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Halloween

Am 31. Oktober, am Abend vor Allerheiligen, wird hier groß Halloween gefeiert. Es hat seinen Ursprung in alten keltischen Bräuchen und katholischen bzw. römisch-religiösen Ritualen. Über die Zeit hat es sich von seiner religiösen Bedeutung gelöst und ist eher zu einem weltlichen Fest für die Kids geworden. Zur Einstimmung werden diesen Monat viele Vorgärten in Friedhöfe verwandelt, Gespenster wehen in den Bäumen, aber es gibt auch quietschbunte aufblasbare Riesenkürbisse, die vor allem die Kids erfreuen.   Schon gewusst? Woher kommt Halloween (All Hallows` Eve = der Abend vor All Saints’ Day)?

Trick-or-Treat-Walk

Nach der Schule fallen unsere Kids dann in ein Stimmungsloch. „Wie, das war’s jetzt? Machen wir keine Party?“ „Halloween ist blöd.“ Ich packe die vier kurz entschlossen ins Auto und fahre nach Morristown rein, wo von 3 bis 5 p.m. ein „Trick-or-Treat-Walk“ auf einer der Hauptstraßen stattfindet – von Geschäft zu Geschäft Süßigkeiten einsammeln. Wir stürzen uns also ins absolute Getümmel, weil wirklich alle Familien mit Kindern in dieser Zeit auf dieser einen Straße laufen. Aber es wird besser als gedacht: Wir sind zwar viel zu spät dran, aber in dieser letzten halben Stunde sammeln die Kinder bei den Geschäften noch recht viele Süßigkeiten in ihre Plastik-Kürbiseimer ein und sind wieder zufrieden. Puh! Die Stimmung ist trotz extremen Gewusels sehr nett und friedlich, immer wieder hört man Kinderstimmen nach unseren Kindern rufen: [haɪ] [θɪəʊ], [haɪ] [tɪm], [haɪ] [əʊl], [haɪ] [pɔːl] Wir sind tatsächlich nicht mehr ganz unbekannt hier 🙂 .   Gleiches Recht für alle: Wir sehen ganz viele als Kürbis verkleidete Hunde, aber auch Marienkäfer sind dabei. Oder wie wäre es mit Hot Dog – oft im Partnerlook mit Herrchen und Frauchen. Bei uns in Morristown gibt es sogar einen Wettbewerb mit verschiedenen Gewinnkategorien: furchterregendster Hund, süßester Hund, best match: owner – dog. Als wir wieder zu Hause ankommen, schicke ich die Kids sofort los zu den Nachbarhäusern – lieber alles in einem Aufwasch (meine Philosophie). Aber das geht nach hinten los: „Oh, you are too early. Halloween is on Sunday.“ Stimmt, es war erst der 29. Oktober. Nach zwei Versuchen geben wir auf und vertagen die Aktion auf Sonntag.

30. Oktober – die Nacht vor Halloween

Warnanruf von einer sehr netten Nachbarin: Wir sollten doch diese Nacht unser Haus hell erleuchtet lassen, um die Jugendlichen zu vertreiben, die sich oft mit rohen Eiern und Toilettenpapier an Häusern und Bäumen zu schaffen machen. Alles klar, machen wir – und abends ist unsere gesamte Carton Road wie ein Christbaum beleuchtet.

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31. Oktober – endlich Halloween!

Der Trick mit dem Licht hat funktioniert – es ist nichts passiert. Am späten Nachmittag geht’s dann endlich los: „Let’s go trick or treating.“ Man sieht überall die Kids, die verkleidet in Gruppen von Haus zu Haus ziehen, kurz klingeln und dann die Süßigkeiten einpacken. Die allermeisten Nachbarsfamilien sind tatsächlich zu Hause, und wer nicht da ist, hat die Schokolade in Eimern vor die Tür gestellt mit kurzer Anweisung, wie viele Teile sich jedes Kind nehmen darf. Unsere Kids sind über zwei Stunden unterwegs und werfen anschließend alle Süßigkeiten zusammen. Am Ende sitzen alle super glücklich vor ihrer Ausbeute. Halloween ist also doch schön!   Wir haben unser erstes Halloween geschafft und es war besser als erwartet. Das hat sich gelohnt. Halloween ist im Gegensatz zu St. Martin ein besseres „Geschäft“: mehr Ausbeute in kürzerer Zeit und das Ganze auch noch ohne Singen! Am nächsten Tag ist dann auch schon wieder alles vorbei und es ist „business as usual“.

