Das kleine Wunder mit Paul und die sehr persönliche Begegnung mit der Freiheitsstatue. Warum März der peanut butter-Monat ist und die St. Patricks-Umzüge wie eine grün-weiß-orange Mischung zwischen Karnevalszug, Blumenkorso und Schützenfest aussehen.
Der März fühlt sich schon um Klassen besser an als der Februar: Das Wetter wird besser und für uns bzw. mich gibt es direkt zwei sehr persönliche Höhepunkte – dazu später. Außerdem steht diesen Monat wieder der irische St. Patricks Day an und schon pünktlich am 1. März hängen überall die grün-weiß-orangenen Flaggen in den Vorgärten und an den Laternen in Morristown – es geht aufwärts und der lange, harte Winter hat seinen Höhepunkt hinter sich. Das muss auch so sein, denn Anfang März fängt für unsere Uhren die Sommerzeit an – ihr erinnert euch: „Spring forward, fall back“ – sie klauen uns also eine Stunde.
Herzlich willkommen, liebe Sonne!
Zunächst der „Wetterbericht“: Anfang des Monats fängt es vielversprechend an. Sonne! Es wird wärmer, Schnee und Eis schmelzen endlich weg, die Streifenhörnchen laufen einem wieder über den Weg, im Auto wird es schon richtig schön warm und auch Theo (8) und Tim (7) holen ihre T-Shirts und Shorts raus – da werden sie langsam doch amerikanisch. Es gibt wieder Tage, an denen man ausgiebig draußen spielen kann und wir endlich, endlich mal wieder dreckige, zufriedene Kinder haben!
Auch die Spielplätze leben jetzt auf und die Sportfelder sind wieder belegt: Die Jungs und Männer, die man so z. B. beim Basketballspielen oder Joggen trifft, sind immer öfter ohne Oberteil unterwegs. Tim fragte bei diesem Anblick sofort: „Was passiert, wenn denen die Hosen runterrutschen? Glaubst du, die Leute mögen das hier?“ – Nee, bestimmt nicht! Wenn auch sonst prüde, geht das „oben ohne“ bei Männern als gesellschaftsfähig durch, und sie leben diesen „Ausziehreflex“ auch schon aus, wenn das Wetter durchaus noch einen Pullover erlauben würde.
Der März: In like a lion, out like a lamb
Im Laufe des Monats verstehe ich dann auch, wie die „Bauernregel: „March – in like a lion, out like a lamb“ tatsächlich funktioniert: Die Position der beiden allegorischen Tiere ist austauschbar, je nachdem wie es zu Beginn des Monats war. Da der März wie ein Lamm anfing (es war ja schön warm), kommt das dicke Ende dann im Laufe des Monats: viel, viel Regen mit lokalen Überflutungen, die Temperaturen fallen wieder unter null Grad Celsius und es gibt erneut eine Menge Schnee. Aber damit genug zum Wetter.
Der Erdnussbuttermonat
Für die peanut butter Fans unter euch: Der März ist offizieller Erdnussbuttermonat – schon seit 1974. Ganz viele Amerikaner/innen sind verrückt danach. Jetzt hört man im Radio, was die Leute alles so mit peanut butter essen, z. B. Erdnussbutter auf eine Banane draufstreichen und dann oben noch marshmallows (Schweinespeck) drüber streuen – Theo würde das sogar essen. Ich habe im Moment genug von Erdnussbutter – waren wohl doch etwas viele Reese‘s im Februar.
Wem das noch nicht reicht, kann ja mal hier reingucken: http://www.nationalpeanutboard.org/recipes/
Das Mehrgenerationenhaus
Was unseren Haushalt angeht, so kommt unser Haus (und ich beim Einkaufen) jetzt an seine Grenzen. Mit drei „Langzeit“-Besuchern sind wir zu neunt – allen voran meine Mutter, die die Frauenquote etwas anhebt und mir ganz viel im Haus und mit den Kids hilft. Nach dem stressigen Februar komme ich wieder zur Ruhe und genieße die kleinen Freiräume umso mehr. Tausend Dank!
