Marc erzählt: Für das Leben in den USA ist ein lokaler Führerschein sehr hilfreich (Begegnungen mit der Polizei, Versicherungsbeiträge). Offiziell darf man in New Jersey nur 60 Tage mit einem out-of-state-Führerschein fahren, danach sollte man die New Jersey Driver‘s License machen. Ich hatte mir für diese zwei Wochen auch noch das Thema Führerschein (nur den Theorie-Test) vorgenommen. Um einen Führerschein zu beantragen, benötigt man fünf ID-Punkte – in den USA gibt es kein Melderegister und der Führerschein ersetzt den Personalausweis. Damit man den bekommt, muss man fünf Dokumente vorlegen, die beweisen, dass man der ist, der man vorgibt zu sein – dazu gehört eine Strom- oder Gasrechnung, eine aktuelle Kreditkartenabrechnung, ein Gehaltscheck o. ä.! Damit geht man zum Department of Motor Vehicles (DMV) und muss einen schriftlichen Test absolvieren. Nach Bestehen bekommt man die New Jersey Driver‘s License. In den zwei Wochen wollte ich eigentlich für den Test lernen, konnte mich aber wegen des ganzen Aufbaus der Möbel usw. nicht dazu motivieren. Am Freitag der zweiten Woche bin ich dann mit meinen fünf Dokumenten einfach zum DMV, habe 30 der 40 Fragen richtig beantwortet und dann bei den verbleibenden 10 Fragen so lange geraten, bis ich die notwendigen 32 Punkte zusammenhatte. Damit hatte ich das Thema Führerschein auch in dieser Woche erledigt und konnte doch noch nach Hause fliegen.
Camp-Ferien (Summercamp)
Wenn beide Eltern arbeiten müssen, gehen die Kinder in ein „summercamp“, was etwa einer deutschen Ferienfreizeit entspricht. Die „Animateure“ halten die Kids zwischen einer und zwölf Stunde(n) am Tag mit den verschiedensten „Camps“ bei Laune: Sportcamp, Musikcamp, YMCA-Camp, Adventurecamp und viele andere mehr. Unser Nachbarsjunge Drake (8 Jahre) ist letzte Woche für neun Wochen in die Apalachen gefahren (ein bewaldetes Mittelgebirge im Osten) und kommt Anfang September zurück – so einfach geht das hier. Die Preise für solche Camps verschlagen einem allerdings den Atem – zwischen 100 bis über 1.000 Dollar für eine Woche Day-Camp muss man hinblättern!
Endlich wieder Lehrerin
Mit Duaa läuft es gut und dadurch habe ich wieder mehr Zeit für andere Dinge. Ich lerne seit vier Wochen Gitarre und gebe privat Deutschunterricht. Mein erster Schüler ist ein schwarzer Ex-NBA-Spieler, der Rottweiler aus Deutschland importiert und dann hier verkauft. Er schlägt sich jetzt mit Worten wie „Zuchttauglichkeitsprüfungsbericht“ herum – aber der Kunde ist König. Außerdem habe ich mich bei der deutschen Schule von Morris County als Deutschlehrerin beworben und hoffe, dass meine offizielle Arbeitsgenehmigung bald endlich kommt. Das Verfahren läuft, seitdem ich meine social security number habe. Das heißt, jetzt schon seit acht Wochen – und es dauert durchschnittlich drei Monate, bis es durch ist.
Credit history – die amerikanische Schufa
In den USA wird die Bonität durch Betrachtung der finanziellen Vergangenheit (credit history) bewertet. Drei Kreditanstalten (Equifax, Experian, TransUnion) ermitteln in den USA einen sogenannten credit score (Kreditbewertungszahl). Sie verzeichnen dazu penibel jedes „Zahlungsverhalten“ der Kunden/innen, also die Zuverlässigkeit beim Rückzahlen von Krediten und dem Bezahlen von Rechnungen. Je höher der credit score ist, desto kreditwürdiger ist man. Neuankömmlinge wie wir haben hier daher keine credit history, da die Historie aus dem eigenen Land nicht beachtet wird. Ohne credit history bekommt man dann allerdings auch keine Kreditkarte, mit der man eine Kreditvergangenheit aufbauen könnte. Da beißt sich die Katze selber in den Schwanz. Die credit history spielt im Alltagsleben eine große Rolle. Egal ob es sich um die Autoversicherung, den Telefonanschluss, Strom, Gas, Wasser oder die Anmietung eines Hauses handelt, werden die Daten der Antragsstellenden bei den Kreditbüros geprüft. Die Lösung für Zugezogene: Man muss sofort nach Erhalt der social security number zuverlässige/r Kreditnehmer/in werden, indem man zunächst mögliche Kautionen und höhere Zinsen in Kauf nimmt und dann möglichst viele Verträge abschließt: Handy, Strom, Wasser, secured credit card. Wichtig ist, dass regelmäßig Rechnungen anfallen, die man dann immer rechtzeitig bezahlt. So wertet man seine credit history innerhalb weniger Monate auf, bekommt u. U. bald seine Kautionen zurückgezahlt und bekommt bessere Vertragskonditionen angeboten. Nach zwei Jahren kann es dann auch mit einer ganz regulären Kreditkarte von der Bank klappen.
Es geht los: Kinderarzt, preschool, Schule …
Wir beginnen mit dem Kinderarzttermin für den vorgeschriebenen annual check bei allen Jungs. Vorher setzt kein Kind hier einen Fuß in die (pre)school-Tür. Kurz ein bisschen quatschen, einmal abhören, Impfungen kontrollieren – und schwupps, sind wir 700 Dollar los! Aber dafür kann’s jetzt auch direkt morgen losgehen mit Schule und preschool. Marc und ich sind froh, dass endlich der Alltag anfängt, denn vier Kinder von morgens bis abends zuhause schlauchen einen doch ganz schön. Neben all den anderen Dingen, die jetzt in den ersten Wochen zu organisieren sind …
Expat
Expatriate (englisch =expatriate, lateinisch ex ‚aus‘, ‚heraus‘ und patria ‚Vaterland‘), kurz Expat, nennt man in der Wirtschaft eine Fachkraft, die von dem international tätigen Unternehmen, bei dem sie beschäftigt ist, vorübergehend – meist für ein bis drei Jahre – an eine ausländische Zweigstelle entsandt wird. Meist zieht die Familie mit. Über die neuen Medien kann man mittlerweile sehr schnell Kontakt zu den anderen Expats (Expatgemeinde) in der Region bekommen und hat somit direkt ein großes soziales Netz.
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