S(tr)andglück in Sandy Hook

Über die magische Elf, Sommercamps und Hitze. Von Oles Unfall und unseren ersten Erfahrungen im Emergency Room. Wie uns hilfsbereite Amerikaner/innen in schwierigen Situationen aus der Patsche helfen, und warum ein amerikanischer Kindergeburtstag kein fröhlicher, improvisierter Nachmittag ist, sondern ein zweistündiges, streng durchgetaktetes und etwas fantasieloses Event.

Die magische Elf

Bei uns hat eine neue Ära angefangen: Alle fragen einen jetzt: „What are you guys doing over the summer?“ Das heißt dann soviel wie: „Was tut ihr in den nächsten drei Monaten?“ Der amerikanische Sommer fängt am Memorial Day (Ende Mai) an und geht bis Labor Day (Anfang September). Es gibt ab Mai sogar extra „Sommer-Kalender“, die von Juni 2010 bis August 2011 gehen. In dieser Zeit gelten andere Gesetze, denn die Schule ist vorbei und die Kids haben 11 – in Worten „ELF!“ – Wochen frei. Schulbusse haben ebenso lange Ferien.

Ole (4) und Paul (3) haben sogar noch zwei Wochen länger preschool-frei. Das alles stellt nicht nur unser Leben auf den Kopf, sondern ist auch eine Herausforderung für viele andere amerikanische Familien hier. Die Zauberworte in diesem Zusammenhang sind „Pool“ oder „summercamp“. Fast alle Familien werden also Mitglied in einem der örtlichen Freibäder (für mehrere hundert Dollar). Heißt: Die Kinder springen morgens in ihre Badesachen und verbringen den Tag am Pool, sprich Freibad. Das macht hier (fast) jeder – ich könnte mir das allerdings mit unseren Vieren nicht so gut vorstellen. Je nachdem, wie weit man vom Pool wegwohnt, zahlt man zwischen 350 und 500 Dollar für die Familienmitgliedschaft.

Fourth of July

Am 4. Juli feiert ganz Amerika den Unabhängigkeitstag – daher schießen hier im Moment auch überall die amerikanischen Flaggen aus dem Boden wie Blumen.
Wenn man nicht mehr sicher ist, was hier so alles gefeiert wird, dann kann man einfach einen Blick auf die Parkuhren in Morristown werfen – dort steht, wann man NICHT zahlen muss, sprich welche „Parkuhr-Feiertage“ (meter holidays) es hier gibt:

  • Neujahr (1. Januar)
  • Memorial Day (Ende Mai)
  • 4. Juli (Unabhängigkeitstag)
  • Labour Day (Anfang September)
  • Thanksgiving Day (Ende November)
  • 25. Dezember

Offiziell gibt es insgesamt zehn Feiertage in den USA, also noch vier weitere:

  • Martin Luther King Day (Januar)
  • Presidents‘ Day (Februar)
  • Columbus Day (Oktober)
  • Veterans Day (11. November)

Die allermeisten dieser Tage haben geschichtliche oder gesellschaftliche Hintergründe. Aber Vorsicht – Feiertage für den öffentlichen Dienst hier sind nicht generell für alle arbeitsfrei, das hängt vom Vertrag ab. Eins ist aber auf jeden Fall sicher – es gibt weniger bezahlte Feiertage als in Deutschland.

Camp-Ferien (Summercamp)

Wenn beide Eltern arbeiten müssen, gehen die Kinder in ein „summercamp“, was etwa einer deutschen Ferienfreizeit entspricht. Die „Animateure“ halten die Kids zwischen einer und zwölf Stunde(n) am Tag mit den verschiedensten „Camps“ bei Laune: Sportcamp, Musikcamp, YMCA-Camp, Adventurecamp und viele andere mehr.

Unser Nachbarsjunge Drake (8 Jahre) ist letzte Woche für neun Wochen in die Apalachen gefahren (ein bewaldetes Mittelgebirge im Osten) und kommt Anfang September zurück – so einfach geht das hier. Die Preise für solche Camps verschlagen einem allerdings den Atem – zwischen 100 bis über 1.000 Dollar für eine Woche Day-Camp muss man hinblättern!

Wasser und Kühlung marsch!

Auch die Hitze hat jetzt noch einmal zugelegt – das Thermometer in Morristown zeigt 101 Grad Fahrenheit, also über 38 Grad. Tagsüber kann man sich eigentlich nur im klimatisierten Haus oder im Wasser aufhalten. Da überall die Klimaanlagen laufen, kommt es wegen Netzüberlastung immer wieder zu Stromausfällen. In den letzten Tagen gab’s Temperaturen über 100 Grad Fahrenheit (knapp unter 40 Grad Celsius)! Das Erschlagende ist oft die Luftfeuchte – mir beschlägt manchmal die Brille, wenn ich aus klimatisierten Räumen (gefühlte Kühlschranktemperatur) nach draußen gehe. Joggen fällt bei diesem Wetter im Moment leider für mich flach, da ich sonst fast explodiere. Es gibt aber immer noch einige Sportler/innen (Verrückte?), die sich in der prallen Mittagssonne quälen. Die Rasenflächen werden langsam gelblich-bräunlich und das Bewässern des Gartens ist in einigen Landkreisen schon wegen Wassermangels verboten.

