Nun ein kurzer Vergleich von Nikolauszügen in Deutschland und Amerika: USA: Wir gehen mit den Kindern zum „Santa Coach“ – dem Weihnachtszug „Santa Special“. Santa kommt mit einem uralten offenen Feuerwehrauto an, alle machen Fotos, der Song „Last Christmas I gave you my heart“ dröhnt durch die Lautsprecher im Zug (Marc kann es kaum ertragen), Santa mit roter Zipfelmütze grinst in alle Kameras, Plastiktüte mit Überraschungen, E-Lok … die Kinder hatten ihren Spaß. Deutschland: Dampflok, Nikolaus kommt mit Kutsche übers Feld gefahren, Mitra und Bischofsstab, nur Händeschütteln, kein obligatorisches Foto, aus einem Korb gibt es einen Weckmann (hier total unbekannt).
Weihnachtliches New York
Wir machen mit den Kindern eine Tagestour nach NYC und gucken uns am Rockefeller Center den berühmten großen Weihnachtsbaum an. Hier einige Eindrücke von diesem Nachmittag. Nur so viel vorab – Marc sagte hinterher, dass er das nie wieder machen würde. Es war einfach brechend voll, und sich mit vier kleinen Kindern durch die Menschenmenge zu zwängen und aufzupassen, dass man keines verliert, macht nicht so richtig Spaß. Ich fand’s aber nicht ganz so schlimm wie er, und die Kinder haben auch spannende Dinge entdeckt (aber wie immer nicht solche, die wir geplant hatten).
Turkey Trot
Das heißt übersetzt „Truthahn Traberei“ und bedeutet ein bisschen Bewegung vor dem Festmahl! Um im Bauch Platz für den Truthahn zu bekommen, laufe ich morgens an Thanksgiving noch einen 5-km-Lauf mit. Beeindruckend ist mal wieder die Anstelldisziplin der Leute vor den Dixie-Klos (zwei 50 Meter lange Schlangen – hier schlägt sich wirklich niemand in die Büsche). Vom 5-Kilometer-St.Patties-Lauf im März bin ich „vorgewarnt“: Unterwegs wird die zurückgelegte Distanz in Meilen und nicht etwa in Kilometern angegeben. Heißt: Beim 3-Meilen-Schild kann man in den Endspurt starten, denn dann hat man es fast geschafft (5 km = 3,1 Meilen).
Abtauchen in die Südpol-Welt
Besuch im Museum of Natural History in New York: Theo und ich tauchen ein in die eiskalte und lebensfeindliche Welt vom Südpol, in der sich Scott und Amundsen vor fast genau 100 Jahren ein spektakuläres Rennen lieferten („The Race to the End of the Earth“). Der Norweger Amundsen hat übrigens gewonnen, während der Engländer Scott einen Monat später ankam und auf dem Rückweg elf Meilen vor seinem Basislager erfroren ist – ziemlich gruselig und ergreifend, die vielen Originalstücke zu bewundern und den dramatischen Rückweg von Scott an einem Zeitstrahl zu verfolgen. Theo war tief beeindruckt.
Little Germany mitten in Manhattan
Mit den Kolleginnen von der deutschen Schule gehe ich zu einer Konferenz ins Deutsche Konsulat in New York. Nach der Sicherheitskontrolle weist uns ein Mann ein, wo und wie es weitergeht. Ich bin wie vom Donner gerührt – und das nicht wegen der deutschen Sprache! Sondern wegen des Manns, der so „deutsch“ ist, dass ich geschockt bin und mich gleichzeitig ertappt fühle: Es sind diese muffige Miene, der bierernste und unenthusiastische Tonfall und diese kraftlose Körperhaltung, die so vertraut sind und mich innerhalb von Sekunden nach Deutschland versetzen, aber mich doch auf dem völlig falschen Fuß erwischen (ich bin doch in NYC!). In Deutschland wäre der Mann gar nicht aufgefallen – aber es ist eben der krasse Unterschied (gerade noch in den USA – jetzt in Deutschland), der einen einfach umhaut. Die drei Ansprachen zu Beginn der Konferenz – z. B. über die Bedeutung von Schüleraustauschen für die Stärkung der deutschen Sprache in der Welt – sind nicht nur langweilig, sondern erinnern auch eher an Klagereden. Puh, man hat das Gefühl, dass dieses ganze Unterfangen einfach nur schrecklich, hoffnungslos und grau ist und geht daher eher gedrückt aus der Einführung. Die Workshops danach sind bis auf eine Ausnahme ebenfalls einfach nur schlecht und die Referent/innen wenig vorbereitet. Ich lerne nur bei einem Vortrag wirklich etwas Neues. Das Geld für diese Konferenz, zu der tatsächlich Deutschkollegen/innen aus den gesamten USA nach NY eingeflogen worden sind, hätte sich wirklich besser einsetzen lassen. Das, was Mrs. Low, die amerikanische Schulleiterin von Theo und Tim, manchmal zu viel hat (wenn sie ihre Schule und die Kollegen über den grünen Klee lobt: „We have the most wonderful teachers for your kids“), das haben wir Deutschen definitiv zu wenig. Was ist bloß los mit uns? Und da schließe ich mich hier mit ein, denn man fällt so schnell wieder in „alte Verhaltensmuster“ zurück. Warum fällt es uns so schwer, einfach mal ein bisschen Optimismus zu verbreiten?
