Ole (6) hat jetzt jede Woche einmal „social skills group“ – 45 Minuten Kleingruppen-Training beim Psychologen, um seine sozialen Fähigkeiten zu verbessern (auf dringende Empfehlung seiner Ergotherapeutin). Wir sind gespannt. Die Praxis ist um 16.30 Uhr jedenfalls immer pickepacke voll mit Kids zwischen vier und sieben Jahren, die mit iPad und Mutter darauf warten, dass die Psychologen und Psychologinnen sie zu ihren Sitzungen abholen – krass. Und Ole nimmt jetzt an einem Schwimmkurs für „special need Kids“ teil – angespornt von einem großen Lego-Set geht er tatsächlich ins Wasser. Für die Nichtschwimmer steht Kraulen auf dem Programm: „Splash, splash“ sagt er immer – (nicht wie die Formel fürs Brustschwimmen in Deutschland „Beine ran, zur Seite, lang, zusammen“).
Tim (7) macht weiterhin gemeinsam mit Theo Karate. Er schreibt zuhause seine allererste Geschichte auf Englisch (nur zu verstehen, wenn man es laut vorliest) und ist mächtig stolz.
Theo (9) spielt neuerdings French horn (Waldhorn), die Geschwister hören geduldig zu, wenn er Laute von sich gibt. Er hat jetzt einmal pro Woche „Band“ (Ich bewundere die Lehrerin, die mit totalen Anfängern ein Stück auf die Beine stellt). Paul sagt immer: „Theo, du hast deine Hupe vergessen!“ In seiner freien Zeit verschlingt Theo Harry Potter auf Englisch.
Paul (4) beschäftigt sich neben der Multiplikation ausschließlich mit einem Thema: „Wieso bin ich als letzter geboren (wie gemein)?“ Und da seine bisherigen Bemühungen, über Nacht so groß so werden wie die anderen, bisher erfolglos geblieben sind, kommt er eines Tages spontan mit einer neuen Strategie an: „Wenn wir noch ein Baby hätten, dann wäre ich nicht mehr der Kleinste“. Ab jetzt wird alles, was ihm zu klein wird, aufgehoben und kommentiert mit dem Satz „Das ist fürs neue Baby“ – damit hat er schon einige Verwirrung gestiftet.
Vitoria, jetzt mit Fahrverbot in New Jersey, fährt für eine Woche nach Florida ins Disneyland und schwärmt hinterher: „This was the best time of my life!“
Marc erlebt diesen Monat auch zwei Highlights: Er macht seinen ersten Cross-Country-Solo. Heißt: Er fliegt alleine eine weite Strecke mit dem Flugzeug über Land. Außerdem hat er als erster von uns nun eine eigene „credit history“ aufgebaut, so dass er eine amerikanische Kreditkarte bekommen kann. Ab jetzt müssen wir größere Anschaffungen wie z. B. Autos, nicht mehr bar bezahlen wie bisher.
Marc erzählt:
Cross-Country-Solo: Ich bin mit meiner Flugausbildung mittlerweile ziemlich weit und das einzige, was jetzt noch fehlt, sind die Solo-Langstreckenflüge. Da das Wetter nachhaltig schlecht in Morristown war, sind Manni (mein Fluglehrer) und ich drei Stunden im Instrumentenflug (Jargon: IMC – Instrument Meteorological Conditions – sprich: durch die Wolken) von Morristown nach Erie in Pennsylvania geflogen. Erie liegt direkt am Lake Erie und hatte gutes Wetter. Dort habe ich entlang der Küste meine drei Stunden Solo-Flug absolviert (Super-Gefühl!), um danach im Dunkeln wieder drei Stunden im Nachtflug nach Morristown zu fliegen. Wir kamen gegen 23 Uhr an, und im Landeanflug hat Manni mir nach zehn Stunden im Cockpit dann eine simulierte Notlandung reingedrückt. Ich habe geflucht, aber die Maschine im Dunkeln heil auf den Boden bekommen. Manni war zufrieden, ich war fertig, aber happy und ich werde den Spruch nie vergessen: „Disaster will strike when you are most tired and least expect it – be prepared“.
Was mich angeht, so unterrichte ich wieder an der Deutschen Schule, sammle fleißig Geld für mein Fundraising-Projekt und laufe meinem Geburtstag Schritt für Schritt entgegen.