschland Luft holen zu können. Wir sind von Anfang Juli bis Mitte August in der Heimat und freuen uns sehr, viele unserer Freunde und die restliche Familie wiederzusehen – und endlich mal wieder mit ziemlicher Gewissheit in den nächsten Tag zu leben, ohne vor „Wände“ zu laufen. Wir freuen uns auf müde Kinder nach dem Schwimmen, Picknick-Pipi auf den Spielplätzen für die Kids nach Herzenslust und darauf, endlich mal wieder zu Fuß unterwegs zu sein. Unsere Kinder sind auch schon ganz aufgeregt und rasen seit zwei Tagen mit ihrem rollenden Handgepäck durch die Gegend …
Schon ganz gut paddelnd unterwegs
Warum ich das Haus nicht ohne mein TomTom verlasse und mich nur schwer an die „staying-at-home mom“ gewöhnen kann. Warum aber zum Glück die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der amerikanischen Leute einfach nur gute Laune machen. Bilanz nach sechs Monaten USA Vieles ist jetzt – im Juni/Juli 2010 – toll, vieles nicht. Ich ziehe den Hut vor allen Leuten, die ihre Heimat verlassen und sich woanders niederlassen – vor allem vor denen, die nicht Zugriff auf die Dinge hatten, die mir/uns hier das Leben am Anfang erleichterten und jetzt fester Bestandteil sind: Gleichgesinnte In unserer Gegend sind viele deutsche und europäische Firmen angesiedelt (z. B. BASF, Novartis …). Daher gibt es selbst bei uns in Morristown eine Menge deutsche Familien. Das Verrückte ist, dass man nur eine/einen Deutsche/Deutschen treffen muss, um – im Zeitalter von Mailing-Listen – auf einmal mit ganz vielen Leuten vernetzt zu sein, die alle in derselben Situation stecken. Ich war direkt im Januar bei einer „wine tasting“-Party eingeladen, und schwupps, schon hatte ich Gleichgesinnte gefunden und sofort ein soziales Netz. Von den Expats bekommt man Antworten auf die vielen größeren und kleinen Fragen, wie z. B. „Wie war das bei euch am Anfang?“, „Wie habt ihr eure Kinder beim Englischlernen unterstützt?“, Wo gibt es hier Leberwurst/gutes Brot/Quark/Würstchen?“, „Welcher Kinderarzt/Friseur/Kindergarten ist empfehlenswert?“, „Wie viel Geld muss ich für ein Geschenk bei einem Kindergeburtstag ausgeben?“ … Außerdem lernt man, dass man nicht die einzige ist, die manchmal gegen die unsichtbaren Wände knallt. Und dann kann man sich auch mal schön gemeinsam wundern. 🙂 Ich treffe übrigens immer wieder zufällig auf Deutsche, einfach weil sie sich an denselben Orten aufhalten wie ich mit unseren Kindern – zum Beispiel auf dem einzigen Spielplatz mit Sandkasten im Nachbarort Madison. Hier scharen sich die deutschen Frauen mit ihren Kleinkindern. Wer nur mit locals zu tun haben möchte, muss die Orte meiden, die die eigenen Kinder lieben.
Mein heißgeliebtes TomTom
Im Ausland Autofahren ist einfach anders. Auch wenn die Leute hier i. d. R. viel gelassener und wohlwollender fahren als deutsche Autofahrer/innen (Ausnahme: Trucks – komplett Irre), ist das schon öfter eine Herausforderung. Dazu kommt, dass mein „sense of direction“ miserabel ist und ich auf dem Rückweg von der Toilette im Restaurant schon mal verloren gehe 🙂 . Schlechte Voraussetzungen für einen kompletten Neustart in fremder Umgebung! Ohne Navi wäre das alles noch viel stressiger, und die Kids und ich kämen wohl oft hoffnungslos zu spät (wenn wir denn überhaupt ankämen). Daher bekenne ich offen: Nie wieder ohne mein TomTom! Internet: Kindergärten, Restaurants, Geschäfte, Sportmöglichkeiten … welch ein Segen, im Internet nachschauen zu können und einen Überblick zu bekommen. Wie viel mühsamer muss ein Quereinstieg mit einer Familie noch vor 20 Jahren gewesen sein! E-Mails: Ich telefoniere kaum mit Deutschland (Zeitverschiebung), dafür kann ich bequem abends E-Mails schreiben und dann am nächsten Morgen die Antworten lesen.