Special-needs-Sport
Marc erzählt: Ich gehe jetzt alle zwei Wochen mit Ole zum Sport. Wir haben hier in Morristown eine offene, kostenlose Sportstunde gefunden, bei der Kinder mit Special Needs einen Buddy zugeteilt bekommen, mit dem sie dann eine Stunde lang Sport treiben. Die Buddys sind Teenager, die sich dort ehrenamtlich engagieren. Das ist eine tolle Sache, denn Ole liebt Bewegung. Er spielt Fußball oder läuft und genießt die exklusive Zeit. Danach ist er viel ausgeglichener und absolut happy. Manchmal lasse ich dann den Blackberry bewusst im Auto und schalte auch einfach mal eine Stunde am Rand des Spielfeldes ab 🙂 . SNAP Matt Certner hat mit 13 Jahren SNAP (Special Needs Athletics Programs) ins Leben gerufen, um seinem autistischen Nachbarn zu helfen, weiterhin Sport zu machen. Ich finde das wirklich imposant, denn bei den ganzen Gesetzen, die die hier haben, kann man sich vorstellen, wie viele Hürden da zu überwinden waren. Matt’s Tipp für Nachahmer/innen: „Dont’ take ‚No‘ for an answer.“ Hut ab – denn ein amerikanisches „No“ ist nach meinen bisherigen Erfahrungen noch viel stärker als ein deutsches „Nein“.
Pumpkin picking
Es gibt viele amerikanische Traditionen, die sich um pumpkins drehen. Wir als Neueinsteiger haben dieses Jahr mit dem bei Kids beliebten „pumpkin picking“, also „Kürbisse pflücken/aufheben“ angefangen. Wir sind zu einer Farm gefahren (wie viele, viele andere Familien auch: totale Überfüllung), und nach einer Heuwagenfahrt wurden wir dann auf einem Feld rausgelassen. Dort lagen Hunderte von pumpkins, die hier vorher extra ausgelegt worden waren (etwas verrückt)! Alle durften sich einen Kürbis aussuchen und dann mit nach Hause nehmen. Tipp: Bloß nicht am Stiel anfassen, denn der kann leicht abbrechen! Na ja, nächstes Jahr werden wir wohl einen weiteren Weg auf uns nehmen, um zu einer Farm zu kommen, wo die Kürbisse tatsächlich noch an den Pflanzen hängen und man sie wirklich abpflücken kann – das stelle ich mir doch spannender vor. Ein unerwartetes Highlight auf der Farm war aber die „corn box“, also eine Art Sandkasten, der voll mit Maiskörnern gefüllt war. Ole und Paul waren gar nicht mehr herauszubekommen.
Sandy Hook
Bei unserem spontanen Ausflug an den Strand gibt es die perfekte Temperatur, nur wenige Leute, viele Muscheln und natürlich endlich einmal ganz, ganz viel Sand! Die Amis sind besser ausgerüstet als wir: Mit Klappstühlen, Kühltasche, Transistorradio (aber leise) genießen sie die Wellen. Im Hintergrund ein toller Ausblick für uns alle: die Skyline von New York (auf dem Foto leider kaum zu sehen).
Mini-Auszeit auf dem Delaware
An unserem freien Tag gehen Marc und ich auf dem Delaware River paddeln. Ein paar Stromschnellen sind das Aufregendste, ansonsten herrscht wohltuende Ruhe. Abends haben wir aber glühende Köpfe, weil wir die Sonnenkraft unterschätzt haben.
Zelten und Kanufahren
Aber es gab auch wunderschöne Zeiten: Ich habe eine Zeltausrüstung gekauft und war mit Theo und Tim zweimal zelten. Einmal haben wir eine lange Kanu-Tour auf dem Delaware gemacht und zwischendurch auf einem Zeltplatz gewohnt, das andere Mal haben wir mitten im Wald im Stoke’s State Forrest übernachtet. Die vielen Schilder, die vor Schwarzbären warnen, und die totale Dunkelheit waren sehr beeindruckend. Bei beiden Trips gab es nachts Marshmellows am Lagerfeuer und viele spannende Geschichten. Bei einer Wanderung in Pennsylvania haben wir die unberührte nordische Schönheit und Wildnis dieses Landes gesehen. Tim hat an einem Wasserfall eine große Schlange entdeckt (wahrscheinlich eine Northern Watersnake) und wir sind viel gewandert. Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie gut Theo und Tim Englisch gelernt haben. Nachmittags haben sie oft miteinander stundenlang mit Lego Star Wars gespielt und dabei Englisch miteinander gesprochen. Abends haben wir einen Teil der Star-Wars-Filme unter meiner Aufsicht gesehen. Das war natürlich eine Gratwanderung, aber wichtig, da das hier in den USA zum nationalen Kulturgut gehört und mir das Risiko zu groß war, dass die beiden das sonst ohne Aufsicht bei einem Freund zu sehen bekommen. Wenn du auf einen Schwarzbären triffst, dann solltest du diese 7 Regeln befolgen: Regel: keine Panik bekommen und auf keinen Fall weglaufen! Bären sind eh schneller als Menschen. Und sie können richtig gut klettern! Regel: langsam zurückgehen in sicheres Gebiet Regel: dich richtig groß machen und mit den Armen winken Regel: ihn auf keinen Fall füttern Regel: ihm nicht direkt in die Augen gucken Regel: ihm nicht den Weg versperren (z. B. im Garten) Regel: laute Geräusche machen beim Wandern, dann verziehen sich die Bären