Wenn die Winterferien näher rücken, wird auch in preschool und Schule gefeiert – die Frage ist nur: Was? Theo feiert in seiner Klasse eine „Holiday Party“, bei der es Pizza, Popcorn, Gemüse und „low-calorie“-Saucen gibt. Sie basteln dabei Schneeflocken aus Papier – dagegen kann niemand was haben. Bei Tim gibt es Pizza und sie dekorieren gingerbread-Kekse (die sind schon grenzwertig, weil bei der Dekoration Rot und Weiß, also weihnachtliche Farben, überwiegen). „It’s so christmassy“, beschwerte sich kürzlich eine jüdische Mutter. Tim und Ole haben beide eine Pajama Party. Bei Ole liegen alle Kinder mit pajama auf Matten, Kuscheltier unterm Arm und heißem Kakao in der Hand, und gucken sich einen „holiday favorite“ im Fernsehen an. Ole strahlt, als ich ihn abhole, und seine Lehrerinnen sagen mir, dass er die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd gegrinst hat und zu ihnen meinte: „I never thought that Kindergarten could be that much fun.“ Schön, ihn mal so happy zu sehen. Paul hat dieses Jahr wieder beides – zuerst Hanukkah-Party mit Latkes und Dreidel und dann ein paar Tage später „Christmas lunch“.
Präsentationen auf einem Bein
Und hier noch eine kleine Geschichte zum Nikolaustag an meiner deutschen Schule: Meine Klasse (amerikanische Kinder zwischen 12 und 13 Jahren) macht mit bei einem Wettbewerb zum Thema „Deutschland – seine Vielfalt und seine Regionen“, zu der sich hoher Besuch vom Ministerium der Schulen USA-Nordost ankündigte. Genau in der Nikolauswoche ist der Fachberater im Klassenraum mit dabei, um sich die Vorträge anzuhören. Der Nikolaus kommt an diesem Tag auch bei uns in der Deutschen Schule vorbei, und so ziehen meine Schulkinder alle EINEN Stiefel oder Schuh zu Beginn des Unterrichts aus und stellen diesen vor die Tür. Den anderen lassen sie an. Die Kids präsentieren nun hintereinander vor der Schulleitung, dem Fachberater und mir ihre Poster. Sie erzählen uns etwas über die verschiedenen deutschen Bundesländer, berichten von ihren deutschen Opas, die Thüringer Bratwürste braten, von Fahrradtouren in den Weinbergen, und ein Junge zeigt stolz die handsignierten Fußballschuhe eines deutschen Fußballvereins der dritten Liga (von dem ich noch nie etwas gehört hatte – wie gut, dass der Fachberater Ahnung vom Fußball hatte). Während der Präsentationen wackeln sie nun alle vor uns hin und her. Einige stehen auch wie ein Storch auf einem Bein oder sie versuchen, durch Stehen auf den Zehenspitzen den fehlenden Schuh auszugleichen … der Fachberater, meine Schulleiterin und ich schmunzeln die ganze Zeit in uns hinein. Denn, egal wie albern, cool oder kratzbürstig sie als Teenager manchmal sein können, hier sind sie einfach „ADORABLE“ (auf Deutsch: hinreißend, bezaubernd, liebenswert). Nach Abschluss der Vorträge stürmen dann alle zur Tür und, welche Aufregung: Ja, der Nikolaus war da!
Ausflug zum Christmas Coach
Letztes Jahr sind wir nur ins Nachbarstädtchen nach Whippany zum „Santa Claus Special“ gefahren (https://www.whippanythepolarexpressride.com, seit 2016 „Polar Express Train“). Aber diesmal wollen wir zu einer echten Dampflok – es geht also ins Amishland in Pennsylvania nach Strasburg. (https://www.strasburgrailroad.com/christmas-trains). Die lange Fahrt hat sich gelohnt – es gibt eine verwunschene Weihnachtstimmung mit einem Hauch Nostalgie. Auf dem Bahnsteig begrüßen uns „carolsingers“ in traditioneller Kleidung und singen fröhliche Weihnachtslieder, dahinter steht die größte Dampflok, die wir je gesehen haben: echte Kohleöfen in den Waggons, blaue Samtbezüge, das Holz innen auf Hochglanz poliert, alles top in Schuss. Und los geht die Fahrt – mit dicken Rauchschwaden: Santa steigt auf offener Strecke mit Elfen ein: „Say cheese“ – jeder bekommt ein Foto mit Santa. Tatsächlich wird „Engel auf den Feldern singen“ (auf Deutsch!) im Zug gespielt! Der letzte Waggon ist der „story telling caboose“ – am Kohleofen sitzt eine in einen Poncho gehüllte „Oma“ mitten in Büchern: “What would you like next“ – der perfekte Platz zum Aufwärmen und Zuhören.
