KEEP TALKING (9) – knapp zweieinhalb Jahre USA

Warum Theo nur auf Deutsch flucht und Tim nach zweieinhalb Jahren in den USA mittlerweile genauso gut Englisch spricht wie amerikanische Kinder. Und warum Ole manchmal etwas als „komisches Englisch“ bezeichnet.

 

Bevor es jetzt bald zurückgeht nach Deutschland, noch mal ein Blick auf die Sprache: Die Kinder verfügen mittlerweile über eine hohe Kompetenz in beiden Sprachen. Ob sie aber nun besser Deutsch oder besser Englisch sprechen, kann man so gar nicht sagen, weil es auch abhängig vom „Fachgebiet“ ist. Fluchen tut Theo (10) mittlerweile ausschließlich auf Deutsch – keine Ahnung, wo er diese Fremdworte her hat. Etwa von mir???

Die Kids reden untereinander sehr viel Englisch, aber nicht komplett durchgängig. Mit mir reden sie nach wie vor Deutsch. Theo hat sich weiter dem amerikanischen Akzent angenähert, Tim (8) war ja eh immer „gut“ darin. Ein amerikanischer Freund sagte uns, dass er Tim mittlerweile nicht mehr von amerikanischen Kindern unterscheiden könne. Die beiden Jüngeren hören sich vom Akzent her dagegen noch eher deutsch an (finde ich).

 

Alle nehmen inzwischen deutlich wahr, dass es verschiedene Varianten des Englischen gibt, das ist dann eben „komisches Englisch“ (laut Ole, 6). Vor allem Theo horcht immer auf, wenn er „Britisch English“ hört. Dann steht er ganz still „mit dabei“ und lauscht fasziniert (die Mutter eines Klassenkameraden hier kommt aus Großbritannien). Und als zuletzt ein irisches Kinderlied auf der CD kam, hörte Paul (5) sehr aufmerksam zu und meinte hinterher mit einem Stirnrunzeln, dass das ja wohl ziemlich schlechtes Deutsch gewesen sei.

Das Englisch der Kids ist übrigens mittlerweile so gut, dass sie nebenbei Radio beim Autofahren mithören und nachfragen, wenn sie etwas interessiert: „Three people dead … why?“

Ihr Deutsch hört sich an manchen Stellen lustig und unidiomatisch an (Rückübersetzung), manchmal auch etwas falsch an (falsche Satzstellung oder Präposition). Aber sie haben immer noch einen wirklich großen Wortschatz und verstehen alles. Vom Schreiben wollen wir hier nicht reden …

Man findet auch noch Anglizismen in ihren deutschen Sätzen, wobei ihnen da inzwischen teilweise wohl die deutschen Vokabeln fehlen, wenn sie über Dinge sprechen, die sie primär aus der Schule kennen. Sie haben einfach zweieinhalb Jahre lang mehr Englisch als Deutsch gehört:

Theo: Wenn man das drauf tut, dann multiplyen die sich by ten … (Jan. 2012, als er mir Mathe erklärt.)

Theo: Das wird bestimmt teuer. Können wir das afforden? (April 2012)

Theo: Da war ein Skorpion mit dem tail so hoch. (Mai 2012)

Das Rückübersetzen geht in vollem Zuge weiter, was vor allem da „zwickt“, wo falsche Präpositionen ins Spiel kommen:

Tim: Die Aufkleber sind gut zu haben? (Oktober 2011, er will sagen, dass Aufkleber nützlich sein können.)

Tim: Ich hoffe, das wird nie zu mir passieren. (Dez. 2011)

Tim: Welche Zeit ist es? (Nov. 2011)

Tim: Wie schnell geht das Auto? (Dez. 2011)

Theo: Ihr bringt mich jetzt über? (Febr. 2012, als er von mir wissen will, ob wir ihn jetzt zum Freund bringen.)

Tim: Der Vater guckt für den. (März 2012, als er einen Jungen auf dem Spielplatz sieht und sagen will, dass der Vater ihn sucht.)

Theo: Wo bringe ich die? (Mai 2012, will wissen, wo er die Einkaufstaschen hinstellen soll)

Theo: Zehn Leute steigen in, zwei steigen aus. (Mai 2012, macht eine Matheaufgabe für Paul.)

Theo: Mama, das ist der eigentliche Weg, wie man ein Weinglas hält. (Jan. 2012)

Theo: Das war der Tim – der lässt das Wasser immer rennen. (März 2012, Theo ist sauer, weil er jetzt mit kaltem Wasser duschen muss.)

Theo: Also, ich krieg das jetzt nicht. (März 2012, nachdem er etwas nicht verstanden hat.)

Tim: Kann ich eine Badewanne nehmen? (April 2012, als er morgens in die Badewanne will)

Tim: Och neeee – bis wir die Bücher alle durchgelesen haben – das wird ja Jahre nehmen! (April 2012, nachdem ich gesagt habe, dass ich keine neuen Bücher kaufe, bevor die alten durchgelesen sind.)

Paul: Machen wir zwei Sonnen – eine für mich und eine für du. (März 2012)

Ole: Das moge ich am mehrsten. (Dez. 2011)

Ole: Wenn ich mich wehtue, dann hilfst du mir. (März 2012)