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Lesson learned

Wir sind weder Skiurlauber noch haben wir viel Erfahrung von Zuhause mit wochenlangen Schneeperioden. Insofern gab es wieder eine Menge dazuzulernen – das reichte vom „Wundern“ bis zum Blamieren. Einmal habe ich mich zum Beispiel gewundert, warum auf einem Parkplatz alle Scheibenwischer der geparkten Autos in die Luft hochstanden – ich vermutete einen Streich und ließ meine da, wo sie immer sind – nämlich auf der Scheibe. Als ich dann nach zwei Stunden – Nieselregen bei eisigen Temperaturen – wiederkam, waren meine Scheibenwischer auf der vereisten Scheibe schön festgefroren, da tat sich nichts mehr. Aha, deshalb … Eine weitere Überraschung gab es, als ich an einem echten snow day nachmittags mit unserem noch etwas verschneiten Honda auf dem Weg in die Stadt war. An der ersten roten Ampel wurde es vor der Windschutzscheibe auf einmal dunkel – nichts mehr zu sehen. Die Scheibenwischer bewegten sich keinen Zentimeter, sondern jaulten nur. Beim Aussteigen sah ich die Bescherung: Die ganze Schneeschicht vom Autodach (ca. 25 Zentimeter hoch) war nach vorne gerutscht und hing jetzt zur Hälfte auf der Scheibe, zur Hälfte auf dem Dach. Die anderen Autos sind Gott sei Dank geduldig um mich herumgefahren, während ich, so schnell ich konnte, den Schnee runtergewischt habe. Merke: beim nächsten Mal also schön das Dach freischaufeln, auch wenn es einige Minuten extra dauert (oder noch besser: das Auto in der Garage parken).

Erwarte das Unerwartete

Dieser Monat lief glatt – wir bekommen immer mehr Routine in unserem Alltagsleben. Da hilft wohl die Erkenntnis: Zu unserem Leben scheinen jetzt andere Probleme zu gehören als wir sie zuhause hatten, aber daran haben wir uns inzwischen gewöhnt. Gleiches gilt für die „cultural clashes“, die uns immer noch erstaunen, aber nicht mehr so weh tun. Die Einstellung „expect the unexpected“ ist sehr hilfreich und darin haben wir inzwischen Übung. Bevor wir von unsern Kürbiserlebnissen, Halloween und Marcs „sexual harassment“- Erfahrungen erzählen, zuerst ein kurzer Einblick, was bei uns in der Familie so los war: +++ FAMILY NEWSFLASH +++ Back to normal Nach so einem Umzug, zumal in ein anderes Land, müssen sich alle zuerst mal neu orientieren und wieder Tritt fassen. Da ist klar, dass man den Kindern, die auch so einiges „durchmachen“, einige Eingewöhnungs“zicken“ zugesteht und entsprechend rücksichtsvoll und nachsichtig bzw. recht großzügig mit Motivationsgeschenken ist. Das machen hier alle Expats durch. Bei uns ist diese „Schonfrist“ der Übergangszeit für die Kinder nun vorbei – es ist wieder Normalität eingekehrt – mit allem, was dazugehört: Küchendienst, genaue Aufgabenaufteilung, Konsequenzen bei Nichterfüllung. Und siehe da: Alle Kinder akzeptieren es und wir sind wieder einen Schritt näher an einem normalen Alltagsleben, wie wir es von Deutschland kennen.

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Endlich wieder laufen

Was unseren Alltag angeht, gibt es noch eine Neuerung: Ich bin es soooo satt, soviel Zeit im Auto zu sitzen und ich möchte mit allen Mitteln verhindern, dass unsere Kinder sich die amerikanische Einstellung zum Thema Fortbewegung zueigen machen (z. B. mit dem Auto von Tür zu Tür, bloß keinen Schritt zuviel, siehe bus stop-Konflikt s. u. mit den Nachbarn). Daher dürfen jetzt alle vier Kinder nach der preschool bzw. nach der Schule ein Stück zu Fuß gehen. Da der Weg nach Hause viel zu weit ist, parke ich einfach ein Stück von den Schulen entfernt und gehe den Rest zu Fuß – hört sich vielleicht komisch an, aber mittlerweile haben wir damit auch schon Routine. Oles (5) und Pauls (3) preschool liegt direkt neben der Bahnlinie mit einem autofreien Erholungsweg daneben, der wunderbar geeignet ist für’s Laufrad, Roller und Fahrradfahren.   Bei Theo (8) und Tim (6) führt der Weg eher durch die Stadt bzw. das Wohngebiet, aber auch dort tut es gut, endlich einmal Leute auf ihren Verandas (porches) zu sehen und zu erleben. Und auch wenn ich oft zunächst eine meuternde Horde hinter mir habe, kommt nach einigen Metern meist bessere Stimmung auf, wir kommen ins Plaudern und die Kinder entspannen sich. Für mich ist das Laufen wieder ein bisschen Heimat.

