Warum Oles besonders großes Interesse für Loks auch mit seiner Autismus-Spektrum-Störung zu tun hat und wie Menschen mit Handicap in Amerika sichtbar mehr Teilhabe am Alltag haben. Auf welche Weise Eltern hier gut Hilfe und Unterstützung bekommen, aber wie schwer es trotz allem oft ist, die Diagnose zu verdauen und dann den Alltag zu meistern. Ole (6) hat im Februar 2012 eine neue Diagnose bekommen: „Autismus-Spektrum-Störung“ (autism spectrum disorder) – auf Deutsch kurz „ASS“ genannt. Das Ergebnis kam für uns überraschend, aber es fiel natürlich nicht aus heiterem Himmel. Seit vier Jahren sind wir mit Ole immer wieder unterwegs bei Ärztinnen und Ärzten und suchen nach Antworten: Bis zum zweiten Lebensjahr hat er nicht gesprochen, mit vier Jahren hatte er große Probleme mit seiner Grob- und Feinmotorik, auffallend war sein aufbrausendes, oft hyperaktives Verhalten, sein extrem großes Interesse an Loks, Loks, Loks. Dann kam die vorläufige Diagnose „Verdacht auf ADHS“, mit sechs Jahren war er immer noch sehr impulsiv, im sozialen Bereich tat er sich sehr schwer und oft zeigte er unberechenbare Reaktionen. Dennoch: Mit einer Autismus-Diagnose haben wir nicht gerechnet – das lag aber wohl hauptsächlich an unserer falschen Vorstellung von Autismus. Was ist eine Autismus-Spektrum-Störung? Hier ein einfacher, gut verständlicher Text und Buchtipps zum Thema: Autismus – Eine besondere Art und Weise zu leben Es trifft einen sehr tief, das eigene Kind auf diese Weise ‚versehrt’ zu sehen (was mich angeht). Marc scheint dagegen völlig unbeeindruckt zu sein (jedenfalls äußerlich). Aber Zeit, um Wunden zu lecken, hat man nicht – man muss sich selbst schlau machen, sich kompetente Hilfe holen, einen Plan machen, was das Beste fürs Kind ist und dann loslegen. So sind wir zum Beispiel vorgegangen, um eine Schule für Ole in Deutschland zu finden, was aber alles andere als einfach war. Der Lichtblick: Wir wissen jetzt, was los ist mit unserem Sohn und können ihn gezielter unterstützen und fördern. Außerdem weiß ich von unserer Erfahrung mit der ADHS-Diagnose, dass man den „Schrecken“ einer so weitreichenden und zunächst überwältigenden Nachricht mit der Zeit verdaut und wieder „heilt“, d. h., dass es in ein paar …
Und ab geht die Fahrt
Um eins vorweg zu sagen: Ich habe mich geirrt mit meiner Vermutung, dass wir in Sachen Umzug schon sehr bald den anstrengendsten Teil hinter uns hätten und es danach wieder leicht „bergab“ gehen würde. Im Moment habe ich eher das Gefühl, dass wir auf einer Skiabfahrtsschanze sind, auf der wir mit atemberaubender Geschwindigkeit auf das Ziel (unseren Abflug) zurasen. Und die ganzen Aufgaben, die wir noch zu erledigen haben, überholen mich im Moment rechts und links – hämisch grinsend – und ich weiß manchmal nicht so recht, wie mir geschieht. Jetzt heißt es Nerven behalten und das bewährte „Notprogramm“ fahren: peanutbutter icecream, red velvet cheesecake (mega-fett, aber „yummy“), laufen gehen, Trockner und DVDs einsetzen, Pediküre genießen. Damit bekommt man wieder Bodenhaftung, es wirkt Wunder und schöne Füße hat man auch noch. 🙂 Vitoria wächst über sich hinaus, erledigt alles Alltägliche im Haushalt noch selbstverständlicher als früher. Selbst ihre Morgenmuffeligkeit ist wie weggewischt. Sie packt schon seit Tagen ihre Koffer und man sieht sie öfter mal mit Waage unterm Arm aus dem Badezimmer kommen – anscheinend haben ihre Koffer noch nicht ihr „Wunschgewicht“ erreicht. So langsam fahren wir die wöchentlichen Großeinkäufe runter und brauchen schon mal unsere Lebensmittel aus dem großen Vorratsschrank in der Küche auf. Zwischenzeitlich scheint diesen Monat alles ziemlich chaotisch zu sein, aber am Ende reißen wir das Ruder noch einmal herum. Daher endet der Mai zwar sehr geschäftig, aber doch geordnet, und wir „quetschen“ sogar noch eine Reise zur „Mayflower“, dem Schiff der Pilgrim Fathers rein.