Ansonsten sind wir fast wie ein alternatives Wohnprojekt, in dem viele Menschen verschiedener Generationen unter einem Dach wohnen: Unsere Kids (unter 10 Jahre), Philipp aus Marcs Familie (20 Jahre), Martin, Marcs Cousin (fast 30 Jahre), Marc und ich (fast 40 Jahre) und meine Mutter als Oma – da kommt Leben ins Haus und feine Beziehungsnetze spannen sich kreuz und quer.
Theo und Tim stürzen sich auf Philipp, da sie endlich jemanden haben, der sich mit Star Wars auskennt (und nicht wie ich immer nur „hmm … ja … ja“ sagt), Fußball spielt und Nachtpartys zu Bruno Mars’ „Grenade“ mit ihnen feiert. Aber es läuft wirklich gut, und wenn man nicht gerade als letzte oder letzter morgens duscht, hat man auch noch warmes Wasser 😉 . Ich kann eine „Lost and found“-Stelle in der Waschküche aufmachen, weil es mal wieder zahlreiche Socken und Pullover gibt, die herrenlos bleiben und die niemandem gehören wollen – faszinierend.
Pauls Geburtstagsüberraschung
Endlich! Genau an seinem 4. Geburtstag am 1. März überwindet Paul tatsächlich sein monatelanges konsequentes Schweigen und spricht seine ersten Worte in der preschool! Überglücklich erzählt mir seine Lehrerin beim Abholen, dass er tatsächlich einige Worte geredet hat, nachdem sie einen deutschen Jungen aus Oles Gruppe für 15 Minuten „ausgeliehen“ hatte.
Die beiden redeten zunächst deutsch, aber wechselten dann auf Englisch! Nach 15 Minuten hatte der andere Junge keine Lust mehr und wollte wieder zurück in seine eigene Gruppe (und auch in den nächsten Tagen nicht mehr zu Paul rüber). Diese Viertelstunde hat aber gereicht, um den Knoten bei Paul zum Platzen zu bringen. Er ist super, super stolz und erzählt mir beim Abholen immer wieder: „Ich habe sogar geredet heute“, und strahlt mich dabei wirklich an.
Am ersten Tag spricht er nur wenige Worte und diese nur auf Anfrage („What color is this?“ und Paul gibt die passende Antwort). Aber im Laufe der nächsten Tage bekomme ich immer wieder positive Rückmeldung von der Lehrerin, dass er auch von sich aus erzählt und sich dann sogar auch mit anderen Kindern unterhält. Inzwischen plaudert er ganz ungehemmt schon beim Abgeben an der Tür mit seiner Lehrerin auf Englisch. Na bitte, ab und zu passieren doch noch kleine Wunder, und wir haben einen dicken Kloß weniger im Hals. 🙂
Amis verschieben munter hin und her
Da Pauls Geburtstag mitten in der Woche liegt – wo hier kaum Zeit zum Feiern bleibt – haben wir die Feier einfach auf das nächste Wochenende verschoben (seinen wirklichen Geburtstag verbringen wir als normalen Tag – bis auf das kleine Wunder 🙂 ). Damit liegen wir übrigens voll im Trend, denn viele Leute verschieben den Geburtstag so, dass es gut mit dem Feiern passt. Dabei zögern sie auch nicht, die Geburtstagsfeier vor den eigentlichen Geburtstag zu legen: Wer im August Geburtstag hat, wenn alle Leute in Urlaub sind, feiert dann eben schon im Juni vor. Mit dem Aberglauben, dass das Pech bringen könnte, haben die hier nichts am Hut.
Paul bekommt zu seinem Wiegenfest einen Stoff- und einen Schokohasen, und er ist sehr zufrieden damit – puh, Gottseidank kein enttäuschtes Gesicht, dass es keinen echten Hasen gab.
Einlass zur Krone
An unserem 21. Jahrestag besuchen Marc und ich mit Theo und Tim die Freiheitsstatue auf „Liberty Island“ im New York Harbor. Wir haben bereits vor Monaten sogenannte „ crown tickets“ gebucht, die uns den Einlass bis zur Krone ermöglichen – die sind limitiert auf ca. 200 Leute pro Tag. Bisher hatte ich die „Liberty Enlightening the World“ (so ihr „voller“ Name) nur aus dem Auto auf unseren Fahrten nach NYC gesehen – ihre leuchtend goldene Fackel ist schon von Weitem zu entdecken, aber sie wirkte etwas verloren vor der übermächtigen Manhattan-Skyline. Aber heute dürfen wir ihre wahre äußere und innere Größe aus nächster Nähe bewundern.