Negativ (nach 6 Monaten)
Aber trotz alldem: Es ist ein echter Kraftakt, eine Familie mit vier Kindern an einen anderen Ort in einem anderen Land zu „verpflanzen“, wo es ja schon zuhause ganz schön anstrengend war. Es ist nicht das eine „Problem“, das einen zum Wanken bringt, sondern es sind die Intensität und die Dichte der Dinge, die uns immer wieder an unsere Grenzen bringen: kulturelle Unterschiede (z. B. Konzept der preschool, überall Fernsehen in „Kinderbereichen“, „freizügiger“ Umgang mit Pestiziden), strukturelle Besonderheiten (lange Schule mit Hausaufgaben, lange Sommerferien), die Bedürfnisse und unterschiedlichen Reaktionen der Kinder (Theo (8) und Tim (6) schwimmen schon recht wacker, Ole (5) geht gerade unter …), meine Situation als „staying-at-home mom“ (ich war nie „ausschließlich“ nur Hausfrau und Mutter, ich vermisse meine Arbeit in der Schule, meine Schulkinder und muss mich dauernd umstellen) und Marcs Herausforderungen im privaten wie beruflichen Bereich. Dazu kommen dann noch die „Extra“-Dinge, die man wirklich nicht brauchen kann: Oles Unfall, Duaas Weggang, eine super nervige Waschmaschine (die weder sauber wäscht noch ordentlich schleudern kann 🙁 ) … Da kommt einem vor lauter Kämpfen manchmal die positive Einstellung abhanden (ganz zu schweigen von der Kraft) und wir haben mehr als einmal darüber gesprochen, das „Experiment“ abzubrechen und wieder nach Deutschland zu ziehen – aber dann müsste Marc wieder pendeln.
Positiv (nach 6 Monaten)
Aber nach einem „good night’s sleep“ sieht die Welt meist schon wieder anders aus und wir rappeln uns wieder hoch: Wir bleiben fürs Erste hier, denn wahrscheinlich liegt die härteste Zeit hinter uns und es gibt noch so viel zu entdecken, wozu uns bisher einfach die Zeit oder Kraft fehlte. Ich habe zum Beispiel bisher weniger von New York City gesehen als alle Wochenendtourist/innen, und es gibt noch so viele tolle Naturparks mit vielen Abenteuern für die Kids … Und schließlich sind wirklich viele positive Dinge passiert: Wir haben eine Menge sehr nette Leute getroffen, die Kids haben neue Freunde gefunden und plappern Englisch, die Sonne scheint hier fast jeden Tag 🙂 , die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit vieler Menschen machen einfach gute Laune – und meine schriftliche Arbeitsgenehmigung ist tatsächlich genau heute angekommen! Ich habe mich bei der Deutschen Schule von Morris County beworben und darf nun ganz offiziell ab September jeden Samstag Deutsch unterrichten – besser als nichts! Und „last but not least“: Wir sind windelfrei! Paul (3) hat es nach monatelangem „potty-training“ endlich geschafft. Seine Antwort auf unsere Frage nach „Erledigung seines Geschäfts“ „Bist du jetzt stolz?“ – „JAAAA!!!“. Wir nehmen uns also die viel beschriebene positive Lebenseinstellung der Amerikaner/innen zum Vorbild und machen weiter.