Ausmisten. Ausmisten. Ausmisten.
Statt Bar Mitzwa gibt es für mich Ausmisten in Deutschland – unser Haus einmal „auf links“ drehen und für die Ankunft unserer sechsköpfigen Familie vorbereiten. Mein erster Eindruck von Deutschland nach zehn Monaten „Entzug“: kühler, technischer, stabiler, viele Leute wirken wie unter Strom, als ob sie alle „Red Bull“ getrunken hätten, ungeduldiger, stoffeliger, viele Frauen mit „Storchennest“ auf dem Kopf, asymmetrischer Brille und vor allem JEANS! Wir Deutsche lieben doch wirklich unsere Jeanshosen über alles und ich komme mir komisch vor, weil ich auf einmal so gut ins Bild passe und gar nicht mehr auffalle – ist das bescheuert?! Autofahren ist anstrengender, weil sich so viel bewegt auf Straße und Bürgersteig (wie ein Wimmelbild). Ich vermisse meine Musiksender und „WNYC“ im Radio, weiß geklinkerte Häuser lösen bei mir Hallenbadgefühle aus (ungemütlich und kalt), oh je! Und viele Leute auf dem Fahrrad, die im Verkehr auf ihrem Handy texten – das kannte ich bisher noch nicht. Unser Haus: Es ist schon ein verrücktes Gefühl, nach so langer Zeit wieder da zu sein: Unser Haus ist wie ein alter Kleiderschrank – vieles ist vertraut, man erinnert sich, wo alles liegt und steht. Aber diverse Sachen passen nicht mehr (im wörtlichen wie im übertragenen Sinn), alles ist irgendwie muffig – so wie ein alter Schuh, der bequem, aber ausgelatscht ist. Sieben Tage großes Reinemachen – mit zweieinhalb Jahren Abstand kann man sich leichter von Sachen trennen – danach habe ich mich durch die wichtigsten Räume „gefräst“: Teppich gereinigt, Wände gestrichen, aus Kleinkindzimmer ein Kinderzimmer gemacht, aus Grundschulkind-Zimmer ein Jugendzimmer. Beide Altkleidercontainer im Ort quellen über, der Müllcontainer vor unserem Haus ist rappelvoll und ich bin unzählige Male beim örtlichen Wohltätigkeitsverein gewesen. Abgesehen vom schimmeligen Keller und der kaputten Waschmaschine gibt es noch ein grundlegendes Problem: Mir gefällt die ganze Atmosphäre im Haus nicht mehr – nach fast drei Jahren im gemütlichen Holzhaus ist so ein weißes Steinhaus schon irgendwie kalt. Das müssen wir ändern – so halte ich das nicht aus. Da haben es die Expat-Familien besser, die sich vor ihrem Umzug eine ganz neue Bleibe in Deutschland suchen, denn da können …
Vorbereitungen für Ole
Auch für Ole bin ich unterwegs: einen Integrationsdienst für die Schule finden, Ergotherapie anleiern und eine geeignete Fachärztin bzw. einen Facharzt aufspüren. Außerdem gibt’s zufällig eine Fachtagung zum Thema Autismus in Deutschland an diesem Wochenende und bei der „Autismus-Selbsthilfegruppe“ schaue ich auch direkt vorbei. Schon gewusst? Was genau versteht man unter Autismus? Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich einiges über Autismus gelernt habe, z. B.: „Wenn du eine/n (Autistin/Autisten) kennst, kennst du genau eine/n.“ Sprich, jede und jeder ist komplett anders. Ich habe nun auch mehr Informationen über die Lage in Deutschland, aber die Situation von Ole bedrückt mich noch mehr als vorher. An den verschiedenen Anlaufstellen macht es doch den Eindruck, dass das Thema „Leben mit Handicap“ in Deutschland eine komplett andere Sache ist als in den USA. Die Inklusion von Kindern mit Handicap in den Schulen scheint bei uns noch in den Kinderschuhen zu stecken. Irgendwie reiben sich hier alle aneinander (Lehrer/innen, Eltern und Jugendamt). In der Selbsthilfegruppe lerne ich als Quereinsteigerin schnell dazu: Eine Mutter spricht von ihrem „Aspi“ (sprich Asperger) und ihrem „Normalo“, viele Eltern berichten vom „Kampf gegen