Bunt und köstlich

Brittas home made food

Und während am Thanksgiving Donnerstag ab mittags überall die Bürgersteige hochgeklappt, ab 16 Uhr alle Geschäfte und Cafés dicht, Morristown wie ausgestorben und die Straßen leergefegt sind, ganz Amerika zu Tisch sitzt und Football guckt, darf ich mich in aller Ruhe zuhause ausprobieren: an butternut soup (Kürbissuppe), corn bread (Maisbrot), banana cranberry bread, oven-roasted vegetables (Ofengemüse), cranberry sauce, bread stuffing (Brotfüllung), turkey gravy (Sauce), pumpkin pie (Kürbiskuchen – ein absolutes MUSS) und apple pie. Natürlich gibt es bei unserem „feast“ (Festmahl) nur „home made food“, also alles selbst gemacht – da stehen die Leute hier drauf.

Mein Fazit: Es hat einen Riesenspaß gemacht, sich da mal richtig reinzuknien und alles auszuprobieren (obwohl ich sonst keine große Köchin bin). Das Ergebnis:

  • Es sieht super aus und alles ist knallbunt: leuchtend rot, orange, grün und weiß (u. a. Kürbis, rote Beete, Pastinaken, Möhren, Rüben, Süßkartoffeln, Cranberrys).
  • Es ist ein ganz neues Geruchserlebnis: Muskatnuss, Gewürznelke, Ingwer und Vanilleschote stehen ganz oben auf der Liste vieler Gerichte. Dazu der Duft von frisch gepressten Orangen, Zitronen und frisch geriebenem Ingwer, geröstete Pekan- und Walnüsse sowie Kürbiskerne.

Die Küchenwage kann getrost im Schrank bleiben – das meiste wird hier in „cups/Tassen“ gemessen. Etwas unpraktisch, wie ich finde: Butter in den Messbecher reinschmieren und dann wieder rauskratzen (aber vielleicht gibt es da ja auch Tricks, die ich noch nicht kenne?). Testet euch selber: Wie viel ist ein ¾ q?

Ohne Cranberrys läuft nichts
Ein Highlight ist die Zubereitung der Cranberry-Sauce: Frische Cranberrys (deutsch: Moosbeere) sind hart, klein und schmecken sauer und bitter. Roh sind die ungenießbar – ich habe es probiert. Aber sie sind hier nicht wegzudenken und gehören definitiv als Sauce neben die Pute. Sie wachsen in Nordamerika und Kanada und sind mit unseren Preisel- und Heidelbeeren verwandt (Heidekrautgewächs). Schon die Indianer nutzten Cranberrysaft, um Wunden auszuwaschen – wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehalts und ihrer vorbeugenden Wirkungen gegen Blasenentzündungen findet man zahlreiche Cranberry-Präparate in jeder pharmacy.

 

Bei der Ernte werden die Cranberry-Felder geflutet (die sogenannte Nassernte) – da schwimmen dann leuchtend feuerrote, gigantische Beerenteppiche im Wasser. Schaut euch mal ein paar Bilder im Internet an, das sieht echt cool aus.
Zurück zur Sauce: Die frischen, knackigen Cranberrys kommen in eine kochende Orangensaft-Zucker-Ingwermischung und dann Deckel drauf und warten … kurze Zeit später hört man im Topf ein leises, dumpfes Ploppen, zuerst vereinzelt, dann immer mehr, bis es eine einzige Plopp-Symphonie ist. Es findet ein kleines rotes Feuerwerk im Topf statt – und das Ergebnis schmeckt super lecker. Weil’s so schön war, bereite ich direkt zwei Portionen zu.

 

 

Cranberry-Sauce zum Truthahn

1,5 Tassen Zucker
1 Orange
0,5 TL geriebenen frischen Ingwer
4 Tassen frische Cranberrys
0,5 Tassen geröstete Pekannüsse

Zubereitung:
Orangenschale abreiben und mit dem Zucker und dem Ingwer in einen Topf füllen. Den Saft der Orange hinzufügen und auf mittlerer Flamme köcheln lassen, bis der Zucker ganz aufgelöst ist. Die Cranberrys hinzufügen und kochen lassen, bis sie alle aufplatzen. Die Pekannüsse hinzufügen und abkühlen lassen.

 

Und wie geht Truthahn?

Es war spannend mit unserem Truthahn – mit knapp 19 amerikanischen pounds (gut 8,5 Kilo) passte er kaum in unseren Kühlschrank. Es gibt Unmengen an verschiedenen Zubereitungsmethoden – wir bleiben erst mal klassisch beim „oven roasted turkey“ mit leckerer Füllung. Ich mache mich schlau und empfehle euch folgende Schritte:

 

Tag vor Thanksgiving:

  • Unwrapping (Auspacken), damit die Haut knuspriger wird.
  • Seasoning und stuffing (Würzen und Füllung rein): Auf das Backblech kommen Apfelcider (Apfelmost) und Weißwein, dann das Gestell mit dem Puter.
  • Dann füllt ihr Zitronen, Äpfel, Knoblauch, frischer Lorbeer, Petersilie, Zwiebeln und Salbei rein, unter die Haut kommt frischer Rosmarin mit Butter.
  • Und dann noch schön von oben mit Olivenöl einpinseln,

und das war es auch schon.

 

Alles über Nacht in den Kühlschrank stellen (und da kommt selbst unser amerikanischer Kühlschrank an seine Grenzen, weil der Truthahn einfach zu groß ist).

Thanksgiving-Tag:

  • Roasting, also heiß anbraten bei 450 Grad Fahrenheit (230 Grad Celsius für 30 Minuten) und dann auf 350 Grad Fahrenheit (170 Grad Celsius) weitergaren.
  • Wichtiger Tipp vom New York Times-Video online: „Basting is highly overrated“ warnt die Köchin – „mit Saft übergießen wird total überschätzt“ – lieber die Backofentür zulassen und die Feuchtigkeit nicht rauslassen, dann bleibt der Vogel schön saftig.
  • Rule of thumb (als Faustregel): 12-15 Minuten pro Pfund – bei 20 Pfund dauert es also etwa vier bis fünf Stunden.

 

Vor dem Essen:

  • „Carving“ (Zerteilen) – das wird schon irgendwie klappen.
  • „Resting“ (Ruhen lassen): Mindestens 30 Minuten ruhen lassen „for maximum flavor and juiciness“ (für besten Geschmack und Saftigkeit). Ihr Hobbyköchinnen und -köche kennt das sicher schon, für mich ist das neu.