Sommeranfang zum Frühlingsbeginn

Aber so überraschend die Kälte kommt, so schnell verzieht sie sich auch wieder. Und dann wird es richtig warm und man sieht erneut nackte Arme und Beine, wohin man schaut: Viele ziehen bereits jetzt ihre Sommer-Shorts an, nicht nur die Kids, sondern auch Männer und Frauen. Ich muss sagen, dass wir Deutschen im Allgemeinen schon ein Volk der „Langbeinkleider“ sind, denn selbst im Hochsommer sieht man in Deutschland längst nicht so viele nackte Beine wie hier schon bei 15 Grad. In Morristown ist abends die Hölle los – die Leute spazieren in Sommerklamotten und mit bester Laune die Hauptstraße entlang, gehen essen mit Kind und Kegel, die Restaurants sind rappelvoll, es herrscht entspannte Stimmung, als wären hier alle im Urlaub – und ich bin platt, denn es ist erst Mittwochabend! Also von wegen „Thursday is the new Friday“ – spätestens ab Mitte der Woche startet abends die Urlaubsstimmung in Morristown. Als ich mir das Treiben auf den Straßen so angucke, habe ich schon das Gefühl, dass viele Amerikaner/innen einfach ein gutes Händchen dafür haben, ihr Leben zu genießen und eben auch mal einen Wochentag zu zelebrieren – jedenfalls mehr, als ich das aus Deutschland kenne. Auf der anderen Seite sind sie aber auch totale Arbeitstiere. Und ich frage mich: Warum sperren sie dann ihre Kinder den ganzen Tag über in die Schule und lassen sie auch noch bis in den Abend hinein Hausaufgaben machen anstatt draußen spielen?

Ein sicheres Zeichen für Sommer: Baseball

Und dann entdecke ich beim Joggen einen Vater mit seinem Sohn beim Baseballspielen und mein Herz macht einen kleinen Sprung – also, wenn die Leute hier ihre Baseballsachen rausholen, dann kann (darf!) es einfach nicht mehr Winter werden und schneien, denn „Baseball is summer“, wie einer unserer amerikanischen Freunde immer sagt. Und wenn der nicht Recht hat, dann weiß ich auch nicht … Übrigens ist das „snowplowing“-Schild Mitte März auf einmal verschwunden – an gleicher Stelle findet sich eine Woche später Reklame für ein Sommercamp! So ist das hier: Die Wintersaison ist gerade erst vorbei, da geht es schon mit Sommer weiter. Und der Frühling ist nur super knapp …

Freie Tage statt snow days

Ganz am Ende vom März holen mich die snow days aber doch noch ein – heimlich, still und leise … und von hinten! Nein, nicht etwa, weil es unverhofft doch noch Schnee gab, sondern ganz im Gegenteil: Dieser New-Jersey-Winter war ein „unusually mild winter“ mit viel zu wenig Schnee. Und deswegen verkündet unser Schuldistrikt, dass die Sommerferien dieses Jahr vier Tage früher anfangen. Und ich dachte bisher, dass so etwas nur in Kinderträumen vorkommt. Wie geht das? Also: Die Kinder müssen 180 Tage pro Schuljahr zur Schule gehen – das ist hier Gesetz. Die snow days, also die extra-freien Tage, werden von vornherein als Nicht-Schultage bei der Berechnung des Sommerferienbeginns berücksichtigt. Da wir diese Extratage wegen des milden Winters aber nicht „verbraucht“ haben, erreichen die Kids ihr Pensum an Schule schon früher und alle dürfen eine Woche eher Ferien machen! Das wäre ja eigentlich nicht so schlimm, denn was soll’s – dann gibt es dieses Jahr statt elf jetzt eben zwölf Wochen „summer“, fällt ja kaum auf 🙂 ! Aber das Timing passt für uns natürlich nicht gut, denn der Ferienbeginn fällt jetzt genau in die heiße Phase vor unserem Umzug. Und da will man alles, nur keine Kinder zwischen den Kisten hüpfen haben. Aber es ist wie es ist – wird schon irgendwie gehen.