das System“ (sprich: Schulamt/Jugendamt/Schulen), manche wirkten ziemlich abgekämpft, andere zynisch. Eine Mutter macht nur noch Urlaub in Italien und der Schweiz (weil die Leute da viel lockerer mit ihrem Sohn umgehen), eine Familie denkt darüber nach, nach Belgien umziehen, weil „die da viel weiter sind“. Die größten Verlierer sind die betroffenen Kinder. Ich bin geschockt, was für „Karrieren“ einige von den Grundschulkindern schon hinter sich haben (mehrfache Schulwechsel, unbegrenzte Suspendierung). Das soll Ole auf keinen Fall passieren. Der Besuch bei einer Psychologin war der Tiefpunkt: Sie zweifelte die Aussagekraft der Gutachten aus Amerika in einer arroganten und besserwisserischen Art an, die mich sprachlos machte. Da kamen alte Gefühle bei mir wieder hoch – diese überhebliche Art muss man einigen Deutschen echt mal abgewöhnen! Am Ende stritten wir uns fast darüber, wieso die Zahlen diagnostizierter Kinder in Amerika so viel höher sind. Also – bei allen Fragezeichen steht jedenfalls eins jetzt schon fest: Sie wird nicht die betreuende Ärztin von Ole. Unser Plan: Wir haben beim …
Zurück in Morristown
Als ich aus Deutschland zurückkomme, tickt unsere Zeit hier auf einmal ganz laut – es ist schon ein Realitätsschock, wenn man die verbleibenden Wochen plötzlich an einer Hand abzählen kann. Bei mir löst das ähnliches Unwohlsein wie ein Stromausfall aus – nicht mehr alles im Griff haben, den Boden unter den Füßen verlieren. Und wie bei unserem Start in den USA sind es die kleinen Dinge, die einen aus dem Tritt bringen, z. B. ein krankes Kind, Zahnschmerzen und solche alltäglichen „Kleinigkeiten“ – als ob der Rest nicht auch schon reichen würde! Aber erst mal geht es noch nach Plymouth in Massachusetts, an die Wiege der USA.
Schnipp-schnapp – das war’s
Anfang April sind es noch zweieinhalb Monate bis zu unserem Umzug zurück nach Deutschland – bei dem Tempo, mit dem die Wochen hier verfliegen, ist das für mich schon ein bisschen beängstigend. Unsere engen Freunde haben die „Trauerphase“ des Abschieds inzwischen, wie es scheint, schon hinter sich. Jedenfalls fragt niemand mehr nach, warum wir zurückgehen und es versucht auch keiner mehr, uns umzustimmen. Das war vor einigen Monaten, als ich mich noch gar nicht damit auseinandersetzen wollte, ganz anders. Aber einige meiner Bekannten, die es jetzt erst mitbekommen, sind tatsächlich kurz heftig überrascht und manchmal auch geschockt: „Oh, but I don’t want you to go – that’s sad.“ Da fällt mir dann irgendwie nie eine passende Antwort ein – Mist. Was kann man da auch sagen? Von wegen „… wir kommen ja öfter zu Besuch“ oder so etwas, das klingt alles irgendwie hohl, denn: „Let´s face it“ – das gemeinsame Alltagsleben mit den Leuten hier ist nun mal bald endgültig vorbei – schnipp, schnapp, abgeschnitten. Die gute Nachricht zu diesem Thema: Ich hatte ganz schönen Horror vor der Umzugsgeschichte, aber es zeigt sich mal wieder, dass die Sache ihren Schrecken verliert, wenn man sie systematisch angeht. Jetzt haben Marc und ich jedenfalls eine vier Seiten lange Liste mit „action items“ und „due dates“ erarbeitet. Wir haben dadurch den Kopf wieder frei und baggern einfach Punkt für Punkt ab – geht besser als gedacht. Für mich heißt das: eine Menge E-Mails und weiterhin eine Stunde „Entmisten“ pro Tag – funktioniert gut. Da unsere Kids zu den Jägern und Sammlern gehören, muss ich alles sofort entsorgen bzw. für die Kids „unsichtbar“ machen. Extramüll kann man hier ja gottseidank ganz bequem zum normalen Hausmüll dazustellen – wird alles mitgenommen, egal wie viel. Cool.
