Zum dritten Mal feiern wir den St. Patricks’ Day. Die Büste von Madison hat eine grellgrüne Wuschelperücke auf, einige Kinder und Lehrer/innen in der Schule laufen komplett in Grün rum. Auch in der preschool wird dieses Jahr gefeiert – Ole backt mit einer „irischen“ Mutter „Irish Soda Bread“ (ein rundes, ziemlich trockenes Weißbrot mit Rosinen, wird mit Butter bestrichen – super lecker) und Paul bekommt von derselben Mutter eine Stunde Unterricht in „Irish Stepdancing“. Da hätte ich ja gerne zugeguckt. Die Fotos, die in der preschool hängen, sind jedenfalls sehr lustig – Hände in die Seiten gestemmt und dann hoch die Beine …
Spaß als Irish Race Buddy
Ich gehe nicht tanzen, sondern dafür laufen: Bei einem „Irish Race“ in Washington Heights im Norden von Manhattan bin ich diesmal der „Race Buddy“ für einige Kinder, die ihren ersten 5-Kilometer-Lauf machen. Ich hatte mich nach dem Marathon als ehrenamtliche Helferin bei den NYRR (Lauforganisation in NYC) angemeldet, weil ich doch mal einige der Kinder kennenlernen wollte, die von euren Spenden profitieren. Und was soll ich sagen? Es fühlt sich gut an, auch mal das rote T-Shirt mit dem breiten Schriftzug „volunteer“ anzuhaben. 🙂 „Giving back?!“, freut sich einer meiner alten Trainer, als er mich frühmorgens am NYRR-Stand entdeckt. Mein Job ist es, mit zwei anderen Freiwilligen auf sechs Jungs zwischen acht und neun Jahren, also in Theos und Tims Alter, aufzupassen. Seit einem halben Jahr trainieren sie und heute ist ihr erster Lauf. Die Gefühle: Vorfreude und Aufregung! Vor dem Rennen steht das Übliche an: Naseputzen (es ist saukalt), Doppelknoten in die Schuhe, Laufnummer anstecken, Pipi machen gehen und gucken, dass die Kinder nicht im ganzen Gewusel der Läufer/innen verloren gehen. Gar nicht so einfach, denn im Vergleich zu den über 7.000 Teilnehmer/innen sind sie einfach drei Köpfe kleiner. Wir laufen ganz am Ende des Feldes los. Es ist ein Riesenspaß, die Jungs zu begleiten: Am Anfang sprinten sie mit ihren kurzen Beinen entschlossen los, singen gemeinsam: „Downhill rocks – uphill sucks“ (ist nämlich ganz schön hügelig), geraten beim seitlichen Überholen fast in die männliche „Elite“, die mit gewaltiger Geschwindigkeit auf der anderen Straßenseite schon auf dem Rückweg ist (HILFE!), werden dann ruhiger, bekommen rote Wangen und fangen an zu keuchen. James und die anderen halten das Tempo durch, ich falle mit Ryan zurück, der über seinen Fuß klagt. Ich gebe mein Bestes beim Anfeuern: „Good job.“ – „Looking good.“ – „Keep it up.“ Ich bin mir nicht so sicher, wie überzeugend ich bin, da muss ich noch üben. Während Ryan sich etwas quält, aber durchhält, kann ich die Bands am Rand endlich mal in Ruhe genießen (Big-Bands mit Strohhüten, Dudelsäcke, Rockbands, Alleinunterhalter) und höre sogar ein paar neue Sprüche: „Nice legs. – Be cute.“ Aha. Am Ende …
Paul und Dr. Seuss haben Geburtstag
Mit dem Frühling kommt nun auch wieder die Zeit der Kindergeburtstagspartys (im Winter feiert hier fast niemand und die Partys werden fröhlich hin und her verschoben). Paul hat seinen „High-five-Birthday“. Er ist super stolz, dass er jetzt endlich einen Wackelzahn hat und fragt mich sofort: „Mama, kannst du den rausmachen?“ Dr. Seuss hatte auch wieder Geburtstag und daher steht der „Dr. Seuss Day“ am 2. März unter dem Motto „Read across America“. Unsere ganze Familie, selbst Marc, ist im Dr. Seuss-Fieber: Paul kommt mit Dr. Seuss-Hut und „I love to read“-Armband aus der Schule. Tim (8) liest „Green eggs with ham“, löst in der Schule „Dr. Seuss- Crossword Puzzles“ und „Cat in the hat word search“. Ole sucht nur noch nach Reimen (Dr. Seuss‘ Spezialität), und Marc hat sich ein „Cat in the hat“-Kostüm bestellt und erzählt zu jeder Gelegenheit: „The cat in the hat knows a lot about that.“ Theos Klasse macht bei der Read across America-celebration mit: „We will spend a glorious hour reading as a group in the library.“ Mit Decke, „clean“ Snack, Kuscheltier und jede Menge Büchern.
