Ein Zoo ohne Tiere

Paul ist zurzeit ein großer Fan von Hasen und wünscht sich nichts sehnlicher als einen zum Geburtstag. Da wir ihm diesen Wunsch nicht erfüllen können, sind wir also zum Zoo gefahren. Der Eintritt war etwas reduziert (nette Überraschung), aber dann kam der Schock: Fast alle Gehege im Zoo waren leer – selbst die Pinguine waren nicht zu sehen! Und die sollten bei dem Eiswetter doch in ihrem Element sein! Großer Frust bei den Kids. Nach einer Runde auf dem Karussell (angeschnallt wohlgemerkt – wir haben dazugelernt!) und nach einem Besuch im Geschenkshop machen wir uns enttäuscht auf den Heimweg. Ein kleiner Hinweis am Eingang, dass die meisten Tieren in Winterquartieren waren, wäre ja doch nett gewesen.

Herzlich willkommen, liebe Sonne!

Zunächst der „Wetterbericht“: Anfang des Monats fängt es vielversprechend an. Sonne! Es wird wärmer, Schnee und Eis schmelzen endlich weg, die Streifenhörnchen laufen einem wieder über den Weg, im Auto wird es schon richtig schön warm und auch Theo (8) und Tim (7) holen ihre T-Shirts und Shorts raus – da werden sie langsam doch amerikanisch. Es gibt wieder Tage, an denen man ausgiebig draußen spielen kann und wir endlich, endlich mal wieder dreckige, zufriedene Kinder haben! Auch die Spielplätze leben jetzt auf und die Sportfelder sind wieder belegt: Die Jungs und Männer, die man so z. B. beim Basketballspielen oder Joggen trifft, sind immer öfter ohne Oberteil unterwegs. Tim fragte bei diesem Anblick sofort: „Was passiert, wenn denen die Hosen runterrutschen? Glaubst du, die Leute mögen das hier?“ – Nee, bestimmt nicht! Wenn auch sonst prüde, geht das „oben ohne“ bei Männern als gesellschaftsfähig durch, und sie leben diesen „Ausziehreflex“ auch schon aus, wenn das Wetter durchaus noch einen Pullover erlauben würde.   Der März: In like a lion, out like a lamb Im Laufe des Monats verstehe ich dann auch, wie die „Bauernregel: „March – in like a lion, out like a lamb“ tatsächlich funktioniert: Die Position der beiden allegorischen Tiere ist austauschbar, je nachdem wie es zu Beginn des Monats war. Da der März wie ein Lamm anfing (es war ja schön warm), kommt das dicke Ende dann im Laufe des Monats: viel, viel Regen mit lokalen Überflutungen, die Temperaturen fallen wieder unter null Grad Celsius und es gibt erneut eine Menge Schnee. Aber damit genug zum Wetter.

Kleiner Eklat bei unserem zweiten Formal Dinner

Marc hatte einen Geschäftspartner samt Frau eingeladen. Es lief alles gut – auch wenn ich vergessen hatte, das Fleisch zu salzen, und die Schokosauce total verklumpte. Bis das Gespräch auf die Weltkarte kam, die bei uns im „formal dining room“ hängt. Dazu muss man wissen, dass einige Weltkarten hier anders aussehen als in Europa: Der Kontinent Amerika ist entweder rechts angeordnet (nicht wie bei uns links), oder Amerika ist in der Mitte zu sehen und Asien ist „durchgeschnitten“, mit einem Stück links, dem anderen Stück rechts neben Amerika (in der Regel werden hier aber auch die Weltkarten, wie wir sie kennen, benutzt – jedenfalls in den Schulen der Jungs!). Es entbrannte nun eine Diskussion, dass unsere „europäische“ Weltkarte die Größenverhältnisse ziemlich verzerren würde. Die USA sähen ja viel, viel zu klein darauf aus. Insbesondere der Vergleich mit der Größe Afrikas verstörte unseren Gast (Afrika sei doch viel kleiner). Marc hielt dagegen und meinte nur, dass Afrika flächenmäßig tatsächlich größer sei als Nordamerika. Aber das ging für unsere Gäste gar nicht…. Noch ein Beitrag zum Thema „Essen“: Ich habe diesen Monat den Film „Food, Inc.“ angeschaut – eine Reportage über die Monopolisierung der Lebensmittelindustrie und die Fleischproduktion in den USA. Der Film war erschreckend und augenöffnend. Unmittelbare Folgen für uns: Ab sofort kaufe ich nur noch Biofleisch, denn bei allem anderen vergeht mir der Appetit.

