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KEEP TALKING (4) – Sechs Monate USA

Welche Kapriolen der Wechsel vom Deutschen ins Englische bei unseren Jungs schlägt. Und wie sie dann nach sechs Monaten schließlich doch langsam in der neuen Sprache Fuß fassen. Und immer noch: „looking“ 🙂 .   „Eis“ schmeckt genauso gut wie „ice“ Nun noch ein paar Worte zur Sprache der Kids. Das Deutsch der Jungs hat sich in den letzten fünf bis sechs Monaten deutlich verändert und enthält an vielen Stellen geschickt eingebaute englische Worte, z. B. „Wo habt ihr geschlafen, als ihr out of town wart.“ Oder „Mama, kannst du das open machen?“ Manche Sätze sind mittlerweile ohne Englischkenntnisse schwer zu verstehen, z. B. „Was ist diese Mappe für?“ (soll sagen: „Was zeigt diese Landkarte an?“). Sie haben manche deutschen Wörter vergessen: „Mama, was heißt noch mal Goodbye auf Deutsch?“ Und das allererste Wort Englisch „looking“… ja, das wird immer noch rege von Ole und Paul benutzt. Im Englischen geht es bei allen nach oben – jeder in seinem eigenen Tempo. Auf Theos Zeugnis steht, dass er große Fortschritte beim Sprechen gemacht hat und dass auch sein Lesen und Schreiben vorwärts geht. Auch Tim führt laut seiner Lehrerin jetzt Unterhaltungen mit seinen Klassenkamerad/innen auf Englisch und versteht viel von dem, was im Unterricht besprochen wird. Das Deutsche Im Laufe der ersten Monate tauchen bei den Jungs immer mehr englische Wörter in den deutschen Sätzen auf – meist sind es die Verben oder Substantive, die sie gut „getarnt“ und nach deutschen Regeln anpassen, aber englisch aussprechen. Dies gilt zunächst vor allem für Theo (8) und Tim (6). Ab und zu tauchen dabei auch „false friends“ auf, also Wörter, die es in beiden Sprachen gibt, die aber ein unterschiedliches Bedeutungsfeld haben. Hier einige Beispiele aus unserem Alltag: Theo (beim Spielen, als sich zwei Kinder eine Süßigkeit teilen und er nichts bekommt): Das ist gemein. Die sharen! (hört sich an wie das dt. „Scheren“) (Mai 2010). Ole: Ich clean this. (Juni 2010) Ole: Ich kenne meine a hundreds noch nicht. (Juni 2010) Ole: Mama, ich eating you. (Juni 2010) Ole: Mama, kannst du das open machen? (Juni 2010) Paul: Mama, hältst du meine …

Das Englische

Kaum zu glauben, aber die falsche Form „looking“ hält sich nach wie vor hartnäckig im Haus. Ansonsten bin ich natürlich meist nicht dabei, wenn die Jungs Englisch reden – von daher habe ich nur einen begrenzten Einblick. Aber einiges bekommt man auf den Spielplätzen und beim Abholen von Schule und preschool ja doch mit. Theo und Tim können sich nach dem knappen halben Jahr schon ganz gut auf Englisch verständigen und benutzen dabei immer weniger deutsche Worte. Theo geht dabei flexibler mit den Strukturen um, während Tim vieles noch als „Lautblöcke“ zu benutzen scheint (aber er kann ja auch noch nicht lesen!), z. B. „How are you?“ (als feststehende Formel [ˌhaʊˈɑːjə]). Ole und Tim fingen mit einzelnen englischen Worten an, die man jetzt auch in ihren deutschen Sätzen hört. Die Kinder verbessern sich manchmal gegenseitig, wenn sie einen Fehler beim anderen hören. Vor allem Theo entwickelt ein Gehör dafür: Tim: „Can I upstairs go?“ – Theo: „Du hast gesagt ›Kann ich gehen rauf?‹“ – Tim: „Oh, can I go upstairs?“ Auf Theos Zeugnis schreibt sein Klassenlehrer einen kleinen Abschnitt: Theo has made great progress since his arrival. His comprehension and use of the English while speaking have increased amazingly well. He has improved slowly, yet steadily in reading and writing. Learning to read and write in one`s own language take time. Theo has done well to improve his comprehension and phonetics of English … Der Zeugniskommentar von Tims Klassenlehrerin zeigt ebenfalls, dass Tim langsam Fuß fasst im Englischen: Tim is a bright, enthusiastic, motivated student who has made a wonderful transition into Kindergarten. He is well liked by his peers and beginning to carry on conversations with them in English. Tim now understands much of what is said in class and is just starting to feel comfortable participating verbally in school …   Theo (7) und Tim (6) sind in sogenannten ESL (English as a second learner), also einer Art Unterstützungsunterricht, um ihrem Englisch auf die Sprünge zu helfen. Das läuft hier automatisch. Sie werden daher regelmäßig getestet in den Bereichen Listening, Speaking, Reading, Writing, Comprehension (Listening and Reading).

