Komplizierter Adventskaffee

Das Wort „Advent“ gibt es zwar im Englischen auch, und es wird in den Kirchen hier verwendet wie bei uns. Aber im Alltagsleben hat es keine Relevanz (ich habe es bisher jedenfalls kein einziges Mal gesprochen gehört). Das war mir schon früh aufgefallen. Mitte Dezember laden wir dann einige Freunde zu einem „Adventskaffee“ ein – mit selbstgebackenen deutschen Weihnachtsplätzchen (mit teilweise importierten Backzutaten, z. B. dem Lebkuchengewürz). Das Backen macht super viel Spaß und war im Vergleich zur Einladung ein Kinderspiel. Die Einladungs-E-Mail für die deutschen Expats war einfach – das Übliche, genau wie in Deutschland. Aber als ich dann für die amerikanische Seite loslegen wollte, stieß ich doch an mehrere Grenzen: Die direkte Übersetzung funktionierte an vielen Stellen definitiv nicht – es gibt hier keine „besinnliche“ Adventszeit, das sagt kein Mensch („We wish you an Advent Season of contemplation“ oder vielleicht „We wish you a festive season?“ – NEIN!). Und dann waren auch noch einige jüdische Familien dabei – und denen eine schöne Adventszeit zu wünschen, ist ja wohl einigermaßen unpassend (wer meint, ich stelle mich an – also, das ist wirklich nicht so ganz einfach). Ich muss sagen, dass sowohl Konzept als auch Formulierungen eine nur sehr eingeschränkte Überlappung hatten. Unseren amerikanischen Freunden wünschte ich jedenfalls am Ende der E-Mail eine „Happy and Peaceful time“ – eine „besinnliche Weihnachtszeit“ auf Amerikanisch.   Also, die Plätzchen sind alle gut angekommen und wir hatten gemeinsam eine gute Zeit. Gegen Abend haben wir noch Pizza geholt und lagen damit wieder voll im amerikanischen Trend „Pizza Party“ – die scheint es hier immer und zu allen Anlässen zu geben.

Gingerbread house

Lebkuchenhäuser sind hier übrigens auch Tradition, nur heißen sie dann „gingerbread house“. Der Teig schmeckt etwas anders, weil die Gewürze anders sind. Bei uns in der Stadt gibt es jedes Jahr einen Wettbewerb, bei dem die Leute ihre Kunstwerke aus gingerbread zeigen und am Ende eine Person gewinnt. Ist schon fantastisch, was einige Leute hier so aus Lebkuchenteig erschaffen … und riechen tut es auch sehr gut.   Hier nun ein lang gehütetes Geheimrezept einer befreundeten Familie: Pistazientaler 250 g Mehl 200 g Butter in Flöckchen verteilen 50 g Puderzucker 1 Zitrone – Saft und abgeriebene Schale Alles zu einem glatten Teig verarbeiten und kalt stellen, dann ausrollen, ausstechen, 13-15 min bei 175 °C hellgelb ausbacken.Plätzchen dünn mit Gelee bestreichen und zusammensetzen. 250 g Puderzucker 3-4 EL Zitronensaft rote Lebensmittelfarbe Mit rosa-gefärbter Zitronen-Puderzuckerglasur bestreichen und sofort mit gehackten grünen Pistazien bestreuen. Super lecker, super mürbe 🙂 .

Weihnachtszug auf Amerikanisch

Nun ein kurzer Vergleich von Nikolauszügen in Deutschland und Amerika: USA: Wir gehen mit den Kindern zum „Santa Coach“ – dem Weihnachtszug „Santa Special“. Santa kommt mit einem uralten offenen Feuerwehrauto an, alle machen Fotos, der Song „Last Christmas I gave you my heart“ dröhnt durch die Lautsprecher im Zug (Marc kann es kaum ertragen), Santa mit roter Zipfelmütze grinst in alle Kameras, Plastiktüte mit Überraschungen, E-Lok … die Kinder hatten ihren Spaß. Deutschland: Dampflok, Nikolaus kommt mit Kutsche übers Feld gefahren, Mitra und Bischofsstab, nur Händeschütteln, kein obligatorisches Foto, aus einem Korb gibt es einen Weckmann (hier total unbekannt).

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Weihnachtliches New York

Wir machen mit den Kindern eine Tagestour nach NYC und gucken uns am Rockefeller Center den berühmten großen Weihnachtsbaum an. Hier einige Eindrücke von diesem Nachmittag. Nur so viel vorab – Marc sagte hinterher, dass er das nie wieder machen würde. Es war einfach brechend voll, und sich mit vier kleinen Kindern durch die Menschenmenge zu zwängen und aufzupassen, dass man keines verliert, macht nicht so richtig Spaß. Ich fand’s aber nicht ganz so schlimm wie er, und die Kinder haben auch spannende Dinge entdeckt (aber wie immer nicht solche, die wir geplant hatten).  