View Post

Die „Phasen“ beim Essen gehen

1. Please, wait to be seated Wenn man das Restaurant betritt, wird man schon von einer Empfangsdame oder einem Empfangsherrn „abgefangen“. Die oder der steht oft an einem Pult und will wissen, wie viele Personen essen möchten.   2. „Hello. How are you? How many?“ Sobald man die Anzahl der Personen genannt hat, kommt eine zweite Bedienung und bringt einen an einen Tisch, den sie auswählt. Diese ersten beiden sieht man danach oft nicht mehr wieder. „Free seating“, also einfach losgehen und sich einen Tisch aussuchen, habe ich bisher noch in keinem einzigen Restaurant gesehen und es kommt eher schlecht an. Ein echtes Plus: Viele Restaurants geben an dieser Stelle schon kleine Spielsachen für Kinder aus, wie z. B. Stifte und Malblöcke – in punkto Kinderfreundlichkeit haben die amerikanischen Restaurants die Nase gegenüber den deutschen Restaurants definitiv vorn.   3. Bestellung aufgeben Man hat sich kaum hingesetzt, kommt schon eine dritte Hilfe, die einem die Speisekarten reicht und direkt auch Getränkewünsche aufnimmt. Die Bedienung ist in aller Regel sehr freundlich und spult dabei immer den gleichen Spruch in leichten Variationen ab: „Hello, my name is Janine/Ross/Debbie/John … I’ll be taking care of you tonight. Here are the menues. Is there anything I can get you to drink?“… „Yes, sure. If there is anything else I can do for you, I’ll be glad to help you. I’ll be right back with your drinks.“ Und schon zwei Minuten später stehen die Getränke auf dem Tisch. Oft haben wir uns bis dahin noch gar nicht für ein Essen entschieden, so schnell sind sie damit. In etwas gehobeneren Restaurants muss man seine Speisekarte geschlossen vor sich auf den Teller legen, bevor die Bedienung wieder vorbeikommt, um die Bestellung aufzunehmen. 4. „Enjoy!“ Gewöhnlich kommt das Essen viel, viel schneller als in Deutschland. Während man in Deutschland in der Regel mindestens 20 Minuten warten muss (und das tendenziell auch eher sehnsüchtig tut), kommt man hier oft noch nicht mal zum Händewaschen vor dem Essen. Man ist gerade noch dabei, wirklich anzukommen, an seinen Drinks zu nippen, sich ein Gesprächsthema zu suchen und schon, schwups, wird das …

Umweltschutz? Nein danke.

Und damit niemand im Auto frieren muss, sieht man in dieser Jahreszeit auch wieder sehr viele „idle cars“ (Wagen im Leerlauf – das ist offiziell verboten, interessiert hier aber niemanden – eins der wenigen Verbote, das hier ALLE konsequent ignorieren). Wenn ich morgens meine Runde durch’s Wohngebiet laufe, staune ich immer wieder: Auf den driveways (Einfahrten) qualmen viele Geisterautos vor sich hin, während drinnen im Haus gemütlich geduscht und gefrühstückt wird (und danach kann man dann ganz bequem in ein vorgewärmtes Auto steigen). Auf der Straße gibt es gegen sieben Uhr an einigen Stellen brummende Autoansammlungen, diesmal mit Leuten drin – das sind Eltern, die ihre Kinder (Middle Schooler – i.d.R. 11-14 Jahre) tatsächlich die 50 Meter vom Haus zum bus stop fahren, wo sie dann mit laufendem Motor einige Minuten auf den Schulbus warten! Und ich muss durch den Qualm laufen. Auch vor den Shoppingmalls sieht man öfter diese Autos mit Eigenleben. Unglaublich …

View Post

Schneeflocken statt Sterne

Im Vergleich zu Deutschland „vermisse“ ich allerdings Sterne und Engel. Habe bisher noch kaum goldene Sterne in der Stadt gesehen – das amerikanische Pendant scheint hier vielmehr die weiße Schneeflocke zu sein, die in allen Größen und in diversen Variationen daherkommt. Paul (3) stanzt jedenfalls im Moment ganz fleißig sogenannte „arctic snowflakes“ mit seiner Martha-Stewart Crafts Punch aus. Martha Stewart ist bekannt als „Beste Hausfrau Amerikas“ – eine sehr erfolgreiche amerikanische Fernsehmoderatorin, Fernsehköchin, Unternehmerin und Autorin. Sie ist bekannt wie ein bunter Hund auf Gebieten wie Kochen, Hauswirtschaft, Gartenarbeit, Etikette und Basteln sowie handwerklichen Tätigkeiten. Sie kann einfach ALLES. Paul arbeitet also mit einer der von ihr vertriebenen Sternstanzen. Was Engel angeht, so kommen sie einem eher in Lebensgröße, in kurzen Röcken und mit blonden Locken auf dem Bürgersteig entgegen (ja, die Amis verkleiden sich eben gern) – ist mal was anderes als unsere deutschen frommen Deko-Engelchen.