Meine erste „Baby Shower“
Ich habe meine erste Einladung zu einer „Baby Shower“ bekommen, noch dazu von einer Frau, die ich gar nicht kenne. Da war ich im ersten Moment platt. Was ist das und wie geht das? Also: Bei einer „Baby Shower“ wird nicht etwa ein Baby geduscht – wie man meinen könnte – sondern eine werdende Mutter wird mit Geschenken überschüttet, also „geshowered“. Und das meist, bevor das Baby da ist. Es ist Usus, dass einige gute Freundinnen der Mama in spe zu diesem Event einladen – nämlich deren Bekannte und Freundinnen (deswegen kannte ich die „host“, also die Gastgeberin auch nicht). Die Schwangere hat bei der ganzen Sache nur einen einzigen Job: alle Geschenke vor allen anwesenden Frauen öffnen – und begeistert sein! Gefeiert wurde in einem „fire department“, anwesend waren etwa 60 Frauen, von denen ich einige vom Pick-up her kannte. Und dann ging´s los: Zuerst gab es Essen – anderthalb Stunden Fingerfood (viele Gäste hatten etwas mitgebracht) und dabei quatschen – nett und gemütlich und lecker. Dann ging’s ans Geschenke-Auspacken – top organisiert von den „hosts“. Eine Helferin gab der werdenden Mutter die Geschenke vom Geschenketisch an, die sie ausgepackt und allen gezeigt hat, was es ist. Die zweite Helferin packte anschließend alles wieder ein (sie haben ja hier kein Geschenkpapier, sondern „Geschenktüten“ mit Seidenpapier – wie praktisch: dann kann der ältere Sohn, der als „Mann“ bei dieser Veranstaltung nicht dabei sein darf, zuhause auch noch mal alles auspacken). Eine dritte Helferin schrieb dabei genau auf, welches Geschenk von wem ist. Da die meisten den Geschenketisch bei Babies `r us genutzt hatten, gab es wohl keine großen Überraschungen. Zum Abschluss durften wir noch von den phänomenal dekorierten, bunten Cupcakes und Kuchen naschen. Ich fand es schon klasse, einmal mit dabei zu sein. Es ist super, dass sich die Hauptperson um rein gar nichts kümmern muss, sondern nur sitzen und Geschenke auspacken darf. Aber es ist bei den Amerikaner/innen generell viel mehr Sitte als bei uns, für andere die Partys zu organisieren. Einer unserer amerikanischen Freunde äußerte sich einmal total befremdet darüber, dass wir Deutschen unsere Geburtstagspartys immer für …
Alles neu macht der Mai
Der Mai wird unser letzter voller Monat hier sein. Mit ihm beginnt zugleich die große Entrümpelungsaktion unseres Hauses in Deutschland. Ich werde dann für eine ganze Woche nach Deutschland fahren, unser Haus auf links drehen und vorbereiten.