Recht und Unrecht

Marc arzählt: Anklage wegen sexueller Belästigung und feindlicher Arbeitsumgebung bei P3 Im Oktober hatten wir den ersten case von sexual harassment und hostile work environment in der Firma. Die Anschuldigung gipfelte in der Aussage, dass der Kläger auch vom Management (also von mir) rassistisch beschimpft worden sei. Man muss dazu wissen, dass die Amerikaner/innen überhaupt keinen Spaß verstehen, wenn derartige Vergehen vom Management gedeckt werden. Glücklicherweise hatten wir zur Überwachung eines Tresors eine Kamera installiert und so konnte ich den Vorgang nachvollziehen: Ich hatte jetzt ein Video, in dem zu sehen war, wie der Mitarbeiter gegen 17 Uhr das Büro verlassen will, sich kurz vor meiner geschlossenen Bürotür mit seinem Handy beschäftigt und dann das Office verlässt. Damit war bewiesen, dass zum angeblichen Tatzeitpunkt gar keine Kommunikation mit mir stattgefunden hat. Wir haben uns zur Klärung Hilfe von einem Rechtsanwalt geholt. Trotzdem haben wir uns am Ende auf einen Vergleich in Höhe von 12.000 USD geeinigt, denn eine gerichtliche Klärung hätte deutlich höhere Anwaltskosten zur Folge gehabt, und es hätte das Risiko einer Jury bestanden, die möglicherweise trotzdem einen Schadensersatz zugestanden hätten. Mein Verständnis von Recht und Unrecht hat unter diesem Ereignis durchaus gelitten – es war sehr schwer, solchen Abzockern 12.000 USD zu überweisen.   Wir haben danach die Dokumentation für die Mitarbeiter deutlich ausgebaut. Jeder Mitarbeiter bekommt jetzt am ersten Arbeitstag 50 Seiten Regeln vorgesetzt, in denen genau steht, was er darf und an wen er sich im Zweifelsfall wenden kann. Damit wird der Spielraum für Klagen eingeengt.

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Weihnachtsheimatfieber

Die Koffer sind gepackt, die Stimmung ist unglaublich ausgelassen und gleich geht es los nach Hause! Die Tatsache, dass wir in ein paar Minuten schon ins Flugzeug nach Deutschland steigen dürfen, verdanken wir übrigens einer total entspannten Schulpolitik in Bezug auf Beurlaubungen: Bis zu zehn Tage darf man während der Schulzeit im Ausland sein. Theo und Tim werden ganze neun Schultage verpassen (und das unmittelbar vor und nach den amerikanischen Winterferien). Da zucken einige Eltern vielleicht kurz zusammen, aber was sollen wir machen – für eine Woche Deutschland lohnen sich das Packen und der Jetlag nun wirklich nicht (Winterferien sind hier nur vom 23. Dezember bis 1. Januar). Also, alles was erforderlich war, war eine E-Mail an die nurse von Tims Schule (über die muss ich unbedingt mal mehr schreiben 🙂 ) und an die Direktorin von Theo, in der wir darüber informieren, dass wir mit den Kindern vom 21.12. bis 7.1. in Weihnachtsurlaub nach Deutschland fahren. Kein Nachfragen – fertig, genehmigt. Ab dem zehnten Tag Abwesenheit in Folge wird man dann allerdings automatisch von der Schule abgemeldet und muss sich nach der Rückkehr wieder anmelden (und hoffen, dass der Platz noch frei ist). Es ist hier aber durchaus Usus, mitten im Schuljahr für zwei Wochen in die Ferien zu fahren – das machen die Nachbarsfamilien auch. Wenn ich da an diese Regelung in Deutschland denke, wo schon wegen eines einzigen Tages vor den Ferien ein Riesenaufstand gemacht wird (klar, dafür gibt es bestimmt auch gute Gründe, aber irgendwie ist das unglaublich stur: Beurlaubensverbot vor/nach den Ferien, Verfahren wegen Ordnungswidrigkeit, Paragraph 16 Schulpflichtgesetz mit Geldstrafe bis zu 1.000 Euro!).   Da haben wir es hier im Moment richtig gut und nehmen ein paar Extra-Tage frei. Zum Abschied haben sowohl Theo als auch Tim von ihren Lehrerinnen auch noch ein kleines Geschenk bekommen, und Theos Lehrerin schreibt uns auf die Thank-you Note: „Dear Theo and Family, Thank you for your kindness! Have a great vacation, Merry Christmas and a Happy New Year.“ Gemaltes Herzchen und Unterschrift von Mrs. Ciorcalo. Da bin ich mal wieder sprachlos (also ich habe noch keinem meiner …

Und noch etwas zum Thema „liability“

Viele Leute hier hängen übergroße Socken an das Kaminsims, sogenannte „Christmas stockings“, und hoffen, dass Santa etwas hineinlegt, wenn er durch den Kamin rutscht. Klar, dass ich auch so einen haben muss. An diesem roten Stofflappen mit Santa-Applikation finde ich dann tatsächlich folgenden Warnzettel: „This is not a toy – keep out of reach from children under the age of 14.“ Also mal ehrlich – das ist doch absurd, oder?