Kulturschock Bettzeug

Als unsere Putzfrau unsere Betten das erste Mal bezieht, stellen wir abends überrascht fest: Die Bezüge sind auf links aufgezogen – okay, wir erklären ihr das kurz … In der nächsten Woche klappt es dann auch besser – zumindest auf den ersten Blick: Die Bezüge sind richtig herum aufgezogen. Wir wundern uns nur abends darüber, dass die Decken so schwer sind. Kein Wunder, denn sie hat die alten Bezüge nicht abzogen, sondern die neuen einfach noch drübergezogen! In der nächsten Woche erleben wir abends dann noch mal eine Überraschung: Diesmal steckt meine Matratze (!) fein säuberlich im Oberbettbezug. Jetzt reicht’s mir und ich mache das von nun an selbst. Geht schneller, als es jede Woche den wechselnden Putzteams zu erklären. Die kulturellen Verwirrungen funktionieren also auch andersherum –scheinbar triviale Dinge sind eben auch kulturell geprägt.

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Unser zweiter Start

Jetzt, vier Wochen nach unserer (Wieder-)Ankunft in Morristown, kann ich sagen: Es war ein guter zweiter Start. Viel runder als der im Januar, alles schon viel vertrauter – wir haben die erste anstrengendste Phase wohl hinter uns. Marc hat in fast allen Punkten gute Vorarbeit geleistet, und alle Kinder sind gut ins neue Schuljahr gestartet. Selbst Ole macht sich richtig gut – mit verkürztem preschool-Alltag und Ergotherapie. Nur auf seinen Sandkasten muss er noch warten.   Und es hat tatsächlich geklappt: Wir haben seit zwei Wochen ein Au-pair aus Brasilien! Das wird eine große Erleichterung im Alltag sein. Ich habe endlich auch wieder einen Job – an der Deutschen Schule von Morris County, jeden Samstagvormittag. Es tut mir soooo gut und ist richtig spannend, mal einen Einblick ins amerikanisch-deutsche Schulleben zu bekommen. Marc hat zwar keinen neuen Job, hat sich dafür aber ein neues (ziemlich zeitintensives) Hobby zugelegt: Fliegen. Doch dazu später mehr. Also – wir sind wieder im Rennen und freuen uns über einige Upsides wie z. B. eine neue Waschmaschine (ha, ich bin die Albtraumwaschmaschine los 🙂 ), ärgern uns ein bisschen über einige Downsides wie z. B. endlose Bürokratie in der Schule. Aber selbst kleinere kulturelle Unterschiede wie bei Matratzen oder Kinderkarussels können uns im September nicht aus der Fassung bringen.

3. Klasse für Theo, 1. Klasse für Tim

Für Theo (8) und Tim (6) geht die Schule endlich wieder los. Tim kommt ins 1. Schuljahr und bleibt weiterhin auf der „Hillcrest“ (Schule für „Kindergarten“ sowie das 1. und 2. Schuljahr), Theo kommt ins 3. Schuljahr und muss auf die Alexander Hamilton School wechseln (Schule fürs 3. bis 5. Schuljahr). Marc und ich sind überrascht, wie einfach es den beiden fällt, nach elf Wochen Ferien wieder mit Rucksack auf dem Rücken in den Schulbus zu steigen. Sie nehmen weiterhin denselben Bus, aber Tim muss eine Station vorher aussteigen.   Beide haben es gut angetroffen mit ihren Lehrerinnen und es gibt weniger Hausaufgaben, vor allem für Theo (puh!). In Deutschland würde ich mir vielleicht Sorgen machen (lernen die auch genug?), hier bin ich zunächst mal froh, denn das bedeutet definitiv weniger Stress an unseren Nachmittagen und die Kids haben ja eh schon sehr lange Schule (Theo jeden Tag bis 15.30 Uhr).

Die September-Tops :-)

Multi-Kulti Es ist einfach unglaublich erfrischend zu sehen, wie viele verschiedene Kulturen hier miteinander und nebeneinander leben. Die Metapher der „salad bowl“, die die amerikanische Gesellschaft mit einer Salatschüssel vergleicht, macht Sinn: Es gibt ganz viele verschiedene „Gemüsesorten“, die als solche auch noch gut zu erkennen und zu unterscheiden sind (die verschiedenen Kulturen), die aber dennoch gemeinsam etwas Neues bilden, nämlich den „Salat“ (die amerikanische Gesellschaft). Unsere Jungs spielen nach der Schule oft auf dem Spielplatz vor der Schule und das bunte Treiben dieser „ganz gemischten Kindertruppe“ ist toll anzuschauen.   Ich habe in der ganzen Zeit noch nie das Gefühl gehabt, ausgeschlossen zu werden, weil wir aus Deutschland kommen. Es hat noch niemand das Gesicht verzogen, wenn wir mit Akzent reden und es gab keine einzige offene Anfeindung.

