Wir lernen im Moment jeden Tag etwas Neues

Dennoch haben wir zurzeit eine steile Lernkurve in Bezug auf die Eigenheiten der Amerikaner/innen – vieles betrifft unser Leben als Familie mit kleinen Kindern so unmittelbar, dass es großen Einfluss auf unseren Alltag hat. Wer Lust hat, diese Lernkurve selbst nachzuempfinden, kann gerne unser kleines Quiz machen. Auf die Idee mit den Fragen bin ich übrigens durch meine New Jersey-Führerscheinprüfung gekommen, die ich erfolgreich vor zwei Wochen hinter mich gebracht habe – es war ein Hochgenuss für mich, mal wieder mit vollkommen vorhersehbaren, trockenen Fakten zu tun zu haben 🙂  

Meine absoluten Highlights

Als sehr positiv erlebe ich dagegen das ziemlich kunterbunte kulturelle Neben- und Miteinander in der amerikanischen Gesellschaft. Ein Beispiel: Am Aschermittwoch kamen unsere Familienmitglieder so nach Hause: Ole (preschool) mit einer Geschichte zum gerade beginnenden chinesischen Neujahr. Tim (kindergarten) mit 100 winzig kleinen Süßigkeiten zum 100-days-of-school (über Fastenzeit haben sie nicht gesprochen). Jane, unsere Hilfe, mit Aschenkreuz auf der Stirn. Und gleichzeitig schmücken hier immer noch Weihnachtsdekorationen die Vorgärten unzähliger Häuser. Die Elterninformationen aus der Schule sind sowohl auf Englisch als auch auf Spanisch gedruckt, man hört in Morristown viele verschiedene Sprachen und sieht zahlreiche unterschiedliche Hautfarben und Gesichter. Die Amerikaner/innen, die wir bisher kennengelernt haben, haben oft Verwandtschaft, die ursprünglich aus Europa oder einem anderen Land kommt. Ich habe bisher noch nie das Gefühl gehabt, hier nicht willkommen zu sein, weil wir Deutsche sind. Hier ist Anderssein irgendwie normal. Und das fühlt sich für uns alle gut an.

Es geht los: Kinderarzt, preschool, Schule …

Wir beginnen mit dem Kinderarzttermin für den vorgeschriebenen annual check bei allen Jungs. Vorher setzt kein Kind hier einen Fuß in die (pre)school-Tür. Kurz ein bisschen quatschen, einmal abhören, Impfungen kontrollieren – und schwupps, sind wir 700 Dollar los! Aber dafür kann’s jetzt auch direkt morgen losgehen mit Schule und preschool. Marc und ich sind froh, dass endlich der Alltag anfängt, denn vier Kinder von morgens bis abends zuhause schlauchen einen doch ganz schön. Neben all den anderen Dingen, die jetzt in den ersten Wochen zu organisieren sind …

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… und zur Feier des ersten Schultags: double chocolate fudge cake

Tim (gerade erst sechs geworden) war in Deutschland noch im Kindergarten – heute hat er seinen allerersten Schultag in Morristown: Er ist super zufrieden mit seiner Delfin-Schultüte und fährt morgens glücklich zur Schule – seit Monaten hat er diesem Tag entgegengefiebert. Wir bringen Theo und Tim noch bis zur Klassentür, müssen uns dann verabschieden und werden sofort aus der Schule geführt: Ein komisches Gefühl – wir kennen noch nicht mal den Ablauf eines normalen Schultages hier. Theo steigt in die zweite Klasse ein, Tim kommt in den sogenannten kindergarten (eine Art Vorschulklasse, in der die Kids schon Buchstaben und Zahlen lernen). Nach sechs Stunden ist der Unterricht um und beide Kids sind happy. Zuhause feiern wir diesen Tag mit double chocolate fudge cake, danach kommen die ersten Hausaufgaben.   Schon gewusst? In Amerika gibt es für Schulanfängerinnen und – anfänger keine Schultüten. Schon gewusst? Was bedeutet eigentlich “Expat“?

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„Teddy and me“ – die preschool

Für Ole (4) geht es los mit der preschool „Teddy and me“ – mit mir im Schlepptau, denn er versteht ja kein einziges Wort Englisch bis jetzt. Der Name ist reiner Euphemismus: Hier geht es nicht ums Spielen, sondern es herrschen Zucht und Ordnung. Seine Lehrerin Miss Sandy konnte sich am ersten Tag kaum ein Lächeln abringen und es gibt eine strikte Einteilung des Vier-Stunden-Tages in halbstündige Intervalle (puzzles, free play, toilet, snack, work in progress…). Die Lehrerin gibt kurz an, was ansteht – „now puzzles, please“ – die Kids folgen ohne zu murren, unheimlich diszipliniert! Beim work in progress kommt der preschool-Charakter dann richtig raus: Die Kinder buchstabieren ihre Vor- und Nachnamen, nennen Farbbezeichnungen (nicht „green“, nein „limegreen“!, usw.), sie benennen Formen, die ich noch nicht mal im Deutschen kenne (was ist bitte der deutsche Begriff für ein „curvilinear triangle“? :-)). Das Spielzeug ist eher ramschig, keine Spur von schönen dicken Bauklötzen. Beim gemeinsamen Aufräumen am Ende singen alle aus einer Kehle: „Clean up, clean up, everybody, everywhere. Clean up, clean up, everybody do your share.“   Drill statt Spiel Mein Eindruck im Moment: Hier in den USA hört die „unbeschwerte Kindheit“ mit vier Jahren auf, ab dann wird es ernst. Die Kleinen werden echt gedrillt! Und wehe, einer rutscht auf seinem Popo hin und her! Dann gibt es eine kurze, scharfe Ermahnung und Ende. Körperkontakt zwischen Erzieherin und Kindern habe ich bisher kein einziges Mal gesehen. Und was mich besonders stört: Es gibt niemals eine freundliche Ansprache, sondern es herrscht die ganze Zeit eher ein Kasernenton – das finde ich am schlimmsten. Ich habe beschlossen, mir in den nächsten Tagen noch andere preschools anzusehen. Ole lässt sich von all dem nicht beeindrucken, er geht morgen den dritten Tag hin (dann alleine) und ist bis jetzt zufrieden. Die „Kaserne“ kostet übrigens über 800 Dollar im Monat! Im Vergleich dazu war unser Kindergarten in Deutschland fast geschenkt …