Heimaturlaub

Der Flug ist überraschend unkompliziert: Theo (8) und Tim (6) spielen die ganze Zeit mit einem Lufthansa-Kartenspiel, Paul (3) guckt exzessiv Kinderfilme und Ole (5) ist auch recht pflegeleicht. Ich kann mein Glück kaum fassen und schaffe es tatsächlich, einen Film zu gucken – mit Unterbrechungen, aber bis zum Ende!

Der erste Eindruck, nachdem wir wieder auf deutschem Boden stehen: „Alles viel kleiner, aber solider“ – wir reisen von XL nach S sozusagen. Nach einem halben Jahr aufgesogener US-Dimensionen kann ich die Amerikaner/innen, die das erste Mal ihr Land verlassen und Europa „niedlich“ finden, schon fast verstehen. Die kleinen Platten der Bürgersteige fallen uns direkt auf – in Morristown liegen auf den „sidewalks“ quadratmetergroße Waschbetonplatten.

Beim Kauf der Frühstücksbrötchen in der Flughafenbäckerei in Düsseldorf gibt’s direkt Gedrängel, weil eine Frau versucht, sich vorzufudeln. Blitzschnell ist es wieder da, das vertraute Stressgefühl beim chaotischen Anstellen. Willkommen in Deutschland!

Daheim
Nach sechseinhalb Stunden Flug landen wir morgens ohne Schlaf um sechs Uhr in der Frühe in Düsseldorf. 90 Minuten später sind wir wieder in unserem Haus: Man ist für einen Moment im falschen Film: Es ist heiß und schwül (über 30°C, wir haben ja Juli!), aber die Weihnachtskarten von 2009 hängen noch an der Wand, einige Geschenke von unserer Abschiedsparty im Januar stehen auf dem Kaminsims, draußen steigt die Sonne immer höher – und das, obwohl man einen superlangen Tag hinter sich hat und sich eigentlich nach Bett fühlt. Aber die Irritation dauert nur einen Moment – nach ein paar Stunden Schlaf fühlt sich das alles wieder genau richtig und heimisch an: Die Kids matschen – „entblößt“ im Garten! – nach Herzenslust mit Wasser und Sand, und die Familie begrüßt uns, das tut einfach sooo gut! Abends gibt’s noch das WM-Fußball-Endspiel und dann geht’s ins Bett. Wir sind wieder zuhause 🙂 .

 

Ein deutsches Sommermärchen
Das Wetter ist super und die Kids knüpfen sofort da an, wo sie im Januar aufgehört haben: Theo geht noch mit in die Schule, Tim und Ole besuchen ihren Kindergarten – die Kinder dort haben schon die Tage bis zu ihrer Rückkehr gezählt. Es herrscht ein reger Kindertausch: Ich habe mal zwei, mal drei, mal vier, fünf oder sechs Kinder im Haus, und alle genießen es, endlich wieder so richtig ausgiebig Zeit mit ihren Freunden zu haben – ich eingeschlossen.

Statt Pestiziden gibt’s „Biogemüse“ aus dem Vorgarten der Nachbarin und unsere Kids gehen oft begeistert rüber und ernten fleißig Kartoffeln, Möhren, Äpfel und „Hannes-Beeren“ (Paul, 3). Unser Rasen ist so wunderbar normal (mit Gänseblümchen, Klee und unschönen Stellen), aber dafür naturbelassen. Wir aktualisieren noch einige Dinge im Haus: Wickelkommode und Windeln sind nicht mehr im Dienst und müssen raus. Theo, Tim und Marc leiden unter heftigem Heuschnupfen wegen der deutschen Pollen. Aber wir lassen uns die Laune nicht verderben – auch nicht von den Hundehaufen auf den Wegen.

Wir entdecken sogar einige deutsche Flaggen (noch von der WM), die aber im Laufe der acht Wochen wieder weniger werden. Mein VW-Bus und ich verstehen uns auf Anhieb wieder richtig gut, auch wenn ich mich nach sechs Monaten Automatik doch einige Tage daran gewöhnen muss, dass er ein Fußpedal mehr hat als unser Honda in New Jersey. Und ich habe am Anfang immer das Gefühl, in einem Lastwagen zu sitzen, denn in den USA gibt es ja kaum PKW mit Diesel-Motoren.
Eins meiner persönlichen Highlights: Endlich gibt´s meinen Lieblingssport wieder live und nicht von der DVD: Fitness –Hochschulsport in Aachen! Und was das Essen angeht, so stürzen wir uns alle auf die Dinge, auf die wir während der letzten Monate verzichten mussten: Thunfischpizza, Schinkenwurst, kräftiges Brot, Apfelschorle und Negerküsse.