NY Yankees gegen Colorado Rockies

So, und dann ist es soweit: Wir haben Freikarten zu einem Baseballspiel der New York Yankees. Das ist ungefähr so, als ob man zu Bayern München nach München fährt, da die Yankees in ihrer Sportart super erfolgreich sind. Sie waren schon 40 Mal Sieger der „American League“ und 27 Mal erfolgreich bei den „World Series“. Wobei dieser Name eigentlich eine Mogelpackung ist, denn er bezieht sich nur auf die amerikanischen Vereine. Ihr Heimstadion, das „Yankee Stadium“, liegt in der Bronx in NYC, ist kaum zu übersehen und brandneu.   Mit diesem Infostand sind Marc und ich also zum Yankees Spiel gefahren. Das Stadion ist riesig. Mich erinnert das Spielfeld an ein Stück, das man aus der Pizza rausgezogen hat 🙂 . Auf der Rücklehne der Sitze von JEDEM der über 4.300 Plätze ist die Warnung angebracht: „Be alert for Bats and/or Balls“. Und ja, während des Spiels fliegen tatsächlich etliche Bälle in die Zuschauer, jedes Mal unter großem Raunen.   Von Homeruns, Strikes und Outs Wir kaufen Erdnüsse und Hot Dogs (die gehören einfach dazu) und dann geht es los. Vier (!) Stunden später müssen wir leider aufbrechen, bevor das Spiel vorbei ist (die Babysitterin ruft). Wir sind aber nicht die einzigen, die gehen – da ist ein ständiges Kommen und Gehen. Unser Fazit: Es war echt spannend und wir wären gerne noch länger geblieben! Was das Spiel betrifft: Unsere Lernkurve war ziemlich steil. Nach und nach und nach haben wir sogar verstanden, wann sich was bei der Anzeigetafel verändert (balls, strikes, outs). Da die meiste Zeit „nichts“ passiert, stand uns mehr als genug „Lernzeit“ zur Verfügung. Das 1:0 gab es erst nach 90 Minuten (fast wie beim Fußball) und bei unserem ersten „homerun“ hat Marc so richtig losgejubelt (haha, und zu spät gemerkt, dass es das „falsche“ Team war). Zugegeben: Das Spiel scheint streckenweise wenig dynamisch (jedenfalls verglichen mit Fußball), weil von den 18 Leuten auf dem Platz immer nur drei bis vier sichtbar beschäftigt sind, und es eben immer viele „outs“ gibt, die dann jede Dynamik wieder im Keim ersticken. Langweilig fanden wir es aber trotzdem nicht, weil …

Eis mit Musik

Das Leben auf den Spielplätzen kommt wieder in Gang, und immer öfter hört man den Eiswagen anrollen, angekündigt durch eine verzerrte zweistimmige Synthesizer-Musik. Aber unsere Kinder stört diese „Gruselmusik“ nicht: Sie stürmen wild enthusiastisch nach den ersten beiden Tönen den anderen Kindern hinterher, um sich dann gesittet in der Schlange anzustellen: Es gibt fertig verpacktes Eis am Stiel – Bällchen bekommt man hier nicht.

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Memorial Day und Flaggen-Hype

Im Moment hat die US-Flagge wieder Hochkonjunktur – in den Geschäften gibt es erneut patriotische Cupcakes und Kuchen (rot-blau-weiß verziert) zu kaufen: Sie kündigen den Feiertag „Memorial Day“ Ende Mai an – der Tag, an dem die ganze Nation der gefallenen US-Soldaten und Soldatinnen gedenkt. Gleichzeitig wird mit ihm offiziell die „Sommersaison“ eröffnet – ab jetzt sind auch alle öffentlichen Toiletten geöffnet. Ich gerate mit Theo und Tim zufällig in die „Memorial Day Gedenkfeier“ bei uns auf dem Green (zentraler Platz in Morristown), das mit 1.600 Flaggen geschmückt ist! Theo hat es gar nicht gefallen, er fand es unheimlich. Und mich hat es etwas nachdenklich gemacht.