Die Formel „Sommerzeit gleich Urlaubszeit“ scheint hier übrigens nicht zu stimmen: Zu meiner Überraschung winken viele Leute ab, wenn man sie nach ihrem Urlaubsziel fragt – viele nehmen ihren Familienurlaub einfach irgendwann anders im Jahr, wenn keine Schulferien sind (da sind die Schulen sehr kulant). Einige haben allerdings auch irgendwo ein „summer house“, in dem sie den Sommer verbringen – zum Beispiel an der Küste, um dem schwülen Klima hier zu entkommen.

Nix mit Routine

Unsere Routine vom Mai ist leider wieder dahin. Unser Leben stand im Juni und Juli ziemlich Kopf: Ole hat sich das Handgelenk gebrochen (die Erfahrungen in der Notfallaufnahme waren nicht die besten) und der Schreck sitzt uns allen noch in den Knochen. Wir hatten aber auch einige Feiern (zwei Kindergeburtstage, eine Sommerparty) und sind inzwischen um einiges klüger, was amerikanische Partyregeln angeht. Die Kinder haben ihr erstes Schul(halb)jahr beendet, es gab Zeugnisse (report card) und sie standen mit ihren Klassen auf der Bühne. Und unsere Hilfe, Duaa, ist wieder weg. Hals-über-Kopf. Bumms.

Trotz der unruhigen Zeiten gab es zwei absolute Highlights (gute Laune und schöne Füße), an denen ich mich hochziehen kann. Und wir sind jetzt ein knappes halbes Jahr hier – Zeit für eine zweite Bilanz (auch hier später mehr).

Zeugnisse auf Amerikanisch

Theo (8) und Tim (6) bringen Zeugnisse mit nach Hause. Wir sind total erstaunt, weil sie so komplett anders sind als die in Deutschland – keine einzige Note, super detailliert werden die Fertigkeiten/Kompetenzen in jedem Fach heruntergebrochen und dann beurteilt. WAHNSINN – was für eine Arbeit für die Lehrkräfte. Am Ende gibt es noch einen Bericht von den Klassenlehrer/innen. Wer Interesse hat – guckt es euch mal an – aber macht euch einen Tee, denn es könnte länger dauern. 🙂

Zeugnis Theo
Zeugnis Tim

Ein blaues Wunder zum Abkühlen

Marc kauft für uns alle einen riesigen, 12 feet swimming pool (etwa 3,7 Meter Durchmesser) für den Garten. Er sieht für deutsche Verhältnisse übertrieben aus, hilft aber, sich bei der Hitze abzukühlen und wieder klar im Kopf zu sein. Und für die Kids bedeutet er endlich wieder ein willkommenes Wasservergnügen nach fünf langen Monaten „Enthaltsamkeit“ – denn es gibt hier keine öffentlichen Hallenbäder.

Glühwürmchentheater

Tim (6) hat sein school play „BUGZ“ (frei übersetzt “Krabbelgetier“): Er spielt eine fire fly (ein Glühwürmchen). Das anschließende Blitzlichtgewitter und das gekonnte, profihafte Posieren der amerikanischen Kinder (manche sind gerade mal fünf Jahre alt!) vor den Kameras ihrer Eltern sind beeindruckend – wo lernen die das nur?

 

Theo wird acht und spielt einen Soldaten
An seinem Geburstag feiert Theo morgens mit Freunden seine Star-Wars-Party, nachmittags gibt es ein großes Sommerfest mit unseren neuen Bekannten im Garten („backyard“ sagt man hier). Ein paar Tage später hat er sein school play „Historical nonsense“: Er spielt einen Soldaten der amerikanischen Armee im Unabhängigkeitskrieg, die unter der Führung von George Washington den harten Winter von 1779/80 in Morristown ausgeharrt hat. Und: Er spricht seinen Teil glasklar und flüssig – echt toll!

 

Oma statt Duaa

Oma Karin kommt zu Besuch und packt ganz kräftig mit an. Zum Glück! Denn Duaa hat uns Hals-über-Kopf wieder verlassen. Danke an Oma Karin!

Und dann noch zwei Unfälle und viele Abschiede
Tim (6) läuft beim Herumtoben gegen eine Tür und muss an der Augenbraue genäht werden. Ole (4) fällt die Treppe runter, bricht sich das Handgelenk und zieht sich eine dicke Platzwunde am Kinn zu. Was dann auf uns zukam, lest ihr bei „Hilfe! Emergency Room!“

Abschiede

Am 21. Juni ist der letzte Schultag von Theo (jetzt 8) an seiner jetzigen Grundschule (nur Kindergarten, 1. und 2. Klasse) und so gibt es für seine Jahrgangsstufe eine moving-up ceremony – er kommt im September auf eine neue Schule, dann ist er im 3. Schuljahr.
Ein paar Tage später gibt es die Abschiedspartys zweier Expat-Familien; zu einer gehört leider auch Tims Freund Justus. Wie schade, kaum hat man sich etwas kennengelernt, muss man sich schon wieder verabschieden …

WM-Fieber!

Nicht zu vergessen: Wir haben natürlich auch Fußball geguckt, unsere Mannschaft angefeuert und mitgejubelt. Die WM ist inzwischen tatsächlich auch ein Thema in den USA, viel größer als noch vor vier Jahren, wie uns einige Amerikaner/innen sagten. Aber es kann einem schon mal passieren, dass sie in einer Bar mitten in einem spannenden Fußballspiel auf Baseball umschalten und dann auch dabei bleiben – Pech für Marc und mich 🙁 .

