Warum die school nurse hier fast ein Mädchen für alles ist und weshalb sie mir Gummibärchen weggenommen hat. Und: Warum wir ihr trotzdem dankbar sind, weil sie unsere Jungs für den Heimaturlaub vom Unterricht beurlaubt hat.
Und dann gibt es noch die sogenannten school nurses, die an den Schulen und preschools arbeiten. Die stehen „breitbeinig im Türrahmen“, bevor ein neues Kind auch nur einen Fuß in die Schule setzen kann. Sie sind bei uns an der Schule „von außen“ nicht als solche zu erkennen, denn sie tragen „normale“ Kleidung. Die school nurses nehmen ganz verschiedene Aufgaben rund um das Thema „Schulgesundheitspflege“ wahr:
- In der „Hackordnung“ stehen sie hier ganz, ganz weit oben – oft haben sie sogar ihren eigenen Parkplatz, markiert mit einem dicken Schild nurse. Auf offiziellen Mittleilungen der Schule steht unsere nurse direkt unter der Schulleitung – mit Namen und Durchwahl. Ist ja wichtig, falls ein Kind krank ist und nicht zur Schule kann. In unserem Fall spricht sie fließend spanisch – das höre ich immer, wenn ich einen der Jungs wegen Krankheit entschuldigen muss und ihr auf den Anrufbeantworter spreche. Die ganze Ansage vorher ist auf Englisch und Spanisch – macht Sinn, damit die Kommunikation mit den vielen Hispanics hier gut läuft.
- nurses kümmern sich bei akuten Problemen um die Kinder (z. B. wenn es ein blutiges Knie gibt oder einem Kind übel ist) und kontrollieren bei Läusebefall auch einfach mal eben die ganze Klasse (ohne die Eltern zu fragen – so war es bei Ole (4)).
- Bei Neuzugängen kontrollieren sie die Untersuchungsergebnisse der Kinderärztinnen und -ärzte. Manchmal holen sie ein Kind auch einfach mitten im Unterricht mal eben nach draußen und checken es von oben bis unten durch – so war es bei Tim (6) in seiner allerersten Schulwoche, wobei der arme Kerl überhaupt nicht verstanden hat, worum es ging (er verstand ja kein Wort Englisch damals).
- Sie kümmern sich auch um gesundheitspräventive Maßnahmen – sie schreiben z. B. Nachrichten an Eltern, deren Kinder Gewichtsprobleme haben (so war es bei unseren Freunden). Und wenn ein Kind in einer Klasse eine ansteckende Krankheit hat, dann verteilen sie sehr detaillierte Infozettel über Symptome, Behandlung, Rückkehr-Richtlinien an ALLE Eltern der Klasse (uns flattern jede Woche Zettel über pink eye und streptococcus alert ins Haus).
- Sie kommen gelegentlich auch mit auf Klassenausflüge – in einem Fall stolzierte die nurse in recht hohen Schuhen hinter den Trauben der Kinder, zog ihr kleines Rollköfferchen (mit allem, was man als nurse so braucht) hinter sich her und kontrollierte jede halbe Stunde den Blutdruck und Puls eines Kindes. Uauh – ein beeindruckender Service!
- Unsere school nurse kontrolliert auch die „goodie bags“, die man als Eltern zu einem Geburtstag vorbeibringt – sie winkt einen schon beim Schulsekretariat in ein Nebenzimmer und guckt dann in jede einzelne Tüte! Bei mir hat sie alle Gummibärchentüten wieder rausgeholt (ist gegen die food guidelines hier).
- nurses können Kinder an einigen Schulen auch vom Unterricht beurlauben. Wir brauchten für ein paar Tage „Extraurlaub“ immer nur eine E-Mail an sie zu schreiben (von wegen Heimaturlaub in Deutschland oder Ausflug) und dann hat sie uns bisher immer durchgewinkt (an Theos (7) Schule übernimmt diese Aufgabe allerdings die Schulleiterin).
- Zum Abschluss noch ein Blick auf die offiziellen „Titel“, die auf jedem Infoblatt hinter dem Namen der nurse stehen – Josie Smith, RN, BSN, CSN (registered nurse, bachelor‘s degree in nursing, clinical support nurse) – alles klar?
Also insgesamt nicht einfach, da durchzublicken, welche Abschlüsse es hier gibt und wer hier welche Kompetenzen hat. Ist aber auch nicht so wichtig – unsere Kinder sind jedenfalls in Schule und preschool besser versorgt als jemals im deutschen Schulsystem.