Vom Laufen gegen AIDS und vom Schlendern in Flip-Flops. Wo es hier zu heiß und wo zu kalt ist und wie sich das „Denglisch“ unserer Jungs anhört. Von der Entscheidung, die richtige Tür ins Haus zu wählen, vom richtigen „Über-die-Straße-Gehen“ und „In-der-Schlange-Stehen“. Und schließlich Lustiges und Nützliches über Parken, Einkaufen und Smalltalk.

Laufen und helfen

Zuerst möchte ich euch allen ganz, ganz herzlich für die Unterstützung beim 25. AIDS-Walk in New York danken (eure Spenden: 330 Dollar, insgesamt 5,7 Mio. Dollar von 45.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern). Es war eine kunterbunte Truppe (alle Hautfarben, jedes Alter, Schulklassen, Firmen, aber auch persönlich Betroffene mit Schildern wie „In Memory of …“), die zunächst durch den Central Park und dann am Hudson River entlang gemäß dem Motto „Step up and walk“ gewandert sind. Und ihr seid, wie versprochen, auf meinem Deutschland-T-Shirt mit dabei gewesen.

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Der Sommer ist da

Bei uns ist nun endgültig der Sommer ausgebrochen und bis auf eine Kaltfront war der Mai schon fast wie ein guter deutscher Sommer. Viele Amerikaner/innen tragen seit Wochen nur noch Flip-Flops (sowohl Männer als auch Frauen). So viele gepflegte nackte Füße habe ich noch nie in Deutschland gesehen, auch im Hochsommer nicht. Die Kinder haben meist trainer an (auf Deutsch: Turnschuhe) oder ebenfalls Flip-Flops (in der Freizeit – in der Schule sind sie verboten). Ledersandalen, wie wir sie in Deutschland tragen, sind hier kaum zu sehen. Was zu viel ist, ist zu viel Seit ein paar Tagen ist es so heiß und feucht, dass ich es in der Sonne definitiv nicht aushalte. Und obwohl ich es nie wollte und mich bis jetzt standhaft gewehrt habe, stelle ich die Klimaanlage in unserem Haus jetzt selbst an (auf 78° Fahrenheit = 25,5° Celsius) – dann behält man einfach einen kühleren Kopf und fühlt sich nicht so groggy. Ob wir uns im Laufe des Sommers wohl an diese schwüle Hitze gewöhnen werden? Ich staune jeden Tag über die vielen Sportler/innen, die in der prallen Mittagssonne über die Landstraßen joggen – ich bin ja auch sportbegeistert, aber das tue ich mir nicht an.   Zieht euch warm an Wie bitte? Ja, wirklich: Das krasse Gegenteil, was die Temperatur angeht, erwartet einen nämlich in allen Innenräumen (Supermärkten, Restaurants, öffentlichen Gebäuden …). Hier ist „schockfrosten“ angesagt, da viele Klimaanlagen das ganze Jahr über gleich (kalt) eingestellt sind. Die Amerikaner/innen fühlen sich auch hier mit T-Shirts und Shorts pudelwohl (kein Niesen, keine Gänsehaut). Ganz anders geht’s mir: Ich habe jetzt immer eine dünne Jacke im Gepäck. Unsere Kinder freuen sich über das Wetter und genießen das leckere Eis, das es hier in sehr kreativen Geschmacksvariationen gibt: z. B. Peanut Butter Cup (mein Lieblingseis), Butter Peacon, Mint Chocolate Chip, Cookies’n’ Cream … und viele andere mehr. Uns schmeckt das Eis jedenfalls super gut und es schneidet im Vergleich zu mancher italienischen Eisdiele auf jeden Fall besser ab. Es hat aber auch seinen Preis (z. B. über drei Dollar für ein Hörnchen mit dicker Kugel!).   Vieles neu macht …

Endlich wieder Lehrerin

Mit Duaa läuft es gut und dadurch habe ich wieder mehr Zeit für andere Dinge. Ich lerne seit vier Wochen Gitarre und gebe privat Deutschunterricht. Mein erster Schüler ist ein schwarzer Ex-NBA-Spieler, der Rottweiler aus Deutschland importiert und dann hier verkauft. Er schlägt sich jetzt mit Worten wie „Zuchttauglichkeitsprüfungsbericht“ herum – aber der Kunde ist König. Außerdem habe ich mich bei der deutschen Schule von Morris County als Deutschlehrerin beworben und hoffe, dass meine offizielle Arbeitsgenehmigung bald endlich kommt. Das Verfahren läuft, seitdem ich meine social security number habe. Das heißt, jetzt schon seit acht Wochen – und es dauert durchschnittlich drei Monate, bis es durch ist.