Wir sind gespannt, Deutschland am Tag des Endspiels noch im Fußballfieber vor Ort zu erleben (auch wenn unsere Mannschaft nicht mehr dabei ist). Wir freuen uns, bald endlich mal wieder deutsche Fahnen zu sehen, denn im Moment hat die Verteilungsdichte der amerikanischen Flaggen einen Höhepunkt erreicht (sie sind einfach ÜBERALL). Was allerdings nichts mit der WM, sondern mit dem 4. Juli zu tun hat, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag.

Hilfe! Emergency Room!

Ole (4) ist in unserem Haus die Treppe heruntergefallen. Ich war mit ihm zunächst in einer ambulanten Notarztpraxis, wo seine Platzwunde genäht und Röntgenaufnahmen von Hand und Kiefer gemacht wurden. Der Arzt und die Helfer/innen waren alle super nett zu uns, einer hat sogar sein angestaubtes Highschool-Deutsch rausgekramt und sich unheimlich Mühe gegeben, Ole abzulenken. Die ganze Mannschaft hat zwei Überstunden gemacht (bis 22 Uhr), bis er soweit versorgt war, dass wir zunächst mal nach Hause konnten. Ich musste meine Kreditkarte übrigens nicht schon gleich zu Beginn abgeben wie sonst – sie wollten sie erst am Ende haben!

Die ganze Sache war für mich eine Herausforderung der neuen Art: Ich hatte keine Ahnung, wo Marc steckte (ich hoffte, irgendwo in der Luft auf dem Weg zu uns) und bin bei blutigen Angelegenheiten nicht die erste Wahl (da behält Marc eher den kühlen Kopf – er hat ja als Kind genug Erfahrungen aus erster Hand gemacht, als er nach einigen Unfällen und Verletzungen Stammgast in der Notaufnahme war).

Leider wurden die Diagnosen in der Praxis immer schlimmer: komplizierter Handgelenksbruch und Verdacht auf Kieferbruch. Hieß: Ole musste auf jeden Fall zum Richten noch in der Nacht ins Krankenhaus, also in den emergency room (ER). Ole weinte und blutete, mir sackte der Kreislauf weg. Zum Glück fiel mir dann der Name einer neuen Expat-Freundin ein, die tatsächlich auch direkt kam, um zu helfen. Aber es war schon ein ungewohnt hilfloses Gefühl, in einer Situation, die einen selbst umhaut, die volle Verantwortung zu haben. Dazu kamen auch noch die fremden Namen der Schmerzmittel (Tylenol, Advil, Benadryl …) – kein Mensch hat mich verstanden, als ich etwas von „Paracetamol“ oder „Nurofen“ erzählte.

Marc ist um Mitternacht tatsächlich in Newark gelandet und mit Ole sofort in den ER (Emergency Room) gefahren. Dort waren allerdings 41 (!) Leute vor ihnen dran und sie mussten bis morgens um acht Uhr warten, bis die Knochen wieder in die richtige Position gebracht waren – ganz ohne OP, nur durch Ziehen! Kommentar Marc: „Ole hat ganz schön gejunkt!“.

 

Sechs Wochen Gips („cast“) sind jetzt für Ole angesagt. Nach zwei Wochen hat er einen Schwimmgips bekommen, auch wenn er viel lieber einen „Trampolin-Gips“ bekommen hätte. Aber jetzt kann er wenigstens wieder im Wasser spielen und wir hoffen, dass der Gips bald runter kann.
Der Arme verdaut die Erlebnisse noch, hat Probleme beim Einschlafen und lässt mich nicht mehr aus den Augen. Ist eben ein einschneidendes Erlebnis für ein Kind, so ein Unfall …

Kindergeburtstage auf Amerikanisch

Nachdem Ole (4) und Paul (3) schon mehrfach zu Geburtstagen von Kindern der preschool eingeladen wurden, waren wir jetzt selbst Gastgeber. Diesen Monat freut sich Theo auf seinen Geburtstag: „Morgen ist mein birthday. Ich sitze schon ganz ungeduldig auf meinem chair.“ Sein Wunsch: eine Star-Wars-Party bei uns im Garten mit Lichtschwerterkämpfen (Schwimmnudeln), einer Yoda-Rettungsmission und Star-Wars-Torte.

In der preschool werden meist alle Kinder der Gruppe eingeladen (also zwischen 15 und 30 Kids),
und man feiert eigentlich grundsätzlich „auswärts“. Die Einladungen sehen aus wie die Reklameblätter von Indoorspielplätzen (vom Spielplatz professionell gemacht, die Hälfte ist Kleingedrucktes und mit
Freizeilen zum Ausfüllen und Unterschreiben versehen). Wir haben bereits zwei Feiern verpasst – einmal, weil ich eine Einladung als Reklame weggeworfen und einmal, weil ich das Datum nicht richtig entziffert hatte.

Ohne Waiver geht hier nichts
Vorher gilt es, die Haftungsverzichtserklärung zu unterschreiben (sonst läuft nichts), dann ca. eine Stunde auf Hüpfburgen oder im jungle gym herumtoben, anschließend 30 Minuten Kuchen und Pizza essen. Eltern bleiben dabei und nach zwei Stunden fahren dann alle nach Hause.

