Auch vor den Kindern macht diese Kaufhysterie – leider – nicht halt. An Theos und Tims Schule gibt es den sogenannten „Holiday Shoppe“, ein von engagierten Eltern (dem „Holiday Shoppe Commitee“) eingerichteter kleiner Laden, in dem die Kids während der Schulzeit Geschenke für kleines Geld einkaufen können – für zwischen einem und sechs Dollar. Original heißt es in der Elterninfo: „Your school is holding a KidSmart Holiday Shoppes Program, the in-school shopping program that`s fun for everyone! …. The KidSmart Holiday Shoppes Program is designed to be a safe, child-centered environment where the children can learn how to budget and spend wisely …“ Nein, ich bin davon weder begeistert noch überzeugt. Aber ich weiß, dass eine andere deutsche Mutter es inzwischen sogar richtig gut findet, weil die Kids sich schon überlegen, wem sie was schenken möchten und keine Unmengen an Geld ausgeben. Ich dagegen hänge immer noch mehr an selbstgemachten Geschenken … Dazu bekommen die Kids vom „Holiday Shoppe Commitee“ sogar direkt Vorschläge, was man so für moms, grandmothers and older sisters, oder für dads, grandparents, big brothers … einkaufen könnte. Alle sind aufgelistet. Das geht von Handschuhen, Handcremes, Schmuck und Tassen bis zu Schlüsselanhängern, Büchern, Lavalampen, Sportautos. Praktisch, wie die Amis nun mal sind, gibt es eine vorgedruckte Liste mit allen Familienmitgliedern, die man als Eltern mit den Kindern ausfüllen soll. Es gibt sogar zwei Spalten „1st choice“ und „2nd choice“, falls ein Gegenstand nicht mehr vorrätig sein sollte! Und dann braucht man den Kids nur noch abgezähltes Geld oder einen Scheck mitzugeben und der Weihnachtseinkauf erledigt sich von selbst … Ich erkläre Theo und Tim, dass das in unserer Familie so nicht funktioniert. Sie bekommen kein Geld mit – das ist mir wirklich etwas zu einfallslos. Zugegeben: Da wir das Selberbasteln für Brüder und Omas und Opas zeitlich und von der Motivation nicht so ganz hinbekommen, gibt es, wenn es hochkommt, ein selbstgemaltes Bild von unseren Jungs. Aber dieser „Holiday Shoppe“ geht mir komplett gegen den Strich. Oder bin ich da zu konservativ/deutsch/eigensinnig? Vielleicht macht es den Kids ja doch Spaß, von ihrem Taschengeld kleine Geschenke für andere …
Der tägliche Familienalltag mit Fundraising
Warum man mit Keksen und Kleingeld Gutes tun und wem Laufen helfen kann. Und wie die Kinder in Preschool und Schule schon früh lernen, was sie später gut gebrauchen können. Fundraising gehört einfach zur amerikanischen Kultur und hat daher jetzt auch in unserem Alltag und in unserer Stadt einen festen Platz. Hier einige konkrete Beispiele: Preschool: class moms organisieren Fundraising für bedürftige Menschen bei uns in der Region, einen Cookie Sale der Kindergartengruppe, die damit eine Non-Profit-Kinderorganisation unterstützt, die davon wiederum Bücher für bedürftige Kinder kauft. Ein Klassenkamerad von Tim (7) sammelt von jedem Kind einen Dollar für den „Smile Train“ ein – eine Organisation, die Operationen für Kinder mit Gaumenspalte finanziert. Beim YMCA sammeln sie Spenden, um Bedürftigen in der Gemeinde die Teilnahme am Sport zu ermöglichen. Jede Menge „Drives“ (Kampagnen) wie Book Drive, Food Drive, Pajama Drive u. a., zu denen Bücher oder Schlafanzüge gesammelt oder z. B. Früchte oder Cookies in großem Stil verkauft werden. Aber Vorsicht: Eine Freundin hatte durch ein falsches Kreuzchen auf einmal zwei Kisten Grapefruit vor der Tür stehen. Und wir hatten einmal so viel Cookie-Teig, dass wir über 15 Bleche Kekse backen mussten! 