Mein ganz persönliches Sommermärchen
Warum die Vorbereitung für den Marathon ein bisschen wie das Kinderkriegen ist. Wie sehr ich die grüne und unglaublich lebendige Oase Central Park im Großstadtdschungel genieße. Und wie es kommt, dass die Leute mich oft für eine Einheimische gehalten haben. Der Marathon ist vorbei. Und ich bin am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein quer durch alle fünf Stadtbezirke von New York gelaufen, mitten in einer bunten Welle aus Läufer/innen aus aller Welt. Leider ohne Fotoapparat, sonst könnte ich jetzt die Bilder in Ruhe angucken und alles noch einmal rekapitulieren. Ich habe beim Nachtreffen am Dienstag meine Teamkolleg/innen auf meinem gelben Team-T-Shirt unterschreiben lassen und alle übrig gebliebenen Powerriegel und Energie-Gummibärchen an die Leute verschenkt, die das Laufen weiter intensiv betreiben wollen. Jetzt heißt es nur noch, Danksagungen an alle Sponsoren/innen zu schreiben, um sich ordentlich für die Unterstützung zu bedanken. Marathon und Kinderkriegen, die dritte Es ist Zeit für mich, gedanklich noch einmal an den Anfang der Reise zurückzukehren. Zu dem Moment, als sie uns eingeschworen haben auf die 26,2 Meilen: „You are a marathoner now … for many people it will be the hardest thing they´ll ever do in their lives … It´s a life changing journey for runners. If you can finish a marathon you can do anything.“ Ich bin noch zu nah dran, um das Ganze „abschließend zu betrachten“. Diesen Lauf auf dieselbe Ebene zu stellen wie einschneidende Erlebnisse wie „Kinder und Heiraten“ (so wie in der Einführungsveranstaltung im Juni gesagt wurde), kann ich mir nicht vorstellen, auch wenn es wirklich ein Hammer war. Aber dennoch ist an meinen „Anfangs-Assoziationen“, dass ein Marathon schon Ähnlichkeit mit Schwangerschaft und Kind-bekommen hat, doch was dran: großer Spannungsaufbau bis zum Tag X, d. h. die Zeit läuft in diesen Monaten rückwärts die vielen kleinen Wehwehchen, wie z. B. schwere Beine und heiße „dicke“ Finger, müde Füße, Hüft- und Knieschmerzen, Atemnot Solidarität unter den ganzen „first timers“ – man hat sich immer etwas zu erzählen viele Fragen und viele Tipps, aber am Ende müssen alle selber ihre Erfahrungen machen großes Interesse der Außenwelt und immer ein sehr dankbares Thema für spontane Unterhaltungen, …
132 laufende Kinder – dank euch
Was ich von diesem Tag in meinem Leben nicht vergessen werde und warum er ein Puzzleteil meines ganz persönlichen Sommermärchens war. Und weshalb der Central Park für mich jetzt ein noch schöneres Fleckchen New York ist als vor dem Marathon. Ich bin einmal quer durch NYC gelaufen, von Staten Island über die Verrazano-Narrows-Brigde nach Brooklyn, durch Queens, dann Manhattan, die Bronx und am Ende nochmal Manhattan durch den Central Park – offiziell 42,195 Kilometer (tatsächlich waren es 43,3 Kilometer und knapp 400 Höhenmeter!). Und das Ganze in vier Stunden und siebzehn Minuten! 42 Kilometer für 132 Kinder Nochmals „Danke, danke, danke!“ an alle, die mich unterstützt haben – egal ob mit „Dran-Denken“, „guten Wünschen“ oder einer Spende für das „Team for Kids“. Wir haben 6.600 Dollar zusammenbekommen! Und das bedeutet, dass jetzt 132 Kinder sportlich loslegen dürfen. Der Lauf und das ganze „Drumherum“ waren ein ziemliches Erlebnis – die Eindrücke dieser vier Stunden (und siebzehn Minuten 😉 ) erforderten ein Multitasking, das ich bei anderen Rennen so noch nie erlebt habe. Es gab einige Momente, die ich nicht so schnell vergessen werde: Fort Wadsworth, wo sich morgens alle Läufer/innen (47.000) versammelt haben, sehr international, Mischung aus Campingplatz- und Occupy Wallstreet-Atmosphäre. Spektakuläre Blicke von der Verrazano-Narrows Brücke auf Lady Liberty und Lower Manhattan mit Frank Sinatras “New York, New York” im Ohr. Unglaublich enthusiastische Zuschauermengen (zwei Millionen Besucher), die