 

Da ich im Alltag die meisten Familiendinge organisiere, habe ich bisher Marc auf die Kindergeburtstage geschickt. Er beschreibt, wie das Ganze so abläuft:

Marc erzählt:
Um den Aufwand einer eigenen Party zu vermeiden und auch, um gegenüber den anderen Müttern ein bisschen aufzutrumpfen, werden sogenannte Party-Events gebucht – mit Firmen, die auf das Ausrichten von Kindergeburtstagen spezialisiert sind. Das Verfahren ist vollständig durchorganisiert und dauert etwa zwei Stunden: Nachdem sich die kleinen Gäste mit ihren Eltern im Partybetrieb eingefunden haben – der zumeist in einem Gewerbegebiet gelegen ist – müssen erst mal alle eine Haftungserklärung abgeben – ohne diese Erklärung kommt man erst gar nicht rein.

Die Geschenke werden in eine vorbereitete Kiste gelegt, ohne persönliche Übergabe, keins wird vor Ort ausgepackt. Dann geht es in den ersten Spielraum, in der Regel sowas wie ein Indoorspielplatz mit aufblasbaren Hüpfburgen. Hier toben die Kinder durcheinander, aber ohne direkte Interaktion. Nach 45 Minuten geht es in den zweiten Spielraum mit anderen Hüpfburgen, wo sich das Spiel wiederholt. Danach geht es in den „party room“, wo bereits ein Quadratmeter Torte sowie Softdrinks bereitstehen.

Die Dekoration ist fest eingerichtet (z. B. sind die Luftballons auf die Wände gemalt), und die Tische sind mit Pappbechern und -tellern eingedeckt. Jetzt wird kurz gesungen, danach gibt es den Kuchen. Zehn Minuten später kommt der Pizzaservice und bringt zehn Mal Pizza Margherita, die dann unmittelbar verteilt und gegessen wird. Der ganze Aufenthalt im Partyraum dauert so etwa 30 Minuten.
Fünf Minuten vor Ablauf der Zeit kommt ein Mitarbeiter des Betriebes und signalisiert das Ende der Veranstaltung. Dann strömen die Eltern mit ihren Kindern zu den Autos, nicht jedoch, bevor sie am Ausgang eine Tüte mit weiteren Süßigkeiten in Empfang genommen haben. Wenn man rausgeht, sieht man am anderen Ende schon die nächste Gruppe hereinmarschieren. Nach etwa zwei Wochen kommt dann eine Karte mit der Danksagung für das Geschenk.

Geschwisterkinder sind meist willkommen (irgendwo muss man sie ja lassen) und die Eltern bleiben die ganze Zeit dabei. Kostenpunkt zwischen 200 und 500 Dollar pro Event für die ausrichtenden Eltern.
Hm, für uns eher befremdlich das Ganze….

 

Unsere Partys, eure Partys

Es gibt schon eklatante kulturelle Unterschiede beim Feiern, wie wir herausgefunden haben. Blumen für die Gastgeberin sind zum Beispiel ein typisch deutscher Brauch – hier bringen viele Leute nichts oder Essen mit. Man bedankt sich schriftlich für die Geschenke mit sogenannten „Thank you“-Notes, die es überall zu kaufen gibt. Da sind wir bei unserer Einweihungsparty wohl schon ins erste Fettnäpfchen getreten, denn wir haben keine Thank you-Notes an unsere Nachbarsfamilien geschrieben …

Amerikaner/innen halten sich sehr genau an den zeitlich festgesetzten Rahmen einer Party und haben weniger „Sitzfleisch“ als viele Deutsche, die sich ja auch gerne mal festquatschen (beides hier ohne Wertung gegenübergestellt). Fazit: Man sollte es also nicht persönlich nehmen, wenn Amerikaner/innen sich mehr oder weniger mitten im Gespräch höflich verabschieden.
Geschenke werden oft nicht eingepackt, sondern in Geschenktüten gesteckt, die mit buntem Seidenpapier ausgekleidet sind. Luftballons fliegen, weil sie mit Gas gefüllt werden – man bekommt sie fast überall, z. B. in Blumenläden, normalen Lebensmittelshops, 1-Dollar-Shops usw. Unsere deutschen Luftballons müssen den Amerikaner/innen doch sehr „traurig“ vorkommen, wenn sie so schlaff am Boden liegen 🙂 .

Amerikaner/innen sind auch praktisch veranlagt: Wenn sie etwas verschenken und sich nicht sicher sind, dass es gefällt, dann bekommt man gleichzeitig ein „gift receipt“, einen Kassenbeleg, aber ohne direkte Nennung des Betrages. Im Falle eines Umtauschs kann der/die Verkäufer/in anhand des „gift receipt“ erkennen, um welchen Betrag es sich handelt. Wenn man zufrieden ist, erfährt man aber eben nicht, wie teuer es war.

Ach ja, und schließlich die Geburtstagstorten: je süßer und bunter, desto besser. „Thementorten“ mit Zuckeraufschrift und Bild sind total normal, viele Glasuren bestehen aus Puderzucker, Frischkäse und Butter und die Farbe Blau kommt hier in essbarem Zustand daher.

