Und wie sieht es nun bei uns zu Hause aus? Warten aufs Christkind … oder doch auf den Weihnachtsmann?
Während ich ihm gegenüber letztes Jahr innerlich sehr skeptisch eingestellt war und ihn als Konkurrenz zu unserem lieblichen, unsichtbaren Christkind gesehen habe, bin ich dieses Jahr schon offener. Die Kinder stellen weder ihn noch das Christkind in Frage. Und wenn uns mal wieder ein Weihnachtsmann auf der Straße begegnet, sagen die Kids nur, dass das wohl schon wieder so ein „pretend Santa Claus“ war – und „gut is“.
Verwirrung um Tage und Jahreszeit
Etwas verwirrender ist für die Kids im Moment der Zeitpunkt der Bescherung.
Ihr wisst, dass die Amerikaner/innen am 25. Dezember morgens ihre Geschenke auspacken. Etwas irreführend ist die Bezeichnung der Festtage. Der 25. Dezember ist offiziell „Christmas Day“ (so weit, so gut), während „Christmas Eve“ der Abend des 24. Dezembers ist (und nicht etwa der Abend des 25., der hier nicht mehr so wichtig ist). Ole besteht am Morgen des 24. Dezembers darauf, dass ich sein selbstgebasteltes Geschenk aufmache, weil seine Lehrerin gesagt hatte, dass ich es am Morgen des „Christmas Day“ aufmachen sollte (was zwar eigentlich der 25. Dezember hier ist, aber das versteht er nicht).
Genauso funktioniert das mit „New Year’s Eve“ (Abend des 31. Dezembers, bei uns „Silvester“) und „New Year’s Day“ (1. Januar).
Wir haben auch ein bisschen gerätselt, was es denn mit den „Twelve Days of Christmas“ auf sich hat, einem beliebten Kinderweihnachtslied. Wieso jetzt auf einmal zwölf? Der Trick ist, dass das ursprünglich aus England (oder Frankreich, da ist man sich nicht einig) stammende Lied nicht die Tage vor Weihnachten, sondern die nach Weihnachten bis zum 6. Januar zählt.
Richtig ins Wackeln kommt die Welt unserer Kinder allerdings erst, als Vitoria erzählt, dass in Brasilien der Weihnachtsmann genau um Mitternacht kommt und dass es dort im Moment richtig heiß ist. Das passt noch nicht mal in Theos Kopf: Er kann absolut nicht verstehen, dass es im Dezember irgendwo Sommer ist. Und er fragt immer wieder nach, ob in Brasilien vielleicht nicht doch gerade Juli ist. Also, Weihnachten am Strand mit Shorts und T-Shirt, das ist noch eine Herausforderung für sie. Und ganz ehrlich: für mich auch.
Neben diesen ganzen kleineren Verwirrungen und dem Thema „Happy Holiday“ mit Hanukkah und Kwanzaa sind wir bei einer friedlichen Koexistenz von Christkind und Santa Claus angekommen, ohne den Zauber dieser Festzeit zu verlieren.
Adventskalender
Die Tradition der Adventskalender für Kinder ist in New Jersey nicht verbreitet, aber ich kann trotzdem vier Schoko-Adventskalender für unsere Kinder auftreiben. Morgens beim Aufwecken flüstere ich also dieses eine magische Wort „Adventskalender“ in ihre Ohren und siehe da: Total verschlafene Kinder schlagen in Sekundenschnelle die Augen auf und hüpfen beschwingt aus dem Bett! Im Moment aber können sie mir sogar noch im Halbschlaf die verbleibenden Tage bis Weihnachten nennen. 😉
Nikolausgeschichten
In unserer Region New Jersey ist auch nicht üblich, Nikolaus zu feiern. Nur bei einigen europäischen Familien, wie bei uns zum Beispiel, werden doch die Schuhe geputzt und vor die Tür gestellt. Die Kinder treibt die Frage um, wie der Nikolaus wohl aussieht, und Ole schlägt vor, dass Marc eine Überwachungskamera vor der Haustüre installiert (die Kids waren dabei, als Marc im Dezember eine Sicherheitskamera im Büro installiert hat, um Sicherheitsauflagen zu erfüllen.) Für bestimmte Räume muss nachgewiesen werden, wer diese wann betreten und verlassen hat. Mit der gleichen Technik kann man natürlich auch den Nikolaus überführen.
Als ich die Stiefel nachts befüllen will, stelle ich fest, dass ich aus Versehen „Gelt“, die Schokotaler für jüdische Kinder zum Hanukkah Fest, eingekauft habe. Die sind auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden von „unseren“ Goldtalern. Aber bei genauerem Hinsehen sind darauf die Menora und der Dreidel zu sehen.
Ich entschuldige mich bei beiden Seiten, doch dran ändern kann ich nichts: So hocken die Aachener Lindt-Schoko-Nikoläuse und die Hanukkah-Taler eine Nacht nebeneinander in den Stiefeln unserer Kinder und warten darauf, dass sie morgens entdeckt werden. Unsere Kinder freuen sich und bemerken nichts – Schokolade ist für sie eben Schokolade und schmeckt allen Kindern.