Es geht los: Kinderarzt, preschool, Schule …

Wir beginnen mit dem Kinderarzttermin für den vorgeschriebenen annual check bei allen Jungs. Vorher setzt kein Kind hier einen Fuß in die (pre)school-Tür. Kurz ein bisschen quatschen, einmal abhören, Impfungen kontrollieren – und schwupps, sind wir 700 Dollar los! Aber dafür kann’s jetzt auch direkt morgen losgehen mit Schule und preschool. Marc und ich sind froh, dass endlich der Alltag anfängt, denn vier Kinder von morgens bis abends zuhause schlauchen einen doch ganz schön. Neben all den anderen Dingen, die jetzt in den ersten Wochen zu organisieren sind …

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… und zur Feier des ersten Schultags: double chocolate fudge cake

Tim (gerade erst sechs geworden) war in Deutschland noch im Kindergarten – heute hat er seinen allerersten Schultag in Morristown: Er ist super zufrieden mit seiner Delfin-Schultüte und fährt morgens glücklich zur Schule – seit Monaten hat er diesem Tag entgegengefiebert. Wir bringen Theo und Tim noch bis zur Klassentür, müssen uns dann verabschieden und werden sofort aus der Schule geführt: Ein komisches Gefühl – wir kennen noch nicht mal den Ablauf eines normalen Schultages hier. Theo steigt in die zweite Klasse ein, Tim kommt in den sogenannten kindergarten (eine Art Vorschulklasse, in der die Kids schon Buchstaben und Zahlen lernen). Nach sechs Stunden ist der Unterricht um und beide Kids sind happy. Zuhause feiern wir diesen Tag mit double chocolate fudge cake, danach kommen die ersten Hausaufgaben.   Schon gewusst? In Amerika gibt es für Schulanfängerinnen und – anfänger keine Schultüten. Schon gewusst? Was bedeutet eigentlich “Expat“?

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Keine Schultüten zum Schulanfang

Für Schulanfängerinnen und – anfänger in Amerika gibt es keine Schultüten: Ihre Eltern bringen sie am ersten Schultag morgens zum bus stop, dann fahren sie allein zur Schule, Feierabend! So erzählte es mir jedenfalls eine deutsche Expatmutter, die schon seit vielen Jahren hier wohnt und mehrere Einschulungen miterlebt hat. Aber Tims erster Schultag ohne Schultüte kam für uns nicht in Frage – seine große Schultüte haben wir importiert und er freute sich riesig!

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Expat

Expatriate (englisch =expatriate, lateinisch ex ‚aus‘, ‚heraus‘ und patria ‚Vaterland‘), kurz Expat, nennt man in der Wirtschaft eine Fachkraft, die von dem international tätigen Unternehmen, bei dem sie beschäftigt ist, vorübergehend – meist für ein bis drei Jahre – an eine ausländische Zweigstelle entsandt wird. Meist zieht die Familie mit. Über die neuen Medien kann man mittlerweile sehr schnell Kontakt zu den anderen Expats (Expatgemeinde) in der Region bekommen und hat somit direkt ein großes soziales Netz.

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„Teddy and me“ – die preschool

Für Ole (4) geht es los mit der preschool „Teddy and me“ – mit mir im Schlepptau, denn er versteht ja kein einziges Wort Englisch bis jetzt. Der Name ist reiner Euphemismus: Hier geht es nicht ums Spielen, sondern es herrschen Zucht und Ordnung. Seine Lehrerin Miss Sandy konnte sich am ersten Tag kaum ein Lächeln abringen und es gibt eine strikte Einteilung des Vier-Stunden-Tages in halbstündige Intervalle (puzzles, free play, toilet, snack, work in progress…). Die Lehrerin gibt kurz an, was ansteht – „now puzzles, please“ – die Kids folgen ohne zu murren, unheimlich diszipliniert! Beim work in progress kommt der preschool-Charakter dann richtig raus: Die Kinder buchstabieren ihre Vor- und Nachnamen, nennen Farbbezeichnungen (nicht „green“, nein „limegreen“!, usw.), sie benennen Formen, die ich noch nicht mal im Deutschen kenne (was ist bitte der deutsche Begriff für ein „curvilinear triangle“? :-)). Das Spielzeug ist eher ramschig, keine Spur von schönen dicken Bauklötzen. Beim gemeinsamen Aufräumen am Ende singen alle aus einer Kehle: „Clean up, clean up, everybody, everywhere. Clean up, clean up, everybody do your share.“   Drill statt Spiel Mein Eindruck im Moment: Hier in den USA hört die „unbeschwerte Kindheit“ mit vier Jahren auf, ab dann wird es ernst. Die Kleinen werden echt gedrillt! Und wehe, einer rutscht auf seinem Popo hin und her! Dann gibt es eine kurze, scharfe Ermahnung und Ende. Körperkontakt zwischen Erzieherin und Kindern habe ich bisher kein einziges Mal gesehen. Und was mich besonders stört: Es gibt niemals eine freundliche Ansprache, sondern es herrscht die ganze Zeit eher ein Kasernenton – das finde ich am schlimmsten. Ich habe beschlossen, mir in den nächsten Tagen noch andere preschools anzusehen. Ole lässt sich von all dem nicht beeindrucken, er geht morgen den dritten Tag hin (dann alleine) und ist bis jetzt zufrieden. Die „Kaserne“ kostet übrigens über 800 Dollar im Monat! Im Vergleich dazu war unser Kindergarten in Deutschland fast geschenkt …

