Highschool-Cheerleaders

Theo (8) und Tim (7) reden im Moment wieder mehr Englisch miteinander. Martin, unser Gast aus Deutschland, amüsiert sich immer sehr, wenn sie Deutsch mit ihm und mir reden. Der neueste Trend: Rückübersetzungen vom Englischen ins Deutsche – bisher war es eher umgekehrt. Theo beschwert sich über Tim, als er kein warmes Wasser mehr zum Duschen hat: „Der Tim war‘s! Der hat die Dusche rennen lassen so lange.“ Tim fängt endlich an, frei auf Englisch zu schreiben, erzählt aber mit sehr viel Respekt von den Büchern in der Schulbibliothek: „Das sind zu viele Bücher. Das wird Jahre nehmen.“ Beide sind tief beeindruckt von einer Vorführung der Highschool-Cheerleaders inklusive Band an ihren Grundschulen. Sie marschieren im Haus herum, hüpfen und reißen die Arme nach oben, während sie skandieren: „Y-E-L-L – everybody yell yell“ (Buchstaben von Y-E-L-L müssen buchstabiert werden und dann mehrere Wiederholungen) und dann „Go Ravens, go Ravens“ – scheint tatsächlich ansteckend zu sein.

Gute Überraschungen. Schlechte Überraschungen.

Der Februar war insgesamt ein ziemlich bewegter Monat für uns, weil mitten in der Winterzeit viele unvorhergesehene Dinge passierten, die uns doch eine Menge Kraft kosteten. Reese’s (die fettigen Peanut-Butter-Cups – ihr erinnert euch? – man liebt sie oder man hasst sie), meine „Soforthilfe“ bei Stress, hatten Hochkonjunktur bei mir. Soviel vorab.

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Positive Überraschung: Zeugnisse für Theo und Tim

Ich war wirklich total überrascht, als ich beim Ausräumen der Schulrucksäcke von Theo und Tim die sogenannten „progress reports bzw. report cards“ (Zeugnisse) fand. Klar, eigentlich sind Mitte des Schuljahres Zeugnisse fällig (eben wie in Deutschland), aber bei dem ganzen Tohuwabohu waren wir tatsächlich völlig ahnungslos (letztes Jahr hatten die beiden nämlich keine bekommen – wir waren ja erst im Januar quer eingestiegen). Zum Zeugnis: Im Unterschied zu Deutschland ist das Zeugnis eher eine mehrseitige Lektüre. Hier gibt es bis zum 5. Schuljahr keine Noten, sondern nur drei Kommentare bzw. Buchstaben: E = Experiencing difficulty, P = Progressing and developing, I= Independently used skill. In unserem school district haben sie die Noten abgeschafft, nachdem eine Untersuchung gezeigt hatte, dass vor allem die schlechten Schüler/innen nicht von schlechten Noten profitieren, sondern mehr mit richtungsweisenden Kommentaren anfangen können. Und bei guten Schüler/innen zeigte sich, dass es keinen Unterschied machte, ob sie Noten oder Kommentare bekamen. Die Lehrerinnen von Tim und Theo äußern sich sehr zufrieden, jedenfalls sind eine Menge Fortschritte dort aufgelistet. Also alles in Butter 🙂 . Zeugnis Theo Zeugnis Tim Das Zeugnis von Theo umfasst vier Seiten, dicht beschrieben. Es gibt elf „Fächer“ bzw. Beurteilungsbereiche („reading“, „writing“, „maths“, „listening/speaking“, „social/emotional development“, „work study habits“, „science“, „physical education“ (Sport), „art“ (Kunst), „vocal music“ und „media literacy“, die alle noch mal in etliche Teilfertigkeiten aufgedröselt sind. Insgesamt sind es 150! solcher Teilleistungen, die alle individuell von den Lehrkräften zu beurteilen sind – eben mit „E“ (noch schwierig), „P“ (macht Fortschritte) und „I“ (selbständig benutzte Fertigkeit). Am Ende gibt es auf dem letzten Blatt noch eine schriftliche Zusammenfassung über Fortschritte, Leistungen, Verhalten im Unterricht und zukünftige Verbesserungsmöglichkeiten. Ganz ehrlich – das dauert über eine halbe Stunde, bis man das gelesen und verstanden hat, und am Ende muss man fast wieder von vorne anfangen. Ich will nicht wissen, wie viel Zeit die Lehrer/innen für jedes einzelne Zeugnis brauchen, um diese 150 Teilfähigkeiten einzeln zu beurteilen und festzulegen. Hammer! Ob sich diese Mühe lohnt und die Eltern sich diese Kommentare wirklich durchlesen und draus lernen? Ich habe da berechtigte Zweifel, wenn ich mein eigenes Verhalten …

