Das Geschäft läuft weiterhin stabil und wächst stark

Marc erzählt: Wir haben mittlerweile viele neue Kunden im Bereich Handy-Testing, und im nächsten Jahr muss ich mich mehr auch um die anderen Bereiche wie Consulting und Engineering kümmern. Wir sind jetzt den zweiten Monat in Folge profitabel und fangen an, unsere Investitionen zurückzuverdienen. Ich hoffe, dass wir irgendwann Anfang 2011 dann den Break-Even schaffen. Ich schätze, dass wir hier im ersten Jahr so um die drei Millionen US-Dollar umsetzen werden.

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„In the US, anybody can sue anybody on anything“

Das Team ist mittlerweile auf 30 Leute angewachsen, und ich mache die erste unangenehme Begegnung mit dem amerikanischen Rechtssystem: Anfang Oktober hat ein neuer Mitarbeiter über eine Zeitarbeitsfirma bei uns angefangen, doch schon nach dem zweiten Tag ist er nicht mehr aufgetaucht. Kurze Zeit später hat er uns über seine Zeitarbeitsfirma ausrichten lassen, dass wir ein hostile work environment (feindliche Arbeitsumgebung) hätten und eine weitere Mitarbeit nicht zumutbar sei. Wir haben dann alle Kollegen befragt, und in der Tat hat ihm ein Kollege einen Spruch gedrückt, der zwar witzig gemeint, aber nicht angemessen war. Mittlerweile haben wir Post von seinem Anwalt, und der junge Mann hätte gerne eine sechsstellige Summe von uns (P3), dann wäre er bereit, von einer Klage abzusehen. Denn er wäre von uns in diesen zwei Tagen aufs Übelste rassistisch und (auf der Toilette) sexuell belästigt worden. Die Vorwürfe sind frei erfunden, aber wir müssen uns damit natürlich jetzt auseinandersetzen und Stellung nehmen. Selbstverständlich werden wir keinen Vergleich über eine sechsstellige Summe eingehen. Es gibt aber in den USA tatsächlich immer wieder Leute, die nur zum Vorstellungsgespräch oder zum ersten Arbeitstag gehen, um danach zusammen mit einem Anwalt Klage anzudrohen, um einen Vergleich zu erzwingen. Die Anwälte bekommen ein Drittel der erstrittenen Summe und haben so ein Interesse an möglichst hohen Forderungen. Die Firmen müssen sich dagegen wehren und zahlen oft einen Vergleich, um das Thema schnell zu beenden. Mal sehen, wie das bei uns endet. In der Folge haben wir jetzt das interne Regelwerk, das wir seit 2001 hatten, für die USA auf ca. 45 Seiten ausgewalzt und alles haarklein geregelt. Auf diese Weise zwingen wir unseren Mitarbeiter zwar viel Papier auf, aber wir schützen uns vor haltlosen Klagen. Jetzt ist also klar, dass man, wenn man sich belästigt fühlt, mit den Vorgesetzten reden soll, damit sie die Belästigung abstellen. Na klasse.

Erst mal beschweren

Aus meiner Sicht werden auch die Kinder hier sehr früh darüber aufgeklärt (im Prinzip ja gut) und darauf „gedrillt“, sich bei „Benachteiligungen“ sofort bei offiziellen Stellen zu beschweren, ohne zunächst mal eine Lösung im Kleinen zu probieren. Als Theo in der letzten Woche von einem Jungen in der Schule ein paar Bemerkungen einstecken musste, wollte er sofort eine „bully note“ schreiben. So eine „bully Note“ (Mitteilung übers Mobben) geht ohne Umweg ganz bis nach oben zur Direktorin, die dann die „Übeltäterin“ oder den „Übeltäter“ vorlädt und zur Rede stellt. Ich konnte Theo gerade noch davon abhalten, diese Mitteilung zu schreiben, und wir haben die Sache ganz in Ruhe mit dem Jungen und seiner Mutter geklärt. Der „offizielle“ Klärungsweg hätte so unglaublich viel mehr Wirbel verursacht und vielleicht sogar einen Kollateralschaden angerichtet. Der Hintergrund dieser „zero tolerance“ policy gegenüber dem Mobben ist sicherlich auch der Freitod einiger minderjähriger Schüler/innen in den letzten Monaten in den USA, die massiven Schikanen durch Mitschüler/innen ausgesetzt waren. Das Thema „Mobbing an Schulen“ und effektive Gegenstrategien sind aber sicherlich ein eigenes Kapitel. In Deutschland habe ich an meiner Schule bisher die gegenteilige Erfahrung gemacht: Da spielt das Thema überhaupt keine Rolle, und die Anregung einiger engagierter Lehrerinnen und Lehrer, doch ein Schülerschlichtungsprogramm aufzubauen, wurde jahrelang von einer mächtigen Lehrerfraktion immer wieder mit dem Argument abgelehnt, dass wir dann ja offiziell zugeben würden, dass es an unsere Schule Probleme unter den Schulkindern gäbe. Das macht mich auch zornig und mir stehen auch die Haare zu Berge! Was lernen wir von diesen Vorfällen? Vorsicht mit flapsigen Bemerkungen – das gilt sowohl für unsere Kinder (die ja auch sonst auf einmal bei den Schulleiter/innen vorgeladen werden könnten), als auch für uns in Beruf (auch für mich als Lehrerin) und Privatleben. Hier gelten einfach andere Regeln als in Europa.

