Wenn Theo und Tim reden

Wenn Theo und Tim reden

In Theos (8) Kopf hat sich anscheinend jetzt nach sieben bis acht Monaten ein Hebel im Kopf umgelegt – er spricht nun jedenfalls öfter spontan Englisch als Deutsch. Im Deutschen ist er zwar noch viel kompetenter (Wortschatz, Grammatik), aber vor allem, wenn ich ihn aus der Schule abhole, redet er nur noch Englisch, ohne dass er das bewusst steuert. Er hat mich auch schon verbessert, als ich im Restaurant „tuna“ bestellte. Ich sprach es englisch [tjunɒ] aus, er sagte, dass es [tunɒ] hieße. Wir fragten den Kellner – er bestätigte Theos Version (wohlgemerkt die amerikanische). Ich war platt, dass Theo inzwischen ein eigenes englisches Hörsprachgefühl zu entwickeln scheint.

Tim (6) bleibt eher beim Deutschen, vor allem, wenn er mit Marc und mir redet. Aber ich habe ihn zuletzt auf Englisch träumen hören. Untereinander reden Theo und Tim oft Englisch bzw. wechseln hin und her.

Ole (5) wird im Englischen auch zunehmend flüssiger, benutzt dabei gerne Füllwörter, wie z. B. „you know“, und versucht, komplexe Zusammenhänge auf Englisch zu erklären. Im Deutschen geht die Vermischung der beiden Sprachen weiter, bis hin zu klaren Grammatikfehlern.

Tim: „Ich hab‘ noch Hunger. Ich könnte noch drei von den Tabletten essen.“ – nachdem er gerade alle Tomaten von einem Brett aufgegessen hatte. Tim wundert sich: „Warum darf man in Amerika rechts über die rote Ampel fahren? Das ist doch gar nicht safe at all!“

 

Mal so. Mal so.
Der deutsche Plural ist wohl besonders anfällig und bekommt jetzt grundsätzlich ein Extra-„S“ von den Kids, z. B. Fingernägels, Computers, Fensters … Auch einige unidiomatische Sätze kann man ab und zu hören: „Was ist das für?“ (Theo: „What is it for“?) oder die Übernahme von gleichklingenden Wörtern ins Deutsche, die aber verschiedene Bedeutungen haben. Theo beim Basteln von Papierfliegern: „Puh, das ist echt hart.“ Er meint „schwierig“ = engl. hard – ein Klassiker. Es ist faszinierend, wie Kinder so unbefangen an eine Sprache herangehen, wild drauf losreden, viele Fehler machen, sich nicht darum scheren und das Englische dabei auch noch richtig gut lernen – „learning by doing“ par excellence.