🙂 Diverse Aktionen von Kindern, die für ihre (Sport)gruppe sammeln, z. B. Highschool-Kids fürs Soccer Team. Girl Scouts schieben Einkaufswagen mit ihren Cookies durch die Straßen und stehen schon mit zarten drei Jahren bei den Nachbarsfamilien vor der Tür. Elterninitiativen oder SNAP (das ist der special needs-sport, wo Ole (6) hingeht) oder die ortsansässige Blindenhund-Organisation „The Seeing Eye“ finanzieren sich nur über Spenden. Unendlich viele Briefe mit Spendengesuchen landen bei uns im Briefkasten – die lokale Feuerwehr, die ein pancake-Frühstück organisiert, die Bibliothek, die einen Spielenachmittag anbietet usw. Noch zahlreicher sind die E-Mails – z. B. vom öffentlich-rechtlichen Sender WNYC, der sich ausschließlich über Spenden finanzieren muss. Weit verbreitet sind Wohltätigkeitswanderungen oder -läufe, bei denen man sich von Familie und Freunden sponsern lässt und das Geld für die Erforschung von Krankheiten oder an Bedürftige weiterleitet – wie z. B. der Aids Walk, bei dem ich schon letztes Jahr mitgemacht habe. Unzählige Leute wandern und laufen hier …
Ein „gegen-Schikane-Gesetz“
Außerdem gibt es bei uns in NJ seit dem 1. September ein neues Anti-Bullying Gesetz, das den Umgang mit Mobbingaktionen an jeder öffentlichen Schule in NJ eindeutig regelt und verschärft. Auslöser für diese Verschärfung war der Selbstmord eines Collegestudenten letztes Jahr, der übers Internet von seinem Mitbewohner mit einem privaten Film bloßgestellt worden war. Ab jetzt können Schulkinder, die z. B. in der Mittagspause schikaniert werden, die Namen der bullies anonym bei der „Crime Stopper Hotline“ der Polizei angeben. Und alle Schüler/innen lernen in speziellen Kursen, dass es z. B. keine unschuldigen „bystanders“ gibt, sondern dass alle die Pflicht haben, „Psychoterror“ gegenüber Mitschüler/innen zu stoppen. Theo und Tim haben beide schon mit den Kursen in der Schule angefangen. Das Thema geht groß durch die Presse: „Bullying law puts New Jersey Schools on Spot“ (das neue Anti-Mobbing Gesetz bringt Schulen in New Jersey in Zugzwang) (Wall Street Journal, Sept. 2011). Alle, von den Direktor/innen bis zur Caféteria-Hilfe, werden in diesem Bereich fortgebildet. Außerdem muss jede Schule Anti-Bullying-Spezialist/innen benennen (pro Schule eine Person, meist eine Lehrkraft), die innerhalb von 24 Stunden einen detaillierten Bericht über alle Beschwerden schreiben müssen. Die Begeisterung hält sich in Grenzen, weil die Schulen sich überrumpelt fühlen und weil sie fürchten, dass es nun noch mehr Beschwerden geben wird, die sie kaum bewältigen können. Eltern und Schulkinder, also auch Theo und Tim, müssen ein umfassendes, 18seitiges Anti-Mobbing Regelwerk lesen und unterschreiben. Außerdem werden sie in einem speziellen Programm geschult (u. a. lernen sie die Unterschiede zwischen normalen Konflikten und Mobbing kennen, Ich-Botschaften senden, die Rolle der „bystanders“ (sollen immer was sagen), „telling vs tattling“ (also den Unterschied von „etwas sagen und petzen“). Hört sich doch spannend an. Ist davon eigentlich schon etwas in Deutschland angekommen? Weiter unten gibt es ein Schulquiz zu diesem Thema – testet doch mal, wie fit ihr in diesem Bereich seid! Schon gewusst? Was steckt hinter den Feiertagen „Rosh Hashanah“ (29. September) und „Jom Kippur“ (9. Oktober) ?