Ein Zoo ohne Tiere

Paul ist zurzeit ein großer Fan von Hasen und wünscht sich nichts sehnlicher als einen zum Geburtstag. Da wir ihm diesen Wunsch nicht erfüllen können, sind wir also zum Zoo gefahren. Der Eintritt war etwas reduziert (nette Überraschung), aber dann kam der Schock: Fast alle Gehege im Zoo waren leer – selbst die Pinguine waren nicht zu sehen! Und die sollten bei dem Eiswetter doch in ihrem Element sein! Großer Frust bei den Kids. Nach einer Runde auf dem Karussell (angeschnallt wohlgemerkt – wir haben dazugelernt!) und nach einem Besuch im Geschenkshop machen wir uns enttäuscht auf den Heimweg. Ein kleiner Hinweis am Eingang, dass die meisten Tieren in Winterquartieren waren, wäre ja doch nett gewesen.

Böse Eis-Überraschung beim Joggen

Ich muss mich einfach bewegen – wie im Januar gehe ich immer raus, egal ob es schneit oder regnet, egal wie kalt (ja, ja, ich weiß …). Ich kann auch schon ganz gut auf Schnee laufen – bisher bin ich noch nie ausgerutscht. Aber eines Morgens lief ich mitten durch einen Schneeschauer, und das Gemeine war, dass man die vereisten, wirklich rutschigen Stellen auf der Straße nicht mehr erkennen konnte, weil sie schneebedeckt waren. Da ich diese Stellen aber aus dem Gedächtnis kannte, wusste ich, wo ich besonders aufpassen musste. Meine Nachbarin Nancy die frühmorgens immer die Runde mit ihren Hunden macht und die ich stets um kurz vor sieben treffe, war auch unterwegs und hatte leider weniger Glück: Von Weitem sah ich sie stürzen und schreien. Mit meinem Handy holten wir Hilfe. Ihr Handgelenk war gebrochen, sie musste operiert werden und läuft seitdem mit einem Gips herum. Nach dieser Geschichte war ich etwas geschockt und habe tatsächlich ein Laufband für drinnen bestellt (obwohl ich das Laufen auf Laufbändern echt langweilig finde – also nur eine Notlösung bei wirklich miesem Wetter). Aber es gibt ja schließlich auch noch eine weitere praktische Verwendungsmöglichkeit von Laufbändern: Ich habe schon von verschiedenen Hundebesitzerinnen gehört, dass sie auch ihre Hunde zum Auslauf mit auf das Laufband nehmen – und was für Hunde gilt, könnte ja auch für Kinder funktionieren – mal sehen 😉

Unser Geländewagen: eine angenehme Überraschung

Ich habe eine steile Lernkurve in Bezug auf die Nützlichkeit von Geländewagen: SUVs sind nicht nur amerikanisch, protzig und umwelttechnisch eine Katastrophe (meine Meinung), sondern haben bei dem Winterwetter hier tatsächlich auch deutliche Vorteile: Man kann mit ihnen durch 40 Zentimeter tiefen Neuschnee fahren, sogar bergauf auf unsere Einfahrt. Die Beifahrertür lässt sich trotz der aufgetürmten Schneeberge an den Straßenrändern noch öffnen (da sie höher liegt – bei normalen Autos ist man „gefangen“ und muss über den Fahrersitz rausklettern). Deutliches Plus: Wenn man durch eines der Schlaglöcher fährt, bekommt man nur einen starken Stoß in den Körper und einen gehörigen Schreck, aber das Auto setzt nicht sofort mit der Karosserie auf der Straße auf. Insofern ist es ein gutes Gefühl, bei diesem Winterwetter mit unserem Geländewagen durch die Gegend zu fahren – in Deutschland müsste Marc ziemlich viel Überzeugungsarbeit leisten, bis ich mich in einen setzen würde. Aber hier mache ich es freiwillig.

