Astronomie auf dem Spielplatz

Amerikanische Bildung für die Kleinsten

Warum hier viele Kinder früher lesen als radfahren können. Und wieso die Kleinen sich mit dem Schreiben auskennen, ehe der erste Milchzahn ausfällt.

 
Unsere Erfahrungen im Bereich „Frühförderung“ (2 bis 5 Jahre)
„Frühförderung“ ist im Moment ja auch unter deutschen Eltern ein großes Thema (Englischunterricht, musikalische, sportliche Förderung) und nicht unumstritten. Aber – um euch direkt zu beruhigen – von amerikanischen Verhältnissen sind wir noch meilenweit entfernt!

Darum also ein kleiner Beitrag zu dem Thema, an dem wir uns in den letzten Monaten immer wieder die Zähne ausgebissen haben: Es geht um die sogenannte „literacy“ – ein Begriff, der über die Alphabetisierung (sprich Lesen und Schreiben können) hinausgeht und u. a. auch die Fähigkeit im Umgang mit Zahlen, Bildern, Computern sowie generell Fertigkeiten des Wissenserwerbs mit einschließt. Vor allem der Bereich des Lesen- und Schreiben-Lernens betrifft uns bei Ole und Paul in der preschool unmittelbar und bei Tim in der 1. Klasse (hier aber eher die Frage nach der Methode, wie man lesen lernt).

Kleine Vorwarnung: Das ist ein „brainwash-Thema“, und ihr werdet vieles nicht glauben können. Ging mir am Anfang auch so – mit in Deutschland erworbenen Denkschemata kommt man hier nicht weit!

 

Die ultra-komprimierte Version vorweg:
Amerikanische Kinder werden anders groß als deutsche Kinder: Viele können hier lesen, bevor sie radfahren können. Sie verständigen sich mit Zeichensprache, bevor sie ihr erstes Wort sprechen und schreiben ihre ersten Sätze, bevor der erste Milchzahn ausfällt.

 

Früh übt sich – sonst sieht es später düster aus
Das Thema Frühförderung wird in den preschools natürlich ganz groß geschrieben, so dass die Kinder sich hier viel früher mit Themen auseinandersetzen (müssen/ dürfen), die bei uns in Deutschland bis zum 1. Schuljahr fest unter Verschluss bleiben. Aber auch außerhalb der preschool begegnet uns das Thema überall im Alltag, z. B. beim Einkaufen und bei der Kinderärztin.

  • „There is a time when a door opens and the future comes in and it’s the first five years. The first five years are forever – Early Education.“ – Slogan der PNC-Bank , der auf breitem Banner im Supermarkt und vor der Bank in Morristown hängt. „So that future generations won’t just grow up … but grow up great.“ Die Bank sponsert ein Förderprogramm in „science, math, the arts and financial education“ für Vorschulkinder, die aus „bildungsfernen“ und finanzschwachen Familien kommen.
  • „Give your child the gift of literacy“ – Dieser Slogan für ein Sommerschulprogramm (für Kinder ab 3 Jahren) steht auf einem dicken Klappschild jeden Tag im Nachbarort auf dem Bürgersteig.
  • Und für alle Eltern gilt: „learning opportunities are across the kitchen table“, was so viel heißt wie, dass man auch im Alltag immer wieder bewusst mit den Kindern üben sollte, wie man z. B. aus Spaghetti Buchstaben legen kann (bevor man sie dann kocht) oder aus einem Milchkarton ein Haus bauen und dabei verschiedene Farben und Formen erklären kann (rechteckige Haustüre, quadratische Fenster usw.).
  • Es gibt zahlreiche Handbücher, die Eltern unterstützen sollen, jede Menge solcher spielerischen „Lernübungen“ in den hektischen Familienalltag einzubauen – diese Ratgeber sind total beliebt und beziehen sich auf Kinder ab zwei Jahren (guckt mal bei Amazon). Und immer schön dran denken, that you are the teacher here and your child is learning to be a student. Die Kinder sollen früh lernen, still zu sitzen und nicht ungefragt zu sprechen (no speaking out of turn).