Vom Laufen gegen AIDS und vom Schlendern in Flip-Flops. Wo es hier zu heiß und wo zu kalt ist und wie sich das „Denglisch“ unserer Jungs anhört. Von der Entscheidung, die richtige Tür ins Haus zu wählen, vom richtigen „Über-die-Straße-Gehen“ und „In-der-Schlange-Stehen“. Und schließlich Lustiges und Nützliches über Parken, Einkaufen und Smalltalk.

Laufen und helfen

Zuerst möchte ich euch allen ganz, ganz herzlich für die Unterstützung beim 25. AIDS-Walk in New York danken (eure Spenden: 330 Dollar, insgesamt 5,7 Mio. Dollar von 45.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern). Es war eine kunterbunte Truppe (alle Hautfarben, jedes Alter, Schulklassen, Firmen, aber auch persönlich Betroffene mit Schildern wie „In Memory of …“), die zunächst durch den Central Park und dann am Hudson River entlang gemäß dem Motto „Step up and walk“ gewandert sind. Und ihr seid, wie versprochen, auf meinem Deutschland-T-Shirt mit dabei gewesen.

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Der Sommer ist da

Bei uns ist nun endgültig der Sommer ausgebrochen und bis auf eine Kaltfront war der Mai schon fast wie ein guter deutscher Sommer. Viele Amerikaner/innen tragen seit Wochen nur noch Flip-Flops (sowohl Männer als auch Frauen). So viele gepflegte nackte Füße habe ich noch nie in Deutschland gesehen, auch im Hochsommer nicht. Die Kinder haben meist trainer an (auf Deutsch: Turnschuhe) oder ebenfalls Flip-Flops (in der Freizeit – in der Schule sind sie verboten). Ledersandalen, wie wir sie in Deutschland tragen, sind hier kaum zu sehen. Was zu viel ist, ist zu viel Seit ein paar Tagen ist es so heiß und feucht, dass ich es in der Sonne definitiv nicht aushalte. Und obwohl ich es nie wollte und mich bis jetzt standhaft gewehrt habe, stelle ich die Klimaanlage in unserem Haus jetzt selbst an (auf 78° Fahrenheit = 25,5° Celsius) – dann behält man einfach einen kühleren Kopf und fühlt sich nicht so groggy. Ob wir uns im Laufe des Sommers wohl an diese schwüle Hitze gewöhnen werden? Ich staune jeden Tag über die vielen Sportler/innen, die in der prallen Mittagssonne über die Landstraßen joggen – ich bin ja auch sportbegeistert, aber das tue ich mir nicht an.   Zieht euch warm an Wie bitte? Ja, wirklich: Das krasse Gegenteil, was die Temperatur angeht, erwartet einen nämlich in allen Innenräumen (Supermärkten, Restaurants, öffentlichen Gebäuden …). Hier ist „schockfrosten“ angesagt, da viele Klimaanlagen das ganze Jahr über gleich (kalt) eingestellt sind. Die Amerikaner/innen fühlen sich auch hier mit T-Shirts und Shorts pudelwohl (kein Niesen, keine Gänsehaut). Ganz anders geht’s mir: Ich habe jetzt immer eine dünne Jacke im Gepäck. Unsere Kinder freuen sich über das Wetter und genießen das leckere Eis, das es hier in sehr kreativen Geschmacksvariationen gibt: z. B. Peanut Butter Cup (mein Lieblingseis), Butter Peacon, Mint Chocolate Chip, Cookies’n’ Cream … und viele andere mehr. Uns schmeckt das Eis jedenfalls super gut und es schneidet im Vergleich zu mancher italienischen Eisdiele auf jeden Fall besser ab. Es hat aber auch seinen Preis (z. B. über drei Dollar für ein Hörnchen mit dicker Kugel!).   Vieles neu macht …

Endlich wieder Lehrerin

Mit Duaa läuft es gut und dadurch habe ich wieder mehr Zeit für andere Dinge. Ich lerne seit vier Wochen Gitarre und gebe privat Deutschunterricht. Mein erster Schüler ist ein schwarzer Ex-NBA-Spieler, der Rottweiler aus Deutschland importiert und dann hier verkauft. Er schlägt sich jetzt mit Worten wie „Zuchttauglichkeitsprüfungsbericht“ herum – aber der Kunde ist König. Außerdem habe ich mich bei der deutschen Schule von Morris County als Deutschlehrerin beworben und hoffe, dass meine offizielle Arbeitsgenehmigung bald endlich kommt. Das Verfahren läuft, seitdem ich meine social security number habe. Das heißt, jetzt schon seit acht Wochen – und es dauert durchschnittlich drei Monate, bis es durch ist.

