Falsches Schubsen

Anfang Dezember bin ich dann dran: Ich bekomme morgens einen Anruf von Theos (9) Schulleiterin. Von Oles (6) preschool bin ich solche Telefonate ja schon gewöhnt, aber von der Schule? Das ist neu.

Mrs. Bell ist sehr höflich und klärt mich auf: Theo habe ein Mädchen im Schulbus geschubst. Sie habe den Fall schon ausführlich mit Theo besprochen, es täte ihm sehr leid und er hätte auch geweint (hm … kommt mir komisch vor). Ja, das Mädchen habe ihm wohl mit einem Spielkrokodil immer wieder in den Bauch geknufft und auch nach wiederholten Bitten von Theo nicht damit aufgehört. Von daher sei sein Verhalten (Schubsen) zwar verständlich, aber dennoch nicht akzeptabel (stimmt, ich bin derselben Meinung). Sie teilt mir weiterhin mit, dass sie schon mit Theos Lehrerin über sein Fehlverhalten gesprochen habe und er wohl schon öfter durch Schubsen aufgefallen sei (hm, das sieht Theo gar nicht ähnlich … aber gut). Weiterhin seien die Schulleiterin und die Klassenlehrerin des Mädchens bereits unterrichtet (Uauh! Alle sind unterrichtet – was Mrs. Bell macht, macht sie gründlich).

 

Ich höre die ganze Zeit zu und warte auf die Verkündigung der Konsequenzen: Nachsitzen, Verwarnung oder noch schlimmer? Komisch, ich hätte Theo gar nicht so eingeschätzt. Am meisten irritiert mich, dass sie die ganze Zeit den Namen von Theos alter Lehrerin verwendet (hier wechseln ja jedes Jahr die Lehrkräfte für die Klassen). Als ich am Ende der Predigt in dieser Sache vorsichtig nachhake, ist auf einmal Schweigen am anderen Ende der Leitung (einige lange Sekunden). Und dann kommt ein wiederholtes „Oh, I’m so sorry“. Auflösung: Ich war die „falsche Mutter“! Es ging tatsächlich um einen Theo aus Polen, der genau wie unser Theo letztes Jahr, jetzt im dritten Schuljahr bei Mrs. Ciorcalo Unterricht hat! So kann es gehen, zweimal „Theo“ aus dem Ausland bei gleicher Lehrerin.

Für mich eine erfreuliche Antiklimax, aber auch eine klare Ansage, was hier passiert, wenn eine Schülerin oder ein Schüler körperlich wird (es ging wohlgemerkt „nur“ um Schubsen). Ich frage mich, was Mrs. Bell zu tun hätte, wenn sie einen Tag mit einer deutschen Schulleitung den Job tauschen würde – da würden die Telefonleitungen heiß laufen.