Florida, April 2011

Florida, April 2011

Warum das Inselleben auf den Keys so entspannt ist und wieso Toaster und Schnecken bei unseren Jungs für Begeisterung sorgen. Und auf welche Weise Marc und ich den Urlaub auf und unter dem Wasser genießen.

 

Palmen im Paradies
Nach einem langen harten Winter in New Jersey dürfen wir im April 2011 eine Woche Sonnenschein in Florida tanken – es gibt „Urlaub auf den Keys”. Hört sich doch mal cool an, oder? War es auch! Nach jahrelangen Urlauben in Holland bei Wind und Wetter, Frittüren, unverschämt teuren, mittelmäßigen Ferienhäusern ist das echt mal eine exotischere Destination 😉 .

Ganz ehrlich? Ich hatte vor drei Monaten keine Ahnung, wo und was die Keys sind. Für alle, denen es ähnlich geht: Die Keys sind eine Inselkette bei Florida südlich vom Festland (unten rechts auf der US-Karte). Alle Inseln sind über Brücken miteinander verbunden. Der südlichste Punkt der USA liegt genau an der Südspitze in Key West.

 

Schon gewusst?
Facts zu den Florida Keys.

Die Keys haben wirklich Postkartenqualität! Weißer Sand mit viel türkisfarbenem Wasser drum herum und jeder Menge Palmen. Die Kids fragten sich allerdings die ganze Zeit, wo die Kokosnüsse sind – hat man die alle runtergeholt, damit sie einem nicht auf den Kopf fallen?

 

Das Inselleben ist sehr viel entspannter als in “uptight New Jersey”. Vorteil für uns: Keine “Halsbandpflicht” für Kinder. Und so dürfen die vier auch mal in unserer Ferienanlage herumlaufen, ohne dass ich immer dabei bin. Auf der anderen Seite gibt es hier definitiv anderes “wildlife”: Hier sind es nicht die Schwarzbären, sondern eher die Krokodile, die man nicht füttern sollte. “Don`t feed the alligators” mahnt ein Schild, und prompt sehen wir einen zwei Meter langen Alligator im Wasser treiben – in einem stinknormalen See wohlgemerkt und nicht im Zoo!

 

Außerdem erwähnenswert: Wir erleben in der einen Urlaubswoche tatsächlich drei Trauungen im “sunset gazebo”. Die Braut in Weiß, der Mann in schwarzem Anzug und Flip-Flops (ich will da echt nicht immer drauf rumreiten, weil in Deutschland wohl auch inzwischen alle damit rumlaufen, aber als Schuhe beim Bräutigam sind die doch noch einmal kurz erwähnenswert, oder? 🙂 ).

 

Tag 1
Schneesturm auf der Hinfahrt zum Flughafen nach Newark mit drei Strep-kranken Kinder und gekühltem Antibiotikum (wir kommen wegen der Kühlakkus kaum durch die Security und dann läuft das Ganze auch noch aus – Sauerei!). Landung nach drei Stunden in Orlando – auf dem Flughafen gibt‘s viele Kids mit großen Mausohren und prompt werden wir wieder gefragt: “Are you going to Mickey”? (Nein, wir wollen nicht nach Disney-World!!!!) Und: Temperaturschock mit plus 25 Grad Celsius – nach fünf Monaten Winter hat man wirklich fast vergessen, wie es sich anfühlt, Luft an die Haut zu lassen.

 

Tag 2
Besuch des Kennedy Space Center, dann Weiterfahrt nach Süden bis auf die Keys (sieben Stunden Autofahrt!)

 

Tag 3 bis 8
Entspannen auf der Ferienanlage (s.u.).

Tag 9
Besuch von Key West – Marcs Assoziation: „Sieht hier aus wie in “Monkey Island” (Computerspiel aus den neunziger Jahren): spelunkiger Hafen, prachtvolle Villen, Paradies für Leute unter 30. Viele Bars und Restaurants haben direkt einen Pool dabei, an dem man einen Drink schlürfen kann. Wasserdampfvernebler für angenehme Kühlung, illustre Typen (Aussteiger/innen). Kein Wunder, dass Hemingway hier einige Jahre seines Lebens verbracht hat.

 

Unsere Florida-Erkenntnisse
Mitten in unseren Ferien fällt uns auf: Es ist unser erster Urlaub seit neun Jahren, in den wir nicht das ganze Geraffel für Babys und Kleinkinder mitschleppen müssen. Keine Reisebetten, Schnuller, Flaschen, Gläschen, kein Tragetuch, Mittagsschlaf, Kinderwagen!!! Alle, die einmal einen Kinderwagen durch den Sand geschleift haben, wissen, wovon ich rede – die Zeit der Mini-Schritte liegt hinter uns und wir haben ein kleines Stück Freiheit zurück.