Ready to go – der lange Weg bis zum Abflug

Wer wir sechs eigentlich sind und warum wir überhaupt für zweieinhalb Jahre in die USA zogen. Was unsere Familie und Freunde dazu gesagt haben und warum Marc in Amerika arbeiten wollte. Warum wir uns nach unseren „look and see“-Trips an die Westküste und Ostküste für New Jersey entschieden haben. Was wir in Amerika vorbereiten mussten und wie unser „Letzte-3-Wochen-Countdown“ in Deutschland aussah.     1. Wer, wie, was? Aber bevor wir mit Kind und Kegel sowie mit Sack und Pack tatsächlich in den Flieger nach New York steigen und unser altes Leben hinter uns lassen, gibt es natürlich jede Menge Vorbereitungen. 2. Wieso, weshalb, warum …?   Es gibt viele tausend kleine Gründe, warum wir in Deutschland bleiben könnten, aber eben auch einige richtig gute Gründe, genau jetzt die Koffer für Amerika zu packen. Die wichtigsten sind für uns: die guten Erfahrungen, die Marc und ich während unserer Auslandssemester in England und in der Schweiz gemacht haben die Möglichkeit, eine andere Kultur aus erster Hand zu erfahren und viele interessante und nette Leute kennenzulernen Es passt bei Marc geschäftlich genau jetzt besonders gut. Noch sind die Kinder klein, aber bald werden sie alle in der Schule sein – dann würde das „Umsiedeln“ bestimmt noch anstrengender. Ich habe noch vier Jahre Elternzeit. Kurzform: viel Neugierde und ein bisschen Abenteuerlust Mit den Worten von Peter Bamm gesagt: „Das Leben ist zu aufregend, als dass man bequem darin herumsitzen dürfte.“ (Quelle: Peter Bamm: Die kleine Weltlaterne, ISBN 9783426001059, Seite 40, Verlag Droemar-Knaur, 1976) Also, packen wir‘s!

Was sagen Familie und Freunde dazu?

Als wir „die Bombe platzen ließen“, was wir als komplette Familie vorhaben, fielen die spontanen Reaktionen sehr unterschiedlich aus: Der eine Opa war ehrlich geschockt, der andere Opa bekam leuchtende Augen – wahrscheinlich, weil er selbst einmal ausgewandert war – und die Oma trauerte ihrem wöchentlichen „Oma-Tag“ (Besuch eines der Kinder bei ihr) hinterher. Insgesamt waren alle etwas traurig, aber nach dem ersten Schock auch gleichzeitig gespannt, was wir alles erleben würden. Die Tatsache, dass unser Umzug nicht auf ewig ist, dass wir auch in den Ferien wieder nach Deutschland kommen würden und die Aussicht auf einen Besuch bei uns in New Jersey mit Ausflügen nach New York milderten den Trennungsschmerz ab. Viele unserer Freunde fanden die Idee super und fieberten mit uns. Manche fanden es auch richtig mutig. Eine Freundin schüttelte allerdings den Kopf: Nein, so was würde sie nicht machen, weil ihr Sohn sonst ja seinen besten Freund verlieren würde. Punkt für sie – einfach ist genau das wirklich nicht. Vor allem Theo (7) hat im Vorfeld damit zu kämpfen, dass er seine Freunde erst einmal zurücklässt.