Ungemütliches Schwimmvergnügen

Theo hat seit einigen Wochen Schulschwimmen. Er hat bisher nur darüber geflucht, denn der Pool ist natürlich – wie es sich hier gehört – draußen, und der ganze Mai war mit 10 bis 15 Grad Außentemperatur und Regen ja doch ganz schön kalt. Aber da kennen die hier kein Pardon – im Mai gibt es für die 3rd-graders eben immer Schwimmen und damit basta. Wenn Theo Schwimmen hat, sieht der Tag so aus: Morgens geht er schon mit Schwimmhose unter den Klamotten in die Schule (das ist ausdrücklich gewünscht), dann läuft er mitten am Schultag zu Fuß in Schwimmklamotten zum Highschool Pool rüber, schwimmt, friert, friert, friert und dann geht’s in nassen Klamotten wieder zurück zur Schule, wo die Kinder sich dann einzeln auf den Toiletten umziehen.   Er war auch ziemlich erbost darüber, dass die Lehrerin ihn aufgefordert hat, doch bitte „ordentlich“ zu schwimmen – sein in Deutschland mühsam gelerntes Brustschwimmen (wir haben eineinhalb Jahre in Schwimmkursen verbracht, bis es endlich das ersehnte Seepferdchen gab!) kann er hier getrost vergessen – statt „breaststroke“ steht hier „freestyle“ an (egal wie koordiniert, Hauptsache wildes Arme-nach-vorne-ziehen und Kopf-hin-und-her-reißen). Damit niemand untergeht, passen Highschool-Kids sowie professionelle Rettungsschwimmer auf die Kids auf – im Verhältnis „sechs Schulkinder zu einer Retterin/einem Retter“. Na, davon können wir in Deutschland nur träumen, oder?

Frühlingssingen

Ole (5) und Paul (4) haben in der preschool ihren ersten öffentlichen Auftritt beim „Spring Sing“, wo die Kinder ihre über das Jahr eingeübten Lieder vor allen Eltern präsentieren. Das ist ein kleiner Meilenstein, denn unsere Kinder sind wohl schon so weit angepasst, dass man sie auf die Bühne lassen kann (letztes Jahr sind wir inoffiziell ausgeladen worden – ich war stinksauer und bin trotz nachgeholter Einladung und Entschuldigung nicht hingegangen). Ole zieht es professionell durch, ist beim „Pledge of Allegiance“ sogar flagholder. Paul ist danach mit seiner Gruppe dran, und er hat einen Riesenspaß, klatscht und hüpft mit den anderen Kindern. Viele Mädchen tragen festliche Kleider und Ballerinas, die Jungs haben artig gescheitelte, gegelte Haare und – Paul in der Mitte, die Hände tief in den Taschen seiner Latzhose vergraben – so singen sie gemeinsam auf Spanisch von Farben und auf Englisch von „home runs“.

Super Hero und Balance Bars

Ansonsten durfte ich mich beim Super Hero Halbmarathon in Morristown austoben und, bevor es losging, wieder einmal die Anstelldisziplin der Leute vor dem Start bewundern: Da sind fünf Minuten vor dem Startschuss noch 40 Meter lange, kreuz und quer über den Campus laufende Schlangen der Läufer/innen, die alle vor den Dixi-Klos enden – nein, kein Gedrängel, keine bösen Blicke, alle nähern sich einfach langmütig im Gänseschritt den Toiletten. Da kann man als Deutsche nur mit offenem Mund dastehen. Habe niemanden gesehen, der sich in die Büsche geschlagen hat. Nach dem Rennen gab es dann wieder einige kostenlose Reklame-Leckerbissen, an denen ich natürlich nicht vorbeigehen konnte: „Balance Bars“ in interessanten Geschmacksrichtungen wie „cookie dough“ und „double chocolate brownie“ – sie waren lecker, aber ich habe Sodbrennen davon bekommen (dann doch lieber die übliche Banane hinterher).  