Schwimmen lernen

Wie wir uns langsam etwas sicherer durch den amerikanischen „Alltagsjungle“ bewegen und was man tun muss, um in New Jersey zu Fuß über die Straße zu kommen. Vom Schlange stehen und warum parking officer Kreide an unsere Autoreifen malen. Und davon, wie wir uns wundern, dass wir unsere Kinder nur mit Unterschrift von der Schule abholen dürfen.   Day by day: Unsere täglichen Übungen Es tut gut, dass langsam etwas mehr Routine einkehrt. Hier ein kleiner Einblick, was während eines normalen Tages bei uns so ansteht und wie wir uns langsam etwas sicherer durch den amerikanischen „Alltagsjungle“ bewegen. Direkt nach dem Frühstück (mit getoastetem amerikanischen Labberbrot oder Haferflocken mit Kakao) geht’s los: 8:15 Uhr Die erste Frage des Tages: durch die Garage oder die Haustür? Wie viele amerikanische Häuser hat auch unseres die Garage direkt angebaut. So brauchen wir nur durch eine Küchentür zu gehen und können in die Autos einsteigen. Praktisch, besonders bei schlechtem Wetter. Die meisten unserer Nachbarsfamilien verlassen daher das Haus über die Garage, weil sie ja eh so gut wie immer mit dem Wagen fahren. Wenn man zu Fuß unterwegs ist, hat man die Wahl: Nehme ich die echte Haustür oder doch die Hintertür? Ich habe den Eindruck, dass die Haustür eher ein Schmuckstück für Gäste ist, der ganz normale Laufweg für die meisten dagegen die Abkürzung durch die Garage. Mein Gitarrenlehrer war etwas amüsiert, als ich beim ersten Mal bei ihm vor der Haustür stand. Er sagte, ich solle doch bitte demnächst durch die Garage, ohne Klingeln, einfach so rein kommen. Die Tür sei nie abgeschlossen. Okay … Eins muss ich zugeben: Im Winter war es ohne Frage wirklich praktisch, trockenen Fußes ins Auto bzw. ins Haus zu kommen und die Einkäufe direkt in der Küche abzuladen. Aber jetzt im Sommer bin ich ein bisschen „trotzig“ – und wir gehen zur Haustür rein und raus. Es fühlt sich einfach besser und fairer an, das Haus von vorne zu betreten bzw. zu verlassen und nicht durch die Hintertür direkt in der Küche zu stehen (finde ich jedenfalls).   Wie komme ich in New Jersey zu Fuß …

KEEP TALKING (3) – Vier Monate USA

Welchen Sprachstand die Kids nach vier Monaten USA haben und warum auch stur Deutsch sprechen jetzt wichtig ist. Und: „Looking“ ist immer noch da!     Ole (4) spricht seine ersten Worte Englisch. Sein Verhalten in der preschool und auch zuhause zeigt aber, dass er noch nicht über den Berg ist. Beim Abholen höre ich manchmal: „He was screaming to the top of his lungs …“ Er schubst andere Kinder, wirft mit „woodchips“ auf dem Spielplatz … nein, das alles ist noch nicht wirklich richtig gut. Aber immerhin beschwerte er sich kürzlich, warum es denn immer Kartoffelpüree mit Fischstäbchen gäbe. Time to move on 🙂 , zumindest beim Mittagessen. Theo (7) und Tim (6) sind im Englischen nun da angekommen, was man vielleicht als eine erste „intermediate fluency“ bezeichnen könnte. Sie hören ja seit vier Monaten jeden Tag mehr Englisch als Deutsch. Und während ihr Englisch dabei jeden Tag besser wird, verändert sich ihr Deutsch doch ziemlich in diesen Wochen. Es tauchen immer öfter englische Worte in ihren deutschen Sätzen auf, z. B. „Ich muss mal den Stein fixen“ (Tim). Zugegeben, grammatikalisch gut eingepasste Anglizismen werden auch in Deutschland häufig benutzt. Neu bei unseren Kindern ist aber, dass manches schlichtweg falsch ist – und da zucke ich dann innerlich zusammen. Theo: „Was wäre wohl, wenn die keine Fenstern hätten?“ Meine Nachfrage: „Wenn die was nicht hätten?“ Theo: „Fensters.“ Uauh, das kann ja noch heiter werden. Aber was haben wir erwartet? Ein oberlehrerhaftes Verbessern spare ich mir (hilft wahrscheinlich sowieso nicht und ich brauche meine Nerven für andere Dinge) und rede lieber weiter stur Deutsch mit allen. Das allererste englische Wort in unserem Haus „looking“ hält sich immer noch hartnäckig. Ole: It´s my turn. Open the red. Looking.

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Picknick

Am 1. Mai ist ein Picknick mit andern Expat-Familien bei Affenhitze und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit angesagt: Die Kinder spielen den ganzen Tag im seichten Flussbett, wir outen uns sofort (unbeabsichtigt) als Greenhorns, denn uns fehlen die rollbare Riesentiefkühlbox, die Klappstühle (die zum Transport wie Rucksäcke getragen werden), die Papiertüten für alkoholische Drinks (in allen New Jersey State Parks ist Alkohol verboten und man sollte ihn daher versteckt transportieren!) und das Mückenspray („OFF“ genannt).  

Opa Paul

Im Mai haben wir auch viele Besucher aus Deutschland bei uns: Opa Paul hilft beim „Domptieren“ der wilden Jungs, als Marc in Europa ist. Sein Kommentar zur preschool: „Ist ja wie im Krankenhaus hier!“ (in Bezug auf die Stille).

Fußball WM 2010

Oliver (Tims Patenonkel) und Birgit bringen echte deutsche Fußball-WM-Kappen mit – wir wollen die deutsche Mannschaft doch auch hier mit anfeuern können! Dabei kommt unser neuer Grill direkt mehrfach zum Einsatz und es gibt 700-g-Steaks mit „smokey Barbecue-Sauce“ – so richtig amerikanisch, aber lecker!

Science Fair

Einmal im Jahr stellen alle Kinder bei dieser „Wissenschaftsshow“ ihr eigenes kleines Projekt vor. Tim (6) hat eine magnetic Lego garage gebaut, bei der man mit Hilfe eines kleinen Magneten die Eisenspäne auf dem Dach verschieben kann. Theo (7) hat aus Fischertechnik eine Morsemaschine gebaut. Viele Projekte sind „hand on“, d. h. man kann z. B. auf einen Knopf drücken oder etwas schütteln oder auch mal etwas Essbares probieren. Es ist schon toll, was für Projekte die Kids auf die Beine stellen (wenn auch viel mit Hilfe der Eltern) und selbst präsentieren.