Nachmittagsvergnügen in New York

KEEP TALKING – Kurzüberblick über zweieinhalb Jahre

Wie heftig Bewegung ins Sprachzentrum der Kinder kommt und auf welche Weise sie sich ganz nebenbei die englische Sprache aneignen. Und was dabei manchmal mit dem Deutschen passiert.

 
Kreatives Abenteuer im Kinderkopf
Zu Beginn unserer USA-Zeit im Januar 2010 kannte lediglich Theo ein paar Brocken Englisch aus dem Englischunterricht in der Grundschule – die anderen drei sprachen nur Deutsch. Zu dieser Zeit waren Paul 2, Ole 4, Tim 6 und Theo 7 Jahre alt. Seitdem sind zweieinhalb Jahre vergangen.

Die allerersten Wochen waren schwer, aber kurz darauf ging es schon hoch her im Sprachzentrum der Kinder. Da wurde bunt gemischt, wild ausgeliehen und auch mal gut, mal schlecht getarnt untergeschummelt. Aber ich dachte nur: Ruhe bewahren. Die Leute würden hier wohl sagen: „You have to trust the process.“ Fehler machen ist Teil des Sprachlernprozesses und es zeigt auch, wie Kinder Sprachregeln, die sie verstanden haben, kreativ anwenden.

So wie ihr Englisch mit der Zeit immer stärker wurde, so war auch ihr Deutsch in ständiger Bewegung, bis am Ende sogar deutsche Sätze kamen, die „rein deutsche“ Kinder gar nicht sagen würden. Wenig verwunderlich, wenn man über sieben Stunden am Tag ein ausschließlich englisches Sprachbad genießt und am Ende nur noch mit einem Menschen zuverlässig Deutsch spricht: mit der Mama.

Nebenbei besser werden
Innerhalb der letzten zweieinhalb Jahre haben die Jungs nun unterschiedliche Level im Englischen erreicht. Theo und Tim sind auf einem höheren Level – Tim sei sogar nicht mehr von einem amerikanischen Kind zu unterscheiden, sagen unsere Freunde. „He can function as a native speaker“, erklärte uns auch seine Lehrerin.

Es war faszinierend zu sehen, wie die Kinder „nebenbei“ immer besser im Englischen wurden. Ohne dass ich mit ihnen auch nur eine Vokabel gepaukt oder ihnen ein grammatisches Phänomen erklärt hätte. Ich habe mich beim Englischen komplett rausgehalten. Während Marc öfter zwischen den beiden Sprachen hin und her wechselt (er redet im Job ja auch nur Englisch), war bei mir nur Deutsch „im Angebot“.

Wenn die Jungs einen Fehler im Deutschen machen, sage ich meist gar nichts. Bei falscher Grammatik oder Wortstellung versuche ich höchstens, die korrekte Version „hinterherzuschieben“ – so wie Eltern das beim Muttersprachenerwerb eben auch ganz automatisch machen.

Paul: Und das Papagei guckt in die Richtung. Und das Elefant guckt in die Richtung.Und das Eisbär guckt in die Richtung.
Britta: Aha, der Papagei guckt dahin, der Elefant in die Richtung und der Eisbär in die andere Richtung.
(Mai 2011)