Warum wir überhaupt in die USA gehen: Marcs neue Aufgabe

Wie das alles entstanden ist mit der verrückten Umzugsidee erzählt Marc selbst: Die Geschäftsidee Seitdem ich 1999 mit P3 gemeinsam das Telekommunikationsgeschäft aufgebaut habe, habe ich alle zwei Jahre etwas Neues angefangen. Anfang 2009 wurden wir von Verizon, dem größte US-amerikanischen Mobilfunkbetreiber, gefragt, ob wir bestimmte Testdienstleistungen für US-Telefone erbringen könnten. Dafür brauchten wir eine Präsenz in den USA. Ich fing an, das Marktpotential auszuloten, denn nur für den einen Kunden hätte man ggf. auch andere Lösungen erarbeiten können. Marktpotential in den USA Die USA haben über 300 Millionen Einwohner und sind ein riesiger Binnenmarkt. Bei der Marktanalyse wurde schnell klar, dass P3 hier genauso groß werden könnte wie in Europa. Ich fing also im Frühjahr 2009 an, die verschiedenen Ideen zusammenzutragen und meine Mitgesellschafter davon zu überzeugen. Im Juli 2009 wurde unsere US-Tochter in das Handelsregister in Delaware eingetragen. Warum Delaware? Viele US-Firmen sind in diesem Bundesstaat registriert, weil die Unternehmensgesetze hier besonders einfach und unternehmensfreundlich sind. Das hat nichts mit dem Sitz der Firma zu tun. Rotieren am Anfang Der Spätsommer 2009 war super anstrengend – ich musste meine Aufgaben in Deutschland schnell an meine Kollegen delegieren, die US-Kunden wollten bereits erste Aufträge vergeben und die Logistik stand auch noch nicht. Als wir im Oktober 2009 dann noch eine große Ausschreibung eines US-Kunden auf den Tisch bekamen, war ich gut am Rotieren – die Ausschreibung haben wir zum Glück am Ende tatsächlich gewonnen. Mir wurde klar, dass ich ein Rumpf-Team aus erfahrenen US-Amerikanern brauchte, das mir beim Aufbau helfen konnte. Ich fand vier geeignete Leute, die ich im Herbst 2009 nach und nach an Bord holte und flog immer wieder in die USA – fast jede Woche war ich mindestens einmal über den Atlantik unterwegs. Vorbereitungen für das office In dieser Phase war es schwer, immer nur im Hotelzimmer zu arbeiten. Ich konnte mir keine Post zustellen lassen oder Lieferungen annehmen. Aus diesem Grund suchte ich mir ein kleines Mietbüro bei Regus. Regus stellt in vielen großen Städten Büros zur Verfügung, in die man sich einmieten kann. Ich hatte jetzt acht Quadratmeter und zwei Arbeitsplätze, aber vor allem …

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Visumsantrag

Marc erzählt: Wenn man in die USA reisen will, braucht man als Deutsche/r einen Reisepass und muss sich über ESTA (electronic system for travel authorization) vor der Einreise registrieren lassen. Das gilt aber nur für den Urlaub oder kurze Geschäftsreisen. Wer länger in den USA bleiben will, benötigt entweder eine Green Card oder ein Visum. Unsere Firma ist schon länger als so genannter E2-Investor in den USA tätig, d. h. wir als deutsche Firma expandieren in die USA und bauen dort Arbeitsplätze auf. Unter diesem Status darf unser deutsches Mitarbeiterteam in die USA entsendet werden und dafür gibt es so genannte E2-Visa.   Der Antrag ist durchaus kompliziert, denn man muss eine Menge Fragen beantworten. Wir hatten zu diesem Zweck eine Agentur, die uns durch den Prozess coachte. Viele Fragen sind schwierig (z. B. das Aufführen ALLER Reisen, die ich je gemacht habe – mit Datum!), aber am Ende hatte ich nach zwei Wochen tatsächlich meine Formulare fertig. Danach habe ich innerhalb von weiteren zwei Wochen einen Termin für ein Interview im US-Konsulat in Frankfurt bekommen und dort gab es ein zehnminütiges Interview. Am nächsten Tag war der Pass schon in der Post, mit einem fünfjährigen US-E2-Visum. Das war zwar viel Papierkram, aber es ging alles sehr pragmatisch und schnell. Ab Ende Juli 2009 durfte ich bis zu fünf Jahre in den USA bleiben und das Visum kann ich immer wieder für weitere fünf Jahre verlängern. Britta und die Kids haben dann einige Monate später genau das gleiche Visum erhalten – als Angehörige eines E2-Inhabers. Damit durfte Britta in den USA auch arbeiten.