Nach zwei Sicherheitskontrollen und einer Fährfahrt sind wir drin im Innern der Freiheitsstatue. Wir steigen mit einer Gruppe von 15 Leuten und einem Ranger die 354 Stufen über ziemlich enge, steile Wendeltreppen hinauf, bis wir ganz oben in der Krone angekommen sind (nichts für Leute mit Höhenangst oder Klaustrophobie!). Dort hört man den Wind pfeifen und alles schwankt, wackelt und quietscht ein bisschen. Der Ranger ist einfach umwerfend nett, erzählt uns verschiedene Anekdoten zur Entstehung der Statue, und man merkt ihm richtig an, dass sein Herz für seinen Job bzw. für dieses Wahrzeichen schlägt.
Während die Jungs nicht genug vom Blick nach draußen bekommen können und Marc von der inneren Stahlkonstruktion total begeistert ist, zieht mich ihre Unmittelbarkeit in den Bann – wir sehen ihre Gesichtszüge von innen, können ihre Haare und ihr Gewand anfassen, wir gucken ihr quasi über die Schulter auf die Tafel in der linken Hand (auf der das Datum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung in lateinischen Zahlen geschrieben steht: July IV, MDCCLXXVI.) Und ich kann mir nicht verkneifen, einmal an ihr zu riechen.
Es packt einen schon die Ehrfurcht, wenn man auf einmal mitten im Innersten des Symbols der USA steht, das man schon unzählige Male abgedruckt und im Fernsehen gesehen und verinnerlicht hat. Auch die historische Seite dieses Freiheitszeichens, das die unzähligen Immigrant/innen nach einer oft beschwerlichen Seereise bei ihrer Ankunft auf Ellis Island im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ begrüßte, wird einem in einem solchen Moment gegenwärtig. Seit 125 Jahren steht die ehrwürdige Lady nun hier – bei Regen, Sonne oder Schneesturm – und zieht die Leute in ihren Bann – auch bei mir hat sie einen tiefen Eindruck hinterlassen! Ganz klar muss ich sagen, dass diese Begegnung ein absolutes Highlight seit Beginn unseres USA-Aufenthalts ist – eine ehrliche Begegnung von beiden Seiten und ein krasses Gegenstück zur „phony“ Disney World. Amerika hat also auch authentische Seiten zu bieten.
Hier die Stationen unserer Audienz bei der grünen Dame im New Yorker Hafen:
|
St. Paddy’s Day – Karnevalszug, Blumenkorso und Schützenfest
Am 17. März ist wieder St. Patrick’s Day. Zur Erinnerung: St. Patrick war der christliche Missionar, der das Christentum im 5. Jahrhundert nach Irland brachte und dort seitdem als Nationalheiliger verehrt wird. Da viele Amerikaner/innen irisches Blut haben, wird auch hier kräftig gefeiert. Wie schon letztes Jahr färben die Menschen alles grün, und die irische Flagge flattert direkt neben der Stars and Stripes auch auf den offiziellen Plätzen. Außerdem sieht man überall das dreiblättrige Kleeblatt, das St. Patrick benutzte, um den irischen Leuten damals die Dreifaltigkeit („Trinity“: Vater, Sohn, Heiliger Geist) zu erklären. Seitdem wird es mit ihm und mit Irland assoziiert. Es wird auf Englisch als „Shamrock“ bezeichnet und hat nichts mit dem vierblättrigen Kleeblatt zu tun, das in vielen Ländern, so auch hier, als Glücksbringer behandelt wird („four-leafed clover“) – also nicht verwechseln!
Um den St. Patrick’s Day gibt es in vielen Städten Paraden, bei denen ganz verschiedene Gruppen mit Musik durch die Straßen ziehen: Dudelsackgruppen, irische Tanzschulen, Polizei- und Feuerwehrstationen, verschiedene Militärgruppen, die Bürgermeister/innen der umliegenden Städte, viele Schulen, die ortsansässige Blindenhund-Organisation („The seeing eye“), die Boy und Girl Scouts (eine Art Pfadfinder auf Amerikanisch), Büchereien, Hotels, Banken, Hundegruppen … alle können mitmachen, solange sie dem Thema „Think Irish“ treu bleiben.