School affairs
Paul (4) ist weiterhin in der preschool, bleibt aber jetzt auch bis 15 Uhr da und will oft gar nicht abgeholt werden. Er arbeitet mit Begeisterung an bunten Perlenketten und legt damit das Einmaleins – verrückt, er ist voll bei der Sache. „I’m a kindergartener now“, erzählt Ole (6) die ganze Zeit super stolz. Die Kindergartenklasse ist die heilige Kuh der ganzen Montessori-preschool. Viele Eltern erwarten, dass die Lehrerin das erreicht, was der preschool-Newsletter verspricht: (…) „by the age of five, most Montessori children will begin to read, and many, having mastered addition and substraction, will be introduced to multiplication and division …“ Steht Multiplikation in Deutschland nicht erst im zweiten Schuljahr an? Unsere klare Ansage an die preschool lautet daher: „We don’t care if he learns to read this year!!!“ Hauptsache Ole bleibt in seiner Komfortzone. Abwarten. Tim (7) ist jetzt im zweiten Schuljahr, übt fleißig lesen und schreiben und trifft seinen „alten“ Freund Deepak aus dem „Kindergarten-Jahr“ wieder. Theo (9) ist Viertklässler und hat Glück und Unglück zugleich. Er ist super happy, dass er dieses Schuljahr mit seinen zwei besten Freunden in eine Klasse gekommen ist. Und er kommt in die „advanced math class“ – ab dem vierten Schuljahr werden also die Kinder schon nach Fähigkeiten getrennt. Aber er bekommt auch die Folgen vom hurricane zu spüren: Cafeteria und Turnhalle seiner Schule sind eine Baustelle nach der Überschwemmung. Die Konsequenzen: Auf dem Speiseplan stehen „until further notice“ vier Mal pro Woche Truthahnbrötchen mit Salatblatt, ein Mal Thunfischbrötchen mit Salatblatt alternativ zu PBJ (Peanut-Butter-Jelly-Sandwich). Arme Kids, die das für die nächsten Wochen essen müssen. Lunchbreak und Sport gibt es bis auf Weiteres nur noch im Klassenraum (Wie soll das gehen? Wie wird Theo diesen Bewegungsmangel aushalten? Machen die dann nur „cup staking“ beim Sport, oder was?).
Das Ferien-Leiden der amerikanischen Moms
Offensichtlich geht es mir diesmal besser als einigen amerikanischen Moms. Eine von ihnen, Samantha Bee, beschreibt sich in einem Artikel im WSJ als „Weary Tiger“ Mom, die schon nach zwei Wochen Ferien am Ende ihrer Kräfte ist: „We are 1,713 minutes in, and so far, I have never worked harder in my life. When is this vacation going to be over?“ Sie fragt sich, wieso im Sommer der Fokus inzwischen auf „enrichment activities and exercises“ liegt, und sie sagt ehrlich: „I just don´t have the energy to dig in and renovate my children into super-intelligent reading cyborgs for the first day of school. I can´t do any more rainy day activities with dry oatmeal in a cardboard box. (…) I simply can’t help but look forward to the fall.“ Ja, genau, immer schön Lesen üben und „fun-filled“ activities across the kitchen table (z. B. Buchstaben aus Nudeln formen) – das sind so die Ansprüche und Vorstellungen von einem gut gelungenen Sommer, zumindest bei (weißen) Mittelklassefamilien. Ohne mich!
Schul-Dresscode
Von Theos Schule gibt es in einem Elternbrief klare Ansagen, was den Sommer–Dresscode angeht. Eigentlich ist alles verboten, was Spaß macht: Die Schultern müssen bedeckt sein (also keine Tops für Mädels und keine „Muskelshirts“ für Jungs). Es darf keine Unterwäsche sichtbar sein, Oberteile müssen über die Taille gehen. öcke und Hosen müssen so lang sein „to meet the fingertips when the arm is at rest at the side“ (und bei den Miniröcken gehört trotzdem immer noch eine Art Sporthose unten drunter). Keine nackten Rücken, keine offenen Schuhe („inappropriate in terms of safety“! – unsere deutschen Sandalen sind also auch verboten), keine Hüte, Tücher, kein Schmuck, keine Flip-Flops. Die Begründung kommt am Ende des Briefes: „Our students are becoming young ladies and gentlemen and should dress accordingly – with comfort and good common sense … It is important that we all adhere to these guidelines because students who arrive at school in inappropriate attire will be sent home to change“. Also, wenn ich da an meine Schule in Deutschland denke, müssten an heißen Tagen gleich alle Schüler/innen sowie die Hälfte der Lehrkräfte zum Umziehen nach Hause geschickt werden – und das eher weniger wegen offener Sandalen 🙂 .
