Fundraising gehört einfach zur amerikanischen Kultur und hat daher jetzt auch in unserem Alltag und in unserer Stadt einen festen Platz.
Hier einige konkrete Beispiele:
- Preschool: class moms organisieren Fundraising für bedürftige Menschen bei uns in der Region, einen Cookie Sale der Kindergartengruppe, die damit eine Non-Profit-Kinderorganisation unterstützt, die davon wiederum Bücher für bedürftige Kinder kauft.
- Ein Klassenkamerad von Tim (7) sammelt von jedem Kind einen Dollar für den „Smile Train“ ein – eine Organisation, die Operationen für Kinder mit Gaumenspalte finanziert.
- Beim YMCA sammeln sie Spenden, um Bedürftigen in der Gemeinde die Teilnahme am Sport zu ermöglichen.
- Jede Menge „Drives“ (Kampagnen) wie Book Drive, Food Drive, Pajama Drive u. a., zu denen Bücher oder Schlafanzüge gesammelt oder z. B. Früchte oder Cookies in großem Stil verkauft werden. Aber Vorsicht: Eine Freundin hatte durch ein falsches Kreuzchen auf einmal zwei Kisten Grapefruit vor der Tür stehen. Und wir hatten einmal so viel Cookie-Teig, dass wir über 15 Bleche Kekse backen mussten! 🙂
- Diverse Aktionen von Kindern, die für ihre (Sport)gruppe sammeln, z. B. Highschool-Kids fürs Soccer Team.
- Girl Scouts schieben Einkaufswagen mit ihren Cookies durch die Straßen und stehen schon mit zarten drei Jahren bei den Nachbarsfamilien vor der Tür.
- Elterninitiativen oder SNAP (das ist der special needs-sport, wo Ole (6) hingeht) oder die ortsansässige Blindenhund-Organisation „The Seeing Eye“ finanzieren sich nur über Spenden.
- Unendlich viele Briefe mit Spendengesuchen landen bei uns im Briefkasten – die lokale Feuerwehr, die ein pancake-Frühstück organisiert, die Bibliothek, die einen Spielenachmittag anbietet usw.
- Noch zahlreicher sind die E-Mails – z. B. vom öffentlich-rechtlichen Sender WNYC, der sich ausschließlich über Spenden finanzieren muss.
- Weit verbreitet sind Wohltätigkeitswanderungen oder -läufe, bei denen man sich von Familie und Freunden sponsern lässt und das Geld für die Erforschung von Krankheiten oder an Bedürftige weiterleitet – wie z. B. der Aids Walk, bei dem ich schon letztes Jahr mitgemacht habe. Unzählige Leute wandern und laufen hier jedes Jahr für andere Menschen. Die plakativen Slogans sind z. B.: „We are stronger when we work together“ (gegen Krebs), „We are in it to end it” (gegen Brustkrebs), „Step up and walk” (gegen Aids), „Save the world one race at a time” (Super Heroes).
- Ein Teil des Startgeldes für die kleinen Läufe, die ich bisher in Morristown mitgemacht habe, geht immer an eine wohltätige Organisation, z. B. an die „soup kitchen“ auf unserer Hauptstraße im Ort. Hier versorgt eine Schar von freiwilligen Helferinnen und Helfern die Obdachlosen in unserer Stadt jeden Mittag mit Essen – täglich kann man die lange Schlange bis auf die Straße sehen.
Coins for a cause
Mein absoluter Favorit ist die „Coins for a cause“-Aktion („Kleingeld für einen guten Zweck“). Das ist eine Mischung zwischen „bürgerlichem Engagement“ und „gelebter Demokratie“ an Theos und Tims Schulen. Der Schulflyer kündigt an:
„Coins For A Cause – A Civic Lesson to Study the Voting Process Students will be introduced to the rights and responsibility of being a voting member of a democratic society in each school. They will meet the representatives from three local charitable organizations and bring in coin donations on an ongoing basis. |
Die Kinder sammeln in ihrem Umfeld Kleingeld. Als mögliche Empfänger stehen drei lokale Wohltätigkeitsorganisationen zur Auswahl wie „The Seeing Eye“ (Blindenhundeorganisation), „Interfaith Food Pantry“ (Essen für bedürftige Menschen in Morris County) oder „Morristown Neighbourhood House“ (Starthilfe für neu Zugezogene aus Italien in Morris County).
Am Stichtag – dem sogenannten „school election day“ – stellen sich alle Organisationen dann bei den Kindern in der Schule vor, erzählen, was sie genau machen und welchen Menschen sie wie helfen. Anschließend wählt jede Schülerin und jeder Schüler eine Gruppe als Empfängerin aus (an echten „voting machines“) und abends wird das Ergebnis der Wahl im Rahmen einer „ice cream“-Party feierlich der Schulgemeinde verkündet. Das bedeutet, die ganze Aktion klingt mit einem lockeren Abend, gemeinsamen Spielen und Eis essen auf dem Schulhof aus. Hier üben die Kinder also im Kleinen, was später im großen Stil für sie relevant wird – sie erfahren, dass sie mit ein bisschen Mühe vor Ort helfen und dabei mitbestimmen können, wem gesammeltes Geld zugute kommt.
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