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Akrobatische squirrels und Schlangen als Untermieter

Im Baum vor unserem Haus ist wieder richtig viel los, als die Bäume fast alle gleichzeitig anfangen zu blühen („force blossoming“). Was für Allergiker/innen ein Alptraum ist (bei uns erwischt es Tim (8) und Ole (6) ganz heftig), ist für die unverwüstlichen Nager ein Eldorado: Sie sind direkt mit mehreren am Werk, wagen sich für die Blüten bis auf die kleinsten Äste hinaus (wie kann man nur so gut balancieren?), recken und strecken sich, um an die besten Knospen heranzukommen, fressen dann nur die köstlichsten Teile ab und lassen den Rest flott nach unten fallen, bevor sie nach dem nächsten Leckerbissen greifen. Wir können ihre waghalsigen Aktionen wunderbar vom Arbeitszimmer aus beobachten, wo die Kids und ich immer Hausaufgaben machen. Seitdem der Frühling da ist, sind die Jungen außer Rand und Band, es gibt jedes Mal ein Riesengeschrei, wenn es „Hausaufgaben“ heißt. Sie wollen nur nach draußen – die Hausaufgaben dann noch in den Tag hineinzuquetschen, ist eine echte Qual, die nicht selten mit Frust auf beiden Seiten endet. Wie freue ich mich, demnächst wieder Hausaufgaben in der Mittagszeit zu betreuen und danach den Kids und mir freien Lauf zu lassen! Paul (5) motzt neuerdings immer direkt mit – und zwar nicht, weil er keine Hausaufgaben machen will, sondern weil er unbedingt auch welche machen möchte, aber als einziger keine hat! Wie man’s macht, … 🙂 . Es liegt was in der Luft Jedenfalls sind die Jungs so wild, dass wir sie nicht mehr zu viert auf das Trampolin lassen können – es gab schon öfter blutige und noch öfter „Beinahe“-Unfälle“. Irgendwie liegt was in der Luft: Alle sind etwas aufgekratzt, und es erwischt auch wieder mehr squirrels auf der Straße – fahren auch die Autofahrer/innen wilder als sonst oder sind die squirrels abgelenkter? Oder beides?   Im Garten haben wir übrigens neue Untermieter: Eine ganze Schlangenfamilie ist in die Mauer an der Veranda eingezogen. Die Tiere sind sehr dünn, aber lang (40 Zentimeter!), sonnen sich oft und schlängeln sich weg, wenn man näherkommt. Die Nachbarsfamilien haben uns auf Nachfrage etwas von „garter snakes“ erzählt. Die seien ungiftig, wenn auch …

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Eine Schule für Ole

Diesmal fliegen Marc und Ole gemeinsam nach Deutschland. Wir hatten nach Marcs letztem Besuch in Deutschland schon eine Schule ausgeguckt und Ole sollte sich eigentlich nur noch kurz persönlich vorstellen. Es läuft auch alles gut. Bis auf eine „Kleinigkeit“, die Marc am Ende des Gesprächs erfährt: Diese Schule – die örtliche Waldorfschule – lässt keine zusätzlichen Hilfen im Unterricht zu! BUMM! Da haben wir wohl vorher schlecht recherchiert – jedenfalls schlage ich Alarm. „No sink or swim“ für Ole, sonst geht er ziemlich sicher unter (und der Rest der Familie gleich mit – zumindest halb). Er kann auf keinen Fall ohne Integrationshilfe auf diese Schule! Also wieder alles von vorne, Kontakte zu anderen Schulen, Termine zur Besichtigung, Gespräche mit der Schulleitung, Vorstellen von Ole. Marc ist eigentlich komplett mit geschäftlichen Terminen ausgelastet, aber es muss trotzdem irgendwie gehen. Wir haben inzwischen beim Jugendamt eine/n Integrationshelferin/er beantragt, aber wissen nicht, ob es genehmigt wird. In Sachen „Inklusion“ stehen wir in NRW wohl noch ganz am Anfang – im Vergleich dazu sind die Schulen hier in New Jersey Lichtjahre weiter. Aber es hilft ja nichts – also überall anfragen und dann entscheiden. Nach dem Rückschlag haben wir aber auch Glück – wir kennen einige Leute in Deutschland, die dann wiederum Leute kennen, die dann wiederum andere anrufen usw. Und so kommen wir in recht kurzer Zeit ganz gut weiter. Auf diesen Heimvorteil mussten wir jetzt über zwei Jahre verzichten, denn hier in New Jersey waren wir ja ein Nobody. Und eigentlich kommt der Heimvorteil gerade zur rechten Zeit, als wir mit unserem Latein ziemlich am Ende sind … Fazit der Schulsuche: Für ein Kind, das nicht ins Normkonzept passt, eine Schule zu finden, ist eine ganz schöne Herausforderung – und dabei sind wir ja schon einiges gewohnt. Dass wir 6.000 Kilometer weit weg wohnen, macht die Sache auch nicht gerade einfacher. Wir werden in den nächsten Jahren nicht nur intensivsten Kontakt zu den Lehrerinnen und Lehrern von Ole haben, sondern auch immer mit dem Jugendamt arbeiten müssen – Neuland für uns. Mal abwarten, wie das so laufen wird. Nach langem Hin und …

