Warum auf die Frage „How are you?“ eigentlich nie etwas Negatives folgt und wie das gute Laune machen kann. Und warum „excuse me“ und „sorry“ etwas mit „vorher“ und „hinterher“ zu tun haben.
„Hi, how are you?“ – der wichtigste Satz in diesem Land!
Mit diesen Worten beginnen Amis quasi jede Begegnung, egal ob es ein shop assistant, eine andere Mutter aus der Schule oder auch ein Freund ist. Übersetzt ins Deutsche würde man wohl „Hallo“ sagen. Als Antwort wird jetzt kein ausführlicher Bericht vom letzten Arztbesuch oder dem letzten Streit zwischen den Kindern erwartet, sondern es folgt eine Kurzantwort mit Gegenfrage:
„Good, thanks. How are you?“ – die Retoure
Kinderleicht – mit dieser Antwort kann man nichts falsch machen. Die Variationen „great“ oder „okay“ hört man auch öfter. Aber „bad“ habe ich noch nie gehört. Unter guten Bekannten oder Freunden liegt die Sache natürlich anders, da kann man auch mal Tacheles reden.
„Have a good day“ – das amerikanische „Tschüss“.
Zum Abschied bekommt man immer ein „Have a good day“ oder kurz „Have a good one“ mit auf den Weg gegeben. Das sollte man natürlich erwidern: „You, too“.
Diese drei Floskeln wirken zusammen wie Schmieröl im täglichen Miteinander. Denn sie brechen das Eis und eröffnen die Möglichkeit für eine weitere Unterhaltung – wenn man denn will. Wenn nicht, auch gut. Manchmal kommt man so aber auch ganz unkompliziert mit Fremden ins Gespräch und das macht einfach gute Laune. Ich staune jeden Tag aufs Neue, wie gut das funktioniert. Vor lauter „How are you?“, „Good“ und „Have a good day“ ist schlechte Laune und so mancher Frust oft bei mir schnell vergessen und ich fühle mich hinterher besser.
Ich halte es für ein kulturelles Missverständnis, dass viele Deutsche dies als oberflächliches Phrasendreschen und Pseudointeresse abtun, so nach dem Motto: „Die fragen, wie es einem geht, wollen es in Wirklichkeit aber gar nicht wissen.“ Diese Formeln darf man nicht wörtlich ins Deutsche übersetzen, sondern muss sie einfach komplett separat betrachten, als die angelsächsische/amerikanische Art quasi, mit dem Gegenüber in Kontakt zu treten.
Das deutsche „Hallo“ oder „Guten Tag“ wirkt dagegen einfach steif und „ohne Anteilnahme“. Irgendwie steckt bei den Leuten hier aber auch noch eine gewisse positive Lebenseinstellung dahinter. Und eins steht fest: Ich kaufe meine Brötchen lieber von jemandem, der mich anlächelt und freundlich „Hi, how are you“ sagt, als von einer unfreundlichen, muffeligen Person, die keinen Ton rausbringt. Geht ja schließlich nur ums Frühstück und nicht darum, neue Freunde beim Einkauf zu finden, oder?
„Excuse me“ und „Sorry“.
Nicht so ganz auf die Schliche gekommen bin ich bisher dem Verhalten der Leute, sich ständig zu entschuldigen. Auffällig ist, dass super viele bei fast bei jedem Atemzug „excuse me“ (als Ankündigung) – „sorry“ (hinterher) benutzen. Jedenfalls in meinem Alltag: Schule, Kindergarten, Einkaufen, Stadt. Wenn mir jemand „excuse me“ sagt, wenn er/sie mit einem halben Meter Abstand an mir vorbei geht, dann weiß ich nicht, was ich darauf sagen soll und warum er/sie sich jetzt entschuldigt. Aber das scheint wohl mit dem persönlichen Raum um einen herum zu tun zu haben und ist jedenfalls kein Vergleich mit Deutschland, wo man ohne Bedenken und Ankündigung auf Tuchfühlung geht. Also: Die Regeln für diese Entschuldigungen finde ich nicht so leicht zu knacken, wie das „How are you?“. Um in der Zwischenzeit weniger aufzufallen und niemandem auf die Füße zu treten, packe ich mir jetzt morgens immer eine dicke Tasche voll mit „excuse me“ und „sorry“ ein und kann mich dann während des Tages, z. B. beim Vorbeigehen an einer Person oder aber beim Annähern (weil man z. B. etwas aus dem Regal nehmen will) frei bedienen. Lieber einmal zu viel als zu wenig 🙂 .