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Arbeit an allen Fronten

Marc arbeitet im Moment rund um die Uhr und strampelt sich zwischen seinen vier „Fronten“ ab, wie er immer sagt: „Büro einrichten“, „Geschäft in USA aufbauen“, „Eskalationen in Europa und USA“ und „Familie“ – eine anstrengende Berg- und Talfahrt. Uneingeschränkt positiv sind sein kurzer Weg zum Büro (fünf Minuten) und die geringe Anzahl von Geschäftsreisen. Trotz der großen Belastung im Büro zeigt er morgens und abends viel Präsenz bei uns zu Hause (wenn auch nicht immer voll einsatzfähig, siehe Foto 🙂 ) – für mich ein ungewohnter Luxus.

„Welcome to the neighborhood“ – unsere Einweihungsparty

Unsere housewarming party Anfang Februar war ein voller Erfolg. Wir hatten das Haus (bzw. die Küche) voll mit Jennifers, Dicks und Bobs. Und obwohl so eine Einladung wohl unüblich ist in Amerika, haben uns dennoch alle herzlich willkommen geheißen und uns mit guten Tipps versorgt. Sie haben das selbstgemachte Essen gelobt, allem voran das Knäckebrot meiner Mutter. Bemerkenswert, dass fast jeder neben Geschenken auch noch eine Karte zur Begrüßung geschrieben hat, auf der er oder sie uns ihre Hilfe anbietet und direkt die Telefonnummern dazu geschrieben hat. Das Eis ist gebrochen. Und wenn ich jetzt mit den Kindern draußen auf der Einfahrt spiele, dann winken uns die Leute fröhlich aus ihren Autos zu.

Unsere Familie ist noch größer geworden

Zu unserem Haushalt gehören seit Kurzem: Jane, 51 Jahre, immer gut gelaunt und stets Kaugummi kauend, Mutter von drei erwachsenen Söhnen. Sie hilft mir montags bis mittwochs nachmittags mit Kindern und Haushalt. Ein Glücksgriff für uns, da sie sehr selbstständig agiert und sich auch durch unsere wilden Jungs nicht abschrecken lässt. Nur die Verständigung mit den Kids ist nicht einfach (sie kann kein Deutsch und unsere Jungs erst sehr wenig Englisch). Sie kommt drei Tage die Woche für jeweils drei Stunden. Ola, unsere polnische Putzhilfe, die einmal in der Woche das Haus sauber macht. Ein gebrauchter, silberblauer Honda Odyssey mit ausreichend Platz für alle Kinder. Wir mussten das Auto übrigens in bar bezahlen, weil wir im Moment hier keine Kreditkarte bekommen (no „credit history“). Und Vorsicht – schwache Batterie: Bloß nicht Radiohören, ohne den Motor laufen zu lassen, sonst springt das Auto nicht mehr an! Ich bin schon mit allen Kids an Bord bei minus fünf Grad „in the middle of nowhere“ gestrandet – war kein Spaß …   Schon gewusst? Wie funktioniert das eigentlich mit der Credit History bzw. dem Credit Score?

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Credit history – die amerikanische Schufa

In den USA wird die Bonität durch Betrachtung der finanziellen Vergangenheit (credit history) bewertet. Drei Kreditanstalten (Equifax, Experian, TransUnion) ermitteln in den USA einen sogenannten credit score (Kreditbewertungszahl). Sie verzeichnen dazu penibel jedes „Zahlungsverhalten“ der Kunden/innen, also die Zuverlässigkeit beim Rückzahlen von Krediten und dem Bezahlen von Rechnungen. Je höher der credit score ist, desto kreditwürdiger ist man. Neuankömmlinge wie wir haben hier daher keine credit history, da die Historie aus dem eigenen Land nicht beachtet wird. Ohne credit history bekommt man dann allerdings auch keine Kreditkarte, mit der man eine Kreditvergangenheit aufbauen könnte. Da beißt sich die Katze selber in den Schwanz. Die credit history spielt im Alltagsleben eine große Rolle. Egal ob es sich um die Autoversicherung, den Telefonanschluss, Strom, Gas, Wasser oder die Anmietung eines Hauses handelt, werden die Daten der Antragsstellenden bei den Kreditbüros geprüft. Die Lösung für Zugezogene: Man muss sofort nach Erhalt der social security number zuverlässige/r Kreditnehmer/in werden, indem man zunächst mögliche Kautionen und höhere Zinsen in Kauf nimmt und dann möglichst viele Verträge abschließt: Handy, Strom, Wasser, secured credit card. Wichtig ist, dass regelmäßig Rechnungen anfallen, die man dann immer rechtzeitig bezahlt. So wertet man seine credit history innerhalb weniger Monate auf, bekommt u. U. bald seine Kautionen zurückgezahlt und bekommt bessere Vertragskonditionen angeboten. Nach zwei Jahren kann es dann auch mit einer ganz regulären Kreditkarte von der Bank klappen.