Da die St. Patrick’s Parade in New York ziemlich wüst sein soll (New York ist zwar nah neben NJ, aber hat wenig mit dem „uptight“ prüden NJ gemein), habe ich mir die Parade in Morristown anguckt. Statt Bier trinken hier viele Zuschauer „Root Beer“, einige Wagen werfen tatsächlich Bonbons für die Kids, und den meisten Applaus bekommen die diversen Militärgruppen. Mich erinnert der Umzug an eine Mischung aus Karnevalszug, Blumenkorso und Schützenfest – jecke Leute, fröhliche Stimmung und allemal interessant, allerdings ohne „Kamelle“ und Alkohol. Die Stimmung war super, die Leute alle „gut drauf“, und was die Kopfbedeckungen bzw. die Accessoires angeht, ist alles erlaubt, was gefällt.
|
Family Bits and Pieces März 2011
Dr. Seuss‘ Geburtstag
Der ganz bekannte, mittlerweile verstorbene Kinderbuchautor Theodor Seuss Geisel alias Dr. Seuss hat fantasievolle Geschichten mit einfachen Silbenkombinationen geschrieben. Warum ist das so erwähnenswert? Weil hier einfach jedes (!) Kind ab zwei Jahren diesen Mann und seine Bücher kennt und mit ihnen lesen lernt – ich habe mich letztes Jahr ganz schön blamiert, weil ich noch nie etwas von ihm gehört hatte. An seinem Geburtstag laufen viele der jüngeren Kids mit einem riesengroßen rot-weiß-gestreiften Hut herum. Wenn ihr das Buch „The Cat in the Hat“ googelt, wisst ihr warum. 🙂
Girl Scout Cookie Sale
Die Girl Scouts verkaufen ihre Cookies – das ist ein Fundraising-Projekt, bei dem die Pfadfindermädchen spezielle „fancy“ Kekse vor den Geschäften, in der Nachbarschaft oder auch auf den St. Paddy‘s Paraden verkaufen. Und die gibt es wirklich nur für ein paar Wochen, wie z. B. „Peanut Butter Paddy’s“. Girl Scout Cookie Sales gehören hier mit zum Frühling, und diese Kekse sind heißbegehrt und werden von den Leuten gerne genommen. Auch wir haben natürlich die Nachbarstochter unterstützt und anschließend die Wunderkekse genossen.
Umzug in unserem Haus
Ole (5) und Paul (4) ziehen in unserem Haus in den „master bedroom“, der doppelt so groß ist wie die Kinderzimmer und in dem Marc und ich bisher – ziemlich platzverschwendend – geschlafen haben. Die beiden bekommen noch einen kuscheligen Teppich und haben endlich mal richtig Platz, auf dem Boden ihre Lego-Eisenbahnen und Kugelbahnen aufzubauen. Theo (8) und Tim (7) ziehen in das nun leere Kinderzimmer (das ist heller als ihr altes), und Marc und ich landen endlich da, wo unsere Matratzen reingehören: Im kleinsten, dunkelsten Zimmer auf der Etage – zum Schlafen reicht es allemal. Nur blöd, dass wir so lange gebraucht haben, den „Umzug“ zu organisieren.
Mein kleines Erfolgserlebnis: Ich schlage mich beim Ausmessen mit square feet herum und bin mächtig stolz, dass am Ende alles passt.
|
Deutsches Sprachdiplom
Meine Schülerinnen und Schüler (11 bis 13 Jahre, Expat-Kids oder Amerikaner/innen mit deutschen Wurzeln) an der deutschen Schule machen ihr Sprachdiplom, und ich darf bzw. muss sie mündlich prüfen. Der Schwerpunkt: Konversation über alltägliche Dinge wie Schule, Hobbys, Familie. Eine wunderbare Gelegenheit, etwas über ihr Leben hier und ihre Verbindung zu Deutschland zu erfahren.
Auf die Frage, was sie am Wochenende machen, kommt von fast allen: Hausaufgaben (die Kids hier werden ganz schön rangenommen!) und Sport. Nächste Frage: „Was macht ihr bei euren Urlauben in Deutschland?“ Emma liebt es, in Deutschland einkaufen zu gehen, weil sie die Klamotten dort einfach moderner findet, und Leon macht mit seinem deutschen Opa Schnaps aus Kirschen und darf sogar mal probieren (hier bekommt man kein Bier vor dem 21. Geburtstag).