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Bus-Aufruhr

Aufruhr in der Nachbarschaft um den bus stop: Vorweg: Unsere Nachbarsfamilien sind alle sehr nett und wir kommen gut mit ihnen klar soweit. Aber sie ticken eben manchmal doch anders als wir: Der neue Schulbusfahrer ist ein etwas komischer Kauz und beharrte darauf, nicht dort zu halten, wo wir mit den anderen Leuten gemeinsam warteten, sondern etwa 50 m die Straße hoch, in Richtung unseres Hauses. So stand das angeblich in seiner Anweisung, und viele Amerikaner/innen sind ja sehr law-abiding. Daraufhin brach ein Entrüstungssturm unter unseren Nachbarsfamilien aus, denn alle wohnen am anderen Ende der Straße und mussten diese Entfernung jetzt noch zusätzlich gehen (es geht um ca. eine Minute zu Fuß, ca. 50 Meter!). Sie schrieben mehrfach Briefe an das Transport-Unternehmen, wir wurden telefonisch befragt, ob wir etwas dagegen hätten, wenn der bus stop wieder zurückverlegt würde, und dann, nach fast vier Wochen Hin und Her überbrachte einer unserer Nachbarn eines Morgens strahlend die Nachricht: „Tomorrow is the big day“ – der Bus hielt jetzt wieder an der alten Stelle. Jetzt hat alles wieder seine Ordnung und alle sind zufrieden – ich übrigens auch, denn ich bin froh, wenn unsere Kids morgens genau diese 50 Meter mehr laufen dürfen. Ich will, dass sie später nie auf die Idee kommen, das zu machen, was unsere Nachbarin Deborah (zwei Häuser neben uns) gemacht hat – sie ist mit dem Auto zu unserer Einweihungsparty im Februar gekommen!

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„Kunterbuntes“ Multi-Kulti Morristown

Von „bunt“ gemischten Schulklassen und vom Bild der amerikanischen Gesellschaft als Schmelztiegel und Salatschüssel. Von Amerikaner/innen, die auch Deutsch sprechen – und außerdem Französisch, Spanisch und Vietnamesisch. Von der beeindruckenden Tatsache, dass es in Morristown 35 Kirchen für 19.000 Einwohner/innen gibt. Und wo die amerikanische Flagge überall präsent ist.   Als ein absolutes Highlight erlebe ich die „bunte“ Mischung von Menschen, die hier zusammenleben und gemeinsam die amerikanische Gesellschaft bilden – jedenfalls bei uns in Morristown. Deutsch, Amerikanisch, Russisch, Finnisch und mehr Theo (8) geht zu einer öffentlichen Grundschule hier in Morristown. Mit einigen Klassenkameraden ist er näher befreundet: Eric ist halb Deutscher, halb Amerikaner. Theo und Eric kommen gut miteinander aus. Sein Freund Samuel ist aus Russland adoptiert, lebt jetzt in einer jüdischen Familie und feiert eben kein Weihnachten, sondern Hanukkah. Rachel ist ebenfalls Jüdin und geht jeden Sonntag in die „Hebrew School“. Ansonsten kennt Theo noch vom letzten Schuljahr Mikka, einen Finnen, und Max, einen deutschen Jungen. Das sind seine beiden besten Freunde hier. Dazu kommen noch einige Kinder mit hispanischen Eltern und einige junge Afro-Amerikaner/innen. Das Klassenfoto, das Theo dieses Schuljahr mit nach Hause gebracht hat, ist daher richtig „bunt“.   Vom Schmelztiegel zur Salatschüssel Wie ihr wisst, sind die USA ein Einwanderungsland und die Gesellschaft besteht aus Leuten ganz verschiedener Herkunft, Religion, Hautfarbe, Sprache und kultureller Tradition. Etwa 61 Prozent der Bevölkerung sind im Moment weiß, 18 Prozent lateinamerikanisch, 13 Prozent afroamerikanisch, 6 Prozent asiatisch und 1 Prozent indigen (also Native Americans oder Native People). Viele von ihnen können einem ganz genau Auskunft geben, wann und woher Vater und Mutter, Großtante oder Urgroßvater nach Amerika gekommen sind. Eine meiner Schülerinnen an der deutschen Schule erzählte mir, dass einer ihrer Vorfahren im Jahr 1776 die Declaration of Independence mitunterschrieben habe. Wer weiß – vielleicht stimmt das sogar…. Aus meinem Englisch-Oberstufenunterricht kenne ich nur allzu gut die beiden Metaphern, die für die amerikanische Bevölkerung benutzt wurden bzw. werden. Früher wurde das Bild des Schmelztiegels (melting pot) benutzt, der die Idee veranschaulichte, dass es zu einer Assimilierung und Integration von Einwander/innen in die Kultur des Landes kommt und dass …