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Staatsfeind Nummer 1: germs

Welchen Krieg die Amerikaner/innen gegen Keime führen und welche sechs Schritte man beim Händewaschen beachten muss. Und warum es sogar nach der Musikstunde noch schnell eine Runde Hand-Desinfektionsmittel für alle gibt.   Die Amerikaner/innen scheinen ein anderes Bedürfnis in Sachen „Sauberkeit“ zu haben (jedenfalls unsere hier). Erwachsene duschen oft zweimal am Tag, Kinder werden jeden Tag mit Haut und Haaren in die Wanne gesteckt. Ein amerikanischer Freund fragte uns mal, wie wir es denn schaffen würden, dass sich die Kinder abends in der Badewanne selbstständig schrubben. Da war ich platt – haben die hier noch nie etwas vom „natürlichen Säureschutzmantel“ der Haut gehört? Also, so weit bin ich noch nicht angepasst. Natürlich gibt’s bei uns regelmäßige Duschen (zwei- bis dreimal pro Woche), aber ich mag auch ihren eigenen Duft. Ab und zu schnappe ich mir die Jungs und schnuppere an ihnen – ja, sind alles meine 🙂 . Aus dem Alltag Folgende Episode habe ich zu Beginn unserer USA-Zeit in einem Schuhladen beobachtet: Zwei kleine Mädchen, etwa fünf bis sechs Jahre alt, streiten sich wegen einer Flöte, weil das eine Mädchen die Flöte der Schwester unerlaubterweise benutzt hat. Der Vater ermahnt sie, zu teilen, und da schreit das eine Mädchen heraus, was sie so ärgert: Es sind die „GERMS“, die Krankheitskeime, die nun obendrauf säßen! Da war der Vater zuerst mal sprachlos. Ich fand das damals auch bemerkenswert – inzwischen habe ich mich eingewöhnt. Hier also nun unsere persönlichen Erfahrungen und Interpretationen: In Amerika gibt es keine halben Sachen – also wehe dem, dem man hier den Krieg erklärt hat. Osama bin Laden haben sie Anfang dieses Monats erwischt, aber im Alltag herrscht weiterhin Alarmbereitschaft. Hier stehen definitiv die Keime auf der Abschussliste, denen man im Alltag mit zwei Mitteln beikommen will – erstens mit Chlor und anderen scharfen Putz- und Desinfektionsmitteln und zweitens mit Händewaschen bzw. Desinfizieren der Haut. Zu dem Thema habe ich ja auch schon öfter etwas geschrieben und vor allem Theo (8) hat sich dieser Bewegung ja voll angeschlossen, dicht gefolgt von Ole (5). Kurz und knapp: Hier ist Standard, was in Deutschland unter höchster Alarmbereitschaft …

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Bleach – Allheimittel Bleichlauge

Warum hier jedes Haus nach dem Putzen nach Schwimmbad riecht und Putzen ohne Wasser selbstverständlich ist. Und warum man bleach nicht in Apfelsaftflaschen füllen sollte.   Nun zu Bleichmitteln, die hier alle Welt nur kurz „bleach“ nennt – anscheinend ein amerikanisches Allheilmittel. Chlor ist dabei meist der Basisstoff, der dann in haushaltstauglicher Form, z. B. als natriumhypochlorite (Bleichlauge) in Kanistern verkauft wird. Wetten, dass die Leute hier alle entsetzt wären, wenn man ihnen ihr Bleichmittel mal für eine Woche klauen würde?! Das gäbe bestimmt viele aufgeschreckte Mütter, die ihre Kinder in Panik nicht mehr aus dem Haus lassen würden. Also, entweder habe ich was verpasst, aber in Deutschland besitze ich kein einziges Bleichmittel.   Ich habe ja schon oft geschrieben, dass es hier überall nach Chlor und Desinfektionsmitteln riecht und manchmal sogar schmeckt. Am Anfang hatte ich im Alltag öfter Hallenbad- und Blutabnahme-Assoziationen – das hat sich zum Glück mittlerweile gelegt. Außerdem kenne ich inzwischen den Geruch von „dreckigem“ Chlor-Wischwasser – in der Schule riecht es manchmal so, wenn sie gerade alles geputzt haben und es richtig schwül ist – zum Umfallen, dann stöhnen sogar die amerikanischen moms. Und wenn mir beim morgendlichen Laufen frischer intensiver Chlorgeruch um die Nase weht, dann freue ich mich – denn dann bin ich am public pool (Freibad) und habe die Hälfte meiner Strecke geschafft. Das Chlor im Leitungswasser ist zwar zum Trinken bestimmt nicht gesund, aber dafür muss man sich keine Sorgen machen, wenn man mal vergisst, Waschmittel in die Waschmaschine zu füllen. Vorausgesetzt, die Wäsche überlebt: Von Theo sind mir jetzt schon zwei Badehosen auseinandergefallen – der Stoff ließ sich einfach so auseinanderziehen. Lag das vielleicht am stark gechlorten Wasser?   Als ich im Winter Bleichmittel kaufen musste, um unsere Luftbefeuchter zu desinfizieren, suchte ich die Regale nach einer kleinen Flasche ab (ich dachte, das wird in kleinen 250 ml Fläschchen verkauft) und sah vor lauter Bäumen den Wald nicht. Wer ahnt denn, dass sie das Zeug hier in Gallonen in allen „Geschmacksrichtungen“ verkaufen – das war übrigens bisher das einzige Mal, dass ich auf Nachfrage von einem „shop assistant“ sehr unfreundlich …