jeden angefeuert haben. Wunderbar ruhige Brücken (Pause für die Sinne, endlich mal „nur” Läufer). Skurrile Stimmung in Williamsburg (Stadtteil von Brooklyn), wo die orthodoxen Jüdinnen und Juden (für die an dem Tag ja ein ganz normaler Wochentag war und die gar nichts von Wettkämpfen wie dem Marathon halten) einfach durch uns hindurch geguckt haben, als wären wir Luft – nur die Kinder, an und in den Kinderwagen, die haben große Augen gemacht und geguckt, was da für verrückte bunte Menschen durch ihr Viertel getrabt kamen (ja, auf euch Kinder ist immer Verlass 🙂 ). Viele, viele Läufer, die fast die ganze Zeit in Armreichweite vor, neben und hinter mir waren – da musste man die ganze Zeit aufpassen, dass man …
Brittas home made food
Und während am Thanksgiving Donnerstag ab mittags überall die Bürgersteige hochgeklappt, ab 16 Uhr alle Geschäfte und Cafés dicht, Morristown wie ausgestorben und die Straßen leergefegt sind, ganz Amerika zu Tisch sitzt und Football guckt, darf ich mich in aller Ruhe zuhause ausprobieren: an butternut soup (Kürbissuppe), corn bread (Maisbrot), banana cranberry bread, oven-roasted vegetables (Ofengemüse), cranberry sauce, bread stuffing (Brotfüllung), turkey gravy (Sauce), pumpkin pie (Kürbiskuchen – ein absolutes MUSS) und apple pie. Natürlich gibt es bei unserem „feast“ (Festmahl) nur „home made food“, also alles selbst gemacht – da stehen die Leute hier drauf. Mein Fazit: Es hat einen Riesenspaß gemacht, sich da mal richtig reinzuknien und alles auszuprobieren (obwohl ich sonst keine große Köchin bin). Das Ergebnis: Es sieht super aus und alles ist knallbunt: leuchtend rot, orange, grün und weiß (u. a. Kürbis, rote Beete, Pastinaken, Möhren, Rüben, Süßkartoffeln, Cranberrys). Es ist ein ganz neues Geruchserlebnis: Muskatnuss, Gewürznelke, Ingwer und Vanilleschote stehen ganz oben auf der Liste vieler Gerichte. Dazu der Duft von frisch gepressten Orangen, Zitronen und frisch geriebenem Ingwer, geröstete Pekan- und Walnüsse sowie Kürbiskerne. Die Küchenwage kann getrost im Schrank bleiben – das meiste wird hier in „cups/Tassen“ gemessen. Etwas unpraktisch, wie ich finde: Butter in den Messbecher reinschmieren und dann wieder rauskratzen (aber vielleicht gibt es da ja auch Tricks, die ich noch nicht kenne?). Testet euch selber: Wie viel ist ein ¾ q? Ohne Cranberrys läuft nichts Ein Highlight ist die Zubereitung der Cranberry-Sauce: Frische Cranberrys (deutsch: Moosbeere) sind hart, klein und schmecken sauer und bitter. Roh sind die ungenießbar – ich habe es probiert. Aber sie sind hier nicht wegzudenken und gehören definitiv als Sauce neben die Pute. Sie wachsen in Nordamerika und Kanada und sind mit unseren Preisel- und Heidelbeeren verwandt (Heidekrautgewächs). Schon die Indianer nutzten Cranberrysaft, um Wunden auszuwaschen – wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehalts und ihrer vorbeugenden Wirkungen gegen Blasenentzündungen findet man zahlreiche Cranberry-Präparate in jeder pharmacy. Bei der Ernte werden die Cranberry-Felder geflutet (die sogenannte Nassernte) – da schwimmen dann leuchtend feuerrote, gigantische Beerenteppiche im Wasser. Schaut euch mal ein paar Bilder im Internet an, das …
Auf zum Pumpkin Picking
Und es geht natürlich wieder zu den farmer’s markets, die mit großen Bannern schon von weitem zu sehen sind: „PYOP/A“ – Pick your own pumpkins/apples. Paul erzählt auch die ganze Zeit vom „pumpkin patch“, also von dem Feld, wo die Kürbisse ausgelegt werden. Wer wirklich „picken“ (abpflücken) will, ist da mit den großen Obstplantagen besser bedient. Es ist super spannend, die Leute zu beobachten, während wir im „hay wagon shuttle“ (Heuwagenfahrt) zu unserem Kürbisfeld rumpeln. Da sind viele Familien mit Kindern, aber auch junge Pärchen ohne Kids. Sie halten diesen Brauch anscheinend immer noch hoch und schleppen aufgeregt ihren Kürbis übers Feld.
