Diesmal fliegen Marc und Ole gemeinsam nach Deutschland. Wir hatten nach Marcs letztem Besuch in Deutschland schon eine Schule ausgeguckt und Ole sollte sich eigentlich nur noch kurz persönlich vorstellen. Es läuft auch alles gut. Bis auf eine „Kleinigkeit“, die Marc am Ende des Gesprächs erfährt: Diese Schule – die örtliche Waldorfschule – lässt keine zusätzlichen Hilfen im Unterricht zu!
BUMM!
Da haben wir wohl vorher schlecht recherchiert – jedenfalls schlage ich Alarm. „No sink or swim“ für Ole, sonst geht er ziemlich sicher unter (und der Rest der Familie gleich mit – zumindest halb). Er kann auf keinen Fall ohne Integrationshilfe auf diese Schule! Also wieder alles von vorne, Kontakte zu anderen Schulen, Termine zur Besichtigung, Gespräche mit der Schulleitung, Vorstellen von Ole. Marc ist eigentlich komplett mit geschäftlichen Terminen ausgelastet, aber es muss trotzdem irgendwie gehen.
Wir haben inzwischen beim Jugendamt eine/n Integrationshelferin/er beantragt, aber wissen nicht, ob es genehmigt wird. In Sachen „Inklusion“ stehen wir in NRW wohl noch ganz am Anfang – im Vergleich dazu sind die Schulen hier in New Jersey Lichtjahre weiter. Aber es hilft ja nichts – also überall anfragen und dann entscheiden.
Nach dem Rückschlag haben wir aber auch Glück – wir kennen einige Leute in Deutschland, die dann wiederum Leute kennen, die dann wiederum andere anrufen usw. Und so kommen wir in recht kurzer Zeit ganz gut weiter. Auf diesen Heimvorteil mussten wir jetzt über zwei Jahre verzichten, denn hier in New Jersey waren wir ja ein Nobody. Und eigentlich kommt der Heimvorteil gerade zur rechten Zeit, als wir mit unserem Latein ziemlich am Ende sind …
Fazit der Schulsuche: Für ein Kind, das nicht ins Normkonzept passt, eine Schule zu finden, ist eine ganz schöne Herausforderung – und dabei sind wir ja schon einiges gewohnt. Dass wir 6.000 Kilometer weit weg wohnen, macht die Sache auch nicht gerade einfacher.
Wir werden in den nächsten Jahren nicht nur intensivsten Kontakt zu den Lehrerinnen und Lehrern von Ole haben, sondern auch immer mit dem Jugendamt arbeiten müssen – Neuland für uns. Mal abwarten, wie das so laufen wird.
Nach langem Hin und Her haben wir uns jetzt entschieden, Ole auf unserer „normalen“ Grundschule anzumelden. Dort gibt es keinen “GU“ („Gemeinsamen Unterricht“ mit Förderkindern), aber die Schule ist klein, wir kennen die Klassenlehrerin bereits durch Theo, das erste Schuljahr wird nur 20 Kinder haben und er kann mit den anderen zu Fuß dorthin gehen. Wir hoffen jetzt, dass uns das Jugendamt in Deutschland eine Integrationshilfe genehmigt, die Ole jeden Tag in der Schule unterstützen wird. Auch hier heißt es wieder: abwarten.