Wir finden uns ein – und alle ein bisschen anders

Überraschung: Theo (7), der am traurigsten war, dass wir weggegangen sind, hat bisher die wenigsten Anpassungsprobleme. Er geht ohne Mucksen in die Schule, versucht „Star Wars“ auf Englisch zu lesen (keinen Schimmer, wie) und kommt mit seinem „Schulenglisch“ (aus den anderthalb Jahren der Grundschule) wohl soweit gut zurecht, fährt gerne mit dem Schulbus, telefoniert mit seinen deutschen Freunden und wirkt ausgeglichen.   Tim (6) dagegen kämpft mit der Umstellung: Jeden Morgen gibt es viele dicke Tränen vor der Schule und wir bekommen ihn überhaupt nur aus dem Haus, wenn Marc die beiden Jungs mit dem Auto fährt. Der Schultag ist lang (von 8.50 a.m. – 3.10 p.m.), Tim versteht kaum ein Wort, steigt direkt mit dem Buchstaben „V“ ein (seine Mitschüler/innen lernen ja schon seit September Buchstaben, viele können sogar schon lesen), ist nachmittags ziemlich platt und hat dann auch noch die Hausaufgaben vor der Brust (total verrückt) … Da bleibt kaum Zeit zum Spielen. Aber ein bisschen Fun ist auch dabei: Tim macht mit beim „Dental Health Month February“ und hat heute den „Groundhog Day“ gefeiert – hier in der Schule finden eine Menge Sonderaktionen statt. Ole (4) ist erleichtert, dass es hier keine freilaufenden Krokodile gibt – das war ja seine größte Sorge. Er realisiert jetzt langsam, dass „in Amerika sein“ etwas anderes ist als „in Deutschland zuhause sein“, er sagt artig „bye-bye“, wenn ich ihn um 1.30 p.m. abhole und wundert sich beim Autofahren immer: „Warum sind hier so viele Fahnen?“ Das frage ich mich allerdings auch: Was würden die Amis wohl machen, wenn es diese US-Flagge nicht gäbe? Auf dem Weg zur Schule (zehn Minuten) sind es über 100 (!), die an Privathäusern und Geschäften hängen – wir haben mehrfach gezählt. Paul (2) lässt das alles kalt. Er hat noch keinen Platz in der preschool und die englische Sprache stört ihn auch nicht. Sein neues Hobby: Schulbusse entdecken – zwischen 7 und 9 Uhr morgens und nachmittags zwischen 14 und 16 Uhr kommen sie alle aus ihren Löchern, wie es scheint.

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Marc arbeitet wie immer viel

Jetzt gibt es zwar keine nächtlichen Telefonkonferenzen mehr (wie in den letzten Monaten), dafür aber den frühmorgendlichen Check der E-Mails aus Europa, die ja schon seit Stunden auf ihn warten. Er stellt gerade das Büro auf die Beine (nur fünf Minuten von Zuhause weg zum Glück!) und kümmert sich um Autos für uns. Er ist also ständig auf Achse und unter Strom.

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Und ich?

Für mich hat sich nicht so viel geändert. Das Einkaufen macht Spaß (tolles Angebot, aber manchmal einfach zu viel) und ich bereite jetzt jeden Abend Snacks und Lunchpakete vor (ein schrecklicher Zeitfresser). Bin schon im Fitnessclub (gym) angemeldet, habe aber bisher noch kein einziges Schweißtröpfchen bei den anderen entdeckt. Der Grund: Schockfrosten durch Ventilatoren und Klimaanlage ist angesagt – haben die nicht gemerkt, dass draußen Winter ist?!?), ich gehe laufen (ist auch eiskalt, aber okay, wie gesagt: Winter :-)). Und vor allem versuche ich, alle Aktionen der Schule in den Griff zu bekommen: 100 days of school, groundhog day, a coin for a cause, cookie walk, bake sale, Valentines Day … Also bisher habe ich noch nicht so richtig den Durchblick, aber auf jeden Fall ist es ziemlich unglaublich, was die hier alles feiern.

Unser Familienprogramm in den nächsten Wochen:

Babysitter und Haushaltshilfe finden (noch hält mir meine Mutter den Rücken frei, aber wenn sie wieder weg ist, ist das alles allein nur schwer zu schaffen). House warming party mit den Nachbarn: Ich habe einfach in alle 30 umliegenden Briefkästen eine Einladung eingeworfen. Persönlich haben wir bisher keinen kennengelernt, weil die Leute hier einfach nicht zu Fuß unterwegs sind – alles was wir sehen, sind ihre Autos, die aus der Garage rollen, vorbeiziehen und dann beim Zurückkommen wieder in den Garagen verschwinden – komisch … Bessere preschool für Ole suchen. Einen Alltag und eine Routine finden mit Ganztagsschule, Hausaufgaben, durcheinandergeratenen Essenszeiten (wann essen wir denn jetzt die warme Mahlzeit?), ohne Aupair (wir dürfen ja keins haben – als Gastfamilie muss man entweder ein „US citizen“ – also US-Staatsbürger – sein, oder aber ein „permanent resident“ sein. Wir sind nur „legal aliens“) und ohne unsere Freunde und Familie.   Schon gewusst? Was bedeutet eigentlich „alien“, „legal alien“ und „permanent resident“?

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Von Alien bis Permanent Resident

Wer ist ein alien in den USA? Menschen, die keine US-Bürger/innen sind (siehe „Alien and Sedition Acts“, von 1798). Wer ist ein legal alien? Menschen, die keine US-Bürger/innen, aber legal im Land sind, dazu gehören u.a. Tourist/innen, permanent residents, Studierende mit Studentenvisum und z.B. Expats, die eine befristete Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung haben. Wer ist ein permanent resident? Menschen, die keine US-Bürger/innen sind, aber eine dauerhafte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis haben (umgangssprachlich auch Green Card).