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Irish Soda Bread und Stepdancing

Zum dritten Mal feiern wir den St. Patricks’ Day. Die Büste von Madison hat eine grellgrüne Wuschelperücke auf, einige Kinder und Lehrer/innen in der Schule laufen komplett in Grün rum. Auch in der preschool wird dieses Jahr gefeiert – Ole backt mit einer „irischen“ Mutter „Irish Soda Bread“ (ein rundes, ziemlich trockenes Weißbrot mit Rosinen, wird mit Butter bestrichen – super lecker) und Paul bekommt von derselben Mutter eine Stunde Unterricht in „Irish Stepdancing“. Da hätte ich ja gerne zugeguckt. Die Fotos, die in der preschool hängen, sind jedenfalls sehr lustig – Hände in die Seiten gestemmt und dann hoch die Beine …

Spaß als Irish Race Buddy

Ich gehe nicht tanzen, sondern dafür laufen: Bei einem „Irish Race“ in Washington Heights im Norden von Manhattan bin ich diesmal der „Race Buddy“ für einige Kinder, die ihren ersten 5-Kilometer-Lauf machen. Ich hatte mich nach dem Marathon als ehrenamtliche Helferin bei den NYRR (Lauforganisation in NYC) angemeldet, weil ich doch mal einige der Kinder kennenlernen wollte, die von euren Spenden profitieren. Und was soll ich sagen? Es fühlt sich gut an, auch mal das rote T-Shirt mit dem breiten Schriftzug „volunteer“ anzuhaben. 🙂   „Giving back?!“, freut sich einer meiner alten Trainer, als er mich frühmorgens am NYRR-Stand entdeckt. Mein Job ist es, mit zwei anderen Freiwilligen auf sechs Jungs zwischen acht und neun Jahren, also in Theos und Tims Alter, aufzupassen. Seit einem halben Jahr trainieren sie und heute ist ihr erster Lauf. Die Gefühle: Vorfreude und Aufregung! Vor dem Rennen steht das Übliche an: Naseputzen (es ist saukalt), Doppelknoten in die Schuhe, Laufnummer anstecken, Pipi machen gehen und gucken, dass die Kinder nicht im ganzen Gewusel der Läufer/innen verloren gehen. Gar nicht so einfach, denn im Vergleich zu den über 7.000 Teilnehmer/innen sind sie einfach drei Köpfe kleiner. Wir laufen ganz am Ende des Feldes los. Es ist ein Riesenspaß, die Jungs zu begleiten: Am Anfang sprinten sie mit ihren kurzen Beinen entschlossen los, singen gemeinsam: „Downhill rocks – uphill sucks“ (ist nämlich ganz schön hügelig), geraten beim seitlichen Überholen fast in die männliche „Elite“, die mit gewaltiger Geschwindigkeit auf der anderen Straßenseite schon auf dem Rückweg ist (HILFE!), werden dann ruhiger, bekommen rote Wangen und fangen an zu keuchen. James und die anderen halten das Tempo durch, ich falle mit Ryan zurück, der über seinen Fuß klagt. Ich gebe mein Bestes beim Anfeuern: „Good job.“ – „Looking good.“ – „Keep it up.“ Ich bin mir nicht so sicher, wie überzeugend ich bin, da muss ich noch üben. Während Ryan sich etwas quält, aber durchhält, kann ich die Bands am Rand endlich mal in Ruhe genießen (Big-Bands mit Strohhüten, Dudelsäcke, Rockbands, Alleinunterhalter) und höre sogar ein paar neue Sprüche: „Nice legs. – Be cute.“ Aha. Am Ende …

Paul und Dr. Seuss haben Geburtstag

Mit dem Frühling kommt nun auch wieder die Zeit der Kindergeburtstagspartys (im Winter feiert hier fast niemand und die Partys werden fröhlich hin und her verschoben). Paul hat seinen „High-five-Birthday“. Er ist super stolz, dass er jetzt endlich einen Wackelzahn hat und fragt mich sofort: „Mama, kannst du den rausmachen?“   Dr. Seuss hatte auch wieder Geburtstag und daher steht der „Dr. Seuss Day“ am 2. März unter dem Motto „Read across America“. Unsere ganze Familie, selbst Marc, ist im Dr. Seuss-Fieber: Paul kommt mit Dr. Seuss-Hut und „I love to read“-Armband aus der Schule. Tim (8) liest „Green eggs with ham“, löst in der Schule „Dr. Seuss- Crossword Puzzles“ und „Cat in the hat word search“. Ole sucht nur noch nach Reimen (Dr. Seuss‘ Spezialität), und Marc hat sich ein „Cat in the hat“-Kostüm bestellt und erzählt zu jeder Gelegenheit: „The cat in the hat knows a lot about that.“ Theos Klasse macht bei der Read across America-celebration mit: „We will spend a glorious hour reading as a group in the library.“ Mit Decke, „clean“ Snack, Kuscheltier und jede Menge Büchern.