Schwimmen lernen

Wie wir uns langsam etwas sicherer durch den amerikanischen „Alltagsjungle“ bewegen und was man tun muss, um in New Jersey zu Fuß über die Straße zu kommen. Vom Schlange stehen und warum parking officer Kreide an unsere Autoreifen malen. Und davon, wie wir uns wundern, dass wir unsere Kinder nur mit Unterschrift von der Schule abholen dürfen.   Day by day: Unsere täglichen Übungen Es tut gut, dass langsam etwas mehr Routine einkehrt. Hier ein kleiner Einblick, was während eines normalen Tages bei uns so ansteht und wie wir uns langsam etwas sicherer durch den amerikanischen „Alltagsjungle“ bewegen. Direkt nach dem Frühstück (mit getoastetem amerikanischen Labberbrot oder Haferflocken mit Kakao) geht’s los: 8:15 Uhr Die erste Frage des Tages: durch die Garage oder die Haustür? Wie viele amerikanische Häuser hat auch unseres die Garage direkt angebaut. So brauchen wir nur durch eine Küchentür zu gehen und können in die Autos einsteigen. Praktisch, besonders bei schlechtem Wetter. Die meisten unserer Nachbarsfamilien verlassen daher das Haus über die Garage, weil sie ja eh so gut wie immer mit dem Wagen fahren. Wenn man zu Fuß unterwegs ist, hat man die Wahl: Nehme ich die echte Haustür oder doch die Hintertür? Ich habe den Eindruck, dass die Haustür eher ein Schmuckstück für Gäste ist, der ganz normale Laufweg für die meisten dagegen die Abkürzung durch die Garage. Mein Gitarrenlehrer war etwas amüsiert, als ich beim ersten Mal bei ihm vor der Haustür stand. Er sagte, ich solle doch bitte demnächst durch die Garage, ohne Klingeln, einfach so rein kommen. Die Tür sei nie abgeschlossen. Okay … Eins muss ich zugeben: Im Winter war es ohne Frage wirklich praktisch, trockenen Fußes ins Auto bzw. ins Haus zu kommen und die Einkäufe direkt in der Küche abzuladen. Aber jetzt im Sommer bin ich ein bisschen „trotzig“ – und wir gehen zur Haustür rein und raus. Es fühlt sich einfach besser und fairer an, das Haus von vorne zu betreten bzw. zu verlassen und nicht durch die Hintertür direkt in der Küche zu stehen (finde ich jedenfalls).   Wie komme ich in New Jersey zu Fuß …

KEEP TALKING (3) – Vier Monate USA

Welchen Sprachstand die Kids nach vier Monaten USA haben und warum auch stur Deutsch sprechen jetzt wichtig ist. Und: „Looking“ ist immer noch da!     Ole (4) spricht seine ersten Worte Englisch. Sein Verhalten in der preschool und auch zuhause zeigt aber, dass er noch nicht über den Berg ist. Beim Abholen höre ich manchmal: „He was screaming to the top of his lungs …“ Er schubst andere Kinder, wirft mit „woodchips“ auf dem Spielplatz … nein, das alles ist noch nicht wirklich richtig gut. Aber immerhin beschwerte er sich kürzlich, warum es denn immer Kartoffelpüree mit Fischstäbchen gäbe. Time to move on 🙂 , zumindest beim Mittagessen. Theo (7) und Tim (6) sind im Englischen nun da angekommen, was man vielleicht als eine erste „intermediate fluency“ bezeichnen könnte. Sie hören ja seit vier Monaten jeden Tag mehr Englisch als Deutsch. Und während ihr Englisch dabei jeden Tag besser wird, verändert sich ihr Deutsch doch ziemlich in diesen Wochen. Es tauchen immer öfter englische Worte in ihren deutschen Sätzen auf, z. B. „Ich muss mal den Stein fixen“ (Tim). Zugegeben, grammatikalisch gut eingepasste Anglizismen werden auch in Deutschland häufig benutzt. Neu bei unseren Kindern ist aber, dass manches schlichtweg falsch ist – und da zucke ich dann innerlich zusammen. Theo: „Was wäre wohl, wenn die keine Fenstern hätten?“ Meine Nachfrage: „Wenn die was nicht hätten?“ Theo: „Fensters.“ Uauh, das kann ja noch heiter werden. Aber was haben wir erwartet? Ein oberlehrerhaftes Verbessern spare ich mir (hilft wahrscheinlich sowieso nicht und ich brauche meine Nerven für andere Dinge) und rede lieber weiter stur Deutsch mit allen. Das allererste englische Wort in unserem Haus „looking“ hält sich immer noch hartnäckig. Ole: It´s my turn. Open the red. Looking.

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Picknick

Am 1. Mai ist ein Picknick mit andern Expat-Familien bei Affenhitze und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit angesagt: Die Kinder spielen den ganzen Tag im seichten Flussbett, wir outen uns sofort (unbeabsichtigt) als Greenhorns, denn uns fehlen die rollbare Riesentiefkühlbox, die Klappstühle (die zum Transport wie Rucksäcke getragen werden), die Papiertüten für alkoholische Drinks (in allen New Jersey State Parks ist Alkohol verboten und man sollte ihn daher versteckt transportieren!) und das Mückenspray („OFF“ genannt).  

Opa Paul

Im Mai haben wir auch viele Besucher aus Deutschland bei uns: Opa Paul hilft beim „Domptieren“ der wilden Jungs, als Marc in Europa ist. Sein Kommentar zur preschool: „Ist ja wie im Krankenhaus hier!“ (in Bezug auf die Stille).