Das Tempo zieht an
Dieser Monat hat rasant an Tempo gewonnen. Die in den letzten beiden Monaten bereits aufgenommene Fahrt mit den Vorbereitungen des Umzugs wurde noch weiter beschleunigt – und dabei wird uns doch schon manchmal etwas schwindelig. Woran es liegt? Das hat natürlich damit zu tun, dass wir langsam aber sicher in die Umbruchsphase geraten. Es läppert sich … es passieren viele „Extras“, aber auch viel „Normales“: Nr. 1 ist momentan auf unserer Liste, für Ole (6) eine geeignete Schule zu finden: Das ist ein Hammerjob aus dieser Entfernung, der Kraft und Zeit kostet. Marc und Ole reisen dafür nach Deutschland, um sich Schulen anzugucken – und am Ende kommen wir schließlich zu einer Entscheidung. Haus ausmisten: Jeden Tag nehme ich mir dafür 30 Minuten vor. Unfassbar, was wir mit so ein paar Leutchen hier in zwei Jahren angesammelt haben … Mein Motto: „Begin anywhere“ (John Cage). Haus auf Vordermann bringen: Unser Vermieter will sein (unser) Haus verkaufen, und ab 1. April sollen hier schon Besichtigungen stattfinden. Amerikaner/innen renovieren ihr Haus grundsätzlich vor dem Verkauf (alles streichen, neue Tapete, neue Bäder, neue Küche). Daher laufen hier in den letzten Wochen immer wieder fremde Menschen durch unseren Garten und schauen sich das Haus von außen an. Nach dem ersten Besuch der Maklerin ist der ursprüngliche Plan allerdings obsolet: Als die das Haus von innen begutachtet hatte, meinte sie, dass das wohl eher ein europäisches Haus sei – mit Bildern der Kinder an der Wand, ihren Basteleien auf der Fensterbank, einem Matratzenlager als Elternbett in einem der Kinderzimmer und einem Kinderzimmer im master bedroom. Mit freundlichem Kopfschütteln sagte sie: „Americans want to see a real master bedroom.“ Naja, ich kann es nicht ändern, in dieser Hinsicht sind wir einfach immer noch viel zu unamerikanisch. Abwarten, was jetzt passiert. Übrigens sagte unser Umzugsunternehmer beim ersten Besichtigungstermin, dass er europäische von amerikanischen Häusern leicht unterscheiden könne, weil die Europäer/innen modernere Möbel und oft viel mehr Bücher in den Regalen stehen hätten. Und vieles andere mehr: etliche kranke Kids, Heuschnupfen, bei mir Prüfungen und Probleme in der Deutschen Schule (ein Kind fühlt sich gemobbt), Marc auf Europareise, …
Sommeranfang zum Frühlingsbeginn
Aber so überraschend die Kälte kommt, so schnell verzieht sie sich auch wieder. Und dann wird es richtig warm und man sieht erneut nackte Arme und Beine, wohin man schaut: Viele ziehen bereits jetzt ihre Sommer-Shorts an, nicht nur die Kids, sondern auch Männer und Frauen. Ich muss sagen, dass wir Deutschen im Allgemeinen schon ein Volk der „Langbeinkleider“ sind, denn selbst im Hochsommer sieht man in Deutschland längst nicht so viele nackte Beine wie hier schon bei 15 Grad. In Morristown ist abends die Hölle los – die Leute spazieren in Sommerklamotten und mit bester Laune die Hauptstraße entlang, gehen essen mit Kind und Kegel, die Restaurants sind rappelvoll, es herrscht entspannte Stimmung, als wären hier alle im Urlaub – und ich bin platt, denn es ist erst Mittwochabend! Also von wegen „Thursday is the new Friday“ – spätestens ab Mitte der Woche startet abends die Urlaubsstimmung in Morristown. Als ich mir das Treiben auf den Straßen so angucke, habe ich schon das Gefühl, dass viele Amerikaner/innen einfach ein gutes Händchen dafür haben, ihr Leben zu genießen und eben auch mal einen Wochentag zu zelebrieren – jedenfalls mehr, als ich das aus Deutschland kenne. Auf der anderen Seite sind sie aber auch totale Arbeitstiere. Und ich frage mich: Warum sperren sie dann ihre Kinder den ganzen Tag über in die Schule und lassen sie auch noch bis in den Abend hinein Hausaufgaben machen anstatt draußen spielen?