Ich konnte auch nicht widerstehen und habe sie mehrfach gekauft. Nach drei Festen steige ich aber jetzt wohl doch wieder um auf selbstgemachten deutschen Schokokuchen. Schmeckt einfach besser …

Neuigkeiten von P3

Marc erzählt:
Bei mir wird es leider noch nicht besser – ich fliege nach Ost und nach West und hänge zwischen den Zeitzonen. Meine neue Assistentin ist nach nur wenigen Wochen komplett abgetaucht (im wahrsten Sinne des Wortes, denn niemand weiß, wo sie steckt!), daher muss ich mein Backoffice auch wieder selbst organisieren – Zeitfresser! Seit einer Woche gibt es den ersten Messwagen: Bisher haben wir alle Projekte immer mit Leihwagen abgewickelt, aber jetzt haben wir ein Projekt, bei dem eine riesige Antenne auf das Fahrzeug montiert werden muss. Also haben wir für nur 18.000 USD einen Ford E350 mit 5-Liter-Motor gekauft. In den 12-Sitzer passt alle Elektronik und die Antenne lässt sich einfach montieren. Es macht tierisch Spaß, das Teil zu fahren, aber der Wagen schluckt auch Sprit ohne Ende.

15-Stunden-Tage
Bei P3 communicaions Inc. durften wir in den letzten beiden Monaten viele Erfolge feiern. Wir haben zahlreiche neue Aufträge bekommen, die hohe Arbeitslast der Akquise ist inzwischen ersetzt worden durch die noch höhere Last des Personalaufbaus und der Lieferung all dieser Projekte an die Kunden. Wir stellen ein wie verrückt, und alle arbeiten 12-15 Stunden pro Tag, oft länger. Ich fürchte, dass das auch noch eine Weile anhält, bis unser Personal hinreichend gewachsen ist. Aber genau dafür sind wir ja angetreten und das ist der Preis für den Erfolg. Auch die nächsten Monate werden daher sehr, sehr arbeitsreich!

Kreatives Chaos
Ich mag dieses kreative Chaos: Es gibt super viel zu tun, aber man kann die Veränderungen sofort sehen. An einem Freitag hatte ich die Idee, wie man die Mobilfunkfrequenzen in einer Stadt wie New York besser nutzen könnte. Ich habe überlegt, wie ich daraus eine Dienstleistung machen könnte, die man verkaufen könnte und habe eine E-Mail an einen Kontakt bei AT&T geschrieben, der im Nachbargebäude sitzt und für New York zuständig ist. Ich habe genau den richtigen Nerv getoffen, denn am Montag hatten wir ein erstes Meeting bei ihm und kurze Zeit später haben wir diese Leistungen für AT&T und andere Betreiber quer durch die USA erbracht. Das Problem: Nach dem ersten „Proof of Concept“ benötigt man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Thema dann weitertreiben. Beim hier beschriebenen „Interference Hunting“ hat das bisher gut geklappt.

Ausblick auf den Juli 2010

Ein Geburtstag und zwei absolute Highlights für mich

  • Ole wird fünf.
  • Wir feiern den amerikanischen Unabhängigkeitstag.
  • Wir fliegen anschließend nach Deutschland in den Sommerurlaub!!!

Gute Laune hilft

Die Amis haben es echt raus: Freundlich grüßen, anlächeln, Tür aufhalten (oder auch mal zurück zum Lift springen, um die sich schließende Türe aufzuhalten), sich nett verabschieden und auch mal interessiert nachfragen (an der Fleischtheke): „Oh, where does your lovely accent come from?“ – flüchtige Begegnungen im Alltag fühlen sich hier anders an, das hatte ich ja schon erzählt.

Viele, viele Menschen sind hier aber auch einfach hilfsbereiter als das in Deutschland der Fall ist (zwar nicht alle, aber eben doch signifikant mehr!) und packen richtig mit an – und ich rede hier nicht von Freunden und Bekannten, sondern von Leuten, die man noch nie vorher gesehen hat und wahrscheinlich so schnell auch nicht wieder sieht, von „Fremden“ auf der Straße.

Ein Beispiel: Vor zwei Wochen war ich auf dem Weg zum Strand, als sich mitten auf der Autobahn plötzlich ein Mann mit seinem Auto auf die Spur neben mich setzte, wild auf meinen Wagen zeigte und mir etwas zuschrie – bei Tempo 70 Meilen/Stunde (über 100 km/h)! Ich hatte keinen Schimmer, was los war und fuhr einfach weiter, aber er ließ nicht locker, gestikulierte heftig, und als ich die Scheibe runterließ, schrie er mir zu: „You gonna have a flat tire in no time.“

Als ich dann zur nächsten Tankstelle fuhr, hatte ich direkt zwei gut gelaunte Männer, die sich den fast platten Reifen genauer anschauten und mit nach einer Lösung suchten: der Tankwart, der nebenbei auch noch die anderen Autos betankte und ein Postbote, der zufällig gerade selbst Sprit für sein Auto brauchte. Nach einer halben Stunde war alles wieder okay – der Nagel war rausgezogen und der Reifen prall. Gut gelaunt ging’s dann endlich weiter in Richtung New Jersey Shore. Manchmal geht einfach einiges leichter, wenn man in gut gelaunte Gesichter schaut und die Leute nicht weggucken, sondern mit anpacken!