 

Meine zweite Erkenntnis: Unsere Kinder können jetzt echt Englisch – und brauchen uns nicht mehr zum Übersetzen. Das klingt vielleicht etwas verrückt, aber irgendwie habe ich erst jetzt realisiert, dass sie eine Sprache können, die ihren Radius extrem erweitert. Im Alltag in Morristown gehört die zweite Sprache einfach dazu, aber so im Urlaub ist der Bonus offensichtlicher. Sie freunden sich direkt mit anderen Kids an, rennen gemeinsam über die Anlage, und Tim (7) belagert den Mann von der “watersports area”, will alles wissen, während ich in aller Ruhe auf der Veranda sitzen und zugucken kann 🙂 .

Highlights für die Kids

Theo (8)
Er ist fasziniert vom Toaster im Appartement, in dem man vier Scheiben GLEICHZEITIG toasten kann. Er genießt es, alleine mit dem Kanu herumzufahren und will unbedingt immer “Mudslide” (alkoholfreie Version des Sahnecocktails mit viel Schokosirup, Eis und Sahne) an der Tiki Bar trinken.

 

Tim (7)
Er schleppt direkt am ersten Morgen ein 25 Zentimeter großes Schneckenhaus an, das er am Strand gefunden hat. Wie sich nachher rausstellt, ist es noch besetzt, und wir haben für ein paar Stunden eine Molluske als Haustier, die mit zwei langen Stielaugen die Umwelt erkundet. Tim (unsere Wasserratte) frischt seine Schwimmkünste nach einem Jahr Enthaltsamkeit auf und kommt beim Dolphin Research Center voll auf seine Kosten.

 

Ole (5)
Er überwindet sich und erlebt im Kennedy Space Center einen simulierten Raketenstart – es war eiskalt, höllelaut und wir wurden alle in die Sitze gepresst und durchgeschüttelt. Ole genießt den Sand und das Wasser und trinkt etliche Schoko-Milchshakes von McDonalds.

 

Paul (4)
Er ist hin und weg von den Palmen und spricht immer wieder wildfremde Leute darauf an: “They have so wundervolle Palmen hier in Florida” – mit sehr amerikanischem “o” in Florida. Genau wie Ole genießt er das Wasser und die Wärme.

 

Marc
Er guckt NICHT EINMAL in seine E-Mails, was er selbst als absolutes Highlight bezeichnet. Er verbringt ganz viel Zeit mit den Kids, geht auch Segeln und hält mir den Rücken frei, mal etwas anderes zu tun.

 

Und ich?
Ich darf mir dann die Tierwelt hier etwas genauer angucken. Vor den Keys gibt es ein weltberühmtes lebendes Korallenriff, das jedes Jahr Taucher/innen aus aller Welt anlockt. Ich gehe also auf Schnorcheltour und tauche danach auch einmal zum Riff hinunter. Was ich entdecke: viele, viele bunte Fische (so etwa wie “Nemo”), zwei ziemlich grimmige grün-bläuliche Moränen (versteckt in einer Unterwasserhöhle), eine riesige Schildkröte, einen Barrakuda (alle hatten Ehrfurcht vor ihm), einen Ammenhai (den außer mir niemand besonders spektakulär fand). Und wieder an Land sehe ich einen Iguana (auf Deutsch “Leguan”), eine Echse, die aussieht wie ein kleiner Drache mit Zacken auf dem Rücken bis zum Schwanz hinunter und so groß wie eine kleine Katze – sie legt gerade ihre Eier neben dem Swimmingpool ab.

Und dann sind da noch die vielen zarten Kolibris, so klein wie mein Daumen, die fast in der Luft stehend die Blüten aussaugen. Das Einzige, was nervt, sind die ganzen Air-Condition-Generatoren, die vor jedem Ferienhaus laut herumsummen – so etwas kenne ich von Europa nicht.

 

Noch etwas zu unserer Anlage: Hier herrscht überall absolutes Rauchverbot, was wir natürlich begrüßen. Wer sich nicht dran hält, muss Strafe zahlen. Mit dieser rauchfreien policy liegen sie hier voll im Trend.

Special: Rauchverbot in den USA

NO SMOKING

Welche Stadt gerade zur „City that never smokes“ wird und wer seine Produktion von Feuerzeugen auf andere Dinge umstellt.

Special: Domestic flight – Fliegen innerhalb der USA

Fliegen ist wie Busfahren

Wie man es schafft, auf inneramerikanischen Flügen als erste einzusteigen, einen Platz für das eigene Handgepäck zu bekommen und dann ein kleines Spektakel im Sitzen zu genießen.