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Snow days – weiße Stolpersteine im Alltag

Als ihr in Deutschland Altweiber gefeiert habt, haben wir hier unseren ersten snow day erlebt – das ist komplett neu für uns. Im Unterschied zu Deutschland schneit es hier stundenlang und hört einfach nicht mehr auf! Dann geht gar nichts mehr, Schule und preschool fallen aus. Ab und zu fährt ein Schneepflug an unserem Fenster vorbei und türmt den Schnee von der Straße an den Straßenrändern auf. Am Vortag hatte ich mich noch über völlig überfüllte Parkplätze vor den Supermärkten gewundert – am snow day hingegen fährt das öffentliche Leben auf Sparflamme runter: Viele Geschäfte in der Stadt schließen früher oder machen gar nicht erst auf. Wer unbedingt etwas zu erledigen hat, fährt los, alle anderen bleiben zu Hause.   So ein snow day hat sicherlich zwei Seiten: Zum einen ist er wie eine vom Himmel fallende Auszeit, die das hektische Alltagsleben von jetzt auf gleich total ausbremst und die Umgebung in eine zauberhafte Schneelandschaft verwandelt. Ich aber empfinde es im Moment eher als eine Ablenkung auf unserer Suche nach Alltag (insbesondere in Bezug auf Schule und preschool), die die Kinder erneut aus dem Trott bringt. In den letzten drei Wochen gab es jetzt insgesamt vier solcher snow days und ich bekomme erste Anzeichen von Budenkoller, wenn ich mit vier Kindern von morgens bis abends im Haus bzw. Garten bin und einfach nicht weg kann. Die Kinder mögen das anders sehen, da sie sich natürlich über den schulfreien Tag freuen und auch im Schnee spielen. Aber mir reicht’s! So weit, so gut. Jetzt will ich von den Dingen erzählen, die uns ständig eine Portion Extrakraft kosten, weil sie einfach Teil unseres Lebens hier sind – und vorläufig wohl auch bleiben werden:

Bloß nicht bewegen

Das Zweite, was mich ziemlich schockt, ist der geringe Stellenwert, den die Bewegung der Kinder und der Menschen überhaupt im Alltag einnimmt. Sowohl in der Schule als auch in der preschool gibt es oft über den ganzen Tag nur eine einzige Bewegungspause von 20 (!) Minuten. Wie halten die Kinder das bloß aus? Wie werden Ole und Paul mit diesem „Bewegungsmangel“ in ihrer preschool umgehen? Mich selbst nervt es auch ohne Ende, dass ich für alles das Auto brauche, dass es einem selbst bei gutem Willen unmöglich gemacht wird, sich hier zu Fuß zu bewegen – oft fehlen einfach die Bürgersteige oder sie sind, wie im Moment, komplett mit Schneemassen zugeschüttet. Und Spaziergänge mit vier Kindern auf den Straßen? Zu gefährlich, da die Autofahrer nicht gerade rücksichtsvoll sind.

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Kuchenbacken um fünf Uhr morgens

Die Kinder sind noch in deutscher Zeitzone, daher hat unser erstes Wochenende in Morristown wunderbar lange Tage: Es ist reichlich Zeit zum Auspacken der Koffer, und weil alle morgens nicht lange schlafen können, wird um fünf Uhr schon der erste Kuchen gebacken. Die Kids genießen das neue Haus und vor allem den ausgebauten Kellerraum mit dickem Ami-Teppich – hier kommt die bei ebay ersteigerte Thomas-Eisenbahn sofort zum Einsatz. Der unschlagbare Vorteil des Kellerraums: Er ist unter uns und daher sehr „lärmunempfindlich“ – im Gegensatz zu all den anderen Räumen in unserem Holzhaus (ständiges Geholter und Gepolter – das ist schon gewöhnungsbedürftig). Wir machen die ersten Großeinkäufe, die Kinder sind quirlig wie immer.

Es geht los: Kinderarzt, preschool, Schule …

Wir beginnen mit dem Kinderarzttermin für den vorgeschriebenen annual check bei allen Jungs. Vorher setzt kein Kind hier einen Fuß in die (pre)school-Tür. Kurz ein bisschen quatschen, einmal abhören, Impfungen kontrollieren – und schwupps, sind wir 700 Dollar los! Aber dafür kann’s jetzt auch direkt morgen losgehen mit Schule und preschool. Marc und ich sind froh, dass endlich der Alltag anfängt, denn vier Kinder von morgens bis abends zuhause schlauchen einen doch ganz schön. Neben all den anderen Dingen, die jetzt in den ersten Wochen zu organisieren sind …

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Expat

Expatriate (englisch =expatriate, lateinisch ex ‚aus‘, ‚heraus‘ und patria ‚Vaterland‘), kurz Expat, nennt man in der Wirtschaft eine Fachkraft, die von dem international tätigen Unternehmen, bei dem sie beschäftigt ist, vorübergehend – meist für ein bis drei Jahre – an eine ausländische Zweigstelle entsandt wird. Meist zieht die Familie mit. Über die neuen Medien kann man mittlerweile sehr schnell Kontakt zu den anderen Expats (Expatgemeinde) in der Region bekommen und hat somit direkt ein großes soziales Netz.

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Marc arbeitet wie immer viel

Jetzt gibt es zwar keine nächtlichen Telefonkonferenzen mehr (wie in den letzten Monaten), dafür aber den frühmorgendlichen Check der E-Mails aus Europa, die ja schon seit Stunden auf ihn warten. Er stellt gerade das Büro auf die Beine (nur fünf Minuten von Zuhause weg zum Glück!) und kümmert sich um Autos für uns. Er ist also ständig auf Achse und unter Strom.