Die Kids und Vitoria
Theo (9) hat jetzt jeden Mittwochmittag Nachhilfe in Deutsch bei mir, zusammen mit einem anderen Expat-Kind. Mäßige Begeisterung bei Theo, kurze E-Mail an die nurse reichte: „Theo … to brush up his German … bitte schon anderthalb Stunden vor Schulschluss entlassen.“ Antwort: „Klar, kein Problem.“ Also nur noch „halfdays“ am Mittwoch für Theo. Das war einfach. Er liest Harry Potter zum vierten Mal hintereinander weg. Außerdem macht er das erste Mal bei der „Spirit Week“ seiner Schule mit. Montag ist „Miss Match“ Day, den „Pajama Day“ lässt er aus, Mittwoch reitet er auf seinem Besen zur Schule („Costume Day“), Donnerstag ist mein „Special“ („Crazy Hair Day“ – bei Theo nix zu holen), Freitag ist „Spirit Day“ – Theo geht in Gelb (die Farbe seiner Jahrgangsstufe) und Gold (Farbe der Schule). Und dann steht bei ihm wieder die alljährliche „Science Fair“ an, wo die Kids ihre Projekte vorstellen. Ich bin überrascht, denn es gibt sehr viele Umweltschutzprojekte. Einige Erwachsenen äußern sich tatsächlich genervt beim Herumgehen, dass sich so viele Projekte dieses Jahr um den Umweltschutz drehen. Verrückt, oder? Vielleicht gehören sie zu den sogenannten „Climate Change Denialists“, also Leuten, die den Einfluss des Menschen auf die globale Erwärmung für ein Ammenmärchen halten. Theos science-Lehrerin war übrigens bei den amerikanischen Streitkräften, hat einige Zeit im Irak verbracht und erzählt wohl gelegentlich davon – Theo liebt sie. Tim (8), den Armen, hat es mal wieder erwischt: „Strep Throat“. Paul (5) redet immer mehr spontan Englisch mit mir – und ich stur weiter Deutsch mit ihm. Sein Hunger auf Buchstaben ist ungebrochen: Er schnappt sich häufig die sighwords-Karten von Tim und fängt an, sie zu lesen – es ist verrückt, er ist doch gerade mal fünf geworden… Vitoria macht Diät. Sie liebt es zu essen, kocht gerne und auch sehr gut. Und wir genießen es (vom phänomenalen Schokoladenkuchen habe ich ja bereits erzählt). Ich habe ihr schon oft fasziniert beim Frühstück zugeguckt: große Portion Knuspermüsli, dazu frische Bananenscheiben, ordentlich Honig drüber und Milch. Aber jetzt will sie sich frühlingsfit machen – mit Jello-0 (amerikanischer Wackelpudding) und Laufband. Seitdem platzt unser Kühlschrank noch …
Und noch mal Zahnarzt – Der Halbjahrescheck
Nach der Erfahrung bei der Horror-Children‘s Dentistry mit Ole und Paul nehme ich Tim und Theo zum Halbjahrescheck zu meinem Zahnarzt mit. Da waren alle wenigstens nett! Theo und Tim gehen direkt ganz alleine rein, denn sie werden gleichzeitig behandelt – ist ja eine Großraumpraxis. Nach ein paar Minuten werde ich dazugerufen: Auf den X-rays (Röntgenbildern) von Tim sind dunkle Stellen zu sehen. „How often does he floss?“ – Diesmal bin ich vorbereitet und lüge: „Twice a week.“ Die Zahnhygienikerin glaubt mir nicht. Dann kleiner Lispeltest für Tim: „Mississippi sixty – six“ – Tim besteht. Dann noch eine Nachricht: „We are out of mint – today it´s just strawberry“ (die Reinigungspaste). Egal. Bei Theo sieht es noch düsterer aus – vier dunkle Stellen auf den X-rays. Das Bohren verschieben wir auf Deutschland – auf Empfehlung von Dr. Campbell. Immerhin bekomme ich die Röntgenbilder direkt mit – für 770 Dollar ja wohl mehr als angemessen …
Save the Date!