Schon ganz gut paddelnd unterwegs

Warum ich das Haus nicht ohne mein TomTom verlasse und mich nur schwer an die „staying-at-home mom“ gewöhnen kann. Warum aber zum Glück die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der amerikanischen Leute einfach nur gute Laune machen.     Bilanz nach sechs Monaten USA Vieles ist jetzt – im Juni/Juli 2010 – toll, vieles nicht. Ich ziehe den Hut vor allen Leuten, die ihre Heimat verlassen und sich woanders niederlassen – vor allem vor denen, die nicht Zugriff auf die Dinge hatten, die mir/uns hier das Leben am Anfang erleichterten und jetzt fester Bestandteil sind: Gleichgesinnte In unserer Gegend sind viele deutsche und europäische Firmen angesiedelt (z. B. BASF, Novartis …). Daher gibt es selbst bei uns in Morristown eine Menge deutsche Familien. Das Verrückte ist, dass man nur eine/einen Deutsche/Deutschen treffen muss, um – im Zeitalter von Mailing-Listen – auf einmal mit ganz vielen Leuten vernetzt zu sein, die alle in derselben Situation stecken. Ich war direkt im Januar bei einer „wine tasting“-Party eingeladen, und schwupps, schon hatte ich Gleichgesinnte gefunden und sofort ein soziales Netz. Von den Expats bekommt man Antworten auf die vielen größeren und kleinen Fragen, wie z. B. „Wie war das bei euch am Anfang?“, „Wie habt ihr eure Kinder beim Englischlernen unterstützt?“, Wo gibt es hier Leberwurst/gutes Brot/Quark/Würstchen?“, „Welcher Kinderarzt/Friseur/Kindergarten ist empfehlenswert?“, „Wie viel Geld muss ich für ein Geschenk bei einem Kindergeburtstag ausgeben?“ … Außerdem lernt man, dass man nicht die einzige ist, die manchmal gegen die unsichtbaren Wände knallt. Und dann kann man sich auch mal schön gemeinsam wundern. 🙂   Ich treffe übrigens immer wieder zufällig auf Deutsche, einfach weil sie sich an denselben Orten aufhalten wie ich mit unseren Kindern – zum Beispiel auf dem einzigen Spielplatz mit Sandkasten im Nachbarort Madison. Hier scharen sich die deutschen Frauen mit ihren Kleinkindern. Wer nur mit locals zu tun haben möchte, muss die Orte meiden, die die eigenen Kinder lieben.

Mein heißgeliebtes TomTom

Im Ausland Autofahren ist einfach anders. Auch wenn die Leute hier i. d. R. viel gelassener und wohlwollender fahren als deutsche Autofahrer/innen (Ausnahme: Trucks – komplett Irre), ist das schon öfter eine Herausforderung. Dazu kommt, dass mein „sense of direction“ miserabel ist und ich auf dem Rückweg von der Toilette im Restaurant schon mal verloren gehe 🙂 . Schlechte Voraussetzungen für einen kompletten Neustart in fremder Umgebung! Ohne Navi wäre das alles noch viel stressiger, und die Kids und ich kämen wohl oft hoffnungslos zu spät (wenn wir denn überhaupt ankämen). Daher bekenne ich offen: Nie wieder ohne mein TomTom!   Internet: Kindergärten, Restaurants, Geschäfte, Sportmöglichkeiten … welch ein Segen, im Internet nachschauen zu können und einen Überblick zu bekommen. Wie viel mühsamer muss ein Quereinstieg mit einer Familie noch vor 20 Jahren gewesen sein! E-Mails: Ich telefoniere kaum mit Deutschland (Zeitverschiebung), dafür kann ich bequem abends E-Mails schreiben und dann am nächsten Morgen die Antworten lesen.

Positiv (nach 6 Monaten)

Aber nach einem „good night’s sleep“ sieht die Welt meist schon wieder anders aus und wir rappeln uns wieder hoch: Wir bleiben fürs Erste hier, denn wahrscheinlich liegt die härteste Zeit hinter uns und es gibt noch so viel zu entdecken, wozu uns bisher einfach die Zeit oder Kraft fehlte. Ich habe zum Beispiel bisher weniger von New York City gesehen als alle Wochenendtourist/innen, und es gibt noch so viele tolle Naturparks mit vielen Abenteuern für die Kids … Und schließlich sind wirklich viele positive Dinge passiert: Wir haben eine Menge sehr nette Leute getroffen, die Kids haben neue Freunde gefunden und plappern Englisch, die Sonne scheint hier fast jeden Tag 🙂 , die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit vieler Menschen machen einfach gute Laune – und meine schriftliche Arbeitsgenehmigung ist tatsächlich genau heute angekommen! Ich habe mich bei der Deutschen Schule von Morris County beworben und darf nun ganz offiziell ab September jeden Samstag Deutsch unterrichten – besser als nichts!   Und „last but not least“: Wir sind windelfrei! Paul (3) hat es nach monatelangem „potty-training“ endlich geschafft. Seine Antwort auf unsere Frage nach „Erledigung seines Geschäfts“ „Bist du jetzt stolz?“ – „JAAAA!!!“. Wir nehmen uns also die viel beschriebene positive Lebenseinstellung der Amerikaner/innen zum Vorbild und machen weiter.