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Sehnsucht nach Tafel und Kreide

Ich vermisse allerdings „richtige Tafeln“ und Kreide! Hier gibt es nur sogenannte „dry-eraser-pens“ (trocken-abwischbare Stifte, Riesensauerei), die auf weißen Kunststofftafeln schreiben. Außerdem hat man überall dunklen Teppichboden, die Kids sitzen an Einzelpulten (es gibt keine Zweier-Bänke), überall läuft die Klimaanlage (und das oft störend laut). Die Fenster sind zum Hochschieben (wie in vielen Filmen) und klemmen allesamt. Aber das sind Kleinigkeiten, die meine Freude, endlich wieder unterrichten zu können, nicht wirklich trüben. Alle Wände in meinem Klassenraum sind übrigens voll mit „klugen Sprüchen“ (Amerikaner/innen haben eine Schwäche für gute Sprüche, wie mir scheint), die sicherlich bis ans Lebensende reichen. Ich unterrichte im Moment genau unter einem Spruch von Otto von Bismarck: „The nation that has the schools, has the future.“ Das Einzige, was mich richtig nervt, sind die elektrischen Bleistiftspitzer, die es in allen Klassenräumen gibt. Wenn also ein Kind den Bleistift (anscheinend das Lieblingsschreibgerät der meisten) spitzen will, dann steht es einfach auf, geht nach hinten, und dann heult die Maschine auf (und alle Konzentration ist weg). „Hand“-Spitzer habe ich noch bei keinem gesehen. Übrigens kommt man auf einmal in ein Dilemma, weil man wieder in offiziellen Zusammenhängen mit deutschen Familien zu tun hat: „Du“ oder „Sie“? Aber klar, das englische „you“, was man mit den Eltern austauscht, entspricht eben in diesem Zusammenhang dem deutschen „Sie“ – da muss man blitzschnell schalten, wenn man gemischte Elternpaare vor sich hat und zwischen den Sprachen hin- und herwechselt. Aber es klingt auf einmal wieder ungewöhnlich formell, nachdem man monatelang das „you“ und den Vornamen für Leute wählt, die einem wildfremd sind.

Endlich wieder Lehrerin

Mit Duaa läuft es gut und dadurch habe ich wieder mehr Zeit für andere Dinge. Ich lerne seit vier Wochen Gitarre und gebe privat Deutschunterricht. Mein erster Schüler ist ein schwarzer Ex-NBA-Spieler, der Rottweiler aus Deutschland importiert und dann hier verkauft. Er schlägt sich jetzt mit Worten wie „Zuchttauglichkeitsprüfungsbericht“ herum – aber der Kunde ist König. Außerdem habe ich mich bei der deutschen Schule von Morris County als Deutschlehrerin beworben und hoffe, dass meine offizielle Arbeitsgenehmigung bald endlich kommt. Das Verfahren läuft, seitdem ich meine social security number habe. Das heißt, jetzt schon seit acht Wochen – und es dauert durchschnittlich drei Monate, bis es durch ist.