Auf die Frage nach seinem Haus und Garten erzählt uns John von einem ganz besonderen Busch bei ihnen im „backyard“, der auf magische Weise immer wieder Schwarzbären anzieht, die sich gerne darin herumwälzen. Mehrere Versuche seiner Mutter, die Bären zu vertreiben und den Busch zu retten, sind fehlgeschlagen: Jetzt reicht es ihr, sie will einen anderen Busch.
Tyrell (deutsche Mutter, Vater aus Trinidad) verrät uns sein Lieblingswort: „Streichholzschächtelchen.“ Dieses Wort würde die meisten Deutschlernenden um den Verstand bringen, denn es ist gespickt mit vielen typisch deutschen Lauten. Aber Tyrell spricht es genüsslich und stolz aus und grinst mich dabei an. Ich kann nur zurückgrinsen. Das sind Geschichten, die ich so liebe, weil die Kids sie einfach authentisch erzählen und mir damit kleine Einblicke in ihr Leben schenken.
Ausflug zum „Edison Lab“
Thomas Edison (1847-1931) war ein amerikanischer Erfinder, der viele bedeutende Entdeckungen auf dem Gebiet der Elektrizität gemacht hat. Eins seiner Labore liegt direkt hier um die Ecke, und Theos Klasse macht einen Ausflug dorthin. Ich konnte als Begleitperson mit. Die erste praktisch nutzbare Glühbirne (nicht jedoch die erste überhaupt) hat Edison in jahrelanger Arbeit entwickelt.
Im September 1882 gingen zum allerersten Mal in Lower Manhattan die Lichter an – das war der Anfang des Elektrozeitalters. Weitere Erfindungen Edisons: Der Phonograph, die erste Maschine, die Geräusche bzw. Musik aufzeichnete und abspielte, gespeichert auf einer Zinnfolie. Edison war also der erste Mensch, der eine Aufzeichnung seiner eigenen Stimme hörte! Beim Museumsbesuch durften wir Musik lauschen, die vor 130 Jahren aufgezeichnet worden war – einfach beeindruckend und krass.
Musical der Morristown Highschool
Man braucht nicht zum Broadway nach NYC zu fahren, um ein spektakuläres Musical zu sehen! Die Highschool-Kids – teilweise 40 (!) Darsteller/innen gleichzeitig auf der Bühne – waren perfekt koordiniert, sangen, steppten und schauspielerten für zweieinhalb Stunden. Ich war überrascht von der Professionalität der Aufführung, aber gleichzeitig auch sehr zwiegespalten, ob ich das gut oder schlecht finden soll.
Die Schüler/innen haben seit drei Monaten dreimal die Woche z. T. bis 22 Uhr abends geprobt. Einige der Kids haben seit einem Jahr extra Gesangsunterricht genommen und „nebenbei“ auch noch ihre normale Schulbelastung und die Abschlussprüfungen durchgezogen. Hier werden die Kids wirklich schon echt früh zu extremen Leistungen angetrieben – ziemlich stressig und „competitive“, finde ich. In einigen Bereichen scheint das die Norm zu sein, aber für unsere vier möchte ich das definitiv nicht.
Kleiner Eklat bei unserem zweiten Formal Dinner
Marc hatte einen Geschäftspartner samt Frau eingeladen. Es lief alles gut – auch wenn ich vergessen hatte, das Fleisch zu salzen, und die Schokosauce total verklumpte. Bis das Gespräch auf die Weltkarte kam, die bei uns im „formal dining room“ hängt. Dazu muss man wissen, dass einige Weltkarten hier anders aussehen als in Europa: Der Kontinent Amerika ist entweder rechts angeordnet (nicht wie bei uns links), oder Amerika ist in der Mitte zu sehen und Asien ist „durchgeschnitten“, mit einem Stück links, dem anderen Stück rechts neben Amerika (in der Regel werden hier aber auch die Weltkarten, wie wir sie kennen, benutzt – jedenfalls in den Schulen der Jungs!).