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Britta beim Zahnarzt

Warum man beim Zahnarzt wie in einem Großraumbüro liegt und wie ich Bekanntschaft mit einem Ganzkörperkondom machte. Und warum ich danach immer noch Zahnschmerzen hatte, aber froh war übers Auftauen.   Und dann ging es weiter mit meinen Zähnen: Ich hatte mir wirklich ganz fest vorgenommen, keine Zahnschmerzen in Amerika zu bekommen. Aber es hilft ja alles nichts – am Ende war der Leidensdruck so groß, dass ich nicht um einen Zahnarzt-Besuch herumkam. Nach Hause fliegen stand nur kurz im Raum, aber das wäre dann doch etwas kostspielig geworden 🙂 Mein allererster Eindruck von amerikanischen Praxen: Riechen tut es wie bei uns, auch die typischen Geräusche sind da, nur dass sie sich mit Country Music vermischen. Und die Sprechstundenhilfen sind definitiv viel netter als ihre durchschnittlichen Kollegen/innen in den allgemeinmedizinischen Praxen hierzulande.   Auf dem Tresen begrüßt mich das Schild: „Deep bleaching! The most effective whitening process ever invented.“ Hier wird also auch gebleicht – Hauptsache, es ist hinterher weiß. Der auszufüllende Fragebogen lässt keinen Zweifel, dass Zahnhygiene sehr groß geschrieben wird: Ob ich „mouth wash“ benutze und wie oft, und dann soll ich Zutreffendes bitte ankreuzen: „previous teeth cleaning frequency“: 3 months, 4 months, 6 months. Also, jetzt mal Hand aufs Herz: Lasst ihr eure Zähne seit Jahren alle drei Monate reinigen? Hab ich da was verpasst?   Großraumbehandlung Die größte Überraschung gibt es, als ich dran bin: Hier gibt es für uns alle nur eine Art „Großraum-Behandlungszimmer“. Ich sehe mehrere Leute auf den Stühlen liegen, getrennt durch Stellwände (so wie man das in Spielfilmen bei amerikanischen Büros oft sieht); das Bohren und Gurgeln ist von diversen Stellen zu hören. Der Behandlungsstuhl in meinem „cubicle“ ist mit einem „Ganzkörperkondom“ hygienisch verpackt – ich muss mich an den Armlehnen festkrallen, weil es so rutschig ist. Eine Zahnhygienikerin macht die Erstuntersuchung mit ziemlich modernen Geräten – ich kann jedenfalls alles vom Stuhl aus am Bildschirm mitverfolgen. Da sie nichts Verdächtiges am Zahn erkennen kann, schlägt sie direkt X-rays vor. Kein Aufstehen nötig – wird alles im Stuhl erledigt. Das Röntgengerät steckt auch in tausend Plastiktüten. Und da es bei den ersten …

Singen, tanzen, Musik machen … Hauptsache spontan!

Und dann gibt es als Abschluss noch einen kurzen Bericht über die beeindruckendste Darbietung von amerikanischer Lebensfreude und Spontanität, in die Marc und ich rein zufällig eines Abends nach dem Dinner reingeraten sind. Angelockt von Musik und Gejohle entdeckten wir in der sportsbar nebenan einige Herren mittleren Alters, die richtig losrockten (und zwar gut!). Alle in bunten Pyjamas und flauschigen Riesen-Tiger-Hausschlappen. Ich fand das Outfit schon bemerkenswert, aber es schien sich niemand dran zu stören, und die Stimmung war kolossal gut! Während der Bassist und der Drummer leise weitermachten, moderierte der Sänger dann auch noch spontan eine kurze Modenschau von einer zufällig anwesenden Bachelorette-Party (die Kleider alle so grell, dass ich mal wieder nicht so richtig sicher war, ob das eine „most ugly dress“-Party war oder doch normaler Dresscode): Die Damen präsentierten sich alle locker, drehten sich ein paarmal herum und dann kam schon die nächste. Komplett verrückt.   Und genauso schnell, wie die Damen gekommen waren, waren sie wieder verschwunden und es ging weiter zum nächsten Programmpunkt: Wer aus dem Publikum will etwas vorsingen? Eine Frau meldete sich, sprach kurz mit der Band das Lied ab und legte dann auch schon richtig los (das war jedenfalls nicht das erste Mal, dass die gesungen hat!). Applaus, sie ging wieder von der Bühne, erneut weiter mit der Band. Also echt, jetzt verstehe ich auch, warum es in amerikanischen Filmen so oft Gesangseinlagen gibt und die öfter mal statt eines Films direkt ein Musical machen. Nehmen die etwa alle Gesangsunterricht? Egal, ich bin beeindruckt, wie entspannt, locker, respektvoll und selbstsicher die Leute hier in Kontakt treten und miteinander umgehen (und das auch noch vor Publikum!), sich selbst nicht immer so ganz ernst nehmen und dabei eine gute Zeit haben. Davon könnten wir uns in Deutschland mal eine dicke Scheibe abschneiden …