Hab ich mein Auto abgestellt, komme ich endlich zu meinen „Hausfrauen“-Erledigungen: Marcs Hemden zur Reinigung bringen (dry-cleaners), einkaufen (grocery shopping) oder auch einfach mal einen Kakao im Café trinken gehen. Um sich unauffällig „unters Volk zu mischen“ braucht man keine tiefgehenden Englisch-Kenntnisse. Hier reden die Leute ja sowieso viele verschiedene Sprachen und alle sind sehr geduldig, wenn man sich im Englischen probiert. Es gibt allerdings einige Phrasen, ohne die hier nichts läuft und die man am besten im Schlaf kann. Uns kommen sie inzwischen schon recht routiniert über die Lippen.
Überall bunte Gute-Laune-Inseln
Aber die erste Hitzewelle ist jetzt erst mal vorbei. Zurzeit genießen wir herrliche Frühlingstemperaturen und staunen über die farbenfrohe Blütenpracht, die sich mit aller Macht jeden Tag mehr und überall entfaltet. Besonders die üppigen Magnolien und leuchtend gelben Forsythien verbreiten gute Laune. Für mich waren sie richtige kleine Erholungsinseln auf meinen „Taxidiensten“ zur preschool. Um diese Jahreszeit bekommt der Beiname von New Jersey als „The Garden State“ tatsächlich eine Bedeutung. Woher dieser Spitzname stammt – der übrigens auch auf unseren Auto-Nummernschildern steht – ist historisch nicht eindeutig geklärt. Aber es gibt hier im Süden außer den erwähnten Blumen und blühenden Sträuchern tatsächlich sehr viele Obst- und Gemüsefarmen. Der Norden New Jerseys ist allerdings eher industriell geprägt.
Unser April
Die letzten Wochen waren wieder ziemlich anstrengend – das Wort „Routine“ im letzten Brief habe ich wohl etwas vorschnell benutzt: Wir sind wieder ohne Hilfe im Haus. Die Folge: Ich bin ganz schön am Rotieren. Seit einer Woche machen wir unseren zweiten Versuch mit einer neuen Kinderfrau: Sie heißt Duaa, kommt aus dem Sudan und lebt seit zehn Jahren in Amerika. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir mit einer Nicht-Amerikanerin bessere Aussicht auf Erfolg haben. Die Schule bei Theo (7) und Tim (6) läuft soweit gut. Wir haben eine neue preschool für Ole (4) gefunden und Paul (3) geht direkt auch mit. Marcs derzeitiger Job: Reisen quer durch die USA. Mein derzeitiger Job: Kinder Hin- und Herfahren und immer mit dem Handy auf Abruf stehen.
Mir fehlt der Durchblick!
Um die richtige Umkleidekabine im YMCA zu finden, muss man sich hier erst einmal durch einen Dschungel von Schildern arbeiten. Und wo ich mich dann mit den Kindern gemeinsam umziehen kann, weiß ich am Ende immer noch nicht. Aber ich bin nicht allein mit diesem Problem – in einer Einzel-Damen-Kabine hörte ich einmal eine verrückte Kombination von leisem Schluck-Glucksen, einer hellen Kinderstimme und einer Frauenstimme, die verzweifelt immer wieder versucht, das Kind mit einem beschwörendem „shush, shush“ zum Schweigen zu bringen (meine Interpretation: stillende Mutter mit Geschwisterkind). Prüderie gepaart mit strengen Regeln – schlimmer geht es nicht! Aber hey – das Y hat auch gute Seiten – man trifft auf eine ganz bunte Klientel. Ich laufe hier oft neben Menschen mit Handicap, z. B. mit Down-Syndrom, die regelmäßig in Jeans ihren workout machen. Ebenso sieht man sehr viele ältere Leute. Letzte Woche übten zwei betagte Damen in der Umkleide ihre neuen Tanzschritte 🙂 .
Unsere Pläne für April
neue Nanny/Haushaltshilfe suchen (Jane, unsere Nanny, will leider aufhören wegen Verständigungsproblemen mit den Kids 🙁 ). Ich habe diesen Monat nach vielen Besichtigungen endlich eine viel versprechende Montessori-preschool gefunden – jetzt heißt es also, Ole und Paul hier einzugewöhnen. auf meine Arbeitsgenehmigung warten Laufen für den guten Zweck: Die Leute scheinen hier alle ständig für etwas Wohltätiges zu sammeln – das scheint superamerikanisch zu sein. Das will ich jetzt auch mal ausprobieren: Ich mache im Mai beim 25. AIDS-Walkathon (zehn Kilometer) in NYC mit. Das ist eine Wohltätigkeitswanderung, bei der Geld für die AIDS-Forschung gesammelt wird. Ich freue mich auf euer Sponsoring!
Unsere Familie ist noch größer geworden
Zu unserem Haushalt gehören seit Kurzem: Jane, 51 Jahre, immer gut gelaunt und stets Kaugummi kauend, Mutter von drei erwachsenen Söhnen. Sie hilft mir montags bis mittwochs nachmittags mit Kindern und Haushalt. Ein Glücksgriff für uns, da sie sehr selbstständig agiert und sich auch durch unsere wilden Jungs nicht abschrecken lässt. Nur die Verständigung mit den Kids ist nicht einfach (sie kann kein Deutsch und unsere Jungs erst sehr wenig Englisch). Sie kommt drei Tage die Woche für jeweils drei Stunden. Ola, unsere polnische Putzhilfe, die einmal in der Woche das Haus sauber macht. Ein gebrauchter, silberblauer Honda Odyssey mit ausreichend Platz für alle Kinder. Wir mussten das Auto übrigens in bar bezahlen, weil wir im Moment hier keine Kreditkarte bekommen (no „credit history“). Und Vorsicht – schwache Batterie: Bloß nicht Radiohören, ohne den Motor laufen zu lassen, sonst springt das Auto nicht mehr an! Ich bin schon mit allen Kids an Bord bei minus fünf Grad „in the middle of nowhere“ gestrandet – war kein Spaß … Schon gewusst? Wie funktioniert das eigentlich mit der Credit History bzw. dem Credit Score?