Bei mir im Kopf herrscht oft ein neurologischer „Verkehrsstau“. Die Sinneseindrücke, die ich aufnehme – also alles, was ich höre, sehe, berühre, schmecke oder rieche – werden in meinem Kopf nicht so effektiv verarbeitet wie bei euch. Außerdem fehlt der Filter, unwichtige oder unangenehme Eindrücke auszublenden.
Ich nehme die Dinge also anders wahr als ihr und deshalb sind für mich viele Situationen einfach nur Stress im Kopf. Manchmal ist es mir schon zu laut, wenn ihr ganz normal redet – das tut mir dann richtig weh im Kopf! Aber ich selbst drehe die Musik oft auf Maximum, damit ich sie gut hören kann! Für euch macht das vielleicht keinen Sinn, aber für mich schon.
Und wenn ihr zum Beispiel mit mir ein Eis essen gehen wollt, dann sind mir da oft zu viele Leute, die alle so laut reden, dass ich mich gar nicht mehr konzentrieren kann. Ich muss lange in der Schlange stehen (und Warten ist überhaupt nichts für mich!), die Frau vor mir riecht total unangenehm (jedenfalls für mich) und das grelle Sonnenlicht macht mich fast blind. Und wenn ich dann auch noch nicht genau die Eissorte bekomme, die ich haben will, oder mir das Eis vom Hörnchen fällt, dann ist alles einfach zu viel für mich und ich flippe aus.
Also: Wenn ich zurückgezogen oder angriffslustig reagiere, dann bin ich oft eigentlich nur gerade dabei, mich zu verteidigen in einem Durcheinander von Sinneseindrücken. Ein ungeduldiges „Nun pass doch mal auf!“ oder „Nun stell dich doch nicht so an!“ hilft mir da wenig – denn mein Kopf ist dann einfach im “Vollsperrung nach Unfall“-Modus – nichts geht mehr.
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Anregungen zu diesem Text stammen aus dem Buch „Ten Things Every Child with Autism Wishes You Knew” von Ellen Notbohm, 2012