Probiert es doch einfach mal in Deutschland aus: Fahrt zum Parkplatz des IKEA-Lagers, wo die Leute versuchen, die gekauften Möbel in ihre (zu kleinen) Autos zu hieven, und packt mit an. Ich garantiere euch, dass ihr sehr viele Menschen ziemlich glücklich macht und dann auch selbst gut gelaunt nach Hause fahrt. 🙂

Von schönen Händen und Füßen

Es gibt im Moment zwei Highlights hier: Das ist zum einen die gute Laune der Menschen, die freundlich grüßen, einen anlächeln, die Türe aufhalten und auch mal interessiert beim Smalltalk nachfragen, wo man denn herkommt. Zum anderen ist das die für mich neue Welt der „Nail Shoppes“ – Pediküre und Maniküre stehen hier für viele Frauen genauso auf dem Wochenplan wie Arbeiten gehen, Einkaufen, Kinder abholen …

Ich kenne bisher nur wenige amerikanische Frauen persönlich, aber ich kann sie ziemlich treffsicher von Frauen anderer „Herkunft“ unterscheiden: Ihre Haare sind immer in Form, sie tragen eine große Sonnenbrille, haben weiße, absolut gerade Zähne und makellose Finger- und Fußnägel – zumindest die der weißen Mittelschicht, mit denen wir in New Jersey im Alltag am meisten zu tun haben.

Wenn diese Komponenten stimmen, gibt es bei dem Rest, das heißt der Kleidung, relativ große Freiheiten: Viele Frauen laufen entweder in sweatpants und Fleecejacken oder aber in femininen Kleider herum. Jeans-Trägerinnen sehe ich dagegen kaum. Stimmt eins dieser Merkmale nicht, ist man (meist) eindeutig als Nicht-Inländerin identifiziert. Das bestätigte mir auch eine Finnin, die seit neun Jahren hier lebt und arbeitet.

Ihrer 12-jährigen Tochter war langweilig auf unserem BBQ und sie wollte mit ihrer Freundin zur Maniküre und Pediküre gehen. Da sind meine Mutter und ich dann einfach spontan mitgegangen – ohne Termin rein in eins der unzähligen Studios, in denen sich sehr viele weiblichen Wesen (vom Teenager bis zur alten Frau) regelmäßig die Füße und Hände „machen“ lassen – auch ein sozialer Treffpunkt also. Nach einer Stunde mit Fußbädern, diversen Massagen und dem Lackieren waren wir fertig – eine durchaus entspannende Aktion zu erschwinglichem Preis (30 Dollar). Nagellack an den Fingern ist zwar nichts für mich, aber was die Füße angeht, könnte ich mich dran gewöhnen …

Deutschland, wir kommen!

Zurzeit freuen wir uns alle darauf, ein paar Wochen in Deutschland Luft holen zu können. Wir sind von Anfang Juli bis Mitte August in der Heimat und freuen uns sehr, viele unserer Freunde und die restliche Familie wiederzusehen – und endlich mal wieder mit ziemlicher Gewissheit in den nächsten Tag zu leben, ohne vor „Wände“ zu laufen. Wir freuen uns auf müde Kinder nach dem Schwimmen, Picknick-Pipi auf den Spielplätzen für die Kids nach Herzenslust und darauf, endlich mal wieder zu Fuß unterwegs zu sein.

Unsere Kinder sind auch schon ganz aufgeregt und rasen seit zwei Tagen mit ihrem rollenden Handgepäck durch die Gegend …

Schon ganz gut paddelnd unterwegs

Warum ich das Haus nicht ohne mein TomTom verlasse und mich nur schwer an die „staying-at-home mom“ gewöhnen kann. Warum aber zum Glück die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der amerikanischen Leute einfach nur gute Laune machen.

 

 

Bilanz nach sechs Monaten USA
Vieles ist jetzt – im Juni/Juli 2010 – toll, vieles nicht. Ich ziehe den Hut vor allen Leuten, die ihre Heimat verlassen und sich woanders niederlassen – vor allem vor denen, die nicht Zugriff auf die Dinge hatten, die mir/uns hier das Leben am Anfang erleichterten und jetzt fester Bestandteil sind:

Gleichgesinnte
In unserer Gegend sind viele deutsche und europäische Firmen angesiedelt (z. B. BASF, Novartis …). Daher gibt es selbst bei uns in Morristown eine Menge deutsche Familien. Das Verrückte ist, dass man nur eine/einen Deutsche/Deutschen treffen muss, um – im Zeitalter von Mailing-Listen – auf einmal mit ganz vielen Leuten vernetzt zu sein, die alle in derselben Situation stecken. Ich war direkt im Januar bei einer „wine tasting“-Party eingeladen, und schwupps, schon hatte ich Gleichgesinnte gefunden und sofort ein soziales Netz. Von den Expats bekommt man Antworten auf die vielen größeren und kleinen Fragen, wie z. B. „Wie war das bei euch am Anfang?“, „Wie habt ihr eure Kinder beim Englischlernen unterstützt?“, Wo gibt es hier Leberwurst/gutes Brot/Quark/Würstchen?“, „Welcher Kinderarzt/Friseur/Kindergarten ist empfehlenswert?“, „Wie viel Geld muss ich für ein Geschenk bei einem Kindergeburtstag ausgeben?“ …

Außerdem lernt man, dass man nicht die einzige ist, die manchmal gegen die unsichtbaren Wände knallt. Und dann kann man sich auch mal schön gemeinsam wundern. 🙂

 

Ich treffe übrigens immer wieder zufällig auf Deutsche, einfach weil sie sich an denselben Orten aufhalten wie ich mit unseren Kindern – zum Beispiel auf dem einzigen Spielplatz mit Sandkasten im Nachbarort Madison. Hier scharen sich die deutschen Frauen mit ihren Kleinkindern. Wer nur mit locals zu tun haben möchte, muss die Orte meiden, die die eigenen Kinder lieben.