Was gibt es Neues in Sachen „Umzug“? Also, zumindest das Datum steht fest: Donnerstag, 29. Juni. Fühlt sich etwas verrückt an, dass man es jetzt fest in den Kalender eintragen kann. Komisch. Wir haben auch bereits ein Unternehmen beauftragt, das unsere Sachen einpackt und in einem riesigen Container über den großen Teich bringt. Die Kinder sind schon ganz nervös, dass der Container ins Wasser fallen könnte (soll ja tatsächlich schon vorgekommen sein). Sie haben spontan damit begonnen, die ersten großen Teile ihrer Legoschätze in einige Umzugskartons zu packen (ohne, dass ich sie dazu angehalten hätte) – allen voran Ole, der sich so sehr auf Deutschland freut. Ich mache mir keine Illusion, dass die nächsten drei Monate wie im Flug vergehen werden und versuche tief durchzuatmen. Vor kurzem fragte mich eine amerikanische Mutter beim Pick-up, was ich am meisten vermissen werde, wenn wir wieder in Deutschland sind. Klarer Fall: die Leute hier (also die, die mit zu unserem Leben gehören). Zur Wahl standen auch das Wetter, die gute Eiscreme, die netten Leute auf der Straße, die positive Einstellung der Amerikaner/innen. Keine Frage, auch das werde ich bestimmt vermissen. Von daher habe ich meine Pläne wieder über den Haufen geworfen, noch so viel Sightseeing reinzuquetschen wie möglich, sondern möchte eher eine schöne Zeit mit unseren Freunden verbringen. Für die Kids soll es einige letzte Playdates mit ihren Freunden geben. Und das Ganze kann man ja auch bequem mit Eisessen verbinden. New York wird schon nicht weglaufen und ist in ein paar Jahren auch noch da. Aber vorher fahren wir erst einmal eine Woche in Urlaub nach Florida – Anfang April sind schließlich „Frühlingsferien“ in der Schule. Also erneut Sonne, Sand und Wasser genießen … P.S.: Wir hatten diesen Monat übrigens geheimnisvollen Besuch hier in Morristown – einige Teile der Stadt wurden am frühen Nachmittag für mehrere Stunden komplett gesperrt und wir mussten die Kinder eher von der preschool abholen. Auf dem Infozettel war von einem „important politician“ die Rede. Es war wohl der Vizepräsident, wie man munkelt (um unseren Gouverneur Chris Christie macht jedenfalls niemand so viel Aufhebens).
Von verschiedenen „Days“, dem deutschen Sprachdiplom auf der Nordhalbkugel und dem Super Sunday. Wie nicht nebeneinanderliegende Kabinen über unsere Rückreise nach Deutschland entscheiden, warum man Eli Mannings kennen sollte und wo 45 Millionen pounds Kartoffelchips vertilgt werden. Und wieso unser Auto in San Francisco fast umkippt. Der Februar war ein Sammelsurium von diversen kleinen und großen Highlights, schon fast frühlingshaften Temperaturen (immerhin plus 16 Grad!) und einem täglichen Freudenschrei von mir: Immer noch kein Schnee! Mich verschlägt es als Prüferin an eine vollwertige deutsche Schule mitten in Amerika und wir machen für eine Woche einen Familientrip nach Kalifornien. Und am Ende gibt es eine Neuigkeit in Bezug auf Ole (6), die wir erst mal verdauen müssen.
Springtime-News!
Die Zeichen stehen auf Frühling: Draußen spielen die ersten Kids jetzt wieder im T-Shirt Basketball, die Sportangebote für die „Spring Season“ wie Soccer, Tee-Ball, Basketball, Baseball und Softball starten und mir läuft sogar schon das erste Streifenhörnchen über den Weg. Ein Fest jagt jetzt das nächste. Am 2. Februar ist wieder einmal Groundhog Day –glaubt man der Legende nach dem Murmeltier, gibt es weitere sechs Wochen Winter, wenn es an diesem Tag besonders kalt ist. Ansonsten kommt der Frühling. Und dann, am 5. Februar findet wieder DAS Sportereignis der USA statt: der Super Bowl XLVI! An diesem Tag werden angeblich 100 Millionen Hähnchenflügel auf den „Super Bowl Partys“ in den USA verspeist! Würde man sie alle aneinanderreihen, reichten sie mehr als zweimal um den Äquator – enjoy!
Valentine’s Day
Am 14. Februar ist natürlich Valentine’s Day. Bei Theo (9) gibt’s an diesem Tag süße „smencils“ (Duftstifte mit Kaugummi-, Zimt-, tropischer Brise-, Trauben-, Zuckerwatten-, Wassermelonen-, Orangen-, Very Berry- oder Root Beer-Geschmack) und „scented bookmarks“ (duftende Buchzeichen in sieben Duftrichtungen) und bei Tim (8) rote Früchte und „frozen yogurts“ (gefrorener Joghurt – der Hit hier überhaupt). Als einige Kinder in Tims Klasse doch schon die Lutscher auspacken, die eigentlich für zuhause waren, mahnt die Lehrerin sie, diese ganz schnell aufzuessen, bevor die nurse der Schule das entdecken würde – also schnell zerbeißen, kauen und schlucken … 🙂 . In den Geschäften verschwinden die Herz-Dekos nach dem Valentinstag sofort, um Platz für Osterhasen und die grünen Kleeblätter für den St. Patrick’s Day zu machen – außerdem taucht wieder überall das „k“ für koscheres Essen auf.
School stuff
Ole feiert seinen „100th Days of School“-Tag, ein großes Fest für alle „kindergarteners“. Es gibt Papp-Hüte, Ketten, Armbänder und eine Parade durch die preschool mit seinem selbstgemachten „100-board“ – einem selbstgebastelten Poster/Bild, auf dem hundert Dinge befestigt sind, die das Kind sich selber aussuchen darf. Er ist mächtig stolz und genießt diesen Tag sehr. Außerdem gibt es wie jedes Jahr in unserer Deutschen Schule (German School of Morris Country) für die jüngeren Schüler/innen eine Karnevalsparty – mit Kostümen, deutscher Karnevalsmusik und Funkenmariechen-Parade mit großem Finale. Alle landen im Spagat, selbst unsere Schulleiterin macht mit – die Kids sind beeindruckt und klatschen begeistert. Und dann ist für viele wieder Reisezeit – denn am 20. Februar feiern wir Presidents’ Day und da macht die preschool direkt eine ganze Woche zu. Alle kindergartener der Montessori-preschool haben zu einem selbst ausgewählten Präsidenten ein kleines Portrait geschrieben. Sie stellen ihre Werke in einer Bank aus. Ole hat sich Abraham Lincoln ausgesucht. Am Ende des Monats gibt es sogar noch einen Tag gratis, den „Freaky February Day“. Der Grund: Wir haben ein leap year (Schaltjahr).