Family Bits and Pieces September 2011
Ole (6) hat jetzt jede Woche einmal „social skills group“ – 45 Minuten Kleingruppen-Training beim Psychologen, um seine sozialen Fähigkeiten zu verbessern (auf dringende Empfehlung seiner Ergotherapeutin). Wir sind gespannt. Die Praxis ist um 16.30 Uhr jedenfalls immer pickepacke voll mit Kids zwischen vier und sieben Jahren, die mit iPad und Mutter darauf warten, dass die Psychologen und Psychologinnen sie zu ihren Sitzungen abholen – krass. Und Ole nimmt jetzt an einem Schwimmkurs für „special need Kids“ teil – angespornt von einem großen Lego-Set geht er tatsächlich ins Wasser. Für die Nichtschwimmer steht Kraulen auf dem Programm: „Splash, splash“ sagt er immer – (nicht wie die Formel fürs Brustschwimmen in Deutschland „Beine ran, zur Seite, lang, zusammen“). Tim (7) macht weiterhin gemeinsam mit Theo Karate. Er schreibt zuhause seine allererste Geschichte auf Englisch (nur zu verstehen, wenn man es laut vorliest) und ist mächtig stolz. Theo (9) spielt neuerdings French horn (Waldhorn), die Geschwister hören geduldig zu, wenn er Laute von sich gibt. Er hat jetzt einmal pro Woche „Band“ (Ich bewundere die Lehrerin, die mit totalen Anfängern ein Stück auf die Beine stellt). Paul sagt immer: „Theo, du hast deine Hupe vergessen!“ In seiner freien Zeit verschlingt Theo Harry Potter auf Englisch. Paul (4) beschäftigt sich neben der Multiplikation ausschließlich mit einem Thema: „Wieso bin ich als letzter geboren (wie gemein)?“ Und da seine bisherigen Bemühungen, über Nacht so groß so werden wie die anderen, bisher erfolglos geblieben sind, kommt er eines Tages spontan mit einer neuen Strategie an: „Wenn wir noch ein Baby hätten, dann wäre ich nicht mehr der Kleinste“. Ab jetzt wird alles, was ihm zu klein wird, aufgehoben und kommentiert mit dem Satz „Das ist fürs neue Baby“ – damit hat er schon einige Verwirrung gestiftet. Vitoria, jetzt mit Fahrverbot in New Jersey, fährt für eine Woche nach Florida ins Disneyland und schwärmt hinterher: „This was the best time of my life!“ Marc erlebt diesen Monat auch zwei Highlights: Er macht seinen ersten Cross-Country-Solo. Heißt: Er fliegt alleine eine weite Strecke mit dem Flugzeug über Land. Außerdem hat er als erster von uns …
Alles mellow
Die Stimmung ist gut – mir macht die Hitze viel weniger aus als letztes Jahr, und unsere Spaziergänge nach der Schule sind ein absolutes Highlight. Das Leben vieler Familien findet jetzt auf den „porches“ statt, den etwas höher gelegenen Veranden vor der Haustür, ausgestattet mit Korbmöbeln und Pflanzen. Man grüßt sich – es gibt ja nur selten Zäune um die Gärten – man sieht viele Kinder auf den Spielplätzen, die Leute sind noch besser gelaunt als sonst, und hier und da gibt es eine spontane Einladung zum Eis im Garten der anderen Kinder, die zu Fuß gehen – alles sehr „mellow“, alle in Vorfreude – tut gut!
Eiszeit!
Und um in der Hitze einen kühlen Kopf zu bewahren, geht es jetzt öfter zu „Friendlys“ (eine Restaurantkette hier an der Ostküste, wo es u. a. auch 22 verschiedene Eiscremesorten gibt in Form von Eisbechern, Milkshakes, Softeis und auch als Kugeleis) – da bekommt man für 1,20 Dollar zwei große Kugeln Eis – unser diesjähriger Sommerhit! Nach preschool und camp schreien die Kids oft laut im Auto danach – und klar, wir fahren dort vorbei und ich komme auch noch gut dabei weg, denn mit Automatik im Auto kann man selbst am Steuer das Eis-Essen genießen!