Was gibt es Neues in Sachen „Umzug“? Also, zumindest das Datum steht fest: Donnerstag, 29. Juni. Fühlt sich etwas verrückt an, dass man es jetzt fest in den Kalender eintragen kann. Komisch. Wir haben auch bereits ein Unternehmen beauftragt, das unsere Sachen einpackt und in einem riesigen Container über den großen Teich bringt. Die Kinder sind schon ganz nervös, dass der Container ins Wasser fallen könnte (soll ja tatsächlich schon vorgekommen sein). Sie haben spontan damit begonnen, die ersten großen Teile ihrer Legoschätze in einige Umzugskartons zu packen (ohne, dass ich sie dazu angehalten hätte) – allen voran Ole, der sich so sehr auf Deutschland freut. Ich mache mir keine Illusion, dass die nächsten drei Monate wie im Flug vergehen werden und versuche tief durchzuatmen. Vor kurzem fragte mich eine amerikanische Mutter beim Pick-up, was ich am meisten vermissen werde, wenn wir wieder in Deutschland sind. Klarer Fall: die Leute hier (also die, die mit zu unserem Leben gehören). Zur Wahl standen auch das Wetter, die gute Eiscreme, die netten Leute auf der Straße, die positive Einstellung der Amerikaner/innen. Keine Frage, auch das werde ich bestimmt vermissen. Von daher habe ich meine Pläne wieder über den Haufen geworfen, noch so viel Sightseeing reinzuquetschen wie möglich, sondern möchte eher eine schöne Zeit mit unseren Freunden verbringen. Für die Kids soll es einige letzte Playdates mit ihren Freunden geben. Und das Ganze kann man ja auch bequem mit Eisessen verbinden. New York wird schon nicht weglaufen und ist in ein paar Jahren auch noch da. Aber vorher fahren wir erst einmal eine Woche in Urlaub nach Florida – Anfang April sind schließlich „Frühlingsferien“ in der Schule. Also erneut Sonne, Sand und Wasser genießen … P.S.: Wir hatten diesen Monat übrigens geheimnisvollen Besuch hier in Morristown – einige Teile der Stadt wurden am frühen Nachmittag für mehrere Stunden komplett gesperrt und wir mussten die Kinder eher von der preschool abholen. Auf dem Infozettel war von einem „important politician“ die Rede. Es war wohl der Vizepräsident, wie man munkelt (um unseren Gouverneur Chris Christie macht jedenfalls niemand so viel Aufhebens).
Von verschiedenen „Days“, dem deutschen Sprachdiplom auf der Nordhalbkugel und dem Super Sunday. Wie nicht nebeneinanderliegende Kabinen über unsere Rückreise nach Deutschland entscheiden, warum man Eli Mannings kennen sollte und wo 45 Millionen pounds Kartoffelchips vertilgt werden. Und wieso unser Auto in San Francisco fast umkippt. Der Februar war ein Sammelsurium von diversen kleinen und großen Highlights, schon fast frühlingshaften Temperaturen (immerhin plus 16 Grad!) und einem täglichen Freudenschrei von mir: Immer noch kein Schnee! Mich verschlägt es als Prüferin an eine vollwertige deutsche Schule mitten in Amerika und wir machen für eine Woche einen Familientrip nach Kalifornien. Und am Ende gibt es eine Neuigkeit in Bezug auf Ole (6), die wir erst mal verdauen müssen.
Springtime-News!
Die Zeichen stehen auf Frühling: Draußen spielen die ersten Kids jetzt wieder im T-Shirt Basketball, die Sportangebote für die „Spring Season“ wie Soccer, Tee-Ball, Basketball, Baseball und Softball starten und mir läuft sogar schon das erste Streifenhörnchen über den Weg. Ein Fest jagt jetzt das nächste. Am 2. Februar ist wieder einmal Groundhog Day –glaubt man der Legende nach dem Murmeltier, gibt es weitere sechs Wochen Winter, wenn es an diesem Tag besonders kalt ist. Ansonsten kommt der Frühling. Und dann, am 5. Februar findet wieder DAS Sportereignis der USA statt: der Super Bowl XLVI! An diesem Tag werden angeblich 100 Millionen Hähnchenflügel auf den „Super Bowl Partys“ in den USA verspeist! Würde man sie alle aneinanderreihen, reichten sie mehr als zweimal um den Äquator – enjoy!