KEEP TALKING (4) – Sechs Monate USA
Welche Kapriolen der Wechsel vom Deutschen ins Englische bei unseren Jungs schlägt. Und wie sie dann nach sechs Monaten schließlich doch langsam in der neuen Sprache Fuß fassen. Und immer noch: „looking“ 🙂 . „Eis“ schmeckt genauso gut wie „ice“ Nun noch ein paar Worte zur Sprache der Kids. Das Deutsch der Jungs hat sich in den letzten fünf bis sechs Monaten deutlich verändert und enthält an vielen Stellen geschickt eingebaute englische Worte, z. B. „Wo habt ihr geschlafen, als ihr out of town wart.“ Oder „Mama, kannst du das open machen?“ Manche Sätze sind mittlerweile ohne Englischkenntnisse schwer zu verstehen, z. B. „Was ist diese Mappe für?“ (soll sagen: „Was zeigt diese Landkarte an?“). Sie haben manche deutschen Wörter vergessen: „Mama, was heißt noch mal Goodbye auf Deutsch?“ Und das allererste Wort Englisch „looking“… ja, das wird immer noch rege von Ole und Paul benutzt. Im Englischen geht es bei allen nach oben – jeder in seinem eigenen Tempo. Auf Theos Zeugnis steht, dass er große Fortschritte beim Sprechen gemacht hat und dass auch sein Lesen und Schreiben vorwärts geht. Auch Tim führt laut seiner Lehrerin jetzt Unterhaltungen mit seinen Klassenkamerad/innen auf Englisch und versteht viel von dem, was im Unterricht besprochen wird. Das Deutsche Im Laufe der ersten Monate tauchen bei den Jungs immer mehr englische Wörter in den deutschen Sätzen auf – meist sind es die Verben oder Substantive, die sie gut „getarnt“ und nach deutschen Regeln anpassen, aber englisch aussprechen. Dies gilt zunächst vor allem für Theo (8) und Tim (6). Ab und zu tauchen dabei auch „false friends“ auf, also Wörter, die es in beiden Sprachen gibt, die aber ein unterschiedliches Bedeutungsfeld haben. Hier einige Beispiele aus unserem Alltag: Theo (beim Spielen, als sich zwei Kinder eine Süßigkeit teilen und er nichts bekommt): Das ist gemein. Die sharen! (hört sich an wie das dt. „Scheren“) (Mai 2010). Ole: Ich clean this. (Juni 2010) Ole: Ich kenne meine a hundreds noch nicht. (Juni 2010) Ole: Mama, ich eating you. (Juni 2010) Ole: Mama, kannst du das open machen? (Juni 2010) Paul: Mama, hältst du meine …
Das Englische
Kaum zu glauben, aber die falsche Form „looking“ hält sich nach wie vor hartnäckig im Haus. Ansonsten bin ich natürlich meist nicht dabei, wenn die Jungs Englisch reden – von daher habe ich nur einen begrenzten Einblick. Aber einiges bekommt man auf den Spielplätzen und beim Abholen von Schule und preschool ja doch mit. Theo und Tim können sich nach dem knappen halben Jahr schon ganz gut auf Englisch verständigen und benutzen dabei immer weniger deutsche Worte. Theo geht dabei flexibler mit den Strukturen um, während Tim vieles noch als „Lautblöcke“ zu benutzen scheint (aber er kann ja auch noch nicht lesen!), z. B. „How are you?“ (als feststehende Formel [ˌhaʊˈɑːjə]). Ole und Tim fingen mit einzelnen englischen Worten an, die man jetzt auch in ihren deutschen Sätzen hört. Die Kinder verbessern sich manchmal gegenseitig, wenn sie einen Fehler beim anderen hören. Vor allem Theo entwickelt ein Gehör dafür: Tim: „Can I upstairs go?“ – Theo: „Du hast gesagt ›Kann ich gehen rauf?‹“ – Tim: „Oh, can I go upstairs?“ Auf Theos Zeugnis schreibt sein Klassenlehrer einen kleinen Abschnitt: Theo has made great progress since his arrival. His comprehension and use of the English while speaking have increased amazingly well. He has improved slowly, yet steadily in reading and writing. Learning to read and write in one`s own language take time. Theo has done well to improve his comprehension and phonetics of English … Der Zeugniskommentar von Tims Klassenlehrerin zeigt ebenfalls, dass Tim langsam Fuß fasst im Englischen: Tim is a bright, enthusiastic, motivated student who has made a wonderful transition into Kindergarten. He is well liked by his peers and beginning to carry on conversations with them in English. Tim now understands much of what is said in class and is just starting to feel comfortable participating verbally in school … Theo (7) und Tim (6) sind in sogenannten ESL (English as a second learner), also einer Art Unterstützungsunterricht, um ihrem Englisch auf die Sprünge zu helfen. Das läuft hier automatisch. Sie werden daher regelmäßig getestet in den Bereichen Listening, Speaking, Reading, Writing, Comprehension (Listening and Reading).