Die Kids und Vitoria

Theo (9) hat jetzt jeden Mittwochmittag Nachhilfe in Deutsch bei mir, zusammen mit einem anderen Expat-Kind. Mäßige Begeisterung bei Theo, kurze E-Mail an die nurse reichte: „Theo … to brush up his German … bitte schon anderthalb Stunden vor Schulschluss entlassen.“ Antwort: „Klar, kein Problem.“ Also nur noch „halfdays“ am Mittwoch für Theo. Das war einfach. Er liest Harry Potter zum vierten Mal hintereinander weg. Außerdem macht er das erste Mal bei der „Spirit Week“ seiner Schule mit. Montag ist „Miss Match“ Day, den „Pajama Day“ lässt er aus, Mittwoch reitet er auf seinem Besen zur Schule („Costume Day“), Donnerstag ist mein „Special“ („Crazy Hair Day“ – bei Theo nix zu holen), Freitag ist „Spirit Day“ – Theo geht in Gelb (die Farbe seiner Jahrgangsstufe) und Gold (Farbe der Schule).   Und dann steht bei ihm wieder die alljährliche „Science Fair“ an, wo die Kids ihre Projekte vorstellen. Ich bin überrascht, denn es gibt sehr viele Umweltschutzprojekte. Einige Erwachsenen äußern sich tatsächlich genervt beim Herumgehen, dass sich so viele Projekte dieses Jahr um den Umweltschutz drehen. Verrückt, oder? Vielleicht gehören sie zu den sogenannten „Climate Change Denialists“, also Leuten, die den Einfluss des Menschen auf die globale Erwärmung für ein Ammenmärchen halten. Theos science-Lehrerin war übrigens bei den amerikanischen Streitkräften, hat einige Zeit im Irak verbracht und erzählt wohl gelegentlich davon – Theo liebt sie. Tim (8), den Armen, hat es mal wieder erwischt: „Strep Throat“. Paul (5) redet immer mehr spontan Englisch mit mir – und ich stur weiter Deutsch mit ihm. Sein Hunger auf Buchstaben ist ungebrochen: Er schnappt sich häufig die sighwords-Karten von Tim und fängt an, sie zu lesen – es ist verrückt, er ist doch gerade mal fünf geworden…   Vitoria macht Diät. Sie liebt es zu essen, kocht gerne und auch sehr gut. Und wir genießen es (vom phänomenalen Schokoladenkuchen habe ich ja bereits erzählt). Ich habe ihr schon oft fasziniert beim Frühstück zugeguckt: große Portion Knuspermüsli, dazu frische Bananenscheiben, ordentlich Honig drüber und Milch. Aber jetzt will sie sich frühlingsfit machen – mit Jello-0 (amerikanischer Wackelpudding) und Laufband. Seitdem platzt unser Kühlschrank noch …

Und noch mal Zahnarzt – Der Halbjahrescheck

Nach der Erfahrung bei der Horror-Children‘s Dentistry mit Ole und Paul nehme ich Tim und Theo zum Halbjahrescheck zu meinem Zahnarzt mit. Da waren alle wenigstens nett! Theo und Tim gehen direkt ganz alleine rein, denn sie werden gleichzeitig behandelt – ist ja eine Großraumpraxis. Nach ein paar Minuten werde ich dazugerufen: Auf den X-rays (Röntgenbildern) von Tim sind dunkle Stellen zu sehen. „How often does he floss?“ – Diesmal bin ich vorbereitet und lüge: „Twice a week.“ Die Zahnhygienikerin glaubt mir nicht. Dann kleiner Lispeltest für Tim: „Mississippi sixty – six“ – Tim besteht. Dann noch eine Nachricht: „We are out of mint – today it´s just strawberry“ (die Reinigungspaste). Egal. Bei Theo sieht es noch düsterer aus – vier dunkle Stellen auf den X-rays. Das Bohren verschieben wir auf Deutschland – auf Empfehlung von Dr. Campbell. Immerhin bekomme ich die Röntgenbilder direkt mit – für 770 Dollar ja wohl mehr als angemessen …