Vorweihnachts-Highlights

Schon seit Anfang Dezember werden überall Weihnachtsbäume zum Verkauf angeboten und tatsächlich auch gekauft. Der Transport nach Hause erfolgt auf dem Autodach. Ich freue mich immer, wenn ich ein Auto mit Weihnachtsbaum obendrauf an uns vorbeifahren sehe – die Kinder hingegen jauchzen, wenn sie ein „Rudoph-Auto“ entdecken: die dicke, rote Ponpon-Nase steckt vorne am Kühler und das Rentiergeweih ist seitlich an den Scheiben befestigt. Es ist übrigens üblich, die Weihnachtsbäume schon früh in voller Montur im Haus aufzustellen, und so sieht man sie in vielen Häusern schon im Dezember festlich erleuchtet im Wohnzimmer stehen.

Turkey Trot

Das heißt übersetzt „Truthahn Traberei“ und bedeutet ein bisschen Bewegung vor dem Festmahl! Um im Bauch Platz für den Truthahn zu bekommen, laufe ich morgens an Thanksgiving noch einen 5-km-Lauf mit. Beeindruckend ist mal wieder die Anstelldisziplin der Leute vor den Dixie-Klos (zwei 50 Meter lange Schlangen – hier schlägt sich wirklich niemand in die Büsche).   Vom 5-Kilometer-St.Patties-Lauf im März bin ich „vorgewarnt“: Unterwegs wird die zurückgelegte Distanz in Meilen und nicht etwa in Kilometern angegeben. Heißt: Beim 3-Meilen-Schild kann man in den Endspurt starten, denn dann hat man es fast geschafft (5 km = 3,1 Meilen).

Sand und Stress

Ole macht sich weiterhin gut. Sein Englisch wird immer besser und er fasst jeden Tag mehr Vertrauen in seine Umgebung. Die Routine hilft ihm sehr. Es gibt sogar endlich Sand auf dem Spielplatz in seiner preschool. Das hat zwar gar nichts mit einem deutschen Sandkastenerlebnis zu tun, aber immerhin bemühen sie sich. Eine Lehrerin ist jetzt immer abgeordnet, um bei den Sandschalen für Ordnung zu sorgen (viele Kids, wenig Sand = Stress). Unglaublich, wieviel Aufruhr zwei Eimer Sand in einem amerikanischen Kindergarten auslösen können. Am wirklich deutschen Sandkasten in unserem eigenen Garten (wo unsere vier Jungs mindestens zwei Stunden brauchen werden, um ihn ein Mal umzugraben) arbeiten wir weiter (schwierig, schwierig, jemanden zu finden, der uns eine große Ladung Sand in den Garten kippt).

Ungewöhnlicher Schilderwald

Ich habe wieder soooo viele Schilder entdeckt … Aber versprochen, es ist das letzte Mal, dass ich mich darüber auslasse … Ich finde nur immer wieder neue auffällige Exemplare, die sich doch von den deutschen Pendants deutlich unterscheiden. Klare Ansage der Konsequenzen:   Bei vielen Schildern bekommt man direkt klipp und klar gesagt, was einem blüht, wenn man sich nicht dran hält. Ist doch gar nicht schlecht und bestimmt effektiver als die deutschen Pendants, oder? Aber auf der anderen Seite muss man sich hier durch mehr Informationen wühlen, um nicht die Hauptaussage zu verpassen. Was ist wohl effektiver?   Einfach reicht oft nicht – es wird verstärkt mit „unexceptionably“, „absolutely“ oder auch durch die Wiederholung bzw. Darstellung einer Regel auf diverse Arten. Das ist beim Autofahren manchmal ganz schön verwirrend, weil die Straßenränder oft gepflastert sind von Schildern, die eigentlich überflüssig sind (in meinen Augen). Die Krönung habe ich bei uns in Madison (Nachbarort) gefunden: Linksabbiegeverbot: direkt sechs Mal als Bild und noch drei Mal „No left turn“ (die Leute biegen dort übrigens immer noch links ab).