Ungemütliches Schwimmvergnügen
Theo hat seit einigen Wochen Schulschwimmen. Er hat bisher nur darüber geflucht, denn der Pool ist natürlich – wie es sich hier gehört – draußen, und der ganze Mai war mit 10 bis 15 Grad Außentemperatur und Regen ja doch ganz schön kalt. Aber da kennen die hier kein Pardon – im Mai gibt es für die 3rd-graders eben immer Schwimmen und damit basta. Wenn Theo Schwimmen hat, sieht der Tag so aus: Morgens geht er schon mit Schwimmhose unter den Klamotten in die Schule (das ist ausdrücklich gewünscht), dann läuft er mitten am Schultag zu Fuß in Schwimmklamotten zum Highschool Pool rüber, schwimmt, friert, friert, friert und dann geht’s in nassen Klamotten wieder zurück zur Schule, wo die Kinder sich dann einzeln auf den Toiletten umziehen. Er war auch ziemlich erbost darüber, dass die Lehrerin ihn aufgefordert hat, doch bitte „ordentlich“ zu schwimmen – sein in Deutschland mühsam gelerntes Brustschwimmen (wir haben eineinhalb Jahre in Schwimmkursen verbracht, bis es endlich das ersehnte Seepferdchen gab!) kann er hier getrost vergessen – statt „breaststroke“ steht hier „freestyle“ an (egal wie koordiniert, Hauptsache wildes Arme-nach-vorne-ziehen und Kopf-hin-und-her-reißen). Damit niemand untergeht, passen Highschool-Kids sowie professionelle Rettungsschwimmer auf die Kids auf – im Verhältnis „sechs Schulkinder zu einer Retterin/einem Retter“. Na, davon können wir in Deutschland nur träumen, oder?
Frühlingssingen
Ole (5) und Paul (4) haben in der preschool ihren ersten öffentlichen Auftritt beim „Spring Sing“, wo die Kinder ihre über das Jahr eingeübten Lieder vor allen Eltern präsentieren. Das ist ein kleiner Meilenstein, denn unsere Kinder sind wohl schon so weit angepasst, dass man sie auf die Bühne lassen kann (letztes Jahr sind wir inoffiziell ausgeladen worden – ich war stinksauer und bin trotz nachgeholter Einladung und Entschuldigung nicht hingegangen). Ole zieht es professionell durch, ist beim „Pledge of Allegiance“ sogar flagholder. Paul ist danach mit seiner Gruppe dran, und er hat einen Riesenspaß, klatscht und hüpft mit den anderen Kindern. Viele Mädchen tragen festliche Kleider und Ballerinas, die Jungs haben artig gescheitelte, gegelte Haare und – Paul in der Mitte, die Hände tief in den Taschen seiner Latzhose vergraben – so singen sie gemeinsam auf Spanisch von Farben und auf Englisch von „home runs“.