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KEEP TALKING (5) – Neun Monate USA

Warum Paul auch nach neun Monaten USA in der preschool noch nichts auf Englisch sagt und wie sich bei Tim, Theo und Ole die Sprachen langsam miteinander vermischen. Und wie „learning by doing“ richtig gut funktioniert.   Und wie sehen das Deutsche und das Englische jetzt nach neun Monaten USA aus? Es ist faszinierend, wie die Kids (bis auf Paul in der preschool-Situation) so unbefangen an eine Sprache herangehen, wild drauflosreden, viele Fehler machen, sich nicht darum scheren und das Englische dabei auch noch richtig gut lernen – „learning by doing“ par excellence.

„Ich sag nix.“

Paul (3) macht sich insgesamt weiterhin gut. Er redet immer mehr Englisch, zumindest mit unserem Au-pair Morena und vielen anderen Leuten. Verrückterweise hat er bisher noch kein einziges Wort in seiner neuen Kindergartengruppe gesprochen, was uns überrascht. Als Marc ihn fragte, warum er nicht redet, sagte er, dass die anderen Kinder alle viel besser seien im Englischen. Aber wir machen uns keine Sorgen – er geht gerne in die preschool und spielt auch mit den anderen Kids. Abwarten.  

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Wenn Theo und Tim reden

In Theos (8) Kopf hat sich anscheinend jetzt nach sieben bis acht Monaten ein Hebel im Kopf umgelegt – er spricht nun jedenfalls öfter spontan Englisch als Deutsch. Im Deutschen ist er zwar noch viel kompetenter (Wortschatz, Grammatik), aber vor allem, wenn ich ihn aus der Schule abhole, redet er nur noch Englisch, ohne dass er das bewusst steuert. Er hat mich auch schon verbessert, als ich im Restaurant „tuna“ bestellte. Ich sprach es englisch [tjunɒ] aus, er sagte, dass es [tunɒ] hieße. Wir fragten den Kellner – er bestätigte Theos Version (wohlgemerkt die amerikanische). Ich war platt, dass Theo inzwischen ein eigenes englisches Hörsprachgefühl zu entwickeln scheint. Tim (6) bleibt eher beim Deutschen, vor allem, wenn er mit Marc und mir redet. Aber ich habe ihn zuletzt auf Englisch träumen hören. Untereinander reden Theo und Tim oft Englisch bzw. wechseln hin und her. Ole (5) wird im Englischen auch zunehmend flüssiger, benutzt dabei gerne Füllwörter, wie z. B. „you know“, und versucht, komplexe Zusammenhänge auf Englisch zu erklären. Im Deutschen geht die Vermischung der beiden Sprachen weiter, bis hin zu klaren Grammatikfehlern. Tim: „Ich hab‘ noch Hunger. Ich könnte noch drei von den Tabletten essen.“ – nachdem er gerade alle Tomaten von einem Brett aufgegessen hatte. Tim wundert sich: „Warum darf man in Amerika rechts über die rote Ampel fahren? Das ist doch gar nicht safe at all!“   Mal so. Mal so. Der deutsche Plural ist wohl besonders anfällig und bekommt jetzt grundsätzlich ein Extra-„S“ von den Kids, z. B. Fingernägels, Computers, Fensters … Auch einige unidiomatische Sätze kann man ab und zu hören: „Was ist das für?“ (Theo: „What is it for“?) oder die Übernahme von gleichklingenden Wörtern ins Deutsche, die aber verschiedene Bedeutungen haben. Theo beim Basteln von Papierfliegern: „Puh, das ist echt hart.“ Er meint „schwierig“ = engl. hard – ein Klassiker. Es ist faszinierend, wie Kinder so unbefangen an eine Sprache herangehen, wild drauf losreden, viele Fehler machen, sich nicht darum scheren und das Englische dabei auch noch richtig gut lernen – „learning by doing“ par excellence.