Wie unser Auto in San Francisco fast umkippt und wir zufällig am Tag der Oscar-Verleihung in Los Angeles landen. Und was einem leider den Strandbesuch in Santa Barbara vermiest.
Florida? Kanada? Kalifornien!
„Wir fahren nach Florida … nach Kanada … wie heißt das noch mal?“ Paul (4) ist verwirrt.
Ende Februar geht es los. Wir nehmen die Kinder für fünf Tage aus der Schule. Die nurse winkt uns durch: „Just let the teacher know. She might suggest Tim keeps a journal of his trip. Enjoy.“
Die Messlatte liegt hoch – unsere bisherigen Urlaube in den USA haben tiefen Eindruck bei den Kindern hinterlassen. Ob Kalifornien da mithalten kann?
Von New York nach San Francisco
Dank „priority seating“ dürfen wir mit als erste Passagiere rein und sitzen sogar zusammen (keine Selbstverständlichkeit bei „domestic flights“, auch nicht bei Familien). So können wir ganz gemütlich den Kampf der anderen Passagiere um die overhead bins anschauen. Der Flug dauert ewig (in die andere Richtung wären wir bis nach Deutschland gekommen), zu essen gibt’s nichts, dafür aber immer wieder Stewardessen, die mit Tüten vorbeilaufen und Müll einsammeln. Also – „domestic flights“ (inneramerikanische Flüge) haben mehr von angegammelten Busfahrten als von erhebenden „Globetrotter-Gefühlen“.
Erster Eindruck nach der Landung
Erster Kommentar von Ole (6) im Shuttlebus: „Die haben ja sogar Palmen hier.“ Paul meint: „Die Straßen sind hier total gebreitert“ – ja, alles noch eine Nummer größer als in NJ. Mein erster Eindruck: Hier ist komplett anderes Licht, alle Bäume sind zwar grün, aber wachsen nicht in den Himmel wie unsere in New Jersey. Homedepot und Starbucks sorgen für Heimatgefühle. Die gesonderten Parkplätze für „expectant mothers“ finde ich mal richtig klasse – die habe ich in Deutschland vermisst. Ich fand das immer unfair, dass ich mich als Hochschwangere nicht auf die Behindertenparkplätze stellen durfte – zieht euch doch mal eine Gasmaske auf, schnallt einen Bierkasten vor den Bauch und rennt durch die halbe Stadt!
Während Theo (9) hin und weg ist vom Hotelbüffet: „Boah, die haben ja alles hier, alle Sorten von Muffins …“, lässt sich Paul nicht täuschen: „Hier ist es nicht so schön wie in Amerika. Wie viele Tage noch bis zu meinem Geburtstag?“ Das wäre dann also geklärt.
Unsere Route
Von San Francisco bis San Diego (nahe an der mexikanischen Grenze) – über den legendären „Highway Number One“, eine der schönsten Küstenstraßen der Welt (so liest man).
Unsere Stationen
- San Francisco (Golden Gate Bridge, Alcatraz, Cable Car Fahrt)
- Monterey (Aquarium)
- Pismo Beach, Santa Barbara
- L. A.
- San Diego (Zoo).
Strecke
Gut 1.000 Kilometer in sechs Tagen (sollte zu schaffen sein).
Californian Highlights
1. Station: San Francisco – die steilste Straße der Welt: Marc hat beim seitlichen Einparken Angst, dass unser Auto umkippt: Man kriegt die Türen kaum auf bzw. kann sie kaum aufmachen, ohne das danebenstehende Auto zu demolieren. Die Kids sind begeistert, selbst im „drive“-Modus fährt unser Automatikauto rückwärts, wenn man kein Gas gibt! Fahrradfahren und Ballspielen fallen hier wohl flach, aber was macht man, wenn man einen Kinderwagen hat? Ein Besuch auf Alcatraz und eine Fahrt in der berühmten Cable Car fehlen natürlich auch nicht.