Sommer im Herbst

Wir haben die Wochen in Deuschland sehr genossen und sie waren wichtig, weil sie uns eine erholsame Auszeit verschafft haben. Aber ich muss auch sagen, dass es wieder unheimlich inspirierend ist, hier zu sein und diese unglaubliche Vielfalt zu erleben, die es eben in dieser Form in Deutschland nicht gibt. Während ihr wahrscheinlich gerade die ersten Lebkuchen und Spekulatius in den Geschäften entdeckt, ist es bei uns noch richtig sommerlich warm – von Weihnachtsplätzchen keine Spur. Dafür gibt’s hier überall Kürbisse – in beeindruckenden Übergrößen und im Übermaß. Wir packen also erstmal unsere mitgebrachten Herbstsachen nach hinten in den Kleiderschrank und holen die T-Shirts und Sandalen wieder raus. Es ist aber deutlich früher dunkel (so gegen 19 Uhr), in den ersten Herbststürmen fallen die Blätter von den Bäumen und man kann den Eichhörnchen und Streifenhörnchen zusehen, wie sie sich über die Eicheln hermachen und diese auch in ihre Verstecke bringen – eben wie in Deutschland.   Der Rest aber fühlt sich eher wie Sommer bzw. eine ziemlich verrückte Mischung an. Zu Beginn sind die Nächte noch über 25 Grad warm und wenn man rauskommt (in Erwartung von Kühle), läuft man gegen eine Wand aus feuchter Luft und Grillengezirpe. Ähnlich geht es einem beim Verlassen der Geschäfte, wo zumindest ich immer wieder platt bin, dass es draußen immer noch wärmer ist als drinnen. Ein Laden in Madison meinte wohl, etwas für’s Herbstgefühl tun zu müssen und lockt mit Christmas Card Sale, während die Leute in ihren Flip-Flops vorbeimarschieren. Und während die Flaggendichte wieder abnimmt, bekommt man dafür überall Angebote für Grippeschutzimpfungen („flu shots“) präsentiert.

Neu geteert

Übrigens haben sie hier in den letzten acht Wochen etliche Straßenzüge komplett neu geteert, so dass viele Schlaglöcher weg sind. Ob die das jedes Jahr so machen, weiß ich nicht – abwarten. Auch bei uns stand letzte Woche ein Mann mit seinem Teerwagen vor der Tür, der uns für 350 Dollar die Einfahrt ausbessern wollte – schon mit Blick auf den nächsten Winter. Wir haben dankend abgelehnt.

Los geht’s: Es ist soweit – It´s spring clean time!

Ganz Morristown macht jetzt großen Frühjahrsputz – überall wird frischer Rasen gesät und sorgfältig mit Stroh abgedeckt, die letzten Laubreste vom Vorjahr verschwinden und Freiwillige sammeln fleißig Müll in Stadt und Umgebung. Hut ab – alles ist jetzt „spring-cleaned“ und überall spürt man Aufbruchsstimmung. Auf den großen Sportplätzen sieht man immer mehr Leute, die Sport machen, die Grillsaison ist eröffnet und neben Mückenschutz-Kerzen gibt es jetzt an jeder Ecke die „Stars and Stripes“ (US-Flagge) zu kaufen. Und während Morristown in neuem Glanz erstrahlt, gibt es ganz woanders im Moment richtig dicke Luft: Der Vulkan Ejafjallajökull auf Island spukt im Moment so viel Vulkanasche, dass der Flugverkehr in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas diesen Monat zeitweise eingestellt ist – Marcs Kolleginnen und Kollegen können daher nicht zum Meeting nach Morristown fliegen. Das Wall Street Journal titelt: „Volcanic cloud keeps fliers grounded – turning airports into hostels”.

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Specht gegen Rasenmäher

Bei uns im Garten hämmert der Specht jeden Vormittag unbeeindruckt gegen die Armada von motorisierten Gartengeräten an, die die Grundstücke der Nachbarschaft wieder auf Vordermann bringt. Auch in unserem Vorgarten stand eines Samstags plötzlich eine Horde Männer, die fleißig Herbizide und Pestizide versprühte – damit sind die hier nicht zimperlich. Ich konnte gerade noch Schlimmeres im Garten hinter unserem Haus (backyard – verrückt „front yard“ schreibt man getrennt, „backyard“ tatsächlich zusammen) verhindern.