Mein heißgeliebtes TomTom

Im Ausland Autofahren ist einfach anders. Auch wenn die Leute hier i. d. R. viel gelassener und wohlwollender fahren als deutsche Autofahrer/innen (Ausnahme: Trucks – komplett Irre), ist das schon öfter eine Herausforderung. Dazu kommt, dass mein „sense of direction“ miserabel ist und ich auf dem Rückweg von der Toilette im Restaurant schon mal verloren gehe 🙂 . Schlechte Voraussetzungen für einen kompletten Neustart in fremder Umgebung! Ohne Navi wäre das alles noch viel stressiger, und die Kids und ich kämen wohl oft hoffnungslos zu spät (wenn wir denn überhaupt ankämen). Daher bekenne ich offen: Nie wieder ohne mein TomTom!

 

Internet:
Kindergärten, Restaurants, Geschäfte, Sportmöglichkeiten … welch ein Segen, im Internet nachschauen zu können und einen Überblick zu bekommen. Wie viel mühsamer muss ein Quereinstieg mit einer Familie noch vor 20 Jahren gewesen sein!

E-Mails:
Ich telefoniere kaum mit Deutschland (Zeitverschiebung), dafür kann ich bequem abends E-Mails schreiben und dann am nächsten Morgen die Antworten lesen.

Negativ (nach 6 Monaten)

Aber trotz alldem: Es ist ein echter Kraftakt, eine Familie mit vier Kindern an einen anderen Ort in einem anderen Land zu „verpflanzen“, wo es ja schon zuhause ganz schön anstrengend war. Es ist nicht das eine „Problem“, das einen zum Wanken bringt, sondern es sind die Intensität und die Dichte der Dinge, die uns immer wieder an unsere Grenzen bringen: kulturelle Unterschiede (z. B. Konzept der preschool, überall Fernsehen in „Kinderbereichen“, „freizügiger“ Umgang mit Pestiziden), strukturelle Besonderheiten (lange Schule mit Hausaufgaben, lange Sommerferien), die Bedürfnisse und unterschiedlichen Reaktionen der Kinder (Theo (8) und Tim (6) schwimmen schon recht wacker, Ole (5) geht gerade unter …), meine Situation als „staying-at-home mom“ (ich war nie „ausschließlich“ nur Hausfrau und Mutter, ich vermisse meine Arbeit in der Schule, meine Schulkinder und muss mich dauernd umstellen) und Marcs Herausforderungen im privaten wie beruflichen Bereich.

 

Dazu kommen dann noch die „Extra“-Dinge, die man wirklich nicht brauchen kann: Oles Unfall, Duaas Weggang, eine super nervige Waschmaschine (die weder sauber wäscht noch ordentlich schleudern kann 🙁 ) …
Da kommt einem vor lauter Kämpfen manchmal die positive Einstellung abhanden (ganz zu schweigen von der Kraft) und wir haben mehr als einmal darüber gesprochen, das „Experiment“ abzubrechen und wieder nach Deutschland zu ziehen – aber dann müsste Marc wieder pendeln.

Positiv (nach 6 Monaten)

Aber nach einem „good night’s sleep“ sieht die Welt meist schon wieder anders aus und wir rappeln uns wieder hoch: Wir bleiben fürs Erste hier, denn wahrscheinlich liegt die härteste Zeit hinter uns und es gibt noch so viel zu entdecken, wozu uns bisher einfach die Zeit oder Kraft fehlte. Ich habe zum Beispiel bisher weniger von New York City gesehen als alle Wochenendtourist/innen, und es gibt noch so viele tolle Naturparks mit vielen Abenteuern für die Kids …

Und schließlich sind wirklich viele positive Dinge passiert: Wir haben eine Menge sehr nette Leute getroffen, die Kids haben neue Freunde gefunden und plappern Englisch, die Sonne scheint hier fast jeden Tag 🙂 , die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit vieler Menschen machen einfach gute Laune – und meine schriftliche Arbeitsgenehmigung ist tatsächlich genau heute angekommen! Ich habe mich bei der Deutschen Schule von Morris County beworben und darf nun ganz offiziell ab September jeden Samstag Deutsch unterrichten – besser als nichts!

 

Und „last but not least“: Wir sind windelfrei! Paul (3) hat es nach monatelangem „potty-training“ endlich geschafft. Seine Antwort auf unsere Frage nach „Erledigung seines Geschäfts“ „Bist du jetzt stolz?“ – „JAAAA!!!“.
Wir nehmen uns also die viel beschriebene positive Lebenseinstellung der Amerikaner/innen zum Vorbild und machen weiter.

KEEP TALKING (4) – Sechs Monate USA

Welche Kapriolen der Wechsel vom Deutschen ins Englische bei unseren Jungs schlägt. Und wie sie dann nach sechs Monaten schließlich doch langsam in der neuen Sprache Fuß fassen. Und immer noch: „looking“ 🙂 .