Valentine’s Day
Am 14. Februar ist natürlich Valentine’s Day. Bei Theo (9) gibt’s an diesem Tag süße „smencils“ (Duftstifte mit Kaugummi-, Zimt-, tropischer Brise-, Trauben-, Zuckerwatten-, Wassermelonen-, Orangen-, Very Berry- oder Root Beer-Geschmack) und „scented bookmarks“ (duftende Buchzeichen in sieben Duftrichtungen) und bei Tim (8) rote Früchte und „frozen yogurts“ (gefrorener Joghurt – der Hit hier überhaupt). Als einige Kinder in Tims Klasse doch schon die Lutscher auspacken, die eigentlich für zuhause waren, mahnt die Lehrerin sie, diese ganz schnell aufzuessen, bevor die nurse der Schule das entdecken würde – also schnell zerbeißen, kauen und schlucken … 🙂 . In den Geschäften verschwinden die Herz-Dekos nach dem Valentinstag sofort, um Platz für Osterhasen und die grünen Kleeblätter für den St. Patrick’s Day zu machen – außerdem taucht wieder überall das „k“ für koscheres Essen auf.
School stuff
Ole feiert seinen „100th Days of School“-Tag, ein großes Fest für alle „kindergarteners“. Es gibt Papp-Hüte, Ketten, Armbänder und eine Parade durch die preschool mit seinem selbstgemachten „100-board“ – einem selbstgebastelten Poster/Bild, auf dem hundert Dinge befestigt sind, die das Kind sich selber aussuchen darf. Er ist mächtig stolz und genießt diesen Tag sehr. Außerdem gibt es wie jedes Jahr in unserer Deutschen Schule (German School of Morris Country) für die jüngeren Schüler/innen eine Karnevalsparty – mit Kostümen, deutscher Karnevalsmusik und Funkenmariechen-Parade mit großem Finale. Alle landen im Spagat, selbst unsere Schulleiterin macht mit – die Kids sind beeindruckt und klatschen begeistert. Und dann ist für viele wieder Reisezeit – denn am 20. Februar feiern wir Presidents’ Day und da macht die preschool direkt eine ganze Woche zu. Alle kindergartener der Montessori-preschool haben zu einem selbst ausgewählten Präsidenten ein kleines Portrait geschrieben. Sie stellen ihre Werke in einer Bank aus. Ole hat sich Abraham Lincoln ausgesucht. Am Ende des Monats gibt es sogar noch einen Tag gratis, den „Freaky February Day“. Der Grund: Wir haben ein leap year (Schaltjahr).
Unser Sorgenkind
Ole ist im Moment körperlich sehr unruhig, reagiert in der preschool schnell überschäumend und wir sind alle ziemlich ‚wundgefahren’. Wenn das Telefon vormittags klingelt, halte ich immer die Luft an, ob schon wieder etwas passiert ist und wir ihn abholen müssen. Wir zählen die Tage rückwärts bis zum Urlaub in Kalifornien – dann hat er erst mal Pause.