Positive Überraschung: Zeugnisse für Theo und Tim
Ich war wirklich total überrascht, als ich beim Ausräumen der Schulrucksäcke von Theo und Tim die sogenannten „progress reports bzw. report cards“ (Zeugnisse) fand. Klar, eigentlich sind Mitte des Schuljahres Zeugnisse fällig (eben wie in Deutschland), aber bei dem ganzen Tohuwabohu waren wir tatsächlich völlig ahnungslos (letztes Jahr hatten die beiden nämlich keine bekommen – wir waren ja erst im Januar quer eingestiegen). Zum Zeugnis: Im Unterschied zu Deutschland ist das Zeugnis eher eine mehrseitige Lektüre. Hier gibt es bis zum 5. Schuljahr keine Noten, sondern nur drei Kommentare bzw. Buchstaben: E = Experiencing difficulty, P = Progressing and developing, I= Independently used skill. In unserem school district haben sie die Noten abgeschafft, nachdem eine Untersuchung gezeigt hatte, dass vor allem die schlechten Schüler/innen nicht von schlechten Noten profitieren, sondern mehr mit richtungsweisenden Kommentaren anfangen können. Und bei guten Schüler/innen zeigte sich, dass es keinen Unterschied machte, ob sie Noten oder Kommentare bekamen. Die Lehrerinnen von Tim und Theo äußern sich sehr zufrieden, jedenfalls sind eine Menge Fortschritte dort aufgelistet. Also alles in Butter 🙂 . Zeugnis Theo Zeugnis Tim Das Zeugnis von Theo umfasst vier Seiten, dicht beschrieben. Es gibt elf „Fächer“ bzw. Beurteilungsbereiche („reading“, „writing“, „maths“, „listening/speaking“, „social/emotional development“, „work study habits“, „science“, „physical education“ (Sport), „art“ (Kunst), „vocal music“ und „media literacy“, die alle noch mal in etliche Teilfertigkeiten aufgedröselt sind. Insgesamt sind es 150! solcher Teilleistungen, die alle individuell von den Lehrkräften zu beurteilen sind – eben mit „E“ (noch schwierig), „P“ (macht Fortschritte) und „I“ (selbständig benutzte Fertigkeit). Am Ende gibt es auf dem letzten Blatt noch eine schriftliche Zusammenfassung über Fortschritte, Leistungen, Verhalten im Unterricht und zukünftige Verbesserungsmöglichkeiten. Ganz ehrlich – das dauert über eine halbe Stunde, bis man das gelesen und verstanden hat, und am Ende muss man fast wieder von vorne anfangen. Ich will nicht wissen, wie viel Zeit die Lehrer/innen für jedes einzelne Zeugnis brauchen, um diese 150 Teilfähigkeiten einzeln zu beurteilen und festzulegen. Hammer! Ob sich diese Mühe lohnt und die Eltern sich diese Kommentare wirklich durchlesen und draus lernen? Ich habe da berechtigte Zweifel, wenn ich mein eigenes Verhalten …
Erst mal beschweren
Aus meiner Sicht werden auch die Kinder hier sehr früh darüber aufgeklärt (im Prinzip ja gut) und darauf „gedrillt“, sich bei „Benachteiligungen“ sofort bei offiziellen Stellen zu beschweren, ohne zunächst mal eine Lösung im Kleinen zu probieren. Als Theo in der letzten Woche von einem Jungen in der Schule ein paar Bemerkungen einstecken musste, wollte er sofort eine „bully note“ schreiben. So eine „bully Note“ (Mitteilung übers Mobben) geht ohne Umweg ganz bis nach oben zur Direktorin, die dann die „Übeltäterin“ oder den „Übeltäter“ vorlädt und zur Rede stellt. Ich konnte Theo gerade noch davon abhalten, diese Mitteilung zu schreiben, und wir haben die Sache ganz in Ruhe mit dem Jungen und seiner Mutter geklärt. Der „offizielle“ Klärungsweg hätte so unglaublich viel mehr Wirbel verursacht und vielleicht sogar einen Kollateralschaden angerichtet. Der Hintergrund dieser „zero tolerance“ policy gegenüber dem Mobben ist sicherlich auch der Freitod einiger minderjähriger Schüler/innen in den letzten Monaten in den USA, die massiven Schikanen durch Mitschüler/innen ausgesetzt waren. Das Thema „Mobbing an Schulen“ und effektive Gegenstrategien sind aber sicherlich ein eigenes Kapitel. In Deutschland habe ich an meiner Schule bisher die gegenteilige Erfahrung gemacht: Da spielt das Thema überhaupt keine Rolle, und die Anregung einiger engagierter Lehrerinnen und Lehrer, doch ein Schülerschlichtungsprogramm aufzubauen, wurde jahrelang von einer mächtigen Lehrerfraktion immer wieder mit dem Argument abgelehnt, dass wir dann ja offiziell zugeben würden, dass es an unsere Schule Probleme unter den Schulkindern gäbe. Das macht mich auch zornig und mir stehen auch die Haare zu Berge! Was lernen wir von diesen Vorfällen? Vorsicht mit flapsigen Bemerkungen – das gilt sowohl für unsere Kinder (die ja auch sonst auf einmal bei den Schulleiter/innen vorgeladen werden könnten), als auch für uns in Beruf (auch für mich als Lehrerin) und Privatleben. Hier gelten einfach andere Regeln als in Europa.
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