 
„Eis“ schmeckt genauso gut wie „ice“
Nun noch ein paar Worte zur Sprache der Kids. Das Deutsch der Jungs hat sich in den letzten fünf bis sechs Monaten deutlich verändert und enthält an vielen Stellen geschickt eingebaute englische Worte, z. B. „Wo habt ihr geschlafen, als ihr out of town wart.“ Oder „Mama, kannst du das open machen?“ Manche Sätze sind mittlerweile ohne Englischkenntnisse schwer zu verstehen, z. B. „Was ist diese Mappe für?“ (soll sagen: „Was zeigt diese Landkarte an?“). Sie haben manche deutschen Wörter vergessen: „Mama, was heißt noch mal Goodbye auf Deutsch?“ Und das allererste Wort Englisch „looking“… ja, das wird immer noch rege von Ole und Paul benutzt.

Im Englischen geht es bei allen nach oben – jeder in seinem eigenen Tempo. Auf Theos Zeugnis steht, dass er große Fortschritte beim Sprechen gemacht hat und dass auch sein Lesen und Schreiben vorwärts geht. Auch Tim führt laut seiner Lehrerin jetzt Unterhaltungen mit seinen Klassenkamerad/innen auf Englisch und versteht viel von dem, was im Unterricht besprochen wird.

Das Deutsche
Im Laufe der ersten Monate tauchen bei den Jungs immer mehr englische Wörter in den deutschen Sätzen auf – meist sind es die Verben oder Substantive, die sie gut „getarnt“ und nach deutschen Regeln anpassen, aber englisch aussprechen. Dies gilt zunächst vor allem für Theo (8) und Tim (6). Ab und zu tauchen dabei auch „false friends“ auf, also Wörter, die es in beiden Sprachen gibt, die aber ein unterschiedliches Bedeutungsfeld haben.

Hier einige Beispiele aus unserem Alltag:

Theo (beim Spielen, als sich zwei Kinder eine Süßigkeit teilen und er nichts bekommt):
Das ist gemein. Die sharen! (hört sich an wie das dt. „Scheren“) (Mai 2010).

Ole: Ich clean this. (Juni 2010)

Ole: Ich kenne meine a hundreds noch nicht. (Juni 2010)

Ole: Mama, ich eating you. (Juni 2010)

Ole: Mama, kannst du das open machen? (Juni 2010)

Paul: Mama, hältst du meine necklace? (Juni 2010)

Theo: Die glue-Kappe rollt weg, Mama. (Juni 2010)

Theo: Der Tim, der jumped around. (Juni 2010)

Theo: Das war aber hart in seinem brain zu thinken. Ich habe doch alles gespellt. … Morgen ist mein birthday. Ich sitze schon ganz ungeduldig auf meinem chair. (Juni 2010)

Theo: Wo habt ihr geschlafen als ihr out of town wart? (Juni 2010)

Theo (rechnet mit Würfeln): Das ist jetzt aber eine harte! (er meint „schwer“) (Mai 2010)

Ole: Die können das noch guter machen. (Juni 2010)

Theo geht sehr bewusst an die ganze Sache ran. Er ist der einzige, der auch mal nachfragt, wenn ihm ein Wort auf Deutsch nicht einfällt:

Theo: Mama, was heißt noch mal „Goodbye“ auf Deutsch? (Juni 2010)

Das Englische

Kaum zu glauben, aber die falsche Form „looking“ hält sich nach wie vor hartnäckig im Haus.
Ansonsten bin ich natürlich meist nicht dabei, wenn die Jungs Englisch reden – von daher habe ich nur einen begrenzten Einblick. Aber einiges bekommt man auf den Spielplätzen und beim Abholen von Schule und preschool ja doch mit. Theo und Tim können sich nach dem knappen halben Jahr schon ganz gut auf Englisch verständigen und benutzen dabei immer weniger deutsche Worte. Theo geht dabei flexibler mit den Strukturen um, während Tim vieles noch als „Lautblöcke“ zu benutzen scheint (aber er kann ja auch noch nicht lesen!), z. B. „How are you?“ (als feststehende Formel [ˌhaʊˈɑːjə]). Ole und Tim fingen mit einzelnen englischen Worten an, die man jetzt auch in ihren deutschen Sätzen hört. Die Kinder verbessern sich manchmal gegenseitig, wenn sie einen Fehler beim anderen hören. Vor allem Theo entwickelt ein Gehör dafür: Tim: „Can I upstairs go?“ – Theo: „Du hast gesagt ›Kann ich gehen rauf?‹“ – Tim: „Oh, can I go upstairs?“

Auf Theos Zeugnis schreibt sein Klassenlehrer einen kleinen Abschnitt:
Theo has made great progress since his arrival. His comprehension and use of the English while speaking have increased amazingly well. He has improved slowly, yet steadily in reading and writing. Learning to read and write in one`s own language take time. Theo has done well to improve his comprehension and phonetics of English …

Der Zeugniskommentar von Tims Klassenlehrerin zeigt ebenfalls, dass Tim langsam Fuß fasst im Englischen:
Tim is a bright, enthusiastic, motivated student who has made a wonderful transition into Kindergarten. He is well liked by his peers and beginning to carry on conversations with them in English. Tim now understands much of what is said in class and is just starting to feel comfortable participating verbally in school …

 

Theo (7) und Tim (6) sind in sogenannten ESL (English as a second learner), also einer Art Unterstützungsunterricht, um ihrem Englisch auf die Sprünge zu helfen. Das läuft hier automatisch. Sie werden daher regelmäßig getestet in den Bereichen Listening, Speaking, Reading, Writing, Comprehension (Listening and Reading).

 

Wir freuen uns auf euch
 PS: Hier geht’s weiter zum nächsten Monatsbrief. Viel Spaß beim Lesen!