Es entbrannte nun eine Diskussion, dass unsere „europäische“ Weltkarte die Größenverhältnisse ziemlich verzerren würde. Die USA sähen ja viel, viel zu klein darauf aus. Insbesondere der Vergleich mit der Größe Afrikas verstörte unseren Gast (Afrika sei doch viel kleiner). Marc hielt dagegen und meinte nur, dass Afrika flächenmäßig tatsächlich größer sei als Nordamerika. Aber das ging für unsere Gäste gar nicht….
Noch ein Beitrag zum Thema „Essen“: Ich habe diesen Monat den Film „Food, Inc.“ angeschaut – eine Reportage über die Monopolisierung der Lebensmittelindustrie und die Fleischproduktion in den USA. Der Film war erschreckend und augenöffnend. Unmittelbare Folgen für uns: Ab sofort kaufe ich nur noch Biofleisch, denn bei allem anderen vergeht mir der Appetit.
Reportage: Food, Inc.
Noch ein Beitrag zum Thema „Essen“: Ich habe diesen Monat den Film „Food, Inc.“ angeschaut – eine Reportage über die Monopolisierung der Lebensmittelindustrie und die Fleischproduktion in den USA. Der Film war erschreckend und augenöffnend. Unmittelbare Folgen für uns: Ab sofort kaufe ich nur noch Biofleisch, denn bei allem anderen vergeht mir der Appetit.
Diskussionsrunde in der Volkshochschule
Einmal wöchentlich gehe ich zu einer Diskussionsrunde in der hiesigen Volkshochschule. Zum Überthema „Great Decisions“ (große Entscheidungen) im Bereich „Foreign Policy“ (Außenpolitik) gibt es immer ein anderes Spezialgebiet, z. B. den Wiederaufbau in Haiti, nationale Sicherheit, Horn von Afrika. Auch der „Germany Ascendant“ (der wirtschaftliche und politische Aufstieg Deutschlands nach der Finanzkrise) war eine Woche das Thema (da war ich leider nicht da).
Für mich ist die Veranstaltung immer ein Highlight, weil ich mal „incognito“ mitten unter Amerikaner/innen bin, etwas für meine Allgemeinbildung tun kann und von zuhause wegkomme. Die Leute dort sind übrigens ziemlich gebildet. Es hat mich überrascht, dass sie sich alle einig waren, dass die USA sich mal lieber um ihre eigenen Themen kümmern sollen, anstatt den Weltpolizisten zu spielen.
Der Sommer als Reizthema
Unser neues Reizthema ist der Sommer, also die Zeit von Ende Juni bis Anfang September (elf lange Wochen), in der die Kids keine Schule haben. Die ersten Reklameblätter für die summercamps flattern ins Haus und die ersten Organisationsversuche (wer, wo, mit welchen Kindern, wie lange, welche summercamps) verlaufen wenig euphorisch – ein Thema, das definitiv weder bei Marc noch bei mir gut ankommt. Aber da müssen wir – noch einmal – durch!
Ausblick auf den April 2011
Anfang April steht eine Woche „Spring Break“ (Frühjahrsferien) in der Schule an. Und wenn die Leute mich fragen: „Are you guys doing anything fun over spring break?“, dann kann ich nur grinsen und sagen: „Yeah, we are going to Florida!!“
P3 wird seriöser und professioneller
Marc erzählt:
Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten auf improvisierten Möbeln gearbeitet. Die haben wir gebraucht bei Ericsson in North Carolina erworben. Mittlerweile ist das aber blöd, wenn wir Bewerber bekommen – der erste Eindruck sieht zusammengeschustert aus. Deshalb haben wir eine große Bestellung von IKEA Büromöbeln getätigt und die in einer großen Aktion zusammengeschraubt. Auf einmal sieht alles viel seriöser und professioneller aus. In allen P3-Büros in Deutschland steht irgendwo ein Kickertisch, aber in einem Großraumbüro ist das zu laut. Ich bin dann auf die Idee gekommen, stattdessen einen Billardtisch aufzustellen. Das kommt gut an und die amerikanischen Mitarbeiter sind immer wieder verblüfft, wenn sie das zum ersten Mal sehen. Sowas kennt man hier nur von GOOGLE.
Special: Die Hälfte ist um – ein Blick von außen |
PS: Hier geht’s weiter zum nächsten Monatsbrief. Viel Spaß beim Lesen!