Zeugnisse für Theo und Tim
Tim und Theo bekommen ihre Zeugnisse – soweit alles okay. Tim hat die Aussicht, am Ende des Schuljahres auf „grade level“ zu sein, also nicht mehr hinterherzuhinken – fast schon blöd, dass wir dann unsere Sachen packen müssen … Theo schreibt in seinem Zeugnisbegleitbrief an uns: „Dear Marc and Britta, 4th grade is cool … Writing really can challenge me to wake up after snack … Math really wakes me up and works my brain …“ Aaha, also Schreiben ist eine Herausforderung nach der Snackzeit und Mathe macht ihn wach. 🙂 Theo bekommt einen Rüffel wegen schlechter Ergebnisse bei den Lernwörtern in letzter Zeit – er hat im Moment nur noch Harry Potter im Kopf. Er liest die sieben Bände nun schon zum dritten Mal (O-Ton: „Ich will einfach jedes Detail verstehen!“). Tim weiß gar nicht, wie ihm geschieht, denn er hat seinen lebenslangen Spielpartner mit einem Mal an den Zauberlehrling verloren. Er schreibt mir einen Brief, dass er mir Geld gibt, wenn ich sie den Film gucken lasse: „Dear Mom, can you let us watch Harry Potter and I pay for it.“ Sein Lesen macht zwar große Fortschritte und reicht für Dr. Seuss, aber für Harry Potter noch lange nicht. Und dann bleibt ihm auch noch ein Stück Staudensellerie im Hals hängen, so dass wir zum Arzt müssen! GOTT SEI DANK ist Marc da – bei „Atemnot-Aktionen“ versage ich komplett. Da falle ich noch schneller in Ohnmacht als bei blutigen Notfällen …
Eine Deutsche Schule mitten in „Upstate New York“
Meine Schulkinder an der Deutschen Schule in Morristown haben Prüfungen – diesmal hochoffiziell: Sie machen das sogenannte „Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz“, das aus einer mündlichen Prüfung und einem schriftlichen Teil besteht. Die Prüfungen werden zentral von Deutschland aus organisiert, aber von den Deutschen Schulen auf der ganzen Welt durchgeführt. Für die gesamte Nordhalbkugel gibt es da tatsächlich nur genau einen Termin für das Schriftliche – das Gleiche gilt für die Südhalbkugel. Als Fachlehrerin nehme ich die mündlichen Prüfungen ab – meine Schüler/innen machen allerdings erst das sogenannte „kleine“ Sprachdiplom. Ort der Prüfung ist die Deutsche Schule in White Plains, an der man tatsächlich sein deutsches Abitur ablegen kann. Sie liegt 30 Minuten nördlich von NYC und unterrichtet Kinder vom kindergarten bis zur Oberstufe. Als höchsten Abschluss gibt es direkt zwei Abschlüsse: das NY State High School Diploma und das internationale deutsche Abitur. White Plains liegt eine Stunde nordöstlich von Morristown in „Upstate New York“ (also eben nicht der Stadt NY, sondern dem Bundesstaat NY). Kostenpunkt: über 20.000 Dollar pro Schuljahr. Ich will wieder in die Schule! Es ist schon ziemlich verrückt, so mitten in Amerika eine deutsche Enklave zu entdecken. Die Schilder an der Schule sind auf Deutsch, hier stehen klassische Fächer wie „Mathematik“, „Deutsch“, „Spanisch“ usw. auf dem Plan (keine Spur von „language art“ oder „everyday math“) und die Poster in den Gängen sind zweisprachig. Leider sind keine regulären Schulkinder da, weil Samstag ist – das hätte ich gerne mal live miterlebt. Ich bin jedenfalls hin und weg, als ich die Schule von außen sehe. Und als ich dann das Lehrerzimmer mit seinen typischen Aushängen und den ganzen deutschen Schulbüchern betrete, will ich gar nicht mehr weg! Ich fühle mich sofort heimisch. Würde mir hier jemand einen Job anbieten, wäre ich sofort dabei! Die Prüfungen laufen gut – erst je ein Vortrag der Kids zu einem Thema ihrer Wahl, dann Gespräch (ähnlich wie im Abitur). Ich lerne wieder eine Menge von den Kindern: Zum Beispiel viel über Wien, über den Unterschied zwischen Reiterhöfen in Deutschland und Amerika und über das Leben eines sportlichen middleschoolers, der schon in einer …
It’s Super Sunday again!!!
Vor zwei Jahren haben wir ihn glatt verpasst: den Super Bowl! Das ist ungefähr so, als ob man das Fußball-WM-Endspiel in Deutschland verpasst – wir waren also sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Vor einem Jahr habe ich von unserem Gast beim Endspiel einen Crashkurs in den Grundregeln vom American Football bekommen. Dieses Jahr wollen wir ihn alle zusammen feiern. Da uns niemand eingeladen hat (ist wohl eher eine Sache, die man mit alten Collegefreunden feiert), müssen wir uns allein was überlegen. Beim diesjährigen Finale des Super Bowl in der amerikanischen Footballsaison spielen die „New York Giants“ gegen die „New England Patriots“ (Boston). Schon gewusst? Picknick auf dem Parkplatz? Was ist denn „Tailgating“ zu Sport-Events? Zur Einstimmung schon mal selbst eine Runde laufen … Bevor aber das Spiel nachmittags losgeht, hat Marc seinen großen Auftritt – nach fünf Wochen Training mit Pamela läuft er mit mir gemeinsam den „Super Sunday 4 Miler“ mit. Ein kalter, glasklarer Tag, wie immer Volksfeststimmung, viele Hunde, einige Kinder, einmal rund um Morristown und den Golfplatz herum, sehr beschaulich. Einige Anwohner/innen stehen mit Tischen vor ihren Haustüren und reichen uns Wasser, viele feuern uns Läufer/innen an mit „Keep it up!“ Ein Auto fährt bis unters Dach beladen mit Giants-Luftballons an uns vorbei. Auch wer keine Ahnung von Football hat, kommt nicht um den Superstar das Tages herum: Eli MANNING, gesprochen „Ilai Männing“, der begnadete Quarterback der Giants. Wenn ihr euch einen Namen merken wollt, dann diesen! Alternativ ist es „Brady“ – der Quarterback der anderen Mannschaft. Die Namen der beiden Spieler zieren unzählige T-Shirts der Läufer. Marc kämpft sich durch, es geht zwischendurch ganz schön bergauf, und auf den letzten Kilometern liefern wir uns ein spannendes Rennen mit einem Dreikäsehoch-„Manning-Fan“, seiner rothaarigen Mutter, einer etwas untersetzten grünen Ninja-Turtle und drei ziemlich fitten Typen mit ominösen Rucksäcken (nein, keine Bomben, sondern „bricks“ – Wackersteine zum Kraft- und Muskelaufbau, wie sie uns später verraten). Wir schlagen zumindest die Ninja-Turtle und sind im Ziel. Herzlichen Glückwunsch, Marc!!! … dann vor den Fernseher hocken Während wir noch beim Lauf sind, fangen vielerorts schon die „Super Bowl Partys“ …
Tailgating – Picknick auf dem Parkplatz
Tailgating – eine amerikanische Erfindung – sind Partys, die vor oder nach Sportveranstaltungen auf dem Parkplatz stattfinden. Tailgate heißt wörtlich übersetzt “Kofferraum” – beim tailgating ist dieser mit allem gefüllt, was man für eine Feier braucht: Essen, Trinken und natürlich CAMPINGSTÜHLE. Und wie darf man sich das Ganze vorstellen? Also, die Leute fahren auf den Parkplatz und stimmen sich dann mit aufgeklappten Kofferräumen auf das Spiel ein: Es werden ein paar Bälle geworfen, es gibt Musik und natürlich ein richtig amerikanisches Barbecue (Hot Dogs, Hamburger). Es ist also ein soziales Ereignis, bei dem man unter Gleichgesinnten schnell Kontakte knüpfen kann und so richtig in Stimmung fürs Spiel kommt. Tatsächlich ist es sogar erlaubt, Alkohol zu trinken, was ja sonst in der Öffentlichkeit in den USA verboten ist. Diese tailgating parties gibt es übrigens auch im Rahmen von High School- und Collegesport. Aber Vorsicht „Teekesselchen“: Tailgating im Straßenverkehr bedeutet das Drängeln von Autofahrer/innen auf der Straße.