Von Gelöbnissen und Anti-Mobbing-Aktionen. Über zehn Jahre 9/11 und die Eröffnung des Memorials. Von köstlichen cheesesteaks und warum unser Au-pair Vitoria auf die amerikanische Polizei gar nicht gut zu sprechen ist.

Aufbruch nach der Sommerpause

Nach den drei Monaten Sommerpause ist ein großer Aufbruch zu spüren und alles wird wieder neu gemischt – fast so, als ob ein neues Jahr anfinge. Das gilt auch für die Jobs vieler Leute hier (kommt einem vor, als ob sie den Job so oft wechseln wie wie ihre Unterhosen). Jedenfalls gibt es für uns und die Kids erneut viele neue Gesichter und Namen in Schule und preschool – Direktorinnen, Klassenlehrer/innen, Fachlehrer/innen, Klassenkamerad/innen – alles anders.

Kick-off zum Happy New Year

Der Beginn des neuen Schuljahrs ist wie der Kick-off für ein neues Jahr, dessen Spannung über Halloween und Thanksgiving ansteigt und mit Christmas und New Year ihren ersten Höhepunkt erreicht, bevor es im neuen Jahr in ein dunkles Loch fällt und erst mit dem Erwachen des Frühlings wieder in Fahrt kommt – zweiter Höhepunkt ist dann der „summer“.  

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Viele Zeichen stehen auf Herbst

Wie letztes Jahr ist es tagsüber noch schön warm (20 bis 25 Grad), die Grillen zirpen laut und auch die chipmunks laufen einem noch über den Weg. Aber viele Zeichen stehen doch schon auf Herbst. Die Blätter fallen munter von den Bäumen (nach dem Frühstück rechen alle vier Kinder jetzt fleißig Laub vor dem Haus), die squirrels legen Vorräte für den Winter an und man sieht sie nur noch mit Eicheln u. ä. im Maul (dabei werden sie leider sehr unvorsichtig im Straßenverkehr – zurzeit sieht man viele platte squirrels auf den Straßen 🙁 ). Wir haben schon einige Gänseformationen gesichtet, die Starenschwärme fallen wieder ein und um 20 Uhr ist es dunkle Nacht.   Punkt Anfang September tauchen die ersten Kürbisse und Halloween-Dekos in den Geschäften auf, es gibt „Jets“-Basketballkuchen zu kaufen (die Saison ist eröffnet), und natürlich sind auch wieder überall „flu shots“ im Angebot: „It´s your health – it´s worth a shot.“  

Nachwehen von Irene

In den Geschäften ist Hurricane Irene übrigens immer noch Thema – man hört es im Vorübergehen. Oft geht es ums Geld, das heißt die Kosten für die Renovierungen. Manche fühlen sich von den Versicherungen über den Tisch gezogen und müssen fünfstellige Beträge aus eigener Tasche bezahlen. Auch der Schulstart muss um einen Tag verschoben werden „due to power outages and storm damage recovery“ (wegen Stromausfall und Sturmschäden) – die restlichen Schäden vom hurricane müssen noch beseitigt werden. In Theos Schule sind Aula, Sporthalle und Cafeteria komplett renovierungsbedürftig, da sie voll Wasser gelaufen waren.

Gelöbnisse

Das Gute: Wir starten mit komplett anderen Vorzeichen als letztes Jahr: Damals gab es noch Chaos und viele Fragezeichen, ob wir wirklich hier bleiben – dieses Jahr läuft alles fast wie am Schnürchen, selbst Ole startet mit Routine und bleibt bis drei Uhr nachmittags in der preschool. Vitoria hat die „school-snack-Produktion“ fest im Griff und wir fräsen uns recht routiniert durch den „paperwork“-Berg von Schulen und preschool. Sogar das „Gelöbnis auf die Parkregeln“ unterschreibe ich recht gelassen: „I agree to abide by the following special parking rules and regulations, which may be modified from time to time: 1) During the hours of picking up and dropping off my child, I will park my motor vehicle only in the areas stipulated in the Parent Handbook. 2) I will exercise appropriate caution when entering, driving in, and exiting the parking lot. 3) I will not park … 4) I will not …“ “Ich stimme zu, mich an folgende besonderen Parkregeln und Parkvorschriften zu halten, welche von Zeit zu Zeit verändert werden können: 1) Während der Zeit des Abholens und Ablieferns meines Kindes werde ich mein Auto nur in den Bereichen parken, die im Elternhandbuch festgeschrieben sind. 2) Ich werde mit Vorsicht handeln, wenn ich auf den Parkplatz, ihn überquere und ihn verlasse 3) Ich werde nicht parken … 4) Ich werde nicht …“ An dieser Stelle: Gelöbnisse (pledges) sind hier an der Tagesordnung – selbst die „Officer of Customs and Border Protection“ (die misstrauischen Officer bei der Einreise) legen einen „pledge to our visitors“ ab, wie z. B. dass sie geloben, die Gäste mit Freundlichkeit und Respekt zu behandeln (so steht es an ihren Kabinen). Und auch der IPM Coordinator („Integrated Pest Management Coordinator“ – der „integrierte Schädlingsmanagement-Koordinator“) ist ernannt und kommt wieder in Schule und preschool vorbei – na dann frohes Pestizid-Versprühen … Der „Honeymoon“ nach der Rückkehr der Kinder (ich war ja zwei Wochen vor ihnen nach New Jersey zurückgekommen) ist jetzt übrigens endgültig vorbei. Mama gehört wieder fest zum Inventar, die Zeit der üppigen Liebesbekundungen ist abgelaufen. Jetzt heißt es „getting back into the groove“ – wieder in den …

Was im September geschah

Dieser Monat war vielschichtig – „nationwide“, „statewide“ – und auch bei uns im Kleinen gab es diverse Ereignisse.   Der September war für die gesamten USA ein denkwürdiger Monat, denn die Anschläge auf das World Trade Center jährten sich zum zehnten Mal. Das Thema ist natürlich auch sehr groß in den Medien. Das Wall Street Journal titelt: „Death of an American Dream“ und berichtet von den Angehörigen der 250 ausländischen Opfer, die damals umkamen. Ich besuche die Gedenkstätte, das sogenannte 9/11 Memorial in NYC, wo im Zentrum die „Fußabdrücke“ der beiden Tower stehen, markiert durch zwei zehn Meter tiefe Becken mit Wasserfällen. Drumherum ist immer noch eine große Baustelle mit vielen Kränen und viel Lärm (Bau am One World Trade Center und am Museum für 9/11). Trotzdem war ich positiv überrascht.   Schon gewusst? Hier gibt es mehr Infos und Eindrücke zur 9/11-Site.

9/11 und Morristown

Morristown liegt so nah an NYC, dass die Menschen hier den Terroranschlag ganz unmittelbar erlebt haben: Unser Makler hat die Rauchschwaden von seinem Garten aus gesehen. In unserer Reinigung hängt ein Familienfoto mit der Skyline New Yorks inklusive der Twin Towers. Und der Sohn eines Geschäftspartners von Marc war an dem Tag in NYC und hat sich danach sofort bei der Armee verpflichtet, so dass er gerade jetzt irgendwo in Afghanistan im Einsatz ist und Satellitenbilder auswertet. Ein Mädchen aus unserem Nachbarort Madison, das seinen Vater verloren hat, erzählt ganz begeistert, wie gut sie es hat, weil sie durch das Programm, das die betroffenen Familien unterstützt, jedes Jahr in ein kostenloses Summercamp fahren und dabei sogar noch eine Freundin mitnehmen darf. Da muss man dann doch schlucken …

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Empty Sky-Gedenkstätte

Marc und ich besuchen die neueröffnete 9/11-Gedenkstätte Empty Sky im Liberty State Park in New Jersey. Sie liegt direkt gegenüber dem Ground Zero, dazwischen ist nur der Hudson River. Das Memorial besteht aus zwei Stahlwänden (ca. neun Meter hoch und 63 Meter lang), die die eingestürzten Twin Towers symbolisieren sollen. Alle Namen der 746 Opfer aus New Jersey (von 9/11 und von dem Angriff im Jahr 1993 auf das WTC) sind in die Wände eingraviert. Der Name „Empty Sky“ basiert auf dem gleichnamigen Song von Bruce Springsteen aus dem Jahr 2002, in dem er den leeren Himmel in NYC beklagt, wo einst das WTC stand. Unmittelbar vor der Empty Sky-Gedenkstätte sind zwei Teile der verbogenen Stahlträger aus den zerstörten Twin Towers angebracht – dort werden Blumen, Flaggen und kleine Nachrichten niedergelegt. Wir sind erst am späten Abend da – daher ist es dunkel und wir sind fast alleine.

Back to school

Ansonsten versuchen wir, zurück in den Rhythmus des Schuljahres zu finden, nehmen wieder vier „Back-to-School Nights“ (Elternabende) mit und machen außerdem einen Wochenendausflug nach Philadelphia. Hier schlagen wir direkt drei Fliegen mit einer Klappe: Wir lernen eine lokale kulinarische Delikatesse kennen, das Philly Cheesesteak (super lecker), bewegen uns mal wieder so richtig (ich beim Halbmarathon, die Kids beim Marschieren zum Treffpunkt) und fassen ein Stück amerikanische Geschichte an (Freiheitsglocke – Liberty Bell). Nur der Regensturm, der übers Land fegt, und die schiefen Baumriesen bei uns im Garten machen mich mächtig nervös. Ich fühle mich in unserem Haus nicht mehr sicher – und das stresst.