2. Station: Monterey. Der berühmte amerikanische Autor Steinbeck ist hier in der näheren Umgebung aufgewachsen. Das Städtchen Monterey, in der er für einige Zeit gewohnt hat, diente ihm als Vorlage für seinen Roman „Cannery Row – die Straße der Ölsardinen“, der in den 1920/30er Jahren spielt. Alle sind mächtig stolz darauf; auf den ersten Blick kann ich allerdings nur Souvenirshops entdecken, durch die sich die schwitzenden Reisenden (viele echt dick!) durchschieben. Während Marc die Kids im Aquarium domptiert, kaufe ich mir ein Exemplar des Romans und lese Steinbecks „Cannery Row“ unmittelbar an der historischen „Ölsardinenstraße“. Wer weiß, vielleicht bekommt man so einen authentischen Zugang zu diesem Ort? Und dann spricht mich tatsächlich ein älterer Herr mit weißem Anzug und Melone an (scheint wie aus einer anderen Welt zwischen den ganzen halbnackten Tourist/innen), fragt, was ich denn da lese und freut sich. Kurzer Smalltalk (er hat auch schon in New Jersey gelebt), „gentleman-like“ die Verabschiedung und dann ist er genauso schnell verschwunden, wie er gekommen war. Ich schaffe es sogar, das Buch im Laufe unserer Reise zu Ende zu lesen – war spannend und man kann sich besser in die Gegend einfühlen.
3. Station: Pismo Beach.
4. Station: Los Angeles. Wir landen völlig unbedarft am Tag der Oscar-Verleihung in der Metropole. Wir sehen viele total „aufgebrezelte“ (Marc) Frauen in Highheels und dünnen, kurzen Kleidchen. Auf dem „Walk of fame“ gibt es ein high five von Darth Wader, und dann finden wir den Stern des Mannes, der uns nun schon seit Monaten täglich begleitet: Dr. Seuss! – einer der bekanntesten Kinderbuchautoren in den USA
Mit goldenen Oscar-Imitaten in allen Größen geht’s nachmittags dann weiter bis zu unserer Endstation der Reise.
Endstation: San Diego Zoo: Wir sehen echte Pandas – Tim (8) ist hin und weg! Die Pandadame ist völlig unbeeindruckt von uns Zaungästen, probiert in aller Ruhe diverse Bambusstangen, bevor sie sich ganz gezielt für eine entscheidet und diese dann genussvoll seitlich wie eine Selleriestange knabbert. Den Geparden an der Hundeleine, der im Zoo „Gassi“ geführt wurde, fand ich allerdings befremdlich (die laufen in der Natur bis zu über 100 km/h!).
Ostküste vs Westküste
Die Westküste ist insgesamt viel wärmer als New Jersey (das ist erstmal wenig überraschend). Dafür ist San Francisco noch kälter und windiger, als wir dachten – dabei hatten uns ALLE vorgewarnt! Und: Kalifornien ist definitiv weiter als New Jersey im aktiven, gelebten Umweltschutz:
- Unsere Kinder zählen z. B. die Stadtbusse in San Francisco, die mit Stromabnehmer durch die Stadt fahren (zehn Prozent der Autos müssen hier „zero emission vehicles“ – also ohne CO2-Ausstoß – sein).
- Parkuhren funktionieren z. T. mit Photovoltaik.
- Es gibt gräuliches Umweltschutzpapier im Hotel.
- Zwei verschiedene Tasten bei der Toilettenspülung fürs kleine und große „Geschäft“.
- Das Kid´s Menue bei Burger King kommt im Pappkarton (und nicht wie sonst in aufgeschäumtem Kunststoff in New Jersey).
- Unsere Hotelseife hat ein Loch in der Mitte (spart Seife, ganz klar) – übrigens sind die meisten Seifen hier nicht als „antibakteriell“ gelabelt, sondern einfach nur Seife (ob die hier nicht ganz so hysterisch sind in Bezug auf „germs“?).
- Hunde laufen hier oft frei herum.
- Ich sehe ein etwa 8-jähriges Kind auf dem Trittbrett des Cable Cars mitfahren – würde ich in New Jersey bei dem dortigen Sicherheitstick nicht erwarten. Wie dem auch sei – auf